Wilma Burk

Wo ist Babahu - 5 Folgen in einem Buch - ohne Bilder


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Herzens.

      „Denke nicht, dass wir dich vergessen werden. Wenn du es dir nicht noch überlegst und mit uns umziehst, dann musst du uns oft besuchen kommen.“

      „Sicher!“, sagte Oma Berta. Doch sie wusste, sie würde kaum einmal die weite Reise machen. „Willst du es den Kindern selbst sagen?“

      Die Mutter zögerte. „Weißt du, ich wäre dir dankbar, wenn du das übernimmst. Du kannst es bestimmt besser als ich.“

      „Ist gut!“ Oma Berta legte den Hörer auf.

      „Was ist?“, fragten Paul und Pauline wie aus einem Mund.

      „Ja, Kinder ...“, weiter kam sie nicht.

      „Die wollen umziehen! Stimmt’s?“, rief Paul sofort.

      „Die sind gemein!“, weinte Pauline gleich los.

      Nur mühsam konnte auch Oma Berta aufkommende Tränen unterdrücken. Umständlich nahm sie ihre Brille ab und begann sie zu putzen. „Ja, Kinder, nun ist es einmal so. Ihr solltet auf euern Vater stolz sein, wenn man ihm so eine Stelle zutraut, dann ist er sehr tüchtig in seinem Beruf.“ Sie zwang sich zu einem Lächeln.

      „Das kann er auch hier sein. Dazu müssen wir nicht in die andere Stadt ziehen“, jammerte Pauline.

      Paul presste die Lippen zusammen. Seine Augen glänzten verdächtig. „Na, dann sollen sie doch umziehen, aber ohne mich!“, trotzte er mit zittriger Stimme.

      „Oma Berta, du musst mitkommen“, bettelte Pauline.

      „Wenn du nicht mitkommst, dann bleibe ich bei dir“, schluchzte Paul.

      „Kommt, Kinder, warten wir erst einmal ab, was eure Mama erzählt“, wich Oma Berta ihnen aus.

      „Du willst nicht mitkommen“, vermutete Pauline.

      „Ich kann nicht mitkommen“, berichtigte Oma Berta.

      „Verdammt! Warum muss das auch so weit weg von dir sein?“, klagte Paul.

      „Wenn uns doch die Magihexer helfen könnten“, wünschte sich Pauline.

      „Was sollen die schon tun? Sind doch nur Geister aus einer Geschichte“, erklärte Paul überheblich.

      „Aber vielleicht ...“ Oma Berta lächelte vielsagend und setzte sich ihre Brille wieder auf. „Noch seid ihr hier. Bis ihr umzieht, kann noch so viel geschehen.“

      „Du meinst?“ Unsicher sahen beide sie an.

      *

      In Magihexanien saß derweil Malipu vor seiner Höhle mit Magifa zusammen. „Das wird eine schwere Aufgabe für uns werden. Wenn wir Oma Berta nicht dazu beeinflussen können, dass sie mit in die andere Stadt zieht, dann wird sie wieder von den Kindern getrennt werden. Und wir können es nicht einmal verhindern“, sagte er und kratzte sich nachdenklich den Kopf.

      „Ja, alles vermögen auch wir nicht zu ändern, nicht einmal ich mit meiner Magie. Wir müssen abwarten, was noch geschieht und schauen, ob wir eingreifen können“, antwortete Magifa.

      Ein jauchzender Aufschrei lenkte ihre Blicke zu Broncho, der in einiger Entfernung bei den Felsvorsprüngen mit Imada und Larifax das Fliegen übte. Glücklich darüber, wie hoch er gekommen war, flatterte er über den beiden auf der Stelle, die Krallenbeine weit von sich gestreckt.

      „Ganz schön kräftig sind die kleinen Schwingen bereits geworden“, meinte Magifa.

      „Die kleinen Elflinge hat er damit schon umhergeweht. Wir werden ihn bald bremsen müssen, sonst wirbelt er auch uns durcheinander, so wie es sein Muttergeist getan hat.“

      Kaum hatte Malipu das gesagt, schlug Broncho immer kräftiger mit seinen Schwingen. Schon geschah es: Imada und Larifax hielten ihre Zipfelhüte fest, und stemmten sich, so gut sie konnten, gegen den Druck, den er erzeugte. Es half ihnen aber nichts, sie wurden einfach umgeweht.

      Broncho quietschte begeistert vor Vergnügen und kam herunter. Sobald sich die beiden jedoch wieder gefangen hatten, begann er erneut, kräftig mit den Flügeln zu schlagen und sich in die Höhe zu erheben. Noch ehe sie etwas sagen konnten, wurden sie vom Fleck weggeweht.

      Auch Maliputti, der sie heimlich beobachtet hatte, warf es aus seinem Versteck hinter einem Felsvorsprung hervor. Rot vor Verlegenheit duckte er sich, als Broncho herunterkam.

      Neugierig sah Broncho zu Maliputti. „Das macht Spaß!“, rief er ihm zu und wollte beginnen, noch einmal mit den Flügeln zu schlagen. Doch dazu kam er nicht mehr.

      „Hör auf damit!“ Eilig schwebte Jojotu heran.

      „Aber es ist so lustig, Mama Jo“, schmollte Broncho.

      „Für dich! Für die andern ist es alles Andere als lustig, weggeweht und umgeworfen zu werden“, tadelte Jojotu.

      Auch Malipu und Magifa waren schnell herbeigekommen. „Das darfst du nie in der Nähe von uns und den anderen Geistwesen tun“, ermahnte ihn Malipu.

      „Aber ich will fliegen“, protestierte Broncho.

      „Das sollst du auch, genauso wie dein Muttergeist. Nur in unserer Nähe musst du lernen zu gleiten, so, wie er es getan hat“, erklärte Magifa.

      „Ich soll gleiten können wie ihr?“, wunderte sich Broncho.

      „Ja. Deine Flügel können dich tragen. Du musst es nur richtig anstellen“, erklärte Larifax.

      „Und wie geht das?“ Erwartungsvoll breitete Broncho seine Flügel aus.

      Neugierig hatte Maliputti alle Flugversuche von Broncho beobachtet. Am liebsten wäre er schon längst dazugeschwebt. Doch die Scheu vor diesem kleinen Bronchotaurier hielt ihn noch zurück.

      Als nun aber überlegt wurde, wie Broncho es anstellen könne, nur gleitend zu fliegen, vergaß er seine Furcht und rief: „Ich weiß das! Ich habe gesehen, wie es dein Muttergeist getan hat.“

      Sofort watschelte Broncho mit seinen Krallenfüßen auf ihn zu und fragte: „Willst du das mit mir üben?“

      „Ich weiß nicht.“ Noch zögerte Maliputti.

      „Nun zier dich nicht! So langsam müsstest du deine Furcht vor dem Kleinen überwinden können. Lange genug ist er jetzt bei uns“, redete Malipu ihm zu.

      „Ich werde dich nie in den Schnabel nehmen, wie es mein Muttergeist getan haben soll“, versicherte Broncho. „Schau, wie klein der ist, da passt du gar nicht hinein. Und richtige Schnabelzähne habe ich auch noch nicht.“ Weit riss Broncho seinen Schnabel auf, damit er hineinsehen konnte und verdrehte dazu seine Augen.

      Jetzt lachte Maliputti. „Mach den Schnabel wieder zu, ich glaube dir! Dann komm mit, zu den kleinen Felsen da hinten.“

      „Ich komme auch mit!“, rief Imada und beeilte sich, den beiden zu folgen.

      Einträchtig zogen die drei fort, um Broncho das Gleiten zu lehren. Der Bann war gebrochen, eine Freundschaft begann.

      „Das wurde ja auch Zeit“, sagte Malipu und schaute ihnen zufrieden nach.

      Bald schallte fröhliches Gelächter von den kleinen Felsen zu den andern herüber. Zuerst stieß Broncho sich von den Felsen ab, schlug mit zum Boden hin ausgestreckten Krallenbeinen seine kleinen Schwingen und konnte sich damit gerade in der Höhe halten, ohne vorwärts zu fliegen.

      „Warum bleibe ich auf der Stelle?“ Enttäuscht ließ sich Broncho wieder herab.

      „Das ist komisch“, fand Imada.

      Maliputti schüttete sich aus vor Lachen. „Auch auf der Erde fliegt kein Vogel mit so ausgestreckten Beinen. Du musst sie anziehen.“

      „Ach so!“ Wieder stieß sich Broncho vom Felsen ab, schlug ein paar Mal kräftig mit den Flügeln, legte seine Beine an und breitete die Schwingen. Da sein Flügelschlag aber zu kräftig gewesen war, glitt er zuerst mit so viel Schwung zu Boden, dass er