Wilma Burk

Wo ist Babahu - 5 Folgen in einem Buch - ohne Bilder


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darüber rot färbte. Jetzt hatte es jeder eilig, seinen Becher zu holen und zum köstlichen Trank zu kommen.

      „Nicht so schnell!“, zeterte Broncho und lief bald springend, bald mit den Flügeln flatternd Jojotu hinterher.

      Sofort schwebte der langsamer und ließ die anderen vorbei. Doch nicht, ohne Broncho zu mahnen: „Beeil dich! Sonst sind die besten Plätze vergeben.“

      So war es dann auch, als sie bei der Quelle ankamen. Oben drängten sich die Elflinge, unten die Koboldiner und dazwischen die Magihexer. Jeder dachte nur an sich, keiner kümmerte sich um den andern. Das war ein Schubsen und Knuffen. Jojotu gelang es gerade, einen Becher voll zu ergattern, dann wurde er wieder weggedrängt. Wie sollte es da der kleine Broncho schaffen, seinen Schnabel in den süßen Trank zu tauchen. Es tröstete ihn nicht, dass Jojotu ihn von seinem Becher trinken ließ. Er verstand es nicht! Alle waren stets so besorgt um ihn und hier taten sie, als gäbe es ihn nicht. Wütend richtete er sich auf, schrie mit fast schon mächtiger Stimme eines Bronchotaurier einmal auf und schlug so stark er konnte mit seinen Flügeln.

      Was war das? Die Elflinge wurden von der Quelle weggeweht, als hätten sie selbst keine Flügel. Die Magihexer hielten sich erschrocken ihre Zipfelhüte fest, ihnen war, als wollten sie davonfliegen. Sogar die schwerfälligen Koboldiner unten an der Quelle kugelten zur Seite.

      Verdutzt hielt Broncho inne. „War ich das?“, fragte er.

      „Ja, mit deinem Flügelschlag“, antwortete Jojotu überrascht.

      „Verdreibelt noch einmal! Dass der Kleine bereits solche Kraft hat, hätte ich nicht gedacht. Halte dich in Zukunft damit zurück“, mahnte Malipu. Dann sorgte er dafür, dass Broncho gleich über den Koboldinern ungehindert seinen Schnabel in das köstliche Nass tauchen konnte.

      Gierig saugte er den süßen Trank auf, und auch Jojotu fand noch Gelegenheit, einen Becher voll zu schöpfen. Doch nur allzu bald floss aus der Quelle wieder der übliche Quellsaft. Unbemerkt hatte sich der Gipfel des Berges gelb gefärbt, und damit war die süße Quelle versiegt.

      *

      Viel Magizeit war vergangen, auf der Erde längst Frühling geworden, und noch immer war Babahu nicht zurückgekehrt.

      „Warum kommt er nicht? Wo bleibt er nur?“, fragte Imada ungeduldig.

      Nicht nur er wurde unruhig, auch Malipu begann sich zu fragen, was ihn so lange davon abhalten könnte heimzukehren.

      Doch Satano sagte: „Der verrückte Kerl! Wer weiß, wo er sich herumtreibt?“

      „Vielleicht haben ihn die Eisluchse erwischt. Es würde mich nicht wundern. Angedroht haben sie es ihm oft genug“, antwortete Pontulux mit verkniffenem Grinsen.

      „Das wäre ja ...“, erschrocken schlug Imada mit beiden Händen an seinen Zipfelhut.

      „Blödsinn!“, fuhr Satano Pontulux an. „Wie kannst du das nur denken! Noch nie ist ihnen das bei einem von uns gelungen.“

      „Ist ja gut! Ist ja gut!“ Missmutig brummend wandte sich Pontulux ab.

      „Vielleicht ist er bei Oma Berta und passt auf, was dort geschieht. Vielleicht will er dabei sein, wenn die Eltern in die andere Stadt fahren, um sich dort alles anzusehen“, vermutete Jojotu.

      *

      Inzwischen packten die Eltern den Koffer, um in die andere Stadt zu fahren und sich die Filiale der Firma, die der Vater übernehmen sollte, anzuschauen. Ein schöner Frühlingstag war es, als die Mutter die Kinder und eine dicke Tasche mit Sachen zu Oma Berta brachte, ehe sie losfuhren. Noch hatten sie mit den Kindern nicht über ihre Umzugspläne gesprochen, doch die hatten längst erneut etwas erlauscht. So standen Paul, und Pauline bedrückt herum und tobten nicht wie sonst durch die Wohnung. Paul hatte einen kleinen Rucksack auf dem Rücken und Pauline ihren ausgefransten Schlafhasen im Arm.

      „Was ist? Freut ihr euch nicht, eine Woche bei Oma Berta bleiben zu können?“, fragte die Mutter verwundert.

      „Doch, doch!“, versicherten beide wie aus einem Mund.

      „Nur, warum müsst ihr überhaupt wegfahren?“, druckste Paul herum.

      „Junge, ich habe es euch gesagt. Vati hat geschäftlich in der anderen Stadt zu tun und ich fahre mit.“

      „Ich will aber nicht wegziehen“, rief Pauline weinerlich.

      Überrascht sah die Mutter auf.

      „Die Kinder glauben, etwas erlauscht zu haben, und machen sich Gedanken. Ich habe ihnen schon gesagt, dass sie sich bestimmt verhört haben“, erklärte Oma Berta.

      „Nein, wir haben uns nicht verhört! Erst gestern habt ihr wieder davon gesprochen. Ich habe es genau verstanden“, beharrte Paul.

      „Ich auch!“ Pauline rannen Tränen aus den Augen. „Und ihr habt noch gesagt, Oma Berta würde nicht mitkommen.“

      Erschrocken sah die Mutter zu Oma Berta.

      Die zuckte nur hilflos mit den Schultern.

      Etwas ratlos wollte die Mutter daraufhin wissen: „Kinder, warum habt ihr nicht gleich danach gefragt?“

      „Ihr wolltet nicht, dass wir es hören, habt so geheimnisvoll getan“, erwiderte Paul.

      „Ja, da trauten wir uns nicht!“ Noch leise schluchzend wischte sich Pauline die Tränen aus dem Gesicht.

      „Doch wenn man von etwas spricht, so muss es nicht gleich geschehen. Das war nur eine Überlegung von Vati“, versuchte die Mutter die beiden zu beruhigen.

      „Ich habe ihnen gesagt, selbst wenn sie sich nicht verhört hätten, es wäre noch längst nicht entschieden“, berichtete Oma Berta.

      „Du hast auch gesagt, du würdest mitkommen und nun?“, warf Pauline ihr vor.

      „Ich habe nur gemeint: Wenn es so weit ist, werde ich darüber nachdenken“, verteidigte sich Oma Berta und sah ratlos zur Mutter.

      Paul schwieg mit verkniffenem Mund.

      „Nun hört mal zu! Nichts wird so schnell entschieden. Ob wir nun in eine Stadt ziehen oder ob Oma Berta mitkommt, alles will gut überlegt sein. Das braucht Zeit. Macht euch nicht so viele Gedanken. Bald sind wir wieder da. Vielleicht lacht ihr dann über eure Sorgen. Seid lieb und macht Oma Berta keinen Kummer, sonst ist sie noch froh, wenn sie euch los ist“, scherzte die Mutter und verabschiedete sich.

      Die Kinder winkten ihr nach. Doch kaum war sie nicht mehr zu sehen, wandte sich Paul trotzig um. „Und ich ziehe nicht mit, wenn die umziehen wollen“, sagte er mit finsterer Miene.

      „Das geht nicht, wir allein ...“ Schon begannen bei Pauline die Tränen erneut zu fließen. „Ich will hierbleiben, bei dir, aber auch mit Mama und Vati“, jammerte sie.

      „Kommt, hört auf, euch den Kopf zu zerbrechen! Ihr habt gehört, Vati will sich erst alles ansehen, ehe er sich entscheidet. Wahrscheinlich gefällt es ihm dort ebenso wenig wie beim letzten Mal in der anderen Stadt. Dann habt ihr euch umsonst aufgeregt“, redete Oma Berta auf die Kinder ein und holte ihren Lieblingspudding zum Abendbrot aus dem Kühlschrank. Nebenbei fragte sie: „Wollt ihr heute gar nicht wissen, was es Neues bei den Magihexern gibt?“

      Doch nicht einmal das schien die beiden begeistern zu können. Es war eine bedrückte Runde, die da um den Tisch saß und lustlos den Pudding löffelte.

      *

      Schon am dritten Tag, nachdem die Eltern weggefahren waren, rief die Mutter an. „Wir kommen vorzeitig zurück. Fred brauchte nicht lange zu überlegen, er will die Stellung annehmen“, berichtete sie aufgeregt. „Das ist eine wundervolle Filiale. Fred wäre dumm, wenn er darauf verzichten würde. Weit mehr Geld als bisher kann er auch verdienen.“ So redete die Mutter eifrig, als wollte sie sich noch selbst überzeugen.

      Oma Berta hörte schweigend zu. Wie weh das tat! Ängstlich fragend blickten die Kinder sie an, das machte es ihr nicht leichter. Sie würde also die Kinder verlieren,