Wilma Burk

Wo ist Babahu - 5 Folgen in einem Buch - ohne Bilder


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      Imada folgte ihm wie sein Diener. „Ohhh! Das sieht wirklich böse aus“, rief er wichtig, als er die Verletzung von Ermano sah. Dann schob er sich neben Magifa. „Ich helfe dir, wenn du mich brauchst“, bot er eifrig an.

      Verständnislos sah Magifa zu ihm. „Das fehlte mir noch!“, antwortete er und schob ihn beiseite. Auch die andern Magihexer drängten Imada zurück, sie wollten genau sehen, was Magifa tun würde.

      Der sah sich zuerst schweigend alle Wunden an. „Das geht sehr tief in deinen Wolkenleib hinein. Da dürfen wir keine Zeit verlieren, wenn das noch ausheilen soll“, stellte er bei Ermano fest und zog seinen Zauberstab hervor. „Schließe deine Augen, konzentriere dich mit all deiner Gedankenkraft nur auf dich selbst, damit du nicht spürst, was geschieht“, forderte er ihn auf und strich ihm mit seiner Hand über die Augen. Erst als er merkte, dass Ermano seine Augen fest geschlossen hielt, nahm er seinen Zauberstab und setzte ihn mit dem Stern voran an die Verletzung an. Wie von selbst schnitt der Stern mit seinen Zacken in die Wunde und zog den Stab tief hinein, um dann Stück für Stück von unten herauf das Loch im Wolkenkörper langsam zusammenzuziehen. Dabei entwich Dampf, der wässrig wurde, ins Moos tropfte und versickerte.

      „Oh!“, riefen alle erschrocken und wichen zurück. Das hatten sie noch nie gesehen. Wenn das mal bei einem von ihnen gemacht werden musste, dann war Magifa bisher stets mit demjenigen in seine Höhle gegangen. Bei Ermano wäre dazu wohl keine Zeit mehr gewesen.

      Nachdem Ermano seine Augen wieder geöffnet hatte und noch leise jammerte, nahm Magifa schmerzstillende Tücher aus seinem Wolkenleib und legte ihm davon eins auf. Auch auf die größeren Wunden der andern legte er je ein Tuch und über alle kleineren strich er sacht mit seinem Zauberstab, bis sie sich schlossen und verheilten. Die verletzten Magihexer stöhnten sehr bei der Behandlung, sie ließen sich gern von den andern dabei bedauern, erhöhte dies doch ihr Gefühl der Wichtigkeit. Der kleine Broncho drängte sich dicht an Jojotu und schloss die Augen. Er wollte nicht sehen, wie Mama Jo wehgetan wurde.

      Als Magifa seinen Zauberstab wieder in seinen Wolkenleib zurückgeschoben hatte, sich aufplusterte und zu den andern setzte, wollten die Magihexer endlich beginnen ihre Geschichte von der Katzenmutter zu erzählen. Doch Imada sah mit großen Augen wie erstarrt den Lebensfluss entlang, wies mit der Hand zu einem Felsen und stammelte: „Da, da! Was ist das?“

      Alle drehten sich um.

      Sie sahen nichts.

      „Was meinst du?“, fragte einer.

      „Da hat ein seltsames Wesen um den Felsen geschaut. Schwarz war es, mit Fühlern am Kopf, wie bei den Koboldinern, und wo wir Hände haben, hatte es Scheren“, erklärte Imada.

      „Scheren als Hände ...? Imada, so etwas gibt es nicht!“, behauptete Asgeida.

      „Doch! Ich habe es gesehen. Das Wesen hat zu uns hergeblickt. Was war das?“

      „Und wo ist es jetzt? Ein Fantasiegebilde war das von dir. Haha!“, spottete Pontulux.

      „Glaubst du wirklich, nur du und niemand sonst von uns hätte das bemerkt, wo wir hier alle zusammensitzen“, fragte Malipu.

      „Aber es war da, nur ganz kurz! Was hat das zu bedeuten?“, gab Imada nicht auf.

      Fragend sah Malipu zu Magifa. „Was meinst du?“

      „Geistwesen können viele Gestalten haben. Hier, glaube ich, hat dir aber unser Licht, das sonst keine Schatten wirft, einen Streich gespielt. Es kann Flecken für kurze Zeit dunkler erscheinen lassen, so dass sie wie Schatten wirken. Ich glaube, so etwas hast du gesehen und dich davor erschreckt“, erklärte Magifa.

      „Aber ...“, wollte Imada widersprechen. Doch er biss sich lieber auf die Lippen und schwieg. Sie wollten ihm nicht glauben und würden ihn nur verhöhnen.

      „So, nun ist es auch Zeit, endlich zu erfahren, warum ihr so verletzt von der Erde zurückgekommen seid“, forderte jetzt Malipu und beendete damit jede Vermutung um ein seltsames Wesen, das Imada gesehen haben wollte.

      Alle stimmten zu und die Erzähler setzten sich in Positur, um den andern von ihrem aufregenden Erlebnis bei der Katzenmutter zu berichten. Endlich konnten sie alle wissen lassen, wie klug sie gewesen waren und dadurch die Eisluchse besiegt hatten, obgleich es fast aussichtslos schien. Die Magihexer lauschten ihnen voller Spannung. Bei jedem Wort rückten sie enger zusammen. Jeder der heimgekehrten Magihexer verstand es aber auch nur zu gut, ihnen auszumalen, wie schwer es gewesen war, gegen die Eisluchse zu kämpfen, um die Menschen beeinflussen zu können. Dabei versäumte keiner von ihnen zu betonen, was gerade er dazu beigetragen hatte. Stolz berichteten sie von ihrem Plan, den kleinen Dennis ins Eis einbrechen zu lassen, damit die Katzenmutter ihn retten konnte.

      „So riskant das auch gewesen war, es war der beste Einfall, den wir je hatten! Dadurch brauchten wir uns keinem der wütenden Menschen mehr zu nähern, um ihn zu beeinflussen. Auch den Widerstand der Eisluchse mussten wir dazu nicht überwinden, und doch machte es die Männer nachdenklich. Nun waren sie von allein zur Besinnung gekommen und keine Beute mehr für die Eisluchse“, berichtete Satano abschließend. Beifall heischend sah er sich um. Was sagte Malipu dazu?

      Der blickte ihn nachdenklich an und fragte: „Wer von euch hatte diesen gewagten Einfall?“

      Satano zögerte. Doch nur einen Moment. Dann erklärte er: „Das war Babahu.“

      Überrascht sah Malipu auf. „Babahu? Das hätte ich nicht gedacht?“

      Betroffen schlugen die Heimkehrer ihre Augen nieder. Nicht einer von ihnen hatte bisher Babahu erwähnt. Jeder hätte am liebsten den Erfolg für sich allein verbucht.

      Ehe noch einer ein Wort des Lobes finden konnte, sagte Atanus abfällig: „Gefährlich war das, was Babahu eingefallen ist und was ihr gemacht habt. Das hätte schiefgehen können. Nur so ein verrückter Kerl wie er kann auf so etwas kommen?“

      Das gefiel Bemasus gar nicht. Heftig gab er Atanus einen Stoß in die Seite und verteidigte Babahu: „Es ist aber alles gut ausgegangen! Ich finde, es war eine glänzende Idee. Darauf wärst du nie in deinem Magileben gekommen! Das hättest du dich nie getraut.“

      Atanus lächelte säuerlich. „Aber du hättest ...“, wollte er heftig antworten.

      Doch Larifax, der Listige, rief dazwischen: „Ich finde auch, es war eine gute Idee. Das war so listig, als hätte ich es mir ausgedacht.“

      „Das war raffiniert und nicht verrückt.“ Eifrig gab auch Imada seine Meinung kund. Wenn Malipu es nicht rügte, dann musste es doch gut sein.

      Alle sprachen über Babahu, warum sagte er selbst nichts dazu? Suchend sah jetzt einer den andern an, bis einer fragte: „Wo ist Babahu?“

      Ja, wo war Babahu? Er wollte doch nachkommen. Warum kam er nicht?

      Aufgeregt redeten alle durcheinander: „Ist er auf der Erde geblieben?“ – „Warum seid ihr ohne ihn zurückgekommen?“ – „Habt ihr nicht auf ihn gewartet?“ – „Habt ihr ihn vergessen?“ – „Hat er nicht gesagt, was er noch tun wollte?“ Erst als Pontulux vermutete, er könne auf der Erde noch zum alten Schloss geflogen sein, beruhigten sie sich wieder. „Hatte er nicht gesagt, dass er bestimmt irgendwann dorthin zurückkehren werde, um nach einem alten Geist zu suchen, den Magifa dort vermutet?“

      Das hielten sie für möglich. Das sah dem verrückten Kerl ähnlich, wieder klammheimlich dorthin zu fliegen. Dieser oder jener war schon gespannt darauf, was er danach zu erzählen hatte.

      Auch Malipu gab sich mit der Erklärung zufrieden. Schließlich wusste man nie, was der verrückte Babahu gerade anstellte. „Wenn er in Not wäre, hätte er sich längst mit seiner Gedankenkraft gemeldet und uns zu Hilfe gerufen“, erklärte er.

      Ja, und wenn sich Malipu nicht sorgte, warum sollten sich dann die andern sorgen? Er würde schon irgendwann wieder auftauchen und seine Späße treiben.

      *

      Noch hatten sich danach nicht alle auf den Weg zurück zu ihren Höhlen gemacht, als einer rief: