Wilma Burk

Wo ist Babahu - 5 Folgen in einem Buch - ohne Bilder


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und herein drängten die Nachbarn. „Jetzt ist Schluss mit der Katzenplage!“, riefen sie und schlugen gleich los mit ihren Stöcken in jede Ecke. Sie scheuchten die Katzen aus ihren Verstecken, wollten sie greifen und in Säcke stopfen. Zum Tierheim sollten alle gebracht werden. Nicht eine sollte übrig bleiben. Aber die Katzen waren flink, wehrten sich, bissen und kratzten. Doch die Nachbarn gaben nicht auf.

      Verzweifelt und hilflos versuchte die Katzenmutter ihnen Einhalt zu gebieten. Doch unsanft stießen die zornigen Männer sie aus dem Weg. Nahm sie eine Katze beschützend in die Arme, so wurde sie ihr entrissen und in einen Sack gesteckt. Rücksichtslos wüteten die Nachbarn. Die Eisluchse waren dicht bei ihnen und auf der Hut, um keinen Magihexer heranzulassen.

      „Was macht ihr nur?!“ Die Katzenmutter gab verzweifelt auf. Sie setzte sich in eine Ecke und schlug die Hände vors Gesicht. Sie konnte es nicht verhindern, dass ihre Lieblinge gejagt, gefangen und in Säcke gesteckt wurden.

      Den Eisluchsen gefiel das. Diese wütenden Menschen gehörten ihnen. Die Magihexer sollten nicht wagen, näher zu kommen. So schlossen sich viele zu einer Front gegen sie zusammen, während andere dicht bei den zornigen Männern blieben. Wie viele Eisluchse waren das inzwischen geworden, die nach den Magihexer mit ihren Tatzen schlugen, mit ihren Hörnern stießen, drohend ihre Eispickel schwangen und sie anfauchten? Nein, die Eisluchse wollten sich auch nicht einen dieser vor Wut bösen Menschen wieder abjagen lassen. Nur um das Plättbrett, mit dem noch immer heißen Eisen darauf, machten sie einen Bogen, mit Hitze wollten sie nicht in Berührung kommen. Das wäre zu gefährlich für sie. Es hätte sie unfähig gemacht zu springen und in ihr eisiges Reich zurückzukehren.

      „Wir können doch nicht tatenlos zusehen, wie die Männer hier wüten. Sie sollen wissen, dass sie Böses tun“, empörte sich Ermano. Noch ehe es einer verhindern konnte, versuchte er über das Plättbrett weg an den Eisluchsen vorbeizuschweben, um einen der Männer zu erreichen.

      Die Eisluchse verharrten nur so lange, wie er in der Nähe des heißen Plätteisens war. Kaum war er darüber hinweg, schlug einer von ihnen mit seinem Schwanz kräftig auf, sprang vor und bohrte ihm seine Hörner tief in den Wolkenleib. Ermano schrie auf und wich zurück. Die Augen des Eisluchses flackerten siegesfroh. Drohend schwangen auch die andern ihre Eispickel. Nein, an ihnen sollte kein Magihexer vorbeikommen.

      Dennoch fuhr Satano vom Zorn gepackt mit seinem Dreizack voran auf die Eisluchse zu, um ihre Mauer zu durchbrechen. Doch auch er bekam nur die Tatze eines Eisluchses zu spüren. Asgeida, der ihm folgen wollte, konnte gerade noch zurückweichen, ehe ein Eispickel auf ihn niedersauste.

      Es schien hoffnungslos zu sein. So schnell wie die Männer hinter den Katzen her waren, so schnell stießen sich auch die Eisluchse mit ihren Schwänzen ab und waren blitzschnell zwischen Mensch und Magihexer. Hilflos mussten sie mit ansehen, wie auch die Koboldiner nichts für die Tiere tun konnten und eine Katze nach der anderen gefangen wurde. -

      „Warum gebt ihr nicht auf und zieht heim zu eurem Oberhexer. Hier habt ihr nichts mehr verloren“, forderten die Eisluchse schon siegessicher.

      „So leicht machen wir es euch nicht!“, rief Babahu frech zurück.

      „Hör sich einer den Kleinen mit der großen Klappe an. Gib auf! Uns kannst du nicht ärgern“, spottete ein Eisluchs.

      „Dreimal Magidreck! Dir zahle ich es noch heim, du wirst dich wundern“, schrie Babahu.

      „Wenn du dich nur nicht selbst wunderst. Nimm dich in Acht! Wir warten nur darauf, dich zu kriegen“, rief ein anderer Eisluchs mit vor Zorn funkelnden Augen und sprang herausfordernd vor.

      „Hör auf, reize sie nicht!“, versuchte Jojotu, ihn zurückzuhalten. Ihm war nicht wohl bei diesen vielen Eisluchsen. Er blieb lieber im Hintergrund bei der Katzenmutter, während die andern unbeirrt versuchten, irgendeinen der Männer zu erreichen, um ihn zu beeinflussen. Dabei fingen sie sich mehr Hiebe ein, als sie gegen die Eisluchse austeilen konnten.

      Es half alles nichts, hier schienen die Magihexer machtlos zu sein. Satano blickte sich um. Er sah immer mehr geschlossene Säcke, in denen Katzen jämmerlich schrieen. Bald würden auch die letzten eingefangen sein. Selbst die Koboldiner wussten nicht mehr, wie sie den Katzen noch helfen könnten und zogen sich mutlos zurück. „Wir haben nicht mehr viel Zeit, um deinen Plan zu verwirklichen, Babahu. Wenn die Männer erst alle Katzen eingefangen und weggebracht haben, ist es zu spät“, rief er den anderen zu.

      „Das ist wahr, es muss jetzt geschehen“, stimmte auch Ermano zu und hielt sich nicht nur seinen schmerzenden Wolkenkörper, sondern noch einen Arm, den ein Eispickel getroffen hatte.

      Babahu überlegte nicht lange. „Gut, dann lasst uns alles so machen, wie wir es besprochen haben. Ich kümmere mich jetzt um Dennis.“

      „Pass auf, dass du mit dem Eis des Sees dabei nicht in Berührung kommst“, rief ihm Jojotu noch nach. Aber Babahu hörte es nicht mehr. Er war bereits aus dem Haus und in einen Nachbargarten zu Dennis geschwebt.

      Der hatte hier gerade einen großen Schneemann gebaut. Noch musste sich der Eisluchs, der bei ihm war, in einiger Entfernung von ihm aufhalten, weil all seine böse Gedanken und Taten noch nicht dazu ausreichten, dass er näher an ihn heranrücken konnte. Zudem war er auch unaufmerksam, lauschte lieber, was nebenan im Haus der Katzenmutter geschah. So konnte Babahu leicht an ihm vorbei zu Dennis gelangen und ihm eingeben, zum See zu gehen, um von dort Schilf als Besen für seinen Schneemann zu holen.

      Erst als es für ihn zu spät war, bemerkte der Eisluchs Babahu. Wütend drohte er mit seinem Eispickel und schlug mit seinem Schwanz auf, als wollte er ihm folgen. Aber er konnte ja Dennis nicht verlassen, so lachte Babahu nur höhnisch zurück und machte, dass er wegkam.

      Am See traf er mit Satano zusammen. Lange brauchten sie nicht auf Dennis zu warten. Wie Babahu es ihm eingegeben hatte, näherte er sich dem See. In einiger Entfernung folgte ihm der Eisluchs und beobachtete misstrauisch die Magihexer. Babahu grinste und tat gelangweilt.

      Dennis lief derweil am Ufer entlang. Er suchte sich die beste Stelle mit dem höchsten Schilf aus. Dann betrat er das Eis auf dem See. Vorsichtig ging er Schritt für Schritt immer tiefer in das Schilf hinein.

      Satano mit seinem Dreizack schwebte über ihm. Der Eisluchs fluchte. Er konnte sich aber nicht mehr zwischen die Magihexer und Dennis drängen, die waren schon zu dicht bei ihm. Babahu frohlockte. Als Dennis sich weit genug vom Ufer entfernt hatte, glitt Satano hinunter und stieß seinen Dreizack vor den Füßen des Jungen in das Eis. Erst mit einem Knall, dann mit kräftigem Knirschen brach es unter ihm auseinander. Dennis schrie, griff wie wild um sich und fand keinen Halt. Stück um Stück brach das Eis weg. Er sank immer tiefer.

      „Babahu, beeile dich!“, drängte Satano.

      „Ja doch!“ So schnell es ging schleppte Babahu einen Balken heran, der für ihn fast zu schwer war. Mit einem Sprung wollte ihm der Eisluchs den Weg versperren. Zu spät! Babahu war schnell vorbei. Ungehindert glitt er zu dem Jungen und ließ den Balken fallen.

      Sofort klammerte sich Dennis daran. „Hilfe!“, schrie er, „Hilfe!“ Doch niemand hörte ihn bei dem Lärm im Haus der Katzenmutter. Das eiskalte Wasser klebte seine Kleidung am Körper fest. Er fror entsetzlich. Krampfhaft umklammerte er den Balken, von dem er nicht wusste, woher er plötzlich gekommen war. Jeder Versuch, sich daran selbst herauszuziehen und zu befreien, misslang ihm. Er konnte nichts tun, als sich über Wasser zu halten. Bald waren ihm die Glieder so kalt, dass er sie kaum noch spürte. Die Hände drohten, ihm von dem Balken abzurutschen.

      „Wo bleibt die Katzenmutter! Warum schickt Jojotu sie nicht?“ Satano glitt unruhig um Dennis herum.

      Abwartend saß der Eisluchs im Schilf. Ihm wäre es recht, wenn Dennis ertrinken würde. Vielleicht reichten dessen böse Streiche bereits, um ihn danach zu einem grauen Eistropfen werden zu lassen, den er mitnehmen könnte in sein eisiges Reich. „Euer Plan geht wohl nicht auf?“, höhnte er.

      „Mach dir keine Hoffnung! Du erbeutest Dennis nicht“, zischte Babahu wütend zurück.

      Doch Satano mahnte ungeduldig: „Wir werden ihm heraushelfen müssen, wenn die Katzenmutter