Wilma Burk

Wo ist Babahu - 5 Folgen in einem Buch - ohne Bilder


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Wenn Jojotu das nächste Mal zurückkommt, fliegst du ihm vielleicht bereits wirklich entgegen“, lockte er ihn.

      „Meinst du?“ Ein fragender Blick von Broncho zu Zufido genügte, dass sich Jojotu von ihm lösen und den andern folgen konnte auf dem Weg zur winterlichen Erde.

      Als Broncho das sah, rief er weinend: „Warum nimmst du mich nicht mit?“, dabei drängte er sich bereits an Zufido.

      Während alle ihnen nachsahen, überlegte Bemasus, der Bremser: „Das muss eine besonders schwere Aufgabe sein, wenn gleich so viele von uns zu Erde gerufen werden.“

      „Das hat bestimmt etwas mit den Eisluchsen zu tun“, vermutete Atanus, der Antreiber.

      „... und mit Tieren. Ist das richtig?“, fragte Maliputti, der für einen Moment vergaß, dass er sich in der Nähe von Broncho befand.

      „Sicher wird es auch mit Tieren etwas zu tun haben. Dafür sind die Koboldiner ja zuständig?“, bestätigte Malipu. Dann rief er den davonschwebenden Magihexern nach: „Seid vorsichtig! Bleibt vom Eis der Flüsse und Seen weg!“

      Der Winter auf der Erde war eine Zeit, in der es dort nicht ungefährlich für die Magihexer war. Schnee konnte ihnen zwar nichts anhaben, doch vor dem Eis der Flüsse und Seen mussten sie sich hüten. Damit durften sie nicht in Berührung kommen, sonst würden sie erstarren und auf der Erde verdampfen, wenn sie nicht rechtzeitig nach Magihexanien gebracht werden konnten. Das wusste aber jeder von ihnen, daran mussten sie nicht erinnert werden. Doch Malipu war stets erst froh, wenn seine Magihexer aus dem winterlichen Teil der Erde unbeschadet zurückkehrten.

      Die Koboldiner und Magihexer erkannten bald, worum es bei dieser Aufgabe ging als sie auf eine schneebedeckte Landschaft zu flogen.

      Viel zu viele Katzen

      Am Rande einer Stadt gab es einen kleinen See, um den sich viele hübsche Gärten mit einzelnen Häusern drängten. Manche davon waren einfach, andere anspruchsvoll. Hier lebte eine alte Frau einsam und allein im kleinsten Haus einer Straße. Niemand sah nach ihr. Wer kannte noch ihren Namen? „Katzenmutter“ nannte man sie.

      Jeden Nachmittag pünktlich um vier Uhr stand sie in ihrem Garten und rief: „Miez, Miez, Miez!“ Es war Futterzeit. Dann kamen sie von allen Seiten heran, die braunen, die schwarzen, die weißen und die gefleckten Katzen, sie sprangen über Zäune oder krochen darunter durch. Wie viele waren es? Wusste es die alte Frau noch?

      Zuerst war es ein Nachbar gewesen, der ihr eine herrenlose Katze gebracht hatte, dann noch einer und noch einer. So wurden es immer mehr, bis die Nachbarn die umherstreunenden Katzen nur noch als Plage empfanden.

      Da war wohl niemand mehr, der auf die alte Frau gut zu sprechen war, weder die Müllers noch die Meyers, auch nicht Frau Ludwig oder die Familie Becker, schon gar nicht der unmittelbare Nachbar, Herr Ritter „Die Alte ist doch nicht mehr ganz richtig im Kopf“, sagten sie und: „Man sollte ihr die vielen Katzen wegnehmen.“

      Besonders Herr Ritter tat sich damit hervor, ihr anzudrohen, er werde jede Katze fangen und im Tierheim abgeben, die noch einmal in seinen Garten käme. Doch bisher hatte er es nicht getan.

      Die Kinder in der Straße, die längst hörten, wie abfällig die Erwachsenen über sie sprachen, plärrten ihr bald hinterher: „Katzenhexe“. Es machte ihnen Spaß, sie zu ärgern. Besonders schlimm war es im Winter, wenn der kleine See zugefroren war, wenn Schnee lag, dann war das Haus der Katzenmutter und ihre Katzen ein willkommenes Ziel für Schneebälle. Die donnerten nur so gegen ihre Fensterscheiben. „Da drin ist alles voller Katzendreck!“, schrieen sie und: „Die Alte stinkt!“ Dabei hielten sie sich ihre Nasen zu. Der Schlimmste von allen war der Dennis Becker, gerade zehn Jahre alt. Er war bemüht, den andern Kindern der Straße mit neuen bösartigen Einfällen zu imponieren.

      Die Nachbarn sagten nichts dazu, rügten die Kinder nicht einmal oder ermahnten sie. Sie wünschten und hofften, die Katzenmutter würde es bald leid sein und aus ihrer Straße wegziehen. „Sie stört“, sagten sie, „Sie passt nicht hierher.“

      Längst lagen die Eisluchse, die böse Menschen erbeuten wollen, auf der Lauer. Bei so viel Missgunst mussten diese Menschen für sie doch zur leichten Beute werden. Nur noch ein paar Bösartigkeiten fehlten, dann könnte kein Magihexer mehr an sie herankommen und sie ihnen streitig machen. Am Ende ihres Lebens würden diese Menschen zu Eistropfen werden und sie könnten sie für alle Ewigkeit mitnehmen in ihr eisiges Reich am Nordpol.

      Sie jubelten, als einer der Nachbarn, vielleicht Herr Müller oder Herr Meyer, Gift in seinem Garten auslegte. Sofort rückte einer der Eisluchse dicht an ihn heran und rieb sich frohlockend die Pfoten.

      Schon bald danach schleppte sich mühsam eine Katze mit Schaum vorm Maul zur Katzenmutter. Entsetzt wickelte sie das sich vor Schmerzen windende Tier in eine Decke, legte es auf ihren kleinen Handkarren, kratzte ihr Erspartes zusammen und lief so schnell sie konnte zum Tierarzt. Der aber konnte nicht mehr helfen, die Katze starb qualvoll.

      Weinend, mit ihrem leeren Handkarren, lief die Katzenmutter nach Hause durch die Straße, in der die Nachbarn schweigend hinter den Fenstern standen.

      Keiner fand ein Wort der Empörung oder des Bedauerns für sie. „Eine Katze weniger“, freute sich sogar einer.

      Plopp, gleich saß ein Eisluchs bei ihm, wie bei dem, der das Gift ausgelegt hatte. Die andern warteten sprungbereit nur darauf, dass ein weiterer Nachbar einen bösen Wunsch äußerte. Nein, die Magihexer brauchten nicht erst zu kommen, bei diesen Menschen würden sie nichts mehr ausrichten können, dafür wollten die Eisluchse sorgen.

      Doch noch ehe sie sich versahen, waren die Magihexer da und mit ihnen die Koboldiner. Die kümmerten sich sofort um die Katzen und sorgten dafür, dass keine mehr von dem Gift fressen konnte.

      Die Magihexer sahen sich um und staunten, wie viele Eisluchse hier waren. Babahu juckte es, nicht nur denen, sondern auch diesen überheblichen Nachbarn einen Streich zu spielen. Aber Satano bremste ihn. „Dazu ist das, was hier geschieht, viel zu ernst“, meinte er.

      „Gibt es in dieser Straße überhaupt noch einen Menschen, der keine leichte Beute für die Eisluchse ist?“, fragte Jojotu, der Tröster, entsetzt. „Was können wir tun? Wie soll ich die Katzenmutter trösten bei diesem Unfrieden?“

      „Wir müssten jeden einzelnen der Nachbarn beeinflussen. Wie aber können wir das schaffen bei so vielen Eisluchsen?“ Ermano war ratlos.

      „Und doch kann es in dieser Straße nur Frieden geben, wenn es uns gelingt, die Nachbarn mit der Katzenmutter zu versöhnen“, überlegte Asgeida, der Ausgleichende.

      „Am liebsten würde ich die Eisluchse verjagen, gleich mit meinem Dreizack auf sie losgehen. Schaut nur mal, wie siegessicher die schon sind“, brummte Satano und stieß gereizt mit seinem Dreizack auf.

      Fast unbemerkt sammelten sich die Eisluchse zu einer Front ihnen gegenüber, grinsten frech herüber und neigten ihre Hörner drohend.

      Asgeida blickte nur flüchtig hin. Er grübelte: „Es muss etwas geschehen, was die Nachbarn den Groll gegen die Katzenmutter vergessen lässt.“

      „Und was soll das sein? Wie willst du das erreichen?“, fragte Jojotu zweifelnd.

      Babahu grinste. „Wir könnten die Koboldiner dazu bringen, alle Katzen weglaufen zu lassen. Dann ist Ruhe in dieser Straße.“

      „Und die alte Frau wird darüber so unglücklich sein, dass ich sie nicht mehr zu trösten vermag. Das ist kein guter Vorschlag“, meinte Jojotu kopfschüttelnd.

      Während Jojotu noch weiter ratlos klagte, rief Babahu plötzlich: „Ich weiß, was ich tue!“ und schwuppdiwupp schoss er los, noch ehe einer fragen konnte, was er im Sinn hatte.

      Er überredete einen Koboldiner, einem Kater einzugeben, dass er eine lebendige Maus fangen und sie dem bösen Nachbarn, Herrn Ritter, vor die gerade offene Terrassentür legen sollte.

      So geschah es. Wie von Babahu erwartet,