Christoph Weisser

Den Himmel vor Augen


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       20.Januar

      Sabine Blumenfeld heisst die Dame

       Schwester Euxaphora mit Klostername

      "Weisse Ähren"

       Auf einer Bergwanderung öffnet sich auf einer Anhöhe überraschend ein weites Panorama mit grossen Schneefeldern und auf ihnen glitzert ein riesiger "Korn"kreis im Abendlicht mit den Umrissen der heiligen Stadt Jerusalem.

       21.Januar

      Manchmal pfeif ich das ganze Haus herunter

       Hab ich `nen Vogel oder bin ich munter?

       "Weihnachtsinsel"

       Reminiszenzen an Weihnachten der exotischen Art werden anlässlich einer öffentlichen Kindertaufe im botanischen Garten einer Pazifikinsel geweckt, wo ich Ferien mache. Das Kleid der Mutter ist mit feuerroten Federn geschmückt, die ihr weit über den Kopf ragen. Sie hält das Kind in goldenen Windeln über den Rand des Springbrunnens, während der Priester in einem blauen Leinengewand es tauft. Das Ritual wird akustisch von lauten Vogelstimmen untermalt.

       22.Januar

      Die Schneeflocken; wie Indianer tanzen sie ums Feuer

       Die armen; was kostet sie das Leben teuer!

       "Spiessruten"

       Gegen einen prächtigen Horizont bahnt sich ein leuchtender Steg, der von johlenden Schattengestalten umstellt ist. Und ich habe die Gewissheit, dass meine besten Hoffnungen Wirklichkeit werden und dass ich meinen Zielort erreiche, unabhängig davon, was unterwegs vorfallen, mir zustossen und misslingen kann.

       23.Januar

      Ich nehm die Eifersucht der anderen in Kauf

       Und heb all deine Emissionen sorgsam auf

       „Geld“

       Die Schwere des Körpers stammt vom Rohgold, das für die Auskleidung der Chakras benutzt wird. Da im Endeffekt nur sehr dünne Plättchen Feingold Verwendung finden, fühlen sich die Chakras bei fortschreitender Entwicklung immer leichter und erhebender an. Der grobe Rest wird ausgeschieden.

       24.Januar

      Mein Gott, ich verlier mich noch um deinetwillen

       Kein Wunder tragen all deine Freunde Spiegelbrillen

      "Rosa Farbstift"

       Ich zeichne sein Gesicht: Seine Stirn, seine Augen, seine Nase, seine Wangen, sein Mund, sein Kinn, seine Haare, seine Ohren, sein Hals.

       25.Januar

      Ach, ich bin doch schon von Kindsbeinen an geritten

       Und hab mit allen ums Lieblingspony gestritten

      "Apostelfürst"

      Wenn der Reiter der Wille ist und das Pferd die Kraft, dann muss wohl sein, dass die Liebe aus dem Sattel hebt.

       26.Januar

      Was lallst du nonstop „My bonnie is over the ocean“

       Ja, bring back! Nimm mich auf den Flohmark und geh mich tauschen. "Die Blickrichtung" Es war phänomenal, die winzige Einstellungsmodulation in seinem Wesen zu beobachten, welche die gesamte Wetterlage entschieden aufheiterte. Was man da so Schreckliches meinte à la Familiensaga, beruhe auf einem Irrtum: Alle seien sie frohe, wohlwirkende und geachtete Menschen gewesen. Er war kurzerhand prima integriert, sanft, freundlich und für alle zugänglich. Er, der vorher wegen seinen Blicken so geschmäht war.

       27.Januar

      Gott sei Dank sind die Geschmäcker derart verschieden

       Es gibt praktisch nobody, der wird durchs Band weg gemieden "Instinkt" Ich sehe mich bei einer Hundemesse als Zwergpinscher und beobachte wer mich mag.

       28.Januar

      Reiss bitte nicht eine derartige Fratze

       Es beisst dich hoffentlich nicht, wenn ich dich da kratze

      "Frau Lutz"

       Wenn sie nachts über Religion sprach, konnte man ihre Störung auf ihrer grün-gelben Iris sehen. Ich richtete einen kleinen Computer ein, der all die Bilder registrierte, welche sie durch die Pupille feuerte. Tags darauf schauten wir sie ergriffen und wertfrei an. Mit der Zeit erlosch ihre Kreativität.

       29.Januar

      Bist du erleuchtet oder hast du die Glühbirne im Gesicht?

       Nicht, dass ich dir’s nicht gönne, aber bitte: bleibe dicht!

       "Kirchenmusik"

       Bei der Wandlung schloss ich die Augen und betrachtete den Altarraum quasi aus dem Gedächtnis. Dabei stellte ich mir vor, dass nun jedes Ding und jede Person ihre innere Essenz zum Vorschein brachte. Und der Altarraum verwandelte sich in eine Lichtorgel.

       30.Januar

      Als inspirierter Schreibtischtäter

       Fungiert mein Geist gleichsam als Äther

       "Dreijährig"

       Ich weiss nicht, wie das ging. Ich war erschöpft, da bliess er mir wie kleine Ballone an diversen Körperstellen, so als fände sich ein hydraulisches System unter meiner Haut. Und diese Luft hob mich - auch stimmungsmässig - wie ein Geburtstagskind.

       31.Januar

      Ich such‘ dich im Stall, höre „Ia!“ und frage: „Hallo, bist das du?“

       Ein Moment ist es still, dann ein Gegacker: „Nein, das war die Kuh!“

      "Schwieriges Pferd, was tun?"

       Das schwarze Pferd gebärdet sich wild in der Box als befände es sich im Startgitter für ein Rennen. Ich soll es striegeln, satteln und zäumen und in einer Viertelstunde für die Reitschule parat haben. Als ich zitternd die Box betreten will, habe ich den Eindruck, dass mein rasendes Herz das Tier noch aggressiver und schreckhafter macht. Da kommt eine Reitstallgehilfin und löst mich wie selbstverständlich ab. Das Pferd beruhigt sich. Sie hilft mir in den Sattel und das Pferd läuft in der Stunde ganz ordentlich. Aber mein Herz ist gebrochen.

       1.Februar

      Halte dich auf Trab

       Das Pferdchen wirft jeden ungeübten Reiter ab

       „Kompost“

       All meine Äusserung von Schwäche oder Unvermögen wird aufgeschichtet. Gärstoffe machen daraus Dünger. Und der Dünger füllt die Tanks eines künstlich hergestellten, begehbaren Regenbogens, unter dem sich Menschen aus verschiedenen Kulturen zum Gebet versammeln.

       2.Februar

      Es gibt eine Stelle an deiner Hüfte, die wirkt wie marmoriert

       Ist das ein Zeichen, dass du in hundert Jahren stirbst?

      „Der Altar“

       Der helle Marmor ist beleuchtet, so dass die Gesteinsadern gut sichtbar sind. Aber hinter dem Altar scheint ein noch helleres, warmes Licht.

       3.Februar

      Ach, von mir aus kann sie alle