Christoph Weisser

Den Himmel vor Augen


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Krieg, von Waffen und Pistolen

      „(N)acht“

      Mir begegneten einmal in der Nacht auf dem Weg durch die kanadischen Wälder hintereinander acht Wölfe. Und ich begann mich zu fürchten, denn ich wusste, acht war eine mächtige Zahl. Um mich zu beruhigen stellte ich mir vor, selber ein Wolf zu sein. Die Nummer Neun.

       4.Februar

      Wenn ich mir ein erstklassiges Vergnügen bereiten will

       Schick ich dich längst vor dem Osterhasen in den April

      "Unentdecktes"

       Die Welt war eine Kommode, und noch das hinterste Fächlein war für eine Überraschung gut. Ich öffnete deshalb fleissig weiter Törchen und Schubladen.

       5.Februar

      Horror, nein! Ich schaue keine Thriller

       Mir reicht schon Goethe oder Schiller

      "Die Zustände und der Beistand"

       Die Sarazenen dringen in das Gemach meiner Mutter. Auf einmal tritt der Heilige Gottes hinzu, die Verwüstung hört auf, die Täter fliehen und die Gesundheit wird wieder hergestellt.

       6.Februar

      Das eigentliche „Problem“ war: ich war in dich verliebt

       Pech hat, wer nichts erwartet, aber alles gibt!

      "Kristallnacht"

       Ich weinte nicht, ich heulte, denn mir schien alles verloren. Da endlich fiel eiskalter Regen vom Himmel und versteckte mich wie unter einem Schirm.

       7.Februar

      Mir geht die Fantasie um dich nicht aus

       Für dich spiel ich auch mal den Vogelstrauss

      "Verrückt gemeinnützig"

       Eine verspätete Fastnachtsgruppe macht Spitalbesuche. Wie früher die Minnesangtruppen an Königshöfen gehen die Masken, wo sie gern zugelassen werden, an die Betten: der Narr, die Hofdame, der Troubadour und die Samaritanerin oder sie musizieren gemeinsam im Aufenthaltsraum.

       8.Februar

      Dank deinem Vorwand „ich hab’s eilig“

       Spricht man dich eines Tages bestimmt noch heilig

       „Das Pferd des Phönix“

       Ich brenne. Im Feuer bildet sich aus mir ein Schwarzer Ritter. Sein Pferd bäumt sich wild. Der Ritter hilft mir, dem nackten Flüchtling, aufs Ross und bringt mich fort.

       9.Februar

      „Ich seh‘ das Problem vor lauter Bäumen nicht?!“

      Keiner wirkt lakonischer, als wenn er ähnlich wie du spricht

      "Blindenschrift"

      In meinen milchigen Augen sah ich eine verschleierte Landschaft, deren feuchten Nebel mich nach Hause führten.

       10.Februar

      Kostbar, alltäglich; so ist dein Produkt

       Ich merke, ich bin nach wie vor nach dir verruckt

      „Aloe Vera“

       Jesus, der Auferstandene, erscheint immer wieder unerwartet als ein Bodenturner im milchigem Dress mit Aloe Blättern. Seine Erscheinung macht mir Mut. Wenn ich erschöpft bin, darf ich vom Unberührbaren einen Löffel Jogurt kosten.

       11.Februar

      Der Traum zu fliegen, Ikarus

      Reicht bis zur Sonne, dann ist Schluss

      "Flügel"

      Als mein Freund mit mir die Treppe hinuntereilt und ich verwundert aufmerke, wie schnell und leicht er sich trotz seines Gewichtes bewegt, gewahre ich, dass sich auf seinem Rücken Flügel zu entfalten beginnen. Sobald ich aber genauer hinschaue, ziehen sie sich in den Körper zurück und seine Bewegung wird langsamer. Seither fühle ich eine Anziehung, die jedes Verständnis übersteigt.

       12.Februar

      Ich umarm‘ dich und fühl mich gebettet in Watte

       Du bist der Bär, den ich mir wünschte und nie hatte

      "Franz Käfer"

      Ein grosser Käfer bricht seinen grauen Panzer auf, deren Innenseite farbig glänzt wie von Edelmetall beschlagen und worauf sich seinerseits viele kleine Käfer mit leuchtend roten Panzern tummeln.

       13.Februar

      Prompt machte ich schon beim ersten Treffen einen freudschen Versprecher

       Ich war so verliebt, doch schon war’s aus: „Mein Gott, was sind Sie für ein Frecher!“

       "Fischschwanz"

       Ich prallte frontal auf, ich Liebespfeil, und spaltete das Holz, sodass mein rosa Plastikende fast obszön herausragte.

       14.Februar

      „Romantisch“ hat manchmal `ne Doppelklinge

       Ich glaub, du hörst sie schon `raus, wenn ich nur schon davon singe

      "Frisches Laub"

       Wenn er Äste abhieb, legte er immer einen schönen Zweig beiseite. Das Bündel diverser Arten brachte er seiner Frau mit nach Hause.

       15.Februar

      Wie sagt’s die Bibel: Die Erde treibt von selbst ihren Samen?

       Da kann man doch was von lernen! Meine Herren, meine Damen!

      "Kulissenschieber"

       Es herrschte Krieg und statt Feldfrüchten erntete man Schlachtfelder. Ein Mann blieb übrig mit einem Sack Eichnüssen, und er pflanzte einen riesigen Wald, in deren Äste nach zwanzig Jahren der Wind rauschte.

       16.Februar

      Ich weiss, du warst nicht tot, es war nur eine Szene in einem Theater

       Aber mir platzten die Tränen und aus dem Herzen ragte ein riesiger Krater

      "Der weisse Riese"

       Der weisse Tiger ist schwer erkrankt. Ich besuche ihn im Zoo. Er liegt ergeben auf dem Rücken, wie ein hilfloser Käfer. Ich zieh ihn in den Teich seines Geheges, um ihn wiederzubeleben. Aber er lässt sich widerstandslos auf den Grund sinken. Mit letzter Kraft schwimme ich den schweren Prachtskerl ans Trockene. Ich bringe Rosen, lege mich neben ihn und bin untröstlich.

       17.Februar

      Wie machst du das, du wirkst so normal

       Fällst nirgend wie auf, blinzelst nicht mal

      "Vermutlich echt"

       An einer Fastnachtsfeier findet ein weitgehend körperloser, weiblicher Engel, der lediglich aus Kopf und Flügel, Händen und Füssen zu bestehen scheint, besondere Beachtung. Sie nennt sich "Engel des Trostes" und weckt im Gespräch mit vielen, die inmitten der lustigen Gesellschaft sehr bedrückt sind, Ermutigung und Freude. Geschickt und diskret entzieht sie sich den Zugriffen von Neugierigen, welche ihre Aufmachung zu enthüllen suchen. So markiert sie auch anlässlich der Kostümpreisverleihung Absenz, bzw. Entschwinden.