Nicole Wunram

#DieSichtderDinge


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ersten Insekten sind zu sehen und Schmetterlinge erfreuen sich in der frischen Luft. Am Ohr summt die erste Mücke und wie ein Hubschrauber dreht die Hummel ihre ersten Runden.

      Der Rasen fängt an zu wachsen und die ersten Gänseblümchen zeigen sich von ihrer schönsten Seite. An den kahlen Bäumen beginnen die ersten Blätter zu wachsen. Kennt ihr das Geräusch, wenn es leise ploppt und die noch verklebten Blätter aufgehen? Das sind die leisen Geräusche des Frühlings.

      Es ist jedes Jahr wie ein Neuanfang, eigentlich sollte das Jahr mit dem Frühling beginnen. Der erste Morgen, wenn man aus dem Haus geht und es nach Frühling duftet. Die Vögel zwitschern um die Wette. Der Start in den Tag fällt einem gleich viel leichter mit den ersten Sonnenstrahlen.

      Beschwingt und vielleicht sogar mit einem Lächeln auf den Lippen gehen viele Menschen ihren Weg. Die Gedanken sind positiv gestimmt und die Lust auf Bewegung im Freien nimmt zu. Vielleicht schmeckt auch schon das erste Eis!

      Diejenigen, die einen Garten haben, fangen an, ihn von den Herbstblättern zu befreien, die Hecke zu schneiden, Blumen und Gemüse zu pflanzen. Der Rasen möchte vertikutiert und gemäht werden. Die Arbeit im Freien lässt auch den Körper aus dem Winter erwachen, die Bewegung weckt die Muskeln.

      An den ersten warmen Tagen wird der Grill aus dem Schuppen geholt und die erste Bratwurst braucht nicht lange, bis sie schmeckt.

      In die Sonne setzen, die Augen schließen und einfach nur genießen machen die wenigsten. Gerade die ersten Tage im Frühjahr sind so besonders. Dann, wenn alles erweckt wird, die Natur neu entsteht und in ihrer ganzen Schönheit erwacht.

      Manchmal werde ich morgens wach, bevor der Wecker klingelt. Dann genieße ich die mir verbleibende Zeit im Bett und höre den Vögeln zu.

      »Hast du den Sonnenaufgang heute Morgen gesehen, der war noch viel schöner als gestern!«, erzählt die Meise.

      »Nein, ich bin mit so einem großen Hunger aufgewacht, dass ich gleich nach dem Aufstehen in die Wiese geflogen bin und mir Würmer gezogen habe«, sagt der Spatz.

      »Da hast du wirklich was verpasst. Vielleicht solltest du heute Abend noch einen Wurm verspeisen, damit du satt zu Bett gehst.«

      »Ja, gute Idee. Was machst du heute?«

      »Ich wollte mal zum Flughafen fliegen, da wohnen Freunde von mir. Magst du mitkommen?«

      »Oh nein, da ist es immer so laut. Ich fliege lieber zu der Gartenkolonie im Süden. Da blühen die Blumen überall so schön und es duftet so gut.«

      »Das ist auch eine Idee! Meine Freunde könnte ich auch noch morgen besuchen. Ich komme mit.«

      »Morgen soll es regnen!«

      »Das ist nicht schlimm, ich fliege bei jedem Wetter.«

      »Oh schau mal, da kommt Rita. Hallo Rita!«

      »Hallo ihr zwei, wie schön, euch zu sehen. Habt ihr schon gehört, dass gestern Anjas Baby geschlüpft ist?«, fragte Rita.

      »Oh klasse, da werden sich die Menschen, die das Vogelhaus aufgestellt haben, bestimmt freuen!«, sagte die Meise.

      »Ja, das denke ich auch, die haben sogar eine Kamera eingebaut.«

      »Wollt ihr dieses Jahr auch Nachwuchs oder genießt ihr immer noch euer Singleleben?«, wollte Rita neugierig wissen.

      »Es ist ja noch eine Weile Zeit, ich habe vorgestern so einen Typen kennengelernt. Hm, mit dem könnte ich mir das schon vorstellen.«

      »Das hast du ja noch gar nicht erzählt! Wie sieht er aus? Wo wohnt er?«

      »Ben ist groß und schlank, sein Gefieder glänzt in der Sonne und seine Augen blitzen frech, wenn er mich anschaut. Er wohnt nur drei Straßen weiter und ist erst vor Kurzem aus dem Süden angekommen.«

      »Vielleicht können wir am Wochenende etwas zusammen unternehmen? Dann kannst du ihn ja mitbringen!«, schlug Rita vor.

      »Klasse Idee! In der Stadt ist am Samstag ein Konzert im Stadtpark. Da können wir uns auf der Eiche am Ende des Hauptweges treffen. Von dort haben wir eine ganz gute Sicht!

      RRRRRIIIIINNNNNNGGGGGG!!!!!

      RRRRRIIIIINNNNNNGGGGGG!!!!!

      Ich zucke zusammen, mein Wecker erinnert mich daran, wie spät es ist und dass ich aufstehen muss. Gerne hätte ich den drei Vögeln noch weiter zugehört.

      Vielleicht unterhalten sie sich am Sonntag wieder vor meinem Fenster und ich kann hören, wie sie sich über das Treffen im Stadtpark unterhalten.

      Mich gibt es in verschiedenen Ausführungen. Du kannst mich kaufen aus Plastik, Keramik oder Metall, ich komme daher in verschiedenen Größen und Ausführungen. Klassisch bestehe ich aus einem Gefäß, einem Griff und einem Ausgießer, manchmal auch mit einem Brausekopf daran.

      Je nach Größe kannst du mich für Zimmer- oder Balkonpflanzen einsetzen oder deinen ganzen Garten mit mir gießen. Es gibt mich aber auch in ganz klein für Kinder, die gerne auf dem Spielplatz spielen und den Sand benässen, um ihren »Kuchen« damit zu backen.

      Im Sommer komme ich meinen Aufgaben viel öfter nach. Ich genieße es, wenn ich mit frischem kaltem Wasser gefüllt werde. Dann fühle ich mich ganz schwer. Manchmal darf ein bisschen in der Sonne stehen, damit sich das Wasser ein wenig aufwärmt.

      Wenn ich dann meiner Aufgabe nachkommen darf, der Mensch mich vorsichtig anhebt und zu der Pflanze trägt, dann bin ich ganz aufgeregt. Nun werde ich ein wenig gekippt, so dass das Wasser aus mir herausläuft, immer schön langsam auf die Erde.

      Über einen längeren Zeitraum kann ich so beobachten, wie aus dem in die Erde gedrückten Samen ein kleiner Keimling wird. Alle paar Tage darf ich das zarte Pflänzchen gießen und bin entzückt, wie es wächst. Schnell kommen die ersten Blätter zum Vorschein und es dauert nicht lange, da sehe ich eine kleine Knospe und beim nächsten Gießen sogar schon zwei!

      Ich freue mich jeden Tag aufs neue, die Entwicklung zu beobachten. Als die ersten Blüten aufgehen, sehe ich die schöne rote Farbe der Blütenblätter. Wie stolz sie sich zur Sonne hin recken, als wollten sie ihre ganze Schönheit zur Schau stellen.

      Ohne Wasser und die Wärme der Sonne wäre die Pflanze nicht so schön geworden und ich bin froh, meinen Teil dazu beigetragen zu haben. Manchmal, wenn ich mein Wasser noch in der Sonne wärme, kommen auch kleine Vögel zu mir geflogen und landen auf meinem Rand, um von dem frischen Wasser zu trinken. Leider kommen auch die kleinen Ameisen und krabbeln an mir hoch und in mich rein, wenn ich gerade ohne Wasser im Garten stehe. Das kitzelt immer sehr und ich hoffe dann, dass jemand kommt und Wasser einfüllt.

      Den Herbst mag ich nicht so gerne, zum einen darf ich dann nicht mehr so viele Pflanzen gießen und zum anderen landen viele Blätter in der Wasserpfütze, die oft in mir stehen bleibt. Wenn dann der Wind kommt, um mich umzupusten, dann habe ich immer Angst, irgendwo gegen zu fliegen.

      Im Winter stehe ich meistens im Gartenhaus und darf mich bis zum Frühjahr ausruhen. Ein Jahr hat man vergessen, mich ins Häuschen zu stellen. Den Herbst habe ich soweit ganz gut überstanden, leider hat es viel geregnet, so dass das Wasser bis zum Rand stand.

      Gut, so kann der Wind mir nicht so viel anhaben. Ich habe mich schon damit abgefunden, hier auf den Frühling zu warten. Dann wird mein Wasser immer schwerer. Es gefriert Tag für Tag mehr und bald habe ich einen großen Eisklotz in mir. Das ist gar nicht schön! Ich habe Angst, dass ich das schwere Eis nicht halten kann und ich auseinanderbreche.

      Ich fühle mich einsam und vergessen, denke viel an die Sonne und die schönen Pflanzen und, als ob meine Gedanken etwas genützt haben, kommen die ersten wärmeren Tage und das Eis schmilzt. Es dauert mehrere Tage, bis es wieder zu Wasser wird. Nun ist der Frühling nah und ich darf mich auf eine neue