Thomas Karl

Joshuas zauberhafte Welt


Скачать книгу

Sie wurde größer und größer, immer schneller. Man konnte ihr beim Wachsen zusehen.

      Als sie etwa zehn Zentimeter groß war, bildete sich eine hübsche violette Blüte. Voller Neugier beugte sich Josh zu ihr hinunter. Die Blume sah hübsch, aber auch irgendwie sonderbar aus. Er roch an ihr. „Hm, die riecht nach gar nichts!“, stellte er bedrückt in seinen Gedanken fest. Behutsam tippte er an den Blütenkelch.

      „Wer stört mich am späten Abend?“, hörte Joshua ein zartes Stimmchen rufen: „Kommen sie ruhig herein!“ Erschrocken wich der Junge zurück. Damit hatte er nicht gerechnet und nahm erst einmal Abstand zu der Pflanze, die ihm auf einmal nicht mehr geheuer war.

      „Ich habe gefragt, wer mich da stört?!“, stellte die Stimme ungeduldig fest. Doch Joshua konnte nicht antworten. Genau deshalb war er ja hier in diesem merkwürdigen Wald, eben um seine Stimme wiederzufinden. Die Blüte fing an zu vibrieren und zu zittern. Der Stiel bog sich hin und her. Josh wich sicherheitshalber noch ein paar Schritte mehr zurück. Er traute dem Ganzen nicht. Angst machte sich in seiner Magengegend breit und kalter Schweiß lief ihm über den Rücken herunter. Seine Hände schwitzten vor Aufregung.

      Urplötzlich gab es einen lauten Knall. Die Blütenblätter rissen auf und ein greller Lichtstrahl schoss in den Himmel empor. Joshua zuckte vor Schreck zusammen. Das Licht tanzte um den Blütenkelch und war genauso schnell wieder verschwunden, wie es erschienen war. Joshua rieb sich die Augen. Der helle Strahl hatte ihn stark geblendet. Als er langsam wieder sehen konnte, schaute er zur Blume hinüber, dort saß ein kleines, lustiges Wesen auf ihr drauf.

3_wikiper

      „Hast DU mich etwa gerufen?“, fuhr das kleine Wesen den Jungen an: „Warum antwortest du denn nicht, wenn ich dich etwas frage?“ Da Josh nicht sprechen konnte, zeigte er auf seinen Mund und schüttelte dazu mit dem Kopf. Das kleine Männchen schaute den Jungen verwundert an, dann schien es zu begreifen: „Ach nein, da hat wohl wieder einer mal den Mund zu voll genommen, was? Bist du zufällig Meister Hamurabi begegnet?“ Joshua nickte verschämt. Warum in aller Welt wusste jeder über diesen Hamurabi Bescheid,...nur nicht er?

      „Du willst sicherlich wissen, wie du zu seinem Haus gelangst?“ Der Junge nickte hoffnungsvoll. „Das ist nicht weiter schwer, ich kann dir helfen.“, fuhr das sonderbare Männchen fort: „Ich schicke dir ein Licht, dass dich dort hinführt. Aber mach dir nicht all zu große Hoffnungen. Hamurabis Haus zu finden ist das eine, dort hinein zu kommen, ist etwas anderes und viel, viel schwerer, als man denkt. Aber das wirst du schon selber merken. Folge einfach dem Licht. Vielleicht sieht man sich ja mal wieder? Mach´s gut!“, sprach das Männchen und verschwand. Die Blüte schloss sich leise und zog sich sogleich wieder in die Erde zurück. Genauso schnell wie es erschien, verschwand es auch wieder von der Bildfläche.

      Joshua verstand gar nichts mehr. Was hatte dieses komische Wesen da alles gesagt? Und wer oder was war das Kerlchen überhaupt? Wem oder was sollte er folgen? Doch ehe sich der Junge überhaupt sortiert hatte, bekam er eine Antwort darauf. Ein hellrot leuchtender Lichtstrahl kroch langsam am Boden entlang und bahnte sich seinen Weg durch den Wald. Dann wurde er schneller. Ohne zu zögern spurtete der Junge dem Lichtstrahl hinterher.

      Das hört sich leichter an, als es tatsächlich war. Das Licht konnte ohne Schwierigkeiten über jeden Stein und unter jedem Busch hindurch gleiten.

      Für Joshua gestaltete sich der Weg viel schwieriger. Er rannte Anstiege hinauf und wieder hinunter, krabbelte durch dornige Büsche und sprang über reißende Bäche hinweg. Total erschöpft erreichte er zu guter Letzt jenen Platz, von dem aus er gestartet war. Das Licht, .....es hatte ihn im Kreis geführt. Fassungslos und verbittert brach Josh zusammen. Doch er hatte etwas Wichtiges übersehen!

      Obwohl er an der gleichen Stelle angekommen war, war es hier jetzt ganz anders. JETZT stand hier nämlich ein kleines uriges Haus, das sich hinter ein paar Bäumen versteckt hielt. Joshua war überglücklich und erleichtert, als er es bemerkte, auch wenn er sich ein wenig darüber wunderte.

      Überstürzt und voller Vorfreude rannte er darauf zu. Und dann????? Das Haus erschrak sich dermaßen, das es ohne zu zögern aufstand und auf seinen zwei Beinen einfach davon lief. Entsetzt von dem, was Josh gerade sah, rannte er vor Schreck gegen einen Baum. Er hatte vor lauter Staunen beim Rennen einfach nicht aufgepasst. Der Aufprall streckte ihn nieder.

      Leicht verwirrt kam er nach wenigen Minuten wieder zu sich. Er schüttelte benommen den Kopf. Nur verschwommen nahm er das Haus in einiger Entfernung war, dass sich mittlerweile wieder niedergelassen hatte. So, als hätte es sich niemals zuvor bewegt gehabt. Ungläubig rappelte sich Joshua auf. Hatte er eben tatsächlich ein Haus gesehen, dass vor ihm davon gelaufen war oder spielte ihm nur seine Phantasie einen Streich? Der Junge war sich nicht mehr sicher.

      Auf Zehenspitzen pirschte er sich heran. Doch ob man es glaubt oder nicht, das kleine Häuschen stahl sich ebenso auf Zehenspitzen davon, wie der Junge angeschlichen kam. Je mehr sich Josh näherte, desto weiter entfernte es sich.

      DAS meinte wohl das kleine Männchen damit, als es sagte: "Es sei einfacher das Haus zu finden, als dort hinein zu gelangen!“, dachte der Junge bei sich. Jetzt war guter Rat teuer. Wie kommt man in ein kleines Häuschen, das davonläuft, wenn man es betreten will? Joshua überlegte kurz. Rufen konnte er nicht, da sein Mund verschlossen war. Rennen oder Schleichen funktionierte ebenso wenig. Was konnte nur die Lösung sein?

      Er drehte sich um und kratzte sich am Kopf. Langsam hatte er genug von diesem Abenteuer. Für kurze Zeit überlegte Josh, ob er nicht einfach wieder nach Hause gehen und Ritter Alfons um Hilfe fragen sollte. Es gab nicht viele Möglichkeiten für ihn.

      Letztendlich entschied er sich dafür umzukehren und lenkte seine Schritte heimwärts. Plötzlich vernahm er ein Rascheln. Vorsichtig spähte er über seinen Rücken. Das Haus...... es verfolgte ihn! Damit konnte er nun gar nichts anfangen. Wenn er stehen blieb, blieb das Häuschen ebenfalls stehen. Drehte er sich um, rannte es weg. Es war wie verhext. Auf einmal hatte Joshua eine Idee. Wenn ihm das Haus folgte, wenn er mit dem Rücken zu ihm stand, dann konnte er vielleicht rückwärts zum Haus gehen, ohne das es davon lief?

      Auf diesen Versuch ließ es der Junge ankommen. Langsam und sehr behutsam ging er Schritt für Schritt rückwärts auf das Häuschen zu. Und tatsächlich...er kam immer näher und das Haus bewegte sich nicht mehr fort. Nach einigen Minuten des Bangens und rückwärts Pirschens, stand Joshua endlich vor der Tür, drehte sich um und betätigte einen Knopf auf dem geschrieben stand, dass man ihn drücken sollte.

      Ding Dong! Es passierte erst einmal gar nichts. Der Junge probierte es erneut. Ding Dong, Ding Dong hallte es laut hinter der Tür hervor. So ein Geräusch kannte Josh überhaupt nicht. Eigentlich kannte er noch nicht einmal den komischen Knopf, auf den er da drückte. So etwas gab es in seiner Burg nicht. Wahrscheinlich wäre er auch nie auf die Idee gekommen, darauf zu drücken, wenn es nicht auf dem runden Knopf gestanden hätte.

      Zwar konnte der Junge nicht besonders gut lesen, aber diese paar Buchstaben bekam auch er noch zusammen. Als sich nach einer Weile nichts regte, wollte Joshua anklopfen, doch auch dies gestaltete sich schwieriger, als er dachte. Jedes Mal, wenn er mit seiner Faust gegen die Tür klopfen wollte, verbog sich diese so sehr, das er ständig an ihr vorbei schlug. Es war zum heulen. Jetzt hatte er es tatsächlich bis zum Eingang geschafft und kam dennoch nicht hinein! Wütend betätigte er abermals den Knopf.

      Ein paar Minuten später öffnete sich die Tür. Hamurabi stand erschöpft da: „Mal langsam mein Junge, ein alter Mann ist schließlich kein Rennpferd mehr. Ich musste erst einmal die ganzen Stufen aus dem Keller herauf kommen. Das dauert schon seine Zeit, ich bin ja nicht mehr der Jüngste.“ Zwinkernd schaute er Joshua an: „Na, mein Junge, hast du dir alles noch einmal durch den Kopf gehen lassen? Willst du mir etwas sagen?“ Der Zauberer lächelte dabei verschmitzt und betrachtete den Jungen.

      Joshua stand wie gelähmt da. Erst jetzt fiel ihm auf, dass er ja immer noch nicht sprechen konnte. Wie sollte er sich dann bei Hamurabi entschuldigen? Er war völlig verwirrt. Die Beule am Kopf, die er davon getragen hatte,