Entschuldigung, die er nicht aussprechen konnte, weil der Mund verschlossen war und das fehlende Essen..... ja, ...das alles war zu viel für den Jungen und er sank ohnmächtig auf der Schwelle der Eingangstür in sich zusammen. Hamurabi konnte Joshua gerade noch auffangen und sanft hinlegen, so dass er sich nicht verletzte.
4. Das geheime Labor
Joshua öffnete nur langsam seine Augen. Er wusste nicht genau, wo er sich befand. Im Moment lag er auf einem riesigen blauen Sofa und sein Kopf dröhnte. Hamurabi saß auf einem Stuhl daneben und beobachtete ihn über seine Brille hinweg. Seine Miene hellte sich etwas auf, als er bemerkte, dass Joshua wieder zu sich kam. Der Zauberer hatte sich große Sorgen gemacht.
„Na, mein Junge, hast du dich wieder erholt?“, wollte er besorgt wissen. Josh setzte sich mühsam auf und stützte sich auf seinem Ellenbogen ab: „Was ist passiert? Wo bin ich denn?“ „Du bist bei mir zu Hause. Du hast geklingelt. Weißt du das nicht mehr?“, antwortete Hamurabi. Der Junge schüttelte irritiert den Kopf, er konnte sich weder an den alten Mann, noch an das erinnern, was jener Klingeln nannte. Er wusste wirklich gar nichts mehr.
„Ich denke, du wolltest dich dafür entschuldigen, dass du frech zu mir warst. Und bestimmt wolltest du auch deine Stimme wieder haben?“ Der Zauberer schmunzelte ein wenig und rückte dabei seine Brille zurecht. Erschrocken zuckte Joshua zusammen, plötzlich kam sein Gedächtnis zurück. Er erinnerte sich wieder daran, wie ihm Hamurabi den Mund verzauberte und das er sich dann auf den Weg zum Zauberwald gemacht hatte. Vorsichtig wischte er mit einer Hand über seine Lippen.
„Ja, ja, dein Mund funktioniert schon wieder wie vorher,“, stellte der alte Zauberer fröhlich fest: „du hast doch eben auch schon gesprochen. Ich habe dich natürlich längst wieder zurückverwandelt.“ Erleichtert atmete Josh auf und blickte dankbar zu Hamurabi hinüber. „Und...hast du mir nichts zu sagen, jetzt, wo du wieder sprechen kannst?“, hakte der Zauberer nach. Obwohl Joshua noch ziemlich erledigt war, quälte er sich hoch, damit er ordentlich saß. Er räusperte sich kurz. „Also, sehr geehrter Herr Hamurabi, äh... Herr Zauberer Hamurabi. Ich würde mich gerne bei ihnen ...entschuldigen, weil ich ihnen nicht geglaubt habe, dass sie ein ...großer Zauberer sind. Es tut mir furchtbar leid. Bitte, bitte, verzaubern sie mich nicht wieder!“
Man konnte über Hamurabi so ziemlich alles behaupten: dass er vergesslich war, ab und zu sogar jähzornig, schusselig, alt oder klapprig, aber eines war der große Zauberer eigentlich niemals, nämlich nachtragend. Hamurabi reichte Joshua die Hand zur Versöhnung und damit war für ihn die Entschuldigung angenommen. Josh atmete erleichtert auf. Es schien, als hätte sich für ihn alles zum Guten gewendet.
Neugierig interessiert, erkundete er den Raum, in dem er sich gerade befand. Das Zimmer sah seltsam aus. Obwohl es keine Fenster oder Lampen gab, war es taghell. Die Bücher an der Wand standen nicht wie gewöhnlich in Regalen, nein, sie schwebten einfach in der Luft. Jedoch waren sie alphabetisch geordnet. Von A bis Z. Da ließ der Zauberer nichts auf sich kommen. Joshua blickte sich weiter um. Auch hier, war irgendwie alles anders, als anderswo.
Die Tische und Stühle hatten keine Beine, genauso wenig wie das Sofa, auf dem er sich befand. Alles schwebte völlig unerklärlich in der Luft. Als er nach dem Grund fragte, gab Hamurabi eine einleuchtende Erklärung dafür ab: „Wenn ich den Boden wische, dann sind die Beine immer nur im Weg. So ist es viel einfacher, alles sauber zu halten.“ Davon konnte Joshua ein Lied singen, denn er kannte dieses Problem aus dem Zimmer von Ritter Alfons. Oft genug stieß er sich dort beim Wischen die Knie an den Tischbeinen oder verhakte sich mit seinem Besen daran.
Der Zauberer hatte recht, solange die Dinge alle schwebten, war es viel einfacher, unter ihnen sauber zu machen. Doch dies war längst nicht alles, was in diesem Raum verwunderlich war. Überall standen merkwürdige Gläser oder kleine Ampullen herum. In jeder Ecke kochte oder brodelte etwas. Wahrscheinlich kamen daher auch die seltsamen Gerüche, die Joshua nun langsam wahrnahm. Fragend blickte er zu dem alten Mann.
Hamurabi hatte längst bemerkt, dass sich Joshua für die Dinge, die hier herum standen, interessierte.
„Das sind hier nur meine kleinen Versuche, die ich mache. Meine richtige Werkstatt und mein großes Labor befinden sich im Keller des Hauses. Willst du sie mal sehen?“
Da Josh sehr neugierig war, nickte er zustimmend. Aufgeregt sprang er vom Sofa und rannte zur Tür. Doch je näher er ihr kommen wollte, desto weiter entfernte sie sich. Verzweifelt blieb er stehen. „Na, immer mit der Ruhe!“, lachte der große Zauberer Joshua aus: „Solange ich nicht möchte, dass du vor mir läufst, wirst du auch niemals diese Tür erreichen!“ Langsam erhob sich Hamurabi von seinem Stuhl und bewegte sich zur Tür hin. Sie blieb an ihrem Ort. Verwundert rieb sich Joshua die Augen. Das hatte er noch nie zuvor gesehen. Der große Zauberer öffnete die Tür und hielt sie für seinen jungen Gast auf. Gemeinsam gelangten sie in den Flur.
Der Flur war nicht groß und beinhaltete keine Überraschungen. Alles stand an seinem Ort und man konnte nichts ungewöhnliches bemerken. Zumindest nicht, wenn man davon absah, das man an der Decke entlang spazieren musste, wenn man in den Keller wollte.........!!! „Du wunderst dich vielleicht darüber, das wir kopfüber an der Decke in den Keller gehen, aber das habe ich mir mal gegen Räuber und Diebe einfallen lassen. Jeder normale Mensch würde ja den Eingang dafür am Fußboden suchen, deshalb hielt ich es für eine gute Idee, dies zu verändern!“, schmunzelte der alte Mann vergnügt. Joshua hingegen verwunderte nun schon gar nichts mehr, auch nicht, als sie auf einmal wieder in die richtige Richtung gingen, als sie die Deckenluke hinter sich gelassen hatten.
Eine lange Wendeltreppe lag vor ihnen. Sie war so schmal, dass sie nur hintereinander gehen konnten. Doch plötzlich fiel dem Jungen wieder etwas ein. Wie konnte dieses Haus eigentlich einen Keller haben? Er hatte es doch selbst gesehen, wie es vor ihm davongelaufen war. Mit einem Keller unter dem Hausboden wäre dies auf keinen Fall möglich gewesen. Wie nicht anders zu erwarten war, hatte Hamurabi auch darauf eine passende Antwort: „Zauberei, mein Junge, alles Zauberei!“ Dabei lachte er unverschämt fröhlich. Man konnte sehen, wie viel Spaß es ihm machte, Joshua zu verwirren.
Nach einer halben Stunde waren sie immer noch nicht unten angekommen. Die Treppe zog sich dahin. Tiefer und tiefer kreiste sie hinab. Josh war schon ein wenig schwindelig, jedoch war noch lange kein Ende abzusehen. „Großer Zauberer, ich möchte nicht ungeduldig oder vorlaut klingen, aber wie lange brauchen wir denn noch, bis wir unten sind?“, fragte Joshua vorsichtig. „Ich habe dir doch gesagt, dass es ein weiter Weg ist, und ich deshalb immer so lange brauche, bis ich an der Haustür bin.“, kicherte Hamurabi, doch dann hatte er ein Einsehen: „Aber wenn du willst, können wir das Ganze auch beschleunigen!?“ Josh nickte freudig. Er hatte keine Lust mehr zu Gehen und jede Abkürzung war ihm recht. Seine Füße plagten ihn inzwischen sehr. Der Zauberer hob seinen Wanderstab, murmelte einige unverständliche Worte vor sich hin und dann ging es los.
Ohne jede Vorwarnung verschwanden die Stufen unter ihren Füßen. Eine glatte Rinne bildete sich und ...hui... ging es rutschend weiter abwärts. Vor lauter Schreck vergaß Joshua fasst das Atmen, so rasant ging es bergab. Hamurabis Bommel, von der Spitze seiner Mütze, wedelte im Fahrtwind umher und knallte dabei oft genug in das Gesicht des Jungen, der dicht hinter ihm rutschte.
Dadurch konnte Joshua auch nicht das Ende der Bahn erahnen, obwohl Hamurabi recht früh gekonnt zur Seite sprang. Der Junge konnte nicht mehr rechtzeitig bremsen. Im hohen Bogen schoss er über das Ende der Rutsche hinaus und wäre fast gegen die Wand geknallt. Doch bevor es dazu kam, stoppte ihn der Zauberer, mit Hilfe eines Spruches, mitten in der Luft. Ungläubig und mit verkniffenen Augen schwebte Joshua nun frei im Raum. Langsam blickte er sich nach Links und Rechts um, ...dann staunend unter sich. Er konnte es nicht glauben. Kurz vor der Mauer, in die er eigentlich hinein gekracht wäre, stoppte einfach sein Flug, und nun hing er unversehrt in der Luft. Hamurabi setzte ihn behutsam ab.
Die Erleichterung in Joshuas Gesicht war nicht zu übersehen. Ihm klopfte das Herz bis zum