Gerald Uhlig

Der charmante Nihilist


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      Eine komplexe Welt will Heimat

      Zuhause ist, wo deine Geschichte beginnt. Wo dein Gehirn langsam ins Wachstum gerät. Wo die vielen fremden Eindrücke, die aus deiner Umwelt stammen, Stück für Stück zu deinem eigenen Selbst vernetzt werden, bis in deinem Gehirn dein Geschichtenerzähler schlüssige Interpretation der Wirklichkeit liefert. Es ist das Selbst, das nach Orientierung im unendlichen Kosmos sucht, einen Halt, eine Idee von Heimat, von Wiedererkennen, vom Geruch der mütterlichen Geborgenheit. Wir schaffen uns aus diesen Bedürfnissen Realitäten, um uns selbst zu beruhigen, so wie es auch der Autor mit diesem Text tut. Einen Hafen in der Zeit brauchen wir, damit unsere Lebensreisen halbwegs gelingen. Wenn Kinder keinen sicheren Ausgangspunkt hatten, von dem aus sie aufbrechen konnten, keinen liebevollen Bezugspunkt, keinen Ort der Beruhigung, dann kann es auch keine gute Reise werden, denn alle unsere Reisen benötigen Mut und Neugier, Offenheit und Geist. Wir müssen dafür unsere Mutmaschine in Gang setzen und üben, üben, üben, täglich, um diese innere Gelassenheit zu erreichen, die für Reisende so lebensnotwendig ist. Der Kamin ist ein Synonym für Zuhause. Er bringt das wärmende Feuer mit der Erde zusammen, aus der wir alle gemacht sind und zu der wir alle wieder werden. Für viele ist Zuhause die Höhle, das Zimmer, wo man sich geborgen und sicher fühlt, das Haus mit einer Gemeinschaft, eine Welt von bunten Gesprächen, voll von Verständnis und Freundlichkeiten. Da meine Familie eine zerstrittene war, Angst eine häufige Begleiterin in meinem Leben, wurde die Idee einer häuslichen Geborgenheit zu etwas elementar-sehnsüchtigem in meinem Leben. Ich war ständig hin und her gerissen, ja zerrissen in Heimweh und Fernweh.

      Da mein kindliches Zuhause oder ein Heimatgefühl nie so in meinem inneren Fundus vorhanden war, musste ich diese Sehnsuchtsräume in meinem Leben ständig neu erfinden. Endlich einen Platz in der Welt zu haben war Kern und Ausgangspunkt all meiner Betätigungen. So begann ich Kunst zu machen, um ein Zuhause zu (er)finden. Ich war süchtig nach Orten, wo es keiner Sicherheit bedurfte, weil es nichts gab, vor dem man sich fürchten oder verstecken musste.

      „Heimat sind die Menschen, die wir verstehen und die uns verstehen. (Max Frisch)

      Heimat ist kein Ort, Heimat ist ein Gefühl...(Herbert Grönemeyer)

      Heimat ist da, wo ich verstanden werde und verstehe. (Karl Jaspers)

      Home is where my computer is. (Graffito)“

      Mache ich meine Vorstellung von Heimat zu einem Satz, so würde dieser lauten:

      Mein Zuhause liegt in den Augen meiner Tochter Geraldine. Wo Kopf und Sinne gefordert werden, ist auch mein Zuhause. Wo mein Denken gemeinsam mit anderen nach wissenschaftlichen wie poetischen Lösungen fahndet, da ist mein Zuhause. Da die Natur kein Zuhause für uns Menschen bietet, in dem wir überleben könnten, muss man es sich schaffen, muss es sich konstruieren. Letztlich sind Heimat, Zuhause, Religion oder Philosophie nichts als Tricks, uns eine verständliche, erklärbare und begreifbare Welt zu erschaffen. Manchmal aber kommt ein wenig Glück und ein Stück Geborgenheit ganz einfach daher und man spricht plötzlich im Kaffeehaus mit dem Menschen hinter der Maske und man erkennt, dass man selbst entscheiden kann, ob das eigene Leben ein Riss in der Zeit ist oder ein Baum, zu dessen Krone man hin gewachsen ist. Dank der Gravitationskraft, des geduldigen Staub- und Klumpensammelns, erwuchs aus dem Zufallskrümel Erde doch allmählich eine Kugel von erheblicher Attraktivität. In ihr, der Heimat von uns Menschen, können wir aber immer nur beginnen, nie vollenden. Dazwischen liegt unser wahres, kurzes und kollektives Zuhause. Aus diesem Grunde ziehe ich meinen Gedankenworten die Tintenkleider aus, so sehe ich ihre nackten Körper, die genau wie alle anderen Angst und Hoffnung vor ihren Schwächen und Gebrechlichkeiten haben. Alles, was in unseren Weltbildern und Bewertungen herum kreist, seien es Heimat, Religion, Philosophie, Wissenschaft, all diese Dinge sind bloße Geschichten, die wir uns erzählen und aus denen wir Trost und Glauben beziehen. Erklärungsmodelle für unser Dasein sozusagen. Aus diesen Geschichten, von den Göttern bis zu den klugen Maschinen, ist unser Bewusstsein, unser „Ich“ entstanden: aus zufälligen Weltbildern in einer zufälligen Welt. Unser „Ich“ ist unser Zuhause, unser „Ich“ ist ein Märchen, welches das Gehirn sich selbstständig immer weiter erzählt. Da jeder Mensch seine eigene Märchenrealität hat, müssen wir, um miteinander klarzukommen, Realitäten haben, die sich überschneiden. Die Vorstellungen von „Zuhause“ oder „Heimat“ sind solche Realitäten oder besser: ausgedachte Hirnleistungen. Unser Gehirn ist süchtig nach Gewohnheiten. Neue Straßen, neue Vernetzungen in ihm anzulegen ist immer Schwerstarbeit. Egal, welcher Nationalität wir angehören, alle sehnen wir uns nach Dauer in einer sich immer schneller veränderten Welt. Nach einer Heimat. Nach einem Zuhause. Meine Heimat ist Wolkenheim.

      / da kam mein vater der sachse/ an einem freitag/ gegen18 uhr/ aus seiner strumpffabrik nach hause (vater hatte den nahtlosen damenstrumpf erfunden)/ und wirbelte mich mit dem Satz in die luft/ junge, heute habe ich unsere erste million verdient/ du siehst/ die erde dreht sich um die achse/ und an der kurbel sitzt ein sachse/ dann klingelte das 5oer jahre telephon/ mein vater eilte sofort dorthin/ mich hat er einfach in der luft vergessen/ viele jahre später betrat nestroy, ein theatermann aus österreich das kaffeehaus/ schaute hoch zu mir in die luft und sagte/ du hast keine heimat dort oben/ ich schließe mich deiner nationalität an/ seitdem sitzen wir beide an einen kaffeehaustisch und trinken einen kleinen braunen./

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