Jessica Giffard

Das Medaillon von Ofon


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es geht so.«

      Ich bezahlte und ging hinaus. Ich spürte, dass die Verkäuferin hinter mir hersah, drehte mich aber nicht um. Erst vor dem Laden blieb ich stehen und schaute hinein. Als sich unsere Blicke trafen, drehte sie sich spontan um und tat so, als ob sie sehr beschäftigt wäre. Es waren aber keine anderen Kunden im Laden, also hatte sie angefangen, etwas an der Kasse zu machen.

      Ich nahm mein Rad und lief ein Stück weiter, froh darüber, dass es nicht zu lange gedauert hatte und ich so schnell fündig geworden war.

      Als ich weiter weg war, rief ich Ben an und bat ihn, mich am Stadtrand abzuholen. Zum Glück war es nicht weit bis zu der Stelle, an der er mich abholen sollte, da es gar nicht so einfach war, mein Rad mit dem Platten zu schieben. Ich konnte es schlecht hier stehen lassen, schließlich brauchte ich es. Als ich fast am Stadtrand angekommen war, sah ich Ben auf mich warten. Er stand neben seinem Wagen und schaute zu mir hinüber. Er kam mir entgegen und nahm mir das Rad ab.

      »Hallo Sarah, wie war dein Tag?«

      »Ganz gut.«

      Er verstaute mein Rad und wir fuhren los. Ich wunderte mich, warum er nicht wissen wollte, wie es zu dem Platten an meinem Rad gekommen war.

      Außerdem war ich immer noch sauer auf ihn, da er mir verboten hatte, irgendjemandem etwas zu erzählen, während er mit Jane dasaß und in Seelenruhe einen Kaffee trank.

      Ich wollte ihn darauf ansprechen, aber ich fürchtete, dass er denken könnte, ich wäre eifersüchtig. Er sollte sich darauf nichts einbilden.

      »Wie konnten Sie so schnell hier sein?«

      »Wir hatten doch ausgemacht, dass du mich duzt. Ich habe dich bereits erwartet.«

      »Wie erwartet? Du konntest doch nicht wissen, dass ich jetzt schon komme. Dank des Platten an meinem Rad konnte ich Jane vormachen, dass ich nachhause laufen muss, weil ich Mom nicht alleine lassen kann.«

      »Ja, ich weiß. Ich habe den Platten verursacht, damit du früher kommst. Ich sagte doch, dass wir nicht viel Zeit haben.«

      »Du konntest doch nicht wissen, dass ich jetzt schon komme! Ich hätte auch bei Jane übernachten können, falls mir nichts eingefallen wäre.«

      »Sarah, ich sagte doch, dass ich dich kenne. Ich wusste genau, dass du eine Möglichkeit finden würdest, um zu kommen. Ich habe nur etwas nachgeholfen, damit es nicht zu spät wird.«

      Ich schwieg, drehte mich zur Seite und schaute aus dem Fenster. Ich war nicht sauer, im Gegenteil. Ich war froh darüber, dass er mir einen Grund gegeben hatte, Jane zu überzeugen, gehen zu müssen, denn meine Gedanken waren die ganze Zeit bei ihm. Ich wollte so schnell wie möglich alles über meinen Vater erfahren. Auf halber Strecke hielt Ben das Auto an, stellte den Motor ab und stieg aus.

      »Du bleibst im Wagen.«

      APOPHIS

      Er schloss die Tür und ging in den Wald. Erst hatte ich mir nichts dabei gedacht, sondern nahm an, er müsste sich erleichtern, doch dann begann ich, mich zu wundern, weil er tiefer und tiefer in den Wald hinein ging. Wenn er dringend musste, hätte er auch hinter einem Baum verschwinden können. Warum also war er in den Wald gegangen? Auf einmal hatte ich ein ungutes Gefühl. Warum sollte ich im Auto bleiben?

      Nach einer Weile schaute ich auf die Uhr. Es waren zehn Minuten vergangen, eine gefühlte Ewigkeit. Als ich wieder in die Richtung sah, in die er gegangen war, konnte ich nichts erkennen. Wo war er nur hin?

      Gerade als ich aussteigen wollte, sah ich ihn zurückkommen. Seine Kleidung war ganz dreckig und das Hemd zerrissen. Was war mit ihm passiert? Ich blieb sitzen und wartete, bis er einstieg.

      »Was ist passiert?«

      »Später Sarah, lass uns erst zur Villa fahren.«

      Die ganze Fahrt über sagte er nichts mehr. Erst als wir ankamen, richtete er wieder das Wort an mich.

      »Warte im Arbeitszimmer auf mich!«

      Er stieg aus und ging hinein. Mit einem mulmigen Gefühl in der Magengegend stieg ich ebenfalls aus und ging zur Tür, wo bereits der Butler wartete.

      »Guten Tag, Miss Clarus.«

      »Guten Tag, Mr. Andors.«

      »Bitte treten Sie ein, Mr. Albus kommt gleich.«

      Mr. Andors begleitete mich zum Arbeitszimmer, machte die Tür auf und trat zur Seite.

      »Treten Sie bitte ein. Brauchen Sie etwas?«

      »Ja, bitte. Ein Glas Wasser wäre fein.«

      Er verbeugte sich, drehte sich um und schloss ohne ein weiteres Wort die Tür hinter sich. Ich war mir nicht sicher, ob er es verstanden hatte.

      Ich schaute mich um, dann setzte ich mich schließlich auf den Sessel und wartete darauf, dass Ben kam. Kurz darauf klopfte es an der Tür. Ohne meine Antwort abzuwarten, öffnete sie sich. Es war der Butler mit einem Glas Wasser.

      »Bitte!«

      »Danke!«

      Er ging wieder hinaus und schloss die Tür hinter sich. Gerade als ich einen Schluck aus dem Glas nehmen wollte, öffnete sich die Tür erneut. Dieses Mal war es Ben. Er hatte sich umgezogen und frisch gemacht.

      »Tut mir leid, dass ich dich warten ließ, Sarah. Du willst bestimmt wissen, was eben im Wald passiert ist. Es muss dich beunruhigt haben, als du mich mit zerrissenem Hemd gesehen hast.«

      »Ja.«

      »Ich sagte doch, dass die Zeit knapp wird. Ich habe seit einigen Tagen gemerkt, dass du verfolgt wirst. Zum Glück sind sie sich nicht ganz sicher, ob sie der richtigen Person folgen, aber es macht ihnen nichts aus, ob es die Richtige ist oder nicht. Die würden auch eine Unschuldige ausschalten, wenn es sein muss.

      Deswegen war ich immer in deiner Nähe. Das war auch der Grund, warum ich im Café war und mit Jane einen Kaffee getrunken habe. Ich wollte sehen, ob es sicher genug für dich ist, dich mit ihr zu treffen.«

      »Wie meinst du das?«

      »Es hätte sein können, dass Jane auch verfolgt wird. Alle, die mit dir in Kontakt stehen, sind in Gefahr. Ich bin froh, dass es nicht bei Jane so war. Aber das ist der Grund, weswegen ich nicht wollte, dass du noch mehr Zeit mit ihr verbringst. Ich musste vermeiden, dass du zu ihr nachhause gehst, um niemanden unnötig in Gefahr zu bringen. Du wirst für zwei Wochen verreisen!«

      »Aber wohin? Was sag ich meiner Mom?«

      »Das habe ich alles schon erledigt. Du wirst nicht in Wirklichkeit verreisen, es sollen nur alle denken. Du wirst zwei Wochen hier in der Villa leben, damit ich dich trainieren kann.

      Ich habe heute deine Mutter angerufen und ihr gesagt, dass du eine Reise gewonnen hast und schon morgen früh fliegen müsstest, damit sie nicht verfällt.«

      »Das hat sie dir bestimmt nicht geglaubt!«

      »Ah, Sarah! Glaub mir, sie hat es geglaubt. Aber sie wollte erst mit dir darüber reden, ob du es möchtest. Wenn du nachhause gehst, wird sie dich überzeugen wollen, dass es die Gelegenheit ist, einen schönen Urlaub zu verbringen, weil sie es dir nie ermöglichen konnte. Sie wird dich bitten, die Reise nicht abzuschlagen.

      Ich sehe keine andere Möglichkeit, um dich zu schützen, bevor du dich selbst schützen kannst.

      Zu der Sache im Wald: Uns verfolgte ein Apophis. Ich musste verhindern, dass er uns bis zur Villa folgt und unseren Aufenthaltsort erfährt. Ich musste ihn für eine Zeitlang außer Gefecht setzen, dadurch haben wir ein wenig Zeit gewonnen.«

      »Was ist ein Apophis und was will er?«

      »Sarah, ich weiß nicht, wie gut du mir zuhörst. Du willst den Ernst der Lage einfach nicht verstehen. Ein Apophis ist eine Riesenschlange, die nur Angriff und Vernichtung im Sinn hat. Noch nicht einmal ich wäre in der Lage, sie zu besiegen.