Jannis Oberdieck

Die Banalen und die Bösen


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letztlich aber reden sie alle weiter. Derartige Taktiken gehören jedoch auf einige wenige Personen begrenzt, sonst greifen sie früher oder später aufs Privatleben über, soziales Abseits vorprogrammiert. Fragen Sie ruhig Jasmin.

      Auch bei Schuester wirkt es. Widerstrebend legt er seine nächste Karte auf den Tisch, offenbar deutlich früher als geplant: »Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, sich für einen Posten im Aufsichtsrat zu bewerben? Mit operativer Verantwortung sind Sie doch verTRaut.« Mein Herz schlägt schneller: Zwar ist mir die Bedeutung dieses Neusprech-Gebildes nicht gänzlich klar, aber als Aufsichtsrat von PrimAct hätte ich auf jeden Fall Zugang zu Informationen ganz, ganz anderer Art. War doch klar, dass jemand im Umweltministerium für die ein gefundenes Fressen darstellt. Interessiert blinzle ich mich daher nun aus der Starre heraus, die mich bei der Beobachtung Krampfhorsts überfiel. »Das... wäre in der Tat eine Überlegung wert«, zwinkere ich. »Zu wann sucht PrimAct denn, Herr Schuester?«

      Offenbar bin ich jedoch immer noch zu schnell vorgeprescht, Schuester löst seine Irritation in warm-dezentem Lachen. »Ach, Herr Müller, da haben wir uns geRade missverstanden. Sehen Sie, Herr Halberstedt arbeitet für ein renommiertes Lobbyismus-Unternehmen, das Kontakt zu ganz unterschiedlichen Wirtschaftszweigen unteRhält. Er hat miR im Vorfeld zu verstehen gegeben, dass die StrahlendSchön vielleicht Interesse („InTResse“, sagt er natürlich) hätte. Ich dachte miR, hier unter vier Augen könnte ich gewissermaßen ein wenig aus dem, wie sagt man? Nähkästchen plaudern.« Die Rs rollt er offenbar auch nur so, wie andere Leute Kommas benutzen.

      Innerlich schlucke ich erstmal: AKW-Lobby also. Somit vermutlich ein Arbeitsaufwand, der sich eher im monatlichen als wöchentlichen Bereich bewegt, schätzungsweise mehr als anderthalb Millionen Aufwandsentschädigung pro Jahr. Und zwar nur für die warme Hoffnung, mich durch Aktienbeteiligung und ein wenig Einblick hinter die Kulissen dazu zu bringen, hier und da die richtige Entscheidung zu erwirken, durch entsprechende Beratung und Vorsortierung von Informationen darauf hinzuwirken. Normaler Weise wird eine solche Zusammenarbeit aber doch schrittweise aufgebaut: Wo käme man denn da hin, alleine auf den guten Willen seines Handelspartners vertrauen zu müssen, dass dieser sich auch an die unausgesprochenen Vereinbarungen hält? Was ist aus diesen kleinen Gelegenheitsgefälligkeiten geworden, mit denen man sich nach und nach selbst so kompromittiert, dass man als verlässlich gelten kann? Entweder ist Schuester einer von der besonders eiligen Sorte, oder aber er hat die Backhus bereits abgeschrieben und braucht nun schnell Ersatz. Ich als Notnagel, das würde passen.

      Mein Überlegen dauert Schuester jedoch zu lange, womit sich trotz allem noch Nervosität verrät. Für irgendetwas braucht er mich: »Sie sehen also, Martin, dass es sich lohnen könnte, Herrn Halberstedt ein wenig zu imponieRen. Kommen Sie, Junge: Zeigen Sie, was in Ihnen steckt!« Wie er Junge sagt, schwingt da zumindest für meine Ohren noch das boy der Dienstboten mit. Speichellecker des Speichelleckers werden? Nur der Himmel weiß, in wessen Hintern der schon kroch. Zeit demnach, alles auf eine Karte zu setzen: Entweder bin ich wichtig für Schuester oder eben nicht. »Wissen Sie, Mr. Schuester, so leid es mir tut: Dieser Zug ist abgefahren. Ich habe bereits seit vielen Jahren eine sehr gefestigte Meinung zur Kernenergie.«

      Erstaunt hebt dieser spezielle amerikanische Freund beide Brauen: Diese Deutschen sind ja immer so moralisch. Innerlich schwitze ich Blut und Wasser, daher spreche ich schnell weiter, ehe es nach außen dringt: »Ganz anders hingegen sieht es mit der Gentechnik aus. Ich meine, wir haben in den letzten Jahrzehnten die Umweltzerstörung so weit vorangetrieben, dass viele der Kleinstlebewesen am unteren Ende der Nahrungsketten inzwischen vom Aussterben bedroht sind.« Nicht in fachlichen Details verlieren, ermahne ich mich, Sachkenntnis und so weiter. »Kurz: Ich glaube, dass die Gentechnik derzeit unsere einzige Chance ist, die Fehler der letzten Jahrzehnte wieder auszubügeln. Aber sobald das Freihandelsabkommen da ist, werden faktisch alle Beschränkungen fallen. Hier in Europa wird eine Art... Goldgräbermentalität einsetzen. Da brauchen wir seriöse Unternehmen mit Erfahrung, die sich ihrer sozialen Verantwortung bewusst sind. Wie die PrimAct AG. Ich wäre wirklich stolz darauf, ein Teil davon zu sein!« Geschafft. Hat man solch Lobbyismus-Geblubber oft genug gehört, kann man es bei Bedarf jederzeit wieder erbrechen.

      Schuester jedenfalls pfeift zunächst nur leise durch die Zähne. Habe ich ihn am Haken? Deckt er nun auch die nächste Karte auf? Diese Sache mit der Unternehmensidentifikation ist eigentlich immer gut, da glaubt jeder, dass es dem anderen vielleicht ernst mit ist. Beflügelt durch meinen kleinen Triumph gelingt es mir sogar, Schuesters prüfender Musterung standzuhalten: imitiere einfach den treuherzigen Blick Krampfhorsts, das kann er wirklich gut. »Wir weRden mal schauen, was sich da machen lässt«, meint unser überseeischer Besucher schließlich leise und lächelt wieder einmal warm. Jetzt bin ich mir sicher, dass Schuester im Laufe dieses Wochenendes noch einmal an mich herantreten wird und diesmal vielleicht durchaus andere Seiten PrimActs zum Aufschein kommen, da geht noch was. Beide nicken wir einander zufrieden zu, einträchtig wie Krähen auf der Stange.

      In diesem Moment, keinen Augenblick zu früh, tritt schließlich auch Krampfhorst wieder zu uns, das Gesicht puterrot vor Hitze und insgesamt reichlich angefressen: »Schreiben Sie für mich einfach sieben Schläge auf.«

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