Patrick Fiedel

Leon und der magische Kristall


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am großen Möbelgeschäft. Sie passieren die große Siedlung mit den hohen Häusern und dann rollen sie direkt auf ihr Ziel zu. Ein riesengroßes Wohnhaus mit unzähligen Fenstern. Ben schließt sein Fahrrad am meterlangen Fahrradständer an und Leon schnappt sich sein schwarzes Longboard mit den neongelben Rollen unter den Arm und geht die Stufen hinauf zum Hauseingang. Sie stehen vor den vielen Klingeln, es sind bestimmt 50 Namen daran, Leon hat sie nie gezählt. Er will schon die seines Freundes drücken, doch bevor er den kleinen Knopf betätigen kann, kommt zufällig eine ältere Dame durch die Tür und Leon huscht geschwind in das Treppenhaus.

      „Guten Tag, Madame. Dürfen wir eintreten?“, säuselt Ben der älteren Dame verbeugend entgegen.

      „Natürlich dürfen Sie“, antwortet sie lachend und hält Ben noch die Tür auf.

      „So ein netter junger Mann“, sagt sie freudig im Weggehen.

      „Du nun wieder“, kichert Leon und verdreht leicht die Augen.

      „Manieren, mein Lieber. Manieren“, reagiert Ben siegessicher.

      Ben wartet auf den Fahrstuhl und Leon huscht die vielen Stufen bis in den achten Stock hinauf. Als Leon etwas außer Puste oben ankommt, steht Ben schon kaugummikauend da und begrüßt Leon mit einer knallenden Blase.

      ‚Brrrrrrrrrrrringggg.‘

      „Da klingt deine Klingel doch etwas schöner“, sagt Leon zu Ben und nachdem er ein zweites Mal das nervige ‚Brrrrrringggg‘ erklingen lassen hat, hören sie Schritte hinter der Wohnungstür.

      Diese geht auf und Finn steht neugierig im Türrahmen. Eine schwarze Haarsträhne hängt ihm lässig über dem Auge. Finn geht mit Leon und Ben nun in die sechste Klasse bei Herrn Tarius. Er wohnt mit seiner Mama in einer kleinen Wohnung zusammen.

      „Es gibt Neuigkeiten. Wichtige. Wir fahren zu Herrn Tarius“, flüstert Leon ganz aufgeregt.

      „Mama, darf ich raus?“, reagiert Finn schnell.

      „Na klar, aber zieh dich ordentlich an“, antwortet Finns Mama fürsorglich aus dem Nebenzimmer.

      Finn ist seit ihrem Abenteuer unter der Erde ein Anderer. Im Sport wurde er schlagartig Klassenbester und auch sonst ist seine immerwährende Angst vor Allem wie verflogen. Er hat sich sogar auch wie Leon ein Longboard zugelegt und seitdem sind die zwei zusammen mit Ben oft nachmittags unterwegs.

      „Kann es losgehen?“, spricht Leon draußen vor der Haustür, während er seinen Schutzhelm aufsetzt.

      Ben sitzt schon gemütlich auf seinem Fahrrad und Finn steht in voller Schutzmontur auf seinem Board. Wahrscheinlich zwingt ihn seine Mutter, sich zu kleiden wie ein Raumfahrer beim Weltraumspaziergang.

      „Houston, wir sind startbereit“, kichert Ben seinem Freund zu.

      „Sehr witzig. Du kennst doch meine Mama. Ohne den Schutz darf ich nicht fahren“, antwortet Finn etwas mürrisch und schiebt seine Haarsträhne unter den Helm.

      „Dann kann es ja losgehen“, ruft Leon den beiden Jungs zu und schon fahren die drei Freunde gemeinsam los. Wenn es bergauf geht, muss Ben die Lokomotive spielen und Leon und Finn halten sich an seinem Fahrrad fest, was aber meist nur Sekunden funktioniert, dann merkt es Ben und fängt immer gleich an zu schimpfen. Zum Glück ist die Straße am Stadtrand frei und der Weg zu Herrn Tarius geht nur zweimal leicht bergauf. Nach ein paar Minuten kommen sie am Ziel ihrer Reise an und sehen Leonie schon von Weitem winken.

      „Da seid ihr ja endlich. Ich warte schon eine ganze Weile“, begrüßt sie die drei.

      „Papa hat mich hergefahren. Ich habe gesagt, ich muss mit einer Freundin etwas für die Schule üben“, spricht sie und Leon nickt ihr voller Respekt für diese kleine Notlüge zu.

      Leon, Leonie, Finn und Ben stehen vor einem alten Holzzaun und schauen auf ein braunes rostiges Gartentor, an dem ein kleines weißes Namensschild den Bewohner preisgibt.

      ‚J. Tarius‘ steht in großen Buchstaben darauf.

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      „Für was das ‚J.‘ wohl steht“, fragt sich Leon, während die Kinder das alte quietschende Tor öffnen. Gemeinsam betreten sie einen kleinen Garten, in dem ein Baum hinter dem anderen wächst. Ein kleiner steiniger Weg krümmt sich an den Apfel- und Birnbäumen vorbei und führt sie direkt vor eine große Holztür, genau in der Mitte eines kleinen Häuschens. Nebeneinander aufgereiht stehen die Freunde davor und Leon sucht nach der Klingel.

      „Wo ist die Klingel?“, fragt er suchend, kann sie aber nicht finden.

      „Da ist sie“, sagt Finn und zeigt dabei auf einen Knopf neben der Tür, der durch herunterhängende Weinranken erst verdeckt worden war.

      „Dann wollen wir mal“, spricht Leon laut und drückt auf den Knopf.

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