Elke Bulenda

Pariser Nächte


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      Elke Bulenda

      Pariser Nächte

      Ein humorvoller Fantasy-Roman

      Impressum

      Pariser Nächte

      Elke Bulenda

      published by: epubli GmbH, Berlin, www.epubli.de

      Copyright: © 2013 Elke Bulenda

      ISBN 978-3-8442-4778-7

      Wenn ich wüsste, was Kunst ist, würde ich es für mich behalten

      (Pablo Picasso)

      Paris, Hotel Le Meurice.

       Das Telefon klingelte. Ein Blick auf meine innere Uhr verriet mir, dass es sieben Uhr in der Frühe war. Und noch eins sagte mir der Blick in meinen Kopf. Meine innere Uhr war verbeult und an ihr hingen noch immer klebrige Reste vom Champagner, der vorangegangenen heißen Nacht. Außerdem quälte mich ein tierischer Kater. Was eine Wirkung dieses kohlensäurehaltigen Getränks war.

      Im Normalfall kann ich sogar das elendige Zwergen-Gebräu trinken, ohne dass es mir hinterher schlecht ergeht. Und das will etwas heißen, bei mehr als 80 Umdrehungen. Ich habe schon ziemlich viele Rekorde im 500 Meter Hürden-Saufen errungen. Mit anderen Worten: Völlig besoffen, unversehrt nach Hause zu kommen.

      Obwohl ich mir schon zuvor geschworen habe, keinen Champagner mehr zu trinken, bin ich wieder rückfällig geworden.

      Aus gutem Grund und einer davon lag neben mir, auf der rechten Seite meines Bettes. Vorsichtig griff ich über die hübsche Blonde und angelte mir den Telefonhörer.

      »Ja?«, pöbelte ich in den Hörer.

      »Monsieur McClane, voici le réveil. Il est sept heures et je leur souhaite bon matin. Par ailleurs, même un agréable séjour dans notre maison et un temps merveilleux à Paris.« Was für´n Ding? Etwas verwirrt betrachtete ich den sprechenden Knochen in meiner Hand. Allerdings wurde mir jetzt erst bewusst, wo ich mich befand.

      »Äh, je suis réveillé!«, knurrte ich und warf den Hörer wieder auf die Gabel.

      … Seine blöden Höflichkeiten kann er sich sonst wo hin stecken! Scheiß Paris, scheiß Froschfresser, scheiß frühes Aufstehen!...

      Und so etwas sollte Urlaub sein!? Normalerweise wurde ich, wenn ich mich beim Ring befand, immer um sechs geweckt. Von einer aufdringlichen Zwergen-Stimme, die mich dann mit beknackten Zeug voll laberte und entsetzlich gute Laune verbreiten wollte. Jetzt war ich aber nicht in den tiefen Gefilden des Hauptquartiers von Salomons Ring, sondern in einem fünf Sterne Hotel, inmitten von Paris.

      Und mal ganz ehrlich unter uns: Eine Stunde länger schlafen ist ja wohl ein Witz, wenn es um Urlaub geht.

      Auf der linken Seite des Bettes regte sich ebenfalls etwas. Nachdem ich mich vergewisserte, dass es sich dabei nicht um Barbiel handelte, war ich schon mal überaus erleichtert. Statt eines Engels mit Igel-Frisur, lag eine sehr gutaussehende Brünette zu meiner Linken.

      … Verdammt, wo kommt denn die Zweite her? Ach, ja jetzt weiß ich es wieder ...

      Schuld hatte an allem wieder einmal Barbiel. Gestern Abend waren wir ein wenig ins Pariser Nachleben eingetaucht. Da Barbiel, trotz seiner vornehmen Zurückhaltung die Damen anlockt wie Motten das Licht, hatten wir das Glück zwei reizende Wesen kennenzulernen. Natürlich sprach die junge Dame unseren Engel zuerst an. Mit von der Partie war noch Brutus, unseren Dämonensuch-Chihuahua. Und als die Hübsche dann die magischen Worte sagte, sie wäre Modell und würde uns gerne ihre Freundin vorstellen, war das Eis gebrochen. Apropos gebrochen.

      Als lustiges Quartett (Brutus nicht mitgezählt) zogen wir noch durch diverse Clubs und es wurde eine überaus feuchtfröhliche Nacht. Bis Barbiel auf die Idee kam, noch eine typisch-französische Spezialität zu sich zu nehmen.

      Weiß der Teufel, was ihn dabei geritten hat. Engel können, so wie ich als Vampir keine feste Nahrung zu sich nehmen. Aber er schien wie besessen von der Idee zu sein, dass er ein Baguette, belegt mit Salami, Salat und Käse, ohne Weiteres verdrücken könnte. Nun vielleicht glaubte er, er sei seit seiner letzten Begegnung mit dem Erzengel Michael wohl um einiges an Fähigkeiten reicher geworden. Stimmt einerseits. Denn vor den Menschen konnte er seitdem seine Flügel verbergen. Menschen sahen sie einfach nicht. Ich hingegen schon. Aber Engel essen nicht, sondern trinken nur Morgentau, falls sie nicht auch noch das Zwergen-Gebräu vertragen, Champagner oder andere Getränke. So war Barbiel nicht davon abzuhalten, sich mit Brutus gemeinsam in das mächtige Stangenweißbrot zu verbeißen ...

      - Um mir anschließend die Ohren voll zu jammern, ihm sei speiübel. Verdammt, wir wollten die Bienen abschleppen und er jammerte. War mal wieder klar, dass er mir mit seinem Eigensinn die Tour vermasseln wollte. Im Hotel angelangt, lief er zitternd und käseweiß auf sein Zimmer und ließ mich mit der weiblichen Begleitung einfach auf freier Flur stehen. Aber, hey, ich bin ein alter Partylöwe und ich spucke weder in ein Glas, noch lasse ich mir die Gelegenheit entgehen, eine schöne Dame glücklich zu machen!

      Also nahm ich das Doppelpack auf mein Zimmer, rief den Zimmerservice an, der uns mit ausreichend Champagner versorgte. Ja und an alles Weitere kann ich mich jetzt nicht mehr so genau erinnern. Jedenfalls floss das prickelnde Gesöff in Strömen. Und als Wikinger verstehe ich es, ein richtiges Fest zu feiern. SKAL! Aber jetzt genug erzählt. Es wurde Zeit, endlich aufzustehen. Die Blonde regte sich und sah mich leicht mitgenommen an. Jetzt werde ich nicht auch noch für euch alles auf Französisch erzählen. Der Dame verlangte es nach einem Frühstück. Dabei habe ich nie erwähnt, sie auch noch bei mir frühstücken zu lassen. Lediglich eine heiße Nacht habe ich ihnen versprochen und die haben sie doch wohl gehabt, oder nicht? Sehe ich vielleicht aus wie ein Hotel, oder was?

      Madame Brünett verlangte ebenfalls eine Magenfüllung. Nun stand ich vor einem Dilemma. Zuerst wollte ich sie einfach davon jagen. Aber was macht das für einen Eindruck? Nein, Damen müssen pfleglich behandelt werden. Wenn ich ihnen Geld geben würde, wären sie womöglich auch noch beleidigt und behaupteten, sie wären doch keine Prostituierten, oder so. Und woher soll ich als Vampir, wissen was ein verdammtes Frühstück kostet? Also machte ich ihnen einen Vorschlag zur Güte.

      »Mädels, ich rufe den Zimmerservice an und werde ein Frühstück für zwei ordern. Tut mir leid, meine Süßen, aber ich muss mich für meinen Job fertig machen. Ihr frühstückt in aller Ruhe und wenn ihr fertig seid, macht ihr die Biege, okay?«

      Gesagt, getan. So rief ich den Zimmerservice an und kletterte anschließend aus meinem Liebeslager. - Um gleich eine herumliegende Flasche gegen den Wandschrank zu treten. Vorsichtshalber guckte ich noch unter das Bett. Könnte ja sein, dass sie noch eine Freundin mitgebracht haben. Manchmal verliert man eben allzu schnell den Überblick ...

      Aber die Luft war rein, keine unbekannte Dritte unter dem Bett. Dafür jede Menge leere Champagner-Flaschen, der Sektkühler aus dem wir zuletzt tranken und gebrauchte Präservative. Natürlich brauche ich als Vampir weder Furcht vor Ansteckung, noch vor einer auf mich zukommenden Vaterschaftsklage zu haben. Aber man sollte doch schon so rücksichtsvoll sein und nicht bei einem One Night Stand ohne Kondome herum machen. Mein Tipp: Immer eine Lümmeltüte benutzen, klar? Witzig, jetzt weiß ich auch, warum man sie Pariser nennt.

      So räumte ich das Schlachtfeld unter dem Bett auf und warf mir einen Bademantel über. Denn ich bin nicht blind und meinem kleinen Sportsfreund verlangte es schon wieder nach Frühsport. Doch dafür hatte ich keine Zeit, auch wenn diese beiden Damen sehr verlockend aussahen. Den Sektkübel stellte ich wieder auf den Servierwagen mit den geleerten Flaschen, und rollten ihn vor die Tür - wo mir auch schon der nächste Wagen mit dem Frühstück der Damen entgegenkam. So wurde kurzerhand ein Wagentausch vorgenommen und das Frühstück an die hungrigen Bettgefährtinnen verfüttert. Dabei gönnte ich mir noch schnell einen Schluck Kaffee, griff in den kleinen Zimmerkühlschrank und angelte mir einen Tetra Pak mit Blutorangensaft heraus. Der Inhalt des Kartons enthält alles andere als Orangensaft, sondern ist eine getarnte Blutkonserve. Sal, der Leiter unserer Organisation achtet auf größte Diskretion. Niemals hätte er zugelassen, dass