Tim Sodermanns

Leidenslust


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noch ein Jackett trug, geschweige denn eine Krawatte.

      Ich selbstredend schon, hatte ich doch kein als Freizeitkleidung zu bezeichnendes und dennoch angemessenes Kleidungsstück in meinem wohl gefüllten Kleiderschrank finden können. Mann trug Anzug, denn Anzug verlieh Macht. So sah ich das, machte mich mein Starrsinn hier auch mal wieder zum Außenseiter, wie immer.

      Zielstrebig steuerte ich also auf den, sich in der hinteren Ecke der Räumlichkeit befindenden Getränketisch zu, welcher neben dem bereits erwähnten Perlwein der Marke „Schädelbrecher“ zudem eine große Schüssel Bowle, literweise Glühweinpunsch und gelb-zähflüssigen Eggnog zu bieten hatte.

      Keine der Flüssigkeiten erweckte in mir den unbändigen Wunsch nach Konsum. Da der gegenüberliegende Tresen allerdings von einer Hundertschaft stark angeheiterter, bierseliger Raumpfleger belagert wurde, deren Willkommen ich mir – angesichts einer auf meine Beschwerde zurückgehenden und sicherlich noch bestens erinnerten Abmahnung durch die Firma vor einigen Wochen - nur allzu gerne ersparen wollte, hatte ich wohl keine Wahl.

      Ohne Alkohol wäre dies hier kaum zu ertragen, vergewisserte ich mir schweigend selbst. Griff sodann nach einem der bereitgestellten Becher voller Eggnog, zuckte allerdings alsbald schon erschrocken zusammen, als mich jemand überraschend an der ausgestreckten Hand berührte.

      „Dass Sie hier sind, das freut mich aber, Herr Möhler“, säuselte mir meine – augenscheinlich bereits einigermaßen alkoholisierte – Sekretärin kurz darauf ins Ohr, meine Hand hierbei weiterhin bestimmt mit der ihren haltend.

      „Soziale Kompetenz Möhler“, die Worte meines Vorgesetzten hallten noch in mir nach. Eine Szene war um jeden Preis zu vermeiden und so konnte ich dem Drang gerade noch widerstehen, meine Hand ebenso unsanft aus dem Griff meiner Untergebenen zu befreien, wie ich sie momentan gerne ob ihres anmaßenden Verhaltens zurechtgewiesen hätte.

      „Guten Abend Frau Hanne“, war denn alles, was ich – bewegungslos dastehend, die Berührung ignorierend – zu erwidern wusste. Aber meine Worte zauberten der Mittzwanzigerin dennoch unmittelbar ein breites Lächeln ins Gesicht, meine Selbstbeherrschung wurde also offenbar als echte Freude missinterpretiert.

      „Kommen Sie mal gleich mit in ihr Büro“, ließ mich die dunkelblonde Frau nun nicht mehr vom Haken und schleifte mich bald darauf, mir unterwegs mehrfach verheißungsvoll zuzwinkernd, händchenhaltend in Richtung der Büroräume davon.

      Hier angekommen, sicherten uns Codekarte und Spracherkennung den Zugang, und schon standen wir vor meinem Schreibtisch, hierbei immer noch Händchen haltend. Die gewohnte Umgebung, welche mir momentan allerdings seltsam surreal erschien, hätte eigentlich einen beruhigenden Einfluss auf meine Sekretärin haben sollen. Aber weit gefehlt!

      Kaum waren wir alleine, stieß sie mich mit den Worten:“Jetzt wird ausgepackt, mein lieber Herr Möhler. Da freue ich mich schon sehr lange drauf!“, unsanft auf meinen, hinter dem Schreibtisch bereits auf mich wartenden Chefsessel und grinste mich lasziv an.

      Einen Augenblick stand Sie einfach da, die tägliche Frau an meiner Seite, die zumeist unbeachtete Zuträgerin und Kaffeeholerin. Völlig bewegungslos und sah mich an. Geradezu, als wolle sie abschätzen, ob der nächste Schritt sich denn wirklich zieme, verharrte sie einen Moment, welcher auch mir einen genaueren Blick auf dieses Geschöpf Gottes gestattete.

      Meine Augen wanderten. Sahen mit einem Male straffe Brüste, stramme Schenkel und beachtlich sinnliche Kurven, wo sie bisher lediglich die graue Arbeitsmaus zu ignorieren gewusst hatten. An der Hand durch die Menge geführt, war es mir zunächst gar nicht aufgefallen, wie attraktiv die mir unterstellte Bürokraft heute zurechtgemacht war.

      Sicher, routinemäßig gescannt hatte ich die Schreibkraft zu Beginn unserer Zusammenarbeit natürlich, schließlich bin ich ein Mann. Allerdings war sie damals und während der darauf folgenden Monate des täglichen Umgangs nicht in ein kleines Schwarzes gehüllt gewesen, dessen Träger im Rücken lediglich von Metallringen gehalten wurden und auch sonst einiges an nackter Haut zur Schau stellten. Heute war dies der Fall. Ich schluckte trocken, was ging hier vor?

      Selber derart gebannt und ganz in Gedanken, gelang es meiner Sekretärin zwischenzeitig bereits trotz Alkohols im Blut, das edle Möbelstück direkt vor mir einigermaßen sicher zu besteigen, noch bevor ich etwas hätte unternehmen können. Erst einer, dann der zweite High Heel an ihren Füßen fand seinen Weg. Ein kleiner, abschließender Hops noch, und schon stand Frau Hanne auf der Arbeitsplatte ihres Chefs, die nackten Beine ausladend drapiert, unter ihrem Kleid offensichtlich keinen Slip.

      Sie hatte wohl Lust zu tanzen, auch ohne Musik. Jedenfalls schien es ganz so, begannen ihre Hüften doch unvermittelt, erotisch im unhörbaren Rhythmus eines Liedes zu kreisen. Geradezu herausfordernd strich sie sich bald ebenso spielerisch, wie provozierend über ihren strammen Körper, meine Augen folgten alsbald jeder ihrer Bewegungen. Ich saß still, ungläubig und doch fasziniert.

      Gekonnt ließ Frau Hanne ihre Hände wandern, die Schenkel hinauf, über den flachen Bauch bis an ihre Brust. Ihre Nippel traten heraus, der dünne Stoff spannte sich und ich spürte geradezu, wie sie - ihre Augen hierbei die ganze Zeit auf den schräg unter ihr sitzenden Chef fixiert - vor Erregung feucht wurde.

      Immer ausladender wurden ihre Bewegungen, immer auffordernder ihr Blick. In meiner Hose wurde es eng und als sie schließlich begann, ihr Kleid Zentimeter für Zentimeter die Beine hoch bis über ihre frisch rasierte Pussy hinauf gleiten zu lassen, da packte ich sie plötzlich und unvermittelt grob am Arm, noch bevor ich selber wirklich begriff, was da gerade mit uns geschah.

      Etwas Animalisches lag längst in ihrem Blick, nun wohl auch in dem meinen. Etwas in uns setze aus, schaltete uns auf Autopilot, wir verloren die Kontrolle. Einer Katze gleich, von der verlockenden Maus da direkt vor der eigenen Nase geradezu hypnotisch angezogen, sprang ich plötzlich auf.

      Ohne Rücksicht riss ich sie sodann vom Tisch, meine Frau Hanne. Kurz erschrak die Verführerin ob meiner Kraft und Brutalität. Noch umso mehr, als ich sie im Anschluss ansatzlos bäuchlings hart über den Schreibtisch warf, sie im Genick packte und nach unten drückte.

      „Ich weiß doch, was du willst. Los, sag es endlich!“, die Worte zischten geradezu aus meinem sich nunmehr in ihrem Nacken befindenden Mund. Ich hatte mich zwischenzeitlich über sie gebeugt und das Tier in mir gänzlich von der Kette gelassen, die fast nackte Frau bebte unter mir.

      „Los du geile Tippse, sag es. Du machst mich doch nicht ohne Grund verrückt?“, zischte es kurz darauf erneut aus mir heraus. Fremd und doch vertraut, als spräche ein lange gefangen gehaltener und bisher bestens vor der Außenwelt verborgener Teil von mir.

      Frau Hanne, von meinen gut siebzig Kilo Eigengewicht auf die kalte Schreibtischplatte gepresst, war zu fassungs- und atemlos, etwas zu erwidern. Widerstand leistete sie nicht, eher gab sie sich hin. Nicht aus Angst oder Schwäche, was mich augenblicklich abzustoßen vermocht hätte. Nein, aus brennendem Verlangen.

      Erst als meine kräftigen Hände von ihrem Hals abließen, sich von hinten durch die Armausschnitte ihres Kleides schoben und kräftig ihre zarten Brüste umschlossen, stöhnte sie auf. Zärtlich und doch bestimmt, knetete ich nun ihre weiche Haut. Erreichte schließlich ihre erigierten Knospen, und als ich in Beide zugleich kniff, kreischte und stöhnte die derart Gequälte auf, vor Schmerz und Lust zugleich. Sie schien zu brennen, und das Feuer, das war ich.

      „Das ist wohl ein ja, ein bitte fick mich, richtig?“, vernahm die gelernte Stenotypistin die ihr wohlbekannte Stimme ihres Chefs kurz darauf erneut, noch etwas bestimmter als zuvor. Und dieses Mal konnte sie antworten, schrie ihr:“Ja Boss, bitte fick mich!“, geradezu heraus.

      Ein triumphierendes, gemeines Lachen erfüllte daraufhin den Raum. Plötzlich, kalt, schneidend, allgegenwärtig. Es war meines, ich wusste das, dennoch klang es in meinen Ohren ebenso ungekannt zügellos, wie fremd. Die Ampel stand zweifelsohne auf Grün, jetzt gab es kein Zurück.

      Ich zog meine Sekretärin hoch, riss ihr Kleid herunter und noch bevor sie recht begriff, was vor sich ging, wurde ihr Leib auch bereits