Tim Sodermanns

Leidenslust


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auch ob des Geständnisses meiner Zuneigung ihr gegenüber, als wäre es ein Scherz gewesen, nur herzlich gelacht.

      Grausam, sie jetzt in den Armen eines Anderen zu sehen. Doch all das macht das Betrachten des, mittlerweile irgendwo zwischen Petting und Schwof beheimateten Schauspiels da direkt vor meiner Nase, in meinem kranken Hirn eher erregender, denn abstoßend.

      Die Zurschaustellung ihres Sexes, während sie sich genussvoll an ihm reibt und ihn balztanzartig umgarnt. Die Begierde in den Augen des Mannes, während er seine Hände immer und immer wieder über ihren biegbaren Körper streichen lässt. Die mitfühlend gemeinten, doch erniedrigenden Blicke unserer Freunde.

      Die der ganzen Szene inne liegende Demütigung. Die Peinlichkeit, die mich zum chancenlosen Nebenbuhler degradierende Offensichtlichkeit, mit welcher Jenna sich anbietet: all dies spricht den masochistischen Teil meiner Seele und selbstverständlich auch meinen Trieb unendlich an.

      Für Viele herzlos, wie hier auf meinen Gefühlen herum getrampelt wird. Und doch lässt mich die Szenerie auf unverhoffte Weise teilhaben am beginnenden Glück und Liebesspiel der für mich Unerreichbaren.

      Herabwürdigend, wie die von mir Vergötterte sich vor meinen Augen an den Hals eines Anderen wirft, mich dabei nicht nur verschmähend, sondern mir dies auch noch vor aller Augen unter die Nase reibend. Und doch macht gerade diese Unerreichbarkeit, die Desavouierung allen was ich bin und gerne für sie wäre, die junge Frau in meinen Augen nur noch begehrlicher.

      Den ganzen Abend geht das so, letztlich setzten sich beide gar erschöpft zu uns an den Tisch. Allerdings nicht zu erschöpft, um im Anschluss noch die Nacht miteinander zu verbringen, wie ich Stunden später feststellen muss. Im Regen vor dem Reinickendorfer Altbau auf der Straße stehend, in welchem Jenna in einer kleinen Wohnung lebt.

      Ihnen heimlich hinterher getrottet, wie ein ab geliebter Hund, beneide ich den Glücklichen, welcher „meiner“ Jenna wahrscheinlich gerade ihr Höschen die strammen Schenkel herab zieht. Doch suhle ich mich auch genussvoll in der Rolle des Verlierers, des Verschmähten und nicht Genügenden, dessen kleiner Freund selbst jetzt noch vor Erregung steht, von sämtlichen Anforderungen der Männlichkeit befreit.

      Vielleicht ist irgendetwas in meinem Kopf falsch verdrahtet, denke ich, während es mich in den frühen Morgenstunden endlich heimwärts zieht.

      Lust aus grausamer Erniedrigung, Verlangen durch kalte Ablehnung, Zuneigung angefeuert von offensichtlicher Distanzierung. DAS konnte doch nicht normal sein, oder?

      Welche Art Beziehung sollte denn einer wie ich, fern ab der Norm, überhaupt einmal führen können, welcher Frau Glück könnte ein solcher Unmann schon sein?

      An diesem Abend liege ich noch lange wach, von Selbstzweifeln zerfressen und doch bis in die Haarspitzen geil.

      Am nächsten Tag jedoch, da treffen wir uns bereits alle wieder - von der ehemals verlockenden Eroberung des Vorabends jedoch, fehlt bei Jennas Eintreffen jede Spur.

      „Geiler Fick, extrem befriedigend, aber weiter wird es nicht gehen.“, lässt uns die Frau meiner Träume bald schon, untermalt von einem kessen Zwinkern und ohne jegliche Zurückhaltung wissen.

      Einen Vorteil hat das Ganze also, denke ich daraufhin schweigend bei mir. Lover kommen und gehen.

      Dem verschmähten und sie dennoch weiterhin bedingungslos anbetenden „nur Freund“ jedoch, welcher anspruchslos im Schatten kauert und sie ohne Einschränkungen vergöttert, dem bleibt Frau treu.

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