Fritz Dominik Buri

Vampire & Monsters


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seiner Geschichte. Angeblich soll es immer noch Orte geben, an denen unerklärliche Dinge geschehen.

      In meinem tiefsten Innern würde ich zu gerne einmal Bekanntschaft mit dem Unbekannten machen. Ich habe keine genaue Vorstellung wie eine solche Bekanntschaft im Einzelnen aussehen würde. Ich war mir sicher, wenn ich eine solche Erfahrung machen sollte, würde sie speziell sein.

      Gut möglich, dass ich dabei vor Schreck in die Hosen pinkeln würde, doch das Risiko musste ich einfach auf mich nehmen – no risk, no fun.

      Die Vorstellung mit dem Fürsten des Blutes hatte etwas Beängstigendes und Faszinierendes zugleich. Hey, Schloss Bran soll schliesslich eine Touristenattraktion sein. Da waren schon jede Menge zu Besuch und mir ist kein einziger verbriefter Fall bekannt, bei dem eine Person von einem Vampir gebissen worden ist.

      Warum sollte das also bei uns anders sein, dachte ich mir damals. Was ich zu jenem Zeitpunkt noch nicht wusste, war, dass das Grauen und Unsichtbare nicht immer Zähne hat und nach Blut verlangen muss, es gibt noch andere Möglichkeiten.

      Wir sollten sie an unserem eigenen Leib erfahren.

      Manchmal ist oder wäre es besser, wenn wir mehr auf unsere innere Stimme hören würden, also auf unsere Intuition. Bei mir ist es nicht anders und der Tag unserer Abreise kam schliesslich näher.

      Ich hatte seit einigen Tagen schlecht geschlafen. Warum ich das weiss? Nun, als ich in jenen Tagen im Oktober, vor unserer Abreise nach Transsilvanien missgelaunt aufgewacht bin, ohne jedoch einen bestimmten Anhaltspunkt dafür anbringen zu können. Ich war missgelaunt, so wie wenn man das Gefühl hat schlecht geschlafen und einen bösen Traum gehabt zu haben.

      Ich hatte schlecht geschlafen, sass auf meiner Bettkante und fühlte mich wie gerädert. Ich versuchte mich daran zu erinnern ob ich geträumt hatte. Hatte ich oder hatte ich nicht? Ich hatte keine Ahnung! Ich schüttelte diese Gedanken und Empfindungen von mir ab, wie ein Hund das Wasser aus seinem Fell schüttelt, nachdem er aus dem Wasser gestiegen war.

      Angeblich träumen die Menschen jede Nacht, wenn man den Ergebnissen der neusten Forschungsstudien Glauben schenken sollte. Ich für meinen Teil bin da wohl eher ein schlechtes Beispiel, ich träume nicht, jedenfalls nicht wissentlich. Und wenn dann doch einmal, dann kann ich mich in den seltensten Fällen daran erinnern.

      Doch zu jener Zeit hatte ich einfach schlecht geschlafen und spürte eine innere Unruhe, die ich selbst nicht genauer definieren konnte. Ich freute mich auf unsere Reise zu Graf Dracula und auf das Fechtturnier.

      Vielleicht war es einfach eine Überreaktion meines Körpers, denn ich hatte zu dieser Zeit auch beruflich viel zu tun und hatte mir für dieses Turnier und die Tage in Rumänien, eine Woche Ferien genommen.

      Ein paar Tage weg von dem Ganzen würde mir nicht schaden, dachte ich damals.

      Teil 2: Die Abreise in die Karpaten

      Die Tage und Wochen vergingen bis schliesslich der grosse Tag kam.

      Es war Mittwoch, der 23. Oktober 2008, also ein Tag vor unserer Abreise nach Rumänien. Da wir über tausendachthundert Kilometer zu fahren hatten, hatten wir beschlossen bereits am Donnerstagmorgen loszufahren und an diesem Tag bis nach Budapest zu fahren, um dort zu übernachten.

      Von Budapest aus würden wir dann weiterfahren bis nach Kronstadt in Rumänien. Gemäss Routenplaner hatten wir mit Budapest die Hälfte der Reise hinter uns.

      Wieder kam mir in den Sinn was ich so lange und geschickt in den Tiefen meines Unterbewusstseins hatte absacken und schlummern lassen. Wir hatten eine Strecke von fast eintausendachthundert Kilometer zu fahren. Komplett bescheuert, jedoch eine Tatsache.

      Und diese Tatsache waberte nun an den Rändern meines Bewusstseins herum. Morgen würden wir losfahren und dies schon um sechs Uhr in der Früh. Herrgott ich hasse es so früh aufzustehen und dabei schnaubte ich laut hörbar durch meinen Mund.

      Der Mittwoch verging ohne besondere Vorkommnisse. Das dumpfe Gefühl in meinem Magen frischte mal auf, ehe es wieder langsam abflaute, es war ein stiller und hartnäckiger Begleiter geworden, der mich durch den Tag begleitete. Sie kennen das Gefühl, wenn sie etwas gegessen haben, das ihnen auf den Magen schlägt. Sie sind nicht wirklich krank und bettlägerig und doch sind sie auch nicht auf dem Damm, wie sonst.

      Sie fühlen sich auf eine seltsame Art neben den Schuhen, die Gedanken immer einen Tick zu langsam, was wohl einen direkten Zusammenhang mit ihrem flauen Gefühl in der Magengegend zusammenhängt.

      Tagsüber war ich auf der Bank gewesen und hatte mir ausreichend Euros besorgt und meinen Pass bereitgelegt. Vorsichtshalber hatte ich mir eine ganze Stange Chesterfields besorgt, nicht auszudenken, wenn mir mein blauer Stoff ausgeht! Marlboro bekommst du ja überall zu kaufen und wenn nicht, hatten die Einheimischen bestimmt Zigarettensorten im Angebot die so grässlich zum Rauchen waren, dass man sich kurzerhand entschied zum Nichtraucher zu werden.

      Wenn sich Unannehmlichkeiten vermeiden lassen, dann vermeide ich diese gerne, macht ja auch Sinn, finde ich.

      Ich hatte von meinen Eltern erfahren, die schon ein paar Mal Reiterferien in Ungarn gemacht hatten, dass die Ungaren eine gute, deftige und für unsere Verhältnisse sehr fettige Küche hatten.

      Dies war mir in den Sinn gekommen, als ich mir im Internet unsere Reiseroute nochmals genau angeschaut hatte. Darauf hatte ich für mich, nein für uns drei eine Flasche Whisky gekauft, die wir mitnehmen würden.

      Um auf Nummer sicher zu gehen, würde ich nach jeder Mahlzeit einen ordentlichen Schluck Whisky runterkippen, der dann dafür sorgen würde, dass alle Viren, Bakterien oder was auch immer im Essen sein konnte, abgetötet würden und ausserdem liebe ich Scotch Whisky.

      Schliesslich ist Single Malt Whisky nicht einfach nur Alkohol, sondern Medizin. Eine Tatsache die jeder Schotte beim Eid auf alle bekannten und weniger bekannten Heiligen schwor.

      Das ungute Gefühl in meiner Magengegend flaute nicht ab. Das Gefühl, das sich nicht näher umschreiben lässt. Ein Gefühl, dass ein Unheil geschehen wird. Ich versuchte mir einzureden, dass ich mir das alles nur einbildete, da wir Schloss Dracula besuchen würden, ein Ort um den sich viele sagenumworbene Gerüchte rankten. Ich schob dieses Gefühl einfach weg, so gut es eben ging.

      Ich schrieb es also diesem Umstand zu und ignorierte diese seltsamen Vorahnungen ganz gezielt. Ich meine, es war nun noch ein Tag bis zu unserer Abreise und da kann ich keinen Rückzieher mehr machen, nur weil ich ein ungutes Gefühl bei der ganzen Sache habe, stimmt’s?

      In einer Woche oder früher, würden wir wieder zuhause sein und ich würde mir sagen können, dass meine Bedenken vollkommen unbegründet gewesen waren und ich mich einfach in etwas hineingesteigert habe. Doch egal wie ich es anstellte und versuchte mir zu suggerieren, dass ich mir nur was vormachte, das dumpfe Gefühl blieb.

      Doch ich hatte mich in nichts hineingesteigert. Wir alle würden etwas erleben was uns niemand glauben würde. Das ist der Grund, warum wir unsere Erfahrungen die wir in Rumänien gemacht haben, auch für uns behalten würden.

      Dass es auf der Welt unerklärliche Dinge gibt und diese auch geschehen, das wusste ich und ich wusste ebenfalls, dass an Orten die für ihre Vergangenheit bekannt waren, seltsame, ja gelegentlich geradezu unheimliche Dinge geschahen.

      Doch dass ich selbst ein solches Erlebnis dieser Art erfahren sollte, wusste ich noch nicht. Hätte ich auf mein Bauchgefühl und meine Empfindungen gehört, dann hätte ich diese Dinge nie wirklich erlebt.

      Ich würde heute nicht über Nächte berichten, in denen ich teilweise mitten in der Nacht erwachte mit einem Gefühl, als würde jemand versuchen, mich zu erwürgen und ich nach Luft japsend aufschreckte.

      Nein, dies wäre mir erspart geblieben. Doch da ich nicht hören wollte, mussten wir alle es an unserem eigenen Leib erfahren.

      War es nicht Charles Dickens der einmal geschrieben hatte, dass die Unwissenden von den Taten des Unvorstellbaren nicht vorschont bleiben würden?

      Irgendwie