Fritz Dominik Buri

Vampire & Monsters


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Strecke mit dem Auto zu fahren und das Ganze nur für ein Fecht Turnier.

      Bingo, liebe Rebi, dachte ich für mich selbst. Dann bin ich also nicht der Spielverderber und anderen ergeht es genauso. Drei bescheuerte Fechter aus der Schweiz, die tagelang über die Autobahnen von mehreren Ländern donnern und für was…. ja für was?

      Ein Turnier!

      Die ganze Sache bekam durch Rebis Aussage einen gewissen masochistischen Touch. Wir waren nun hier, irgendwann mal vor den Toren Wiens, und der Zeitpunkt, sich jetzt darüber klar zu werden, war etwas spät gekommen!

      Etwas reichlich spät sogar.

      Zumindest dann, wenn man bereits gut tausend Kilometer runtergespult hatte und sich dem tröstlichen Glauben hingeben konnte, mit diesem tausend Kilometer die halbe Strecke geschafft zu haben. Von der Rückreise will ich nun erst gar nicht zu sprechen kommen, ja mich nicht einmal mit diesem Gedanken befassen.

      So gesehen ja, die ganze Sache war in rationaler Hinsicht gesehen, bescheuert!

      Ja schon, hatte ich beiläufig bemerkt, doch schliesslich geht es darum, dass wir nicht irgendwo fechten, fügte ich hinzu, Leute, wir fechten auf Schloss Bram in Transsilvanien. Das gab dem Ganzen die besondere Note und den Grund, wenn auch einen bescheuerten, dies hier alles zu machen. Einen Moment schwiegen alle.

      Markus hatte stumm genickt und mir somit seine Zustimmung gezeigt, Rebi lächelte was mir sagte, dass sie den Gedanken sehr reizvoll fand, obwohl wie ich wusste, sie kein Liebhaber von Dracula oder anderen Vampirfilmen war, doch dies schien auch weniger von Bedeutung zu sein, Hauptsache ein geiles Turnier an einem geilen Ort mit hoffentlich guten Fechtern.

      Manchmal machen Menschen eben bescheuerte Dinge. Das gehört wohl einfach zu unserer Spezies oder vielleicht war ein Code in unserer DNA hinterlegt, der dafür sorgte, dass Menschen sich gelegentlich bescheuert benahmen.

      Normal ist es nicht, ich weiss, doch wir waren hier – Ende der Durchsage.

      Graf Dracula, hatte Markus beiläufig gesagt, als ich Schloss Bram erwähnte. Er hatte es in einer beinahe ehrfürchtigen Weise ausgesprochen, mehr ein Flüstern und dabei war sein Blick auf einen Punkt in der Ferne fixiert gewesen. Vielleicht hatte er dort, an diesem, für andere Menschen unsichtbaren Fixpunkt etwas gesehen, dass nur er sehen konnte.

      Zu einem späteren Zeitpunkt an diesem Tag überkam mich ein seltsames Gefühl, so als würde langsam etwas von mir Besitz ergreifen, je näher wir dem Ziel der Reise kamen. Dabei hatte ich mich, nachdem ich mich mit Rebi in der Steuer abgewechselt hatte, nachdem wir die Schweizer Grenze heute Morgen passiert hatten, ein so gutes Gefühl gehabt. Ein Gefühl, wenn man sich auf ein paar entspannte Tage freute.

      Doch diesmal hatte ich nicht, wie zuvor im Wagen, gezuckt, damit mich Rebi wieder hätte von der Seite anschauen können um mich zu fragen, ob etwas los sei! Bald würden wir die ungarische Grenze erreichen, das seltsame Gefühl fing an, sich zu verstärken, ich tat es ab und versuchte es zu ignorieren.

      Nein, Rebi Schätzchen, es ist alles in bester Ordnung! Das dunkle Grauen von Schloss Bram streckte seine unsichtbaren Fühler einfach nach mir aus und in unseren Sporttaschen lagen nicht unsere Fechtausrüstungen und Degen, nein, in unseren grossen Taschen führten wir die lebendigen Gebeine von drei Vampiren mit uns. Ich fühlte wie mich eine innere dumpfe Angst erfasste und dabei versuchte, mir die Luft zu Atmen abzudrehen. Vielleicht das Sandwich oder die lange Fahrt oder die Spannung darauf, was mich, was uns erwarten würde versuchte ich mir einmal mehr einzureden. Versuchte einmal mehr, dieses dumpfe Gefühl zu verdrängen.

      Zeitweise gelang mir das auch, nicht dauerhaft, doch zeitweise.

      Bleib jetzt ganz ruhig, redete ich mir selbst gut zu, ja ich versuche es, beruhigte ich mich selbst.

      Du siehst also Rebi, es ist alles bestens in Ordnung und wir können weiterfahren, denn die Toten reisen schnell!

      Das Paranormale hat viele Gesichter und sie zeigen sich uns Menschen, auf unterschiedliche Weise. Bei den einen ist es einfach ein Gefühl oder eine Stimme im Kopf, die sie hören und auf die sie sich keinen Reim machen können. Wieder andere, und zu denen kann ich mich wohl mitzählen, haben ein beklemmendes Gefühl, das sie nicht näher umschreiben lässt. Doch sie sind da, die Zeichen sind immer da. So wie in diesem Augenblick.

      Schliesslich brachen wir auf und verliessen die Raststätte. Wir tankten noch voll und Markus reinigte die Frontscheibe, die von toten Mücken übersät war. Wir hatten uns kurz beraten, wie wir fahren würden.

      Es war inzwischen kurz nach halb drei Uhr nachmittags und wir hatten noch eine Strecke von gut dreihundert Kilometer vor uns. In Autobahn Kilometern, würde dies ungefähr als drei Stunden Fahrt bedeuten.

      Dann würde es gegen achtzehn Uhr abends zugehen, eine gute Zeit, um in einem Hotel einzuchecken. Und genügend Zeit um etwas zu essen und ein gutes Bier zu trinken.

      Während der ganzen Fahrt lief Ry Cooder und sein melancholischer Soundtrack passte zur Stimmung. Wir fuhren auf der Autobahn dahin, hatten die Grenze zu Ungarn passiert und waren zeitmässig im Plan. Rebi hatte sich erneut ans Steuer gesetzt, was mir und auch Markus nur recht war. Ich fahre gerne Auto, bin aber genauso froh, wenn ich nicht selbst fahren muss und so lasse ich meinen Blick über die wilde Vegetation streifen.

      Mir erschien es, als hätten wir mit unserem Grenzübertritt eine andere Welt betreten, die geheimnisvoll und so anders war als unsere vertraute Welt in der Schweiz, wo wir noch vor einigen Stunden gewesen waren.

      War es die wilde, zerklüftete Landschaft an der wir vorbeifuhren, die auf die Fahrer einen Einfluss auslösten, der sich nicht in Worte fassen liess? Nein, es war mehr ein Gefühl in Verbindung mit… ja was?

      Das Gefühl in Verbindung mit dem Unbeschreiblichen, liess sich nicht einfach in Worte fassen. Ich war einfach fasziniert von der Landschaft und liess sie auf mich wirken, während die Landschaft an uns vorbeizog, wie ein flüchtiger Reisender an einem vorbeizieht, den mal wohl nie wieder in seinem Leben sieht.

      In der Ferne kam eine grössere Ortschaft in Sicht und nach ein paar gefahrenen Kilometern auf der Autobahn kam auch die Ausfahrtstafel in Sicht, mit einem Namen der keiner von uns lesen konnte.

      Inzwischen war es kurz nach sechs Uhr abends und in gut einer Stunde würden wir an unserem Ziel für heute angekommen sein. Einfach ein nettes Hotel, welches ein gutes Bier führt und wo man anständig etwas essen konnte.

      Die Ortschaft mit dem unaussprechlichen Namen verschwand, genauso schnell aus unserem Blickwinkel wie sie aufgetaucht war. Wir waren alle froh, wenn wir bald ankommen würden. Wir waren seit gut zehn Stunden unterwegs und der Hunger macht sich auch bemerkbar.

      Keiner von uns sagte etwas, wir waren alle müde und es war erstaunlich wie es Rebi schaffte, die ganze Zeit am Steuer zu sitzen und die ganze Strecke zu fahren. Ich wusste, dass sie gerne Auto fährt, doch dass sie zehn Stunden an einem Stück hinter dem Lenkrad zubringen würde…Chapeau Madame.

      Markus war irgendwann, nachdem wir die Autobahnraststätte verlassen hatten, eingeschlafen. Sein leises Schnarchen war zwischen den einzelnen Liedern von Ry Cooder zu hören.

      Nach gut einer weiteren Stunde Fahrt, fuhren wir von der Autobahn ab. Ein kleines Städtchen war in Sicht gekommen und deckte sich mit den Angaben des Navigationsgerätes.

      Als wir in das Städtchen fuhren, bemerkten wir, was von der Autobahn aus nicht sichtbar gewesen war, dass in diesem kleinen Ort, viele Gebäude in einem alten, fast mittelalterlichen Zustand waren. Von der Hauptstrasse gingen kleine Gässchen ab. Rebi fuhr langsam, während wir alle die Augen nach einem Hotel offenhielten. Markus war inzwischen aus seinem Schlaf erwacht und gähnte gerade herzlich, als wir es alle gleichzeitig sahen.

      Da vorne! Wir sprachen diesen Satz alle gleichzeitig aus und mussten dann über unsere gemeinsame Reaktion lachen. Ungefähr fünfzig Meter vor uns sahen wir ein imposantes Haus, auf dessen Giebel, auf einer Holztafel die Worte HOTEL IMPERIAL, in blutroter Farbe aufgemalt waren.

      Blutrote Farbe auf Holz geschrieben. Das ganze Szenario hatte etwas von einem Hitchcock Film in meinen Augen

      Ein