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Alles ausser Fussball - Thomas Hitzlsperger


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Thomas Hitzlsperger sagt solche Sätze nicht. Er sagt danke, bitte und manchmal auch gar nichts.

      Die Sportschau ist deutsches Kulturgut

      Die DFL wird nicht auf die Sportschau verzichten, sagt unser Kolumnist Thomas Hitzlsperger. Er rechnet dennoch damit, dass der Bundesliga-Fußball bald ins Internet zieht.

       VON OLIVER FRITSCH

      ZEIT ONLINE: Herr Hitzlsperger, haben Sie Kindheitserinnerungen an die Bundesliga in der Sportschau oder waren Sie zu jung?

      Thomas Hitzlsperger: Dunkle. Ich bin eher mit ran auf Sat1 großgeworden. Dazwischen gab es … wie hieß das doch gleich?

      ZEIT ONLINE: … Anpfiff mit Ulli Potofski, von 1988 bis 1991, auf RTL.

      Hitzlsperger: Das konnte ich gar nicht gucken, Privatfernsehen bekamen wir erst in den Neunzigern. Generell war Fußballschauen aber ein Familienereignis, irgendwo lief das immer.

      ZEIT ONLINE: Das Kartellamt erlaubt nun der DFL, auf Free-TV zu verzichten und Pay-TV zu stärken. Es könnte sein, dass der gemeine Fußballfan samstags erst ab 21.45 Uhr Fußball gucken kann. Das ist eine Bedrohung für dieSportschau. Ist es auch eine Bedrohung für die Bundesliga?

      Hitzlsperger: Die Sportschau ist ein deutsches Kulturgut. Daher rechne ich mit Widerstand, und ich rechne damit, dass die DFL nicht wegen ein paar Millionen auf die Plattform Free-TV verzichtet. Die Fans sind es gewohnt, samstags kurz nach 18 Uhr Fußball zu schauen, das ist ihnen wichtig.

      ZEIT ONLINE: Es könnte sogar sein, dass der Fußball ab 2013 ins Internet wandert. Dann gäbe es die Internet-Sportschau.

      Hitzlsperger: Ich denke, dafür kommt die nächste Ausschreibung noch zu früh. Aber es ist eine Frage der Zeit. Die nachwachsende Generation ist ein anderes Medienverhalten gewohnt. Das Internet macht vieles bequemer, man kann auf Abruf schauen, man kann unterwegs auf dem Tablet oder Smart Phone schauen. Es wird sicher irgendwann kommen.

      ZEIT ONLINE: Allerdings ist Deutschland noch digital gespalten. Auf dem Land fehlt die Bandbreite.

      Hitzlsperger: Wie mir früher RTL. Es muss Ziel der Bundesregierung sein, möglichst alle Deutschen mit einer schnellen Internetverbindung auszustatten. Allein schon, um ihrem Bildungsauftrag gerecht zu werden. Dann kann man auch im Internet Fußball schauen, ohne Unterbrechung.

      ZEIT ONLINE: Hätte es, langfristig gesehen, negative Folgen für den Fußball, wenn weniger Leute schauen würden? Ginge dem Fußball unwiderbringlich Publikum verloren? Man denke an das Beispiel Eishockey, das im Pay-TV fast verschwand.

      Hitzlsperger: Fußball lässt sich nicht mit Eishockey vergleichen. Wenn die Zuschauer aber ausbleiben, wird zwangsläufig weniger Geld investiert, die Gehälter verringern sich, und die Qualität wird zurückgehen. Ehrlich gesagt glaube ich an solch eine Entwicklung kurz- und mittelfristig aber nicht.

      ZEIT ONLINE: Die Sponsoren reagieren unterschiedlich auf die Pläne der DFL. Einige warnen vor einer Reduzierung der TV-Präsenz. Andere hingegen wollen errechnet haben, dass das Fernsehen nicht mal zehn Prozent der gesamten Sponsorenkontakte ausmacht, Print und Online viel wichtiger sind. Wissen Sie von Sponsoren, die sich vertraglich zusichern lassen haben, weniger zu zahlen, wenn die Sportschau entfallen sollte?

      Hitzlsperger: Nein, vorstellbar ist es freilich. Es gibt bestimmt einige werbetreibende Unternehmen, die sich dagegen wehren. Aber sie sollten die neuen Chancen im Internet erkennen, sich auf den digitalen Wandel einstellen. Online sind die Bedingungen für das Marketing vielfältiger, der Verbraucher und seine Wünsche sind bekannter. Individuelle Werbung kennt man doch schon von Google und Amazon. Denkbar wäre, man schaut die Sportschau, oder wie immer die Sendung heißen mag, und wenn Gomez ein Tor schießt, wird sein Schuh eingeblendet ...

      ZEIT ONLINE: …und ein Video, auf dem ein Facebook-Freund im Video diesen Schuh rezensiert ...

      Hitzlsperger: …Social Commerce, Empfehlungshandel – das muss doch Marketing-Leute begeistern. Wir können in dieser rasanten Entwicklung nichts ausschließen.

      ZEIT ONLINE: Angenommen, Vodafone überträgt bald die Bundesliga. Sehen Sie darin ein journalistisches Problem?

      Hitzlsperger: Die DFL sollte darauf bestehen, dass das Angebot ein gutes Sendekonzept enthält, dass Spielern von Field Reportern kluge oder weniger kluge Fragen gestellt werden. Das darf nicht nur eine reine Abspielplattform sein.

      ZEIT ONLINE: Vielleicht ist die DFL gar nicht an kritischem Journalismus interessiert.

      Hitzlsperger: Das ist eine typische Frage (lacht). Die Leute wollen Journalisten, kritische Interviews. Die DFL weiß das.

      ZEIT ONLINE: Andererseits ist die ARD selten als Systemkritiker aufgefallen, die Sache wirkt sehr eingefahren. Vielleicht käme mit neuen Leuten frischer Wind.

      Hitzlsperger: Wahrscheinlich sieht man selbst nach einem Wechsel wieder dieselben Reporter, egal welcher Sender oder welches Portal das Rennen macht. Das war schon vor fünf Jahren so, als der unbekannte Sender Arena auf den Plan trat. Das wird auch so sein, wenn Youtube oder Yahoo die Bundesliga zeigen.

      ZEIT ONLINE: Die Grenzen der Medien schwinden zurzeit ohnehin. Apple hat für dieses Jahr das Smart TV angekündigt. Schauen Sie jetzt schon viel Fußball auf ihrem iPad?

      Hitzlsperger: Noch nicht. Aber mittlerweile lese ich Bücher auf meinem iPhone. Hätte ich vor ein paar Jahren auch nicht für möglich gehalten.

      Last Christmas gehört irgendwie zu Weihnachten

      Spielt das Radio den Klassiker von Wham, singt unser Kolumnist mit. Die Festtage verbringt er mit Memory-Niederlagen gegen seinen Neffen. Das Alles-außer-Fußball-Gespräch

       VON OLIVER FRITSCH

      ZEIT ONLINE: Herr Hitzlsperger, was würden Sie Ihrem Sohn zu Weihnachten schenken, wenn Sie einen hätten?

      Thomas Hitzlsperger: Wahrscheinlich ein technisches Gerät: eine Playstation, eine Wii oder ein iPhone. Sicher wäre aber auch ein Buch dabei.

      ZEIT ONLINE: Und pädagogisches Spielzeug, vielleicht was aus Holz?

      Hitzlsperger: Kein Holz, aber Lego finde ich sinnvoll, das käme auch infrage. Das weckt den Ingenieur im Kind. Einige meiner Brüder waren da sehr gut drin, die bitte ich dann um Hilfe, wenn ich wieder einmal etwas nicht zusammenbauen kann.

      ZEIT ONLINE: Erinnern Sie sich an ein schönes Geschenk, das Sie als Kind bekamen?

      Hitzlsperger: Als ich neun Jahre alt war, schenkten mir meine Eltern einen Gameboy. Da war ich die folgenden Wochen und Monate ganz vernarrt darauf, legte ihn kaum noch aus der Hand.

      ZEIT ONLINE: Sie sind Leistungssportler, haben Sie alle Tetris-Rekorde gebrochen?

      Hitzlsperger: Sagen wir mal: Ich war schon ganz gut. Aber irgendwann wurde Tetris langweilig, und ich habe noch ein paar Spiele dazugekauft.

      ZEIT ONLINE: Haben Sie sich auch über Schlafanzüge gefreut?

      Hitzlsperger: Pullover und Socken gab es auch oft. Da hielt sich die Freude natürlich in Grenzen.

      ZEIT ONLINE: Geschenke dieses Jahr schon gekauft?

      Hitzslperger: Ja, fast alle. Die meisten übers Internet.

      ZEIT ONLINE: Was denn?

      Hitzlsperger: