Penny Palmer

Adam und Eve


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es Kind. Aber mach dir nichts draus gegen die Natur, kommt man nicht an. Deine Tante Emanuela wurde nach ihrem siebenundzwanzigsten Geburtstag auch plötzlich fett und immer fetter.“

      Eve sah auf ihren Bauch. Sie hatte eine Menge zugenommen und sie hoffte jetzt die ausbleibende Periode habe nichts zu bedeuten. Sie sah sich besorgt im kleinen Wohnzimmer um. Überall hingen Fotos der alten Heimat an den Wänden. Konstantin hatte ihre Mutter in den frühen 70er Jahren in Angola kennen und lieben gelernt. Wie viele portugiesischen Siedler, die von der portugiesischen Rassentrennung an der Heirat gehindert wurden, hatte Konstantin mit seiner Frau Zuflucht in Amerika gesucht. Aber beide waren in Wirklichkeit nie in den USA angekommen. Die Körper ihrer Eltern mochten in Boston sein doch die Seelen waren Tausende Meilen entfernt. Sie waren eigentlich immer Besucher geblieben und redeten oft davon in die Heimat zurückzukehren. Einen Ort, der Lisboa de Mbandele hieß und nicht einmal mit google Earth zu finden war. Eve seufzte beim Betrachten der Bilder und Fotos an den Wänden.

      „Ich bin in einem Gral groß geworden.“

      Konstantin sah sie an, „Und was ist daran verkehrt meine Liebe? Und lenk nicht ab. Deine Mutter weiß wenn, was nicht stimmt und seit einer Weile bist du so komisch.“

      Eves Mutter Kloe erklärte: „Und heute hast du dich bereits zwei Mal übergeben und du isst widerliches Zeug.“

      Das stimmte. Aber das hatte sie auch schon vorher. Mitten in der Redaktionssitzung hatte sie sich übergeben müssen. Den meisten Kollegen war der Salat im Hals stecken geblieben. Hätte sie nur auf Vater gehört und etwas Besseres als Journalistik studiert. Oder hätte sie auf ihre Mutter gehört und den Sohn des Supermarktbesitzers geheiratet, in dem sie jeden Morgen die Hellas Zeitung für ihren Vater kaufte.

      Konstantin stand auf und nahm sich einen Kartoffelchip aus der Tüte und tunkte ihn probeweise in das Glas Senf und biss hinein. Er verzog sein Gesicht und spuckte alles in ein Taschentuch. Er setzte sich neben Eve auf den Rand des Sessels und befühlte ihre Stirn. „Du kochst ja. Morgen fahren wir zu einem Arzt und keine wiederrede!“ Er drehte sich zu Kloe, die stirnrunzelnd der Seifenoper im TV folgte, obwohl sie spanisch kaum verstand.

      Kloe blickte kurz auf und befahl Konstantin. „Zu einem Frauenarzt.“

      Eve sprang auf, „was?“ Sofort erfüllte Übelkeit und Schwindelgefühl sie. Sie ließ sich kraftlos in die Sesselpolster fallen.

      Konstantin sagte: „Mein Gott, ein Kind erwartet ein Kind. Oh Christus was habe ich falsch gemacht.“ Sorge lag in seinen grünen Augen. Eve hatte keinen Freund weder wurde sie von einem Mann abgeholt noch angerufen. Die Kleine war also wirklich nur krank oder die Schwangerschaft war ein Unfall. Aber Kinder brauchten einen Vater und seine Tochter einen netten Mann. Er sah sie eindringlich an. „Was hältst du von Jorghe?“

      „Der pensionierte Klempner, mit dem du Minigolf spielst?“

      „Du kannst nicht wählerisch sein, und wenn es keine Grippe ist, braucht mein Enkel einen Vater! Ich lebe ja nicht ewig.“

      „Papa dein bester Freund ist 70 Jahre alt.“

      „Er hat noch fast alle seine Zähne und ist sehr rüstig für sein Alter.“

      Sie sah das besorgte Gesicht ihres Vaters und sagte grinsend. „Willst du das deine Tochter sich im Fluss ertränkt?“

      Konstantin, der ein Beerdigungsgeschäft betrieb, bekreuzigte sich hektisch. „Himmel dieses Kind, von wem hat sie nur die schlimmen Worte die ihren Mund immer verlassen?“ Er beugte sich hinunter und drückte Eve einen Kuss auf die Stirn. Schmunzelnd meinte er: „Möge Gott das verhüten! Mutter besteht auf eine katholische Beerdigung. Tja und ich auf eine griechisch orthodoxe Bestattung. Wir müssten dich also in zwei Teile schneiden und auf zwei getrennten Friedhöfen begraben.“

      Kloe bekam große Augen, wie immer wenn sie eine Idee hatte. „Dein Freund Levi hat doch diesen missratenden Neffen, ist der nicht Single?“

      Konstantin nickte. „Ja seine Frau hat sich, von ihm scheiden lassen, als der arme Junge im Gefängnis war.“

      „Danke erst soll ich einen Greis heiraten, der die ganze Zeit nur von Toiletten spricht ...“

      Konstantin hob einen Finger und sagte belehrend: „Geld stinkt nicht und die Geschichte der Sanitäranlagen ist nun einmal sein Hobby.“

      „Ein Tattergreis, der von Klos spricht wie ein Koch vom Filet Mignon und dann wollt ihr mir wegen meiner Grippe einen Alkoholiker aufs Auge drücken, der tausendmal im Gefängnis saß.“

      „Wegen eines angeblichen Betruges! Er hat die unschlagbar günstigen Rolex, die er im Internet verkaufte, nicht geliefert bekommen. Das Ganze war eine Reihe unschöner Zufälle, kein Richter hätte ihn deswegen zu einer Gefängnisstrafe verurteilen dürfen.“ Konstantin fiel etwas ein. „Ach ja Eve, wenn es ein Enkelsohn wird, muss er unbedingt nach Onkel Adonis heißen, die Familie wird sonst sauer. Er starb 1984 an Krebs.“

      „Nur über meine Leiche. Niemals lasse ich zu, dass mein Enkel Adonis heißt. Was soll mit so einem Namen anderes aus ihm werden als ein männlicher Stripper!“, rief Kloe entschieden.

      „Mama verdammt, ich bin nicht schwanger, ich habe nur eine verflixte Magen-Darm Geschichte“, zischte Eve.

      „Magen Darm Geschichte, ja so kann man das auch nennen“, murmelte Kloe. Sie hörte ihrer Tochter nicht mehr zu. Sie hatte Augen im Kopf und sah, was los war. Während Mister Petarkas sich auf der Suche nach einem griechischen Vornamen aus der klassischen Mythologie machte, suchte Misses Petarkas nach einem passenden Verlobten für ihre Tochter. Ein gutes Herz musste er haben, gebildet sein und zwischen 30 und 40 Jahre alt sein und natürlich gut aussehen, und wenn er reich war, währe das auch kein Problem. Alle Männer, die sie kannten, schieden also aus. Es haperte ja bereits an der Voraussetzung attraktiv auszusehen. Kloe hoffte Eve habe wirklich nur eine Grippe, und wenn sie tatsächlich schwanger war, dann bitte schön von einem zukünftigen Schwiegersohn, den man seinen Freundinnen zeigen und mit ihm angeben konnte. Ein Arzt währe schön, Mrs Matthews Schwiegersohn war Chiropraktiker und sie gab bei der Kirchenversammlung immer so furchtbar an mit ihm. Ein kleiner Schleimbeutel, der sich nicht zu schade, war seiner Schwiegermutter in der Kirche die Füße zu massieren.

      Eve schloss ihre Augen und stellte sich als Mutter vor. Das würde nicht gehen das konnte nicht funktionieren. Sie besaß eine instinktive Abneigung gegen alles Laute und Stinkende. Schreienden Säuglingen die Windeln zu wechseln war genau das.

      Konstantin tätschelte ihre Hand, so voller Anteilnahme als sitze er an ihrem Krankenhausbett. „Mach dir doch keine Sorgen meine kleine Helena, wir werden dich nicht mit deinem Baby im Arm in die kalte Winternacht treiben.“

      Sie drehte die Augen an die Zimmerdecke, kein Wunder, das sie jede Menge angestauter Aggressionen in sich hatte, ihr Job bestand darin, über Bars in Boston zu schreiben die wie Pilze aus dem Boden schossen. Und sie war von Eltern großgezogen worden, die einfach nicht in dieses Zeitalter gehörten. Die Nachbarn wunderten sich das ein 1999er Toyota vor der Haustür stand und keine Kutsche. Eve streckte die Beine weit von sich und seufzte.

      „Kind du machst deiner Mutter Sorgen“, sagte ihr Vater.

      „Das muss sie aber nicht“, antwortete Eve und fügte hinzu, „nur wenn sie will. Mir fehlt nichts außer der Magen-Darm-Geschichte.“

      „Hast du heute Mal in den Spiegel gesehen“, rief Kloe. Das furchtbare Gezicke und die Stimmungswechsel von Eve Petarkas gingen ihr auf die Nerven, vor allem das man neuerdings überall in der Wohnung auf Kartoffelchips trat. Sie hatte Besseres zu tun, als den ganzen Tag mit dem Staubsauger in der Hand hinter ihrer Tochter herzurennen. Sie zuckte ja schon zusammen, wenn irgendwer mit einer Tüte knisterte.

      Konstantin hielt immer noch die Hand seiner Tochter. „Du siehst erbärmlich aus, du bist doch nicht auf Crack, oder? Ich möchte nicht, dass du Drogen nimmst.“

      Kloe nickte, „wir wollen kein Crack Baby zum Enkel. Konstantin du fragst den Frauenarzt, auch ob er Drogentests macht.“

      Eve schluckte: „Ich werde mit 27 Jahren doch nicht