hob den Blick und sah meinem besorgten Freund fest in die Augen.
„Wir sollten das Gespräch auf heute Abend nach dem Essen verschieben. Ich kann mich im Moment nicht konzentrieren.“
Diarrgo erhob sich. Er hatte zu viel Respekt, um weiter in mich zu dringen. Er wusste, dass ich ihn um Rat oder Hilfe bitten würde, wenn dies mein Wunsch war.
„Natürlich. – Lass es mich wissen, wenn du meine Hilfe brauchst.“
„Ich sagte doch, es geht mir gut!“, fuhr ich ihn schärfer an, als ich gewollt hatte.
Mann, meine Laune sank rapide auf den Nullpunkt. Ich sollte den Harem aufsuchen, um meine sexuelle Spannung abzubauen.
Diarrgo schien verletzt, doch er nickte.
„Wir sehen uns später!“, sagte er nur und verschwand.
Ich grübelte über das seltsame Erlebnis nach. Wer bist du? Exakt dieselben Worte, die ich gestern gedacht hatte, als ich an die schöne Fremde gedacht hatte. Konnte es sein? – Nein! Das war nicht möglich! Sie war keine Jinggs. Sie konnte meine Worte nicht gehört haben. Dies war nur in äußerst selten, wenn zwei seelenverwandte Jinggs sich fanden, der Fall. Ich kannte nur wenige Männer, die eine so tiefe Verbindung zu ihrer Gefährtin hatten. Es war unmöglich, dass ich eine solche Verbindung mit einer Frau hatte, die nicht von meinem Stamm – ja, nicht einmal von dieser Welt war. Dennoch konnte ich den Vorfall für den Rest des Tages nicht aus meinem Kopf bekommen. Ebenso wenig wie ich verhindern konnte, dass das Bild der ungewöhnlichen Fremden immer wieder vor meinem inneren Auge auftauchte. Sicherlich lag es nur an ihrem ungewöhnlichen Äußeren, dass sie mich so faszinierte, redete ich mir ein. Ich hatte schon ein paar Mal Blicke auf die Frauen der Eindringlinge geworfen, doch auf keine hatte ich mit Interesse reagiert. Wir brauchten Frauen. Deswegen sandte ich meine Männer hin und wieder aus, um die neuen Siedler auszuspionieren und zu sehen, ob wir einige der Frauen entführen konnten, doch ich hatte es bisher nicht in Betracht gezogen, mir selbst eine Sklavin unter ihnen zu suchen. Bis jetzt!
Kapitel 2
West-Colony, Eden
31 Mai 2033 / 3:34 p.m. Ortszeit
Diamond
„Kann ich noch ein Stück Torte haben?“, fragte ich.
„Klar doch!“, erwiderte Pearl und schob ein großes Stück Schokoladensahne auf meinen Teller.
Schokolade war etwas, was wir hier auf Eden nicht immer zur Verfügung hatten und ich hatte eine regelrechte Schwäche dafür entwickelt.
„Ich beneide euch Breed Frauen, dass ihr kein Fett ansetzt“, sagte Jessie. „Jedes Stück Torte das ich esse, geht direkt auf meine Hüften.“
„Bei mir landet alles auf dem Hintern“, warf Julia ein. „Aber ich scheiß drauf! Ich nehm auch noch ein Stück, wenn ich darf. Die Torte ist köstlich!“
Pearl gab auch Julia noch ein Stück und sie stach genüsslich ihre Kuchengabel hinein, um einen großen Bissen in ihren Mund zu schieben. Pearls Vater war letzte Nacht erneut mit großer Mehrheit zum Präsidenten erwählt worden. Pearl hatte das zum Anlass genommen um eine kleine Party zu veranstalten. Der Präsident war unser größter Unterstützer, auch bevor seine Tochter mit Hunter zusammen kam. Es war gut zu wissen, dass er für eine weitere Amtsperiode hinter uns stehen würde. Und es war immer schön, wenn wir Frauen zusammen kamen und dafür wir fanden oft genug eine Gelegenheit.
„Habt ihr mitbekommen, was die Gegner von meinem Dad für einen Unsinn von sich gegeben haben?“, fragte Pearl und stellte eine neue Torte auf den Tisch.
„Meinst du diese Anti-Breed-Scheiße?“, fragte Jessie. „Ich hab es im Fernsehen gesehen.“
„Ja, genau das meine ich“, sagte Pearl. „Die ganzen Hass-Gruppen haben die natürlich gewählt, doch zum Glück gibt es offenbar doch mehr Befürworter der Alien Breed. Doch die Hass-Gruppen sind schon erschreckend erfolgreich. Sie treten sogar in Talkshows auf. Sie fordern, dass man die – verdammten Freaks und ihre Satansbräute – hier auf Eden ohne Versorgung verrecken lassen soll! – Was für hirnverbrannte Arschlöcher. – Abgesehen davon sind wir hier weitgehend unabhängig und würden auch ohne Versorgung überleben können. Natürlich müssten wir dann auf jeden Luxus verzichten, doch verhungern würden wir hier nicht.“
Ich verschwendete keine Gedanken an diese idiotischen Hass-Gruppen und ihre irren Forderungen. Erstens war ich mir sicher, dass Pearls Vater sich niemals dem Willen der paar Idioten beugen würde und zweitens, wie Pearl schon gesagt hatte, würden wir hier auch ohne die Versorgungs-Shuttle klarkommen. Natürlich gäbe es dann keine Schokolade mehr. Das würde ich schon vermissen.
„Rage sagt, dass es bald eine große Pressekonferenz geben soll. Freedom soll hingehen und noch ein weiterer Breed“, erzählte Jessie.
„Ich denke ja, es wäre besser, wenn ein Pärchen zur Konferenz gehen würde. So können sich die Leute davon überzeugen, dass wir nicht von den Alien Breed vergewaltigt oder sonst wie schlecht behandelt wurden, sondern dass wir ganz normale und glückliche Paare sind“, mischte sich Pearl ein.
„Sie wollen keine von uns Frauen da unten mit all den Hass-Predigern“, mischte sich Holly ein. „Sie wollen kein Risiko eingehen.“
„Verständlich, doch ich denke nicht, dass wir in Gefahr wären“, meinte Jessie. „Unsere Männer würden schon dafür sorgen, dass sich uns niemand nähert.“
Die Unterhaltung driftete zum leidigen Thema Gefährten, und da ich selbst keinen hatte, blendete ich die Unterhaltung aus. Ich dachte an die Stimme, die ich gehört hatte. Irgendwie ging mir dieser Vorfall einfach nicht aus dem Kopf. Ich hatte diese Stimme nur das eine Mal gehört, und doch konnte ich mich in aller Deutlichkeit an ihren Klang erinnern. So rau und tief. Die Stimme hatte das R ausgedehnt: Werrr bist du? Irgendetwas an dieser Stimme sprach einen Nerv tief in meinem Inneren an. Selbst jetzt, wo ich das Erlebnis nur in meinen Gedanken wiederholte, verspürte ich ein Prickeln, das sich in meinem ganzen Körper ausbreitete. Mein Herzschlag ging schneller, härter. Ich schloss die Augen und schüttelte den Kopf, als könne ich so die beunruhigenden Gefühle abschütteln.
„Alles in Ordnung mit dir?“, fragte Holly neben mir besorgt, und für einen Moment dachte ich, sie würde mich meinen, doch dann ergriff sie Julias Hand.
„Ich ... ich bin nur etwas müde“, sagte Julia wenig überzeugend. „Und ein wenig zu vollgefressen.“ Sie versuchte ein Lachen, doch es klang irgendwie gepresst – künstlich.
„Willst du ein wenig mit mir spazieren gehen?“, fragte Holly. „Das ist gut, wenn man vollgefressen ist.“
Julia nickte.
„Dann lass uns!“, sagte Holly und stand von ihrem Stuhl auf. „Danke für die leckere Torte, Pearl. „Ich geh ein wenig mit Julia spazieren – ein paar Kalorien ablaufen.“
„Ich freu mich, wenn es euch geschmeckt hat“, erwiderte Pearl.
„Bis später“, sagte Holly.
Die Unterhaltung startete erneut, sobald Holly und Julia gegangen waren. Ich fragte mich, was ich hier eigentlich tat. Klar, dies waren meine Freundinnen, doch als Single fühlte ich mich plötzlich wie das fünfte Rad am Wagen, wenn alles, was diese Frauen zu interessieren schien, ihre Männer waren. Nicht, dass ich neidisch war. Ich hatte kein Bedürfnis mich an einen Mann zu binden. Wenn ich das Bedürfnis nach Sex verspürte, dann schlief ich mit einem der Jungs, manchmal auch mit einem der Soldaten. Doch es war einfach langweilig, wenn ich nichts zur Unterhaltung beisteuern konnte. Es war Zeit zu gehen. Ich erhob mich von meinem Platz.
„Ich mach mich auch auf den Weg. Ich hab letzte Nacht nicht gut geschlafen und könnte ein wenig Schlaf nachholen.“
„Soll