Melody Adams

Diamond


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nicht nötig. Danke für die Einladung.“

      Ich umarmte Pearl und gab küsste sie auf beide Wangen.

      „Ich bin froh, dass du gekommen bist. Schlaf dich gut aus!“, sagte sie und ich schenkte ihr ein Lächeln.

      „Mach ich. Danke.“

      Ich verabschiedete mich von den anderen Frauen und verließ Pearls Haus. Draußen atmete ich tief durch. Ich war nicht müde, wie ich vorgegeben hatte. Im Gegenteil. Ich fühlte mich seltsamerweise so lebendig wie nie zuvor.

      Seit ich die Stimme in meinem Schlafzimmer gehört hatte, fühlte ich eine innere Unruhe, die ich mir nicht erklären konnte. Je mehr ich darüber nachdachte, kam ich zu dem Schluss, dass ich mir entweder alles nur eingebildet hatte, oder dass es nur ein Traum gewesen war. Alles andere ergab einfach keinen Sinn. Dennoch ertappte ich mich immer wieder dabei, dass ich meine Ohren anstrengte, wenn ich allein war, ob ich etwas hören konnte. Manchmal sah ich über meine Schulter, sicher, dass sich jemand hinter mir befand. Das Ganze grenzte langsam an Verfolgungswahn. Vielleicht sollte ich mal ein Gespräch mit Holly führen. Ich hatte nicht viel für Psychologen übrig, doch Holly war meine Freundin und ich vertraute ihr. Dennoch war ich nicht der Typ, der auf der Couch lag, um seine Seele zu entblößen. Ich verwarf den Gedanken und konzentrierte mich auf den Weg vor mir.

      Ich war wieder einmal mit Julia unterwegs. Ich begleitete sie, um sie vor den Gefahren zu schützen, die in diesen Wäldern lauerten. Wilde Tiere, Treibsand und natürlich diese blauen Bastarde, die immer wieder um unser Dorf herum schlichen. Meine momentane Unruhe ließ auch in den Wäldern nicht von mir ab. Vielmehr schien sie sich zu verstärken. Ich hätte einen der Jungs fragen sollen, Julia zu begleiten. Ich fühlte mich nicht mehr so sicher in meiner Rolle als Beschützer, wie das zuvor der Fall gewesen war. Wenn Julia etwas passierte, würde ich mir das nie verzeihen.

      „Wir sollten uns nicht zu weit vom Lager entfernen!“, sagte ich und sah mich argwöhnisch um.

      Irgendwie gefiel mir das Ganze hier nicht. Ich könnte es auf meine Paranoia schieben, dass sich meine Nackenhaare aufrichteten, doch irgendetwas sagte mir, dass Unheil in der Luft lag.

      „Es ist nur ein kleines Stückchen weiter“, sagte Julia. „Ich war einmal mit Pain hier, als er mir die Bajakas gezeigt hat. Ich hoffe, die Pflanze ist immer noch da.“ Sie blieb stehen und sah sich um. „Hinter dem nächsten Knick müsste es sein.“

      Wir gingen weiter. Ich achtete aufmerksam auf die Umgebung. Als wir um den Knick herum kamen, blieb Julia kurz stehen, dann setzte sie sich wieder in Bewegung, und ging geradewegs auf ein paar blaue Blumen im Bach zu, die wie Seerosen auf dem Wasser schwammen. Aus den Blüten ragte ein etwa dreißig Zentimeter langer Halm mit einer weiteren Blüte, die wie eine fleischfressende Pflanze aussah. Julia ging näher heran, und kniete am Ufer nieder. Sie zog einen Handschuh aus ihrer Tasche, und streifte ihn über, dann streckte sie die Hand aus, um eine der Pflanzen heran zu ziehen.

      Ich sah mich nervös um, als ich plötzlich ein ungutes Gefühl im Magen bekam. Normalerweise konnte ich mich auf mein Bauchgefühl verlassen, doch neuerdings schien ich Gefahren zu wittern, wo keine waren. Möglich, dass ich auch diesmal wieder daneben lag. – Dann sah ich sie.

      „Verdammt!“, fluchte ich. „Jinggs!“

      Mein Instinkt hatte mich diesmal nicht getrogen. Ich war also doch nicht paranoid geworden. Die Erkenntnis verschaffte mir keine Erleichterung, welche in Anbetracht der Situation natürlich nicht lange anhielt. Ich hätte auf ein inneres Warnsystem hören, und mit Julia umkehren sollen. Mich selbst innerlich verfluchend, ergriff ich Julia am Arm, und zog sie mit mir. Wir liefen den Weg zurück, den wir gekommen waren. Ich hoffte, dass wir den Jinggs entkommen konnten. Aus den Augenwinkeln konnte ich hin und wieder blaue Schatten zwischen den Bäumen ausmachen. Sie jagten uns. Dann schnitten sie uns plötzlich den Weg ab, und wir kamen zu einem abrupten Halt.

      „Das sind zu viele“, flüsterte Julia entsetzt.

      Ich musterte die blauen Teufel mit grimmiger Entschlossenheit. Ich würde nicht kampflos aufgeben, und versuchen, Julia zu schützen. Sie hatte recht. Es waren zu viele und ich würde sie nicht alle besiegen können, doch ich konnte es vielleicht schaffen, Julia eine Fluchtmöglichkeit zu verschaffen.

      „Bleib dicht hinter mir“, sagte ich leise, und stellte mich schützend vor sie.

      Die Jinggs waren zu sechst. Meine Chancen standen nicht besonders gut, doch das bedeutete nicht, dass ich einfach aufgeben würde. Die Jinggs begannen, uns einzukreisen, verständigten sich mit seltsamen Lauten. Es schien zu stimmen, dass sie keine richtige Sprache hatten. Sie waren nicht so breit gebaut wie die Alien Breed, doch sie wirkten dennoch stark und durchtrainiert. Nicht ein Gramm Fett war an ihren Leibern zu sehen. Sie trugen kurze, Kilt ähnliche Röcke aus Leder, und hatten Tätowierungen auf ihren blauen Körpern. Das Unheimlichste jedoch waren die gelben Augen. Wie die eines Wolfes, und die Art, wie sie uns gejagt hatten und uns nun umkreisten erinnerte mich tatsächlich an die Wölfe, die ich in einer Dokumentation gesehen hatte, als wir uns auf der Erde auf ein Leben in Freiheit vorbereitet hatten.

      „Wenn ich jetzt sage, dann rennst du was das Zeug hält“, raunte ich Julia zu. „Lauf zurück zum Dorf. Alarmier die Jungs!“

      „Ich kann dich doch nicht allein lassen“, wehrte sie ab, ohne den Blick von den langsam näher kommenden Jinggs zu lassen.

      „Du bist nicht stark genug um zu kämpfen, doch du bist schnell. Du bist unsere einzige Hoffnung, Verstärkung zu holen“, erklärte ich. „Ich glaube nicht, dass sie mich töten wollen. Sie wollen Frauen. Sie werden mich in ihr Dorf schaffen. Die Jungs werden mich befreien, also mach dir keine Sorgen um mich. Ich weiß, wie man in Gefangenschaft überlebt!“

      Ja, ich hatte den größten Teil meines Lebens in Gefangenschaft verbracht und alle meine Instinkte wehrten sich gegen die Vorstellung, wieder in so eine hilflose Lage zu geraten, doch es war die einzige Chance, die wir hatten. Zumindest Julia könnte dieses Schicksal erspart bleiben. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass sie ein solches Trauma unbeschadet überstehen würde. Vielleicht würde ich meinem Schicksal nicht entgehen können, doch ich konnte sie retten.

      „Jetzt!“, rief ich, und stürmte mit einem Kriegsschrei auf die verblüfft guckenden Jinggs zu.

      Ich sah aus den Augenwinkeln, wie Julia davon rannte, und gab mein bestes, die Jinggs so weit zu beschäftigen, dass sie ihre Flucht nicht bemerkten.

      Wie ich schon vorher gesehen hatte, stand ich keine Chance gegen sechs Krieger. Obwohl ich alles gab, was ich hatte, hatten sie mich in Kürze überwältigt. Doch zu meiner Genugtuung hatte ich ein paar gute Hiebe und Tritte ausgeteilt. Einer der Jinggs hatte eine gebrochene Nase und sein Gesicht war blutbesudelt. Ein anderer humpelte, nachdem ich ihm kräftig vor das Schienbein getreten hatte. Leider hatten die Bastarde Julias Flucht trotz meines Ablenkungsmanövers bemerkt, doch Julia hatte einen guten Vorsprung und ich hoffte, dass es genug war, um sie sicher zurück zum Dorf zu bringen. Es waren nur zwei Jinggs, die sich an die Verfolgung gemacht hatten und Julia würde sicher um Hilfe rufen sobald sie sich dem Dorf näherte. Unsere Männer würden sie hören und zu ihrer Hilfe eilen. Sie würde es schaffen! Ich musste einfach daran glauben, denn sonst würde ich vor Sorge verrückt werden.

      Ich machte es meinen Entführern nicht leicht und wehrte mich mit allem was ich hatte. Je länger ich die Bastarde aufhalten konnte, desto größer war die Chance, dass Hilfe mich vielleicht finden konnte, ehe wir das Dorf der Jinggs erreichten. Zudem würden die Kerle eine deutlichere Spur hinterlassen, wenn sie mich mit Gewalt zerren mussten.

      „Idioten! Arschlöcher! Widerlicher Bestien! Hurensöhne! Wichser!“

      Ich bedachte meine Entführer mit allen Schimpfwörtern, die mir einfielen. Die beiden Kerle, die mich halb trugen und halb zerrten, stöhnten und ächzten vor Anstrengung. Ein anderer rief etwas. Er klang äußerst ungehalten. Gut so! Wie aus dem Nichts kam ein Schlag, und Schmerz explodierte in meinem Schädel. Dann verlor ich das Bewusstsein.

       Griorr

      Mit