jedesmal betrinkt, wenn es ihm schlecht geht.
Mit einem sorgenden Blick stellt meine Mutter eine Kaffeetasse vor mich und setzt sich mir gegenüber. Ich ziehe mit die Tasse heran und trinke einen Schluck. Und als könnte es nicht schlimmer kommen, verbrenne ich mir auch noch die Lippen.
„Mach langsam", sagt meine Mutter. „ ... Du siehst wirklich nicht gut aus, Aiden."
Ich richte mich etwas mehr auf. „Mir fehlt Schlaf."
Kurz schweigt sie, dann meint sie: „Dein Zimmer ist oben noch eingerichtet, wie du es damals verlassen hast. Soll ich dir irgendetwas geben, damit du besser schläfst?"
Ich schüttele den Kopf. „Nein, ich bin kein Fan von Schlaftabletten."
Robin kommt die Treppen herunter. „Aiden, schön dich zu sehen!" Er setzt sich neben meine Mutter an den Tisch. „Hast du nochmal über mein Angebot nachgedacht? Ich habe schon mit meinem Chef gesprochen."
Ich starre in die gefüllte Tasse vor mir. Ich hasse es, dass ich das sagen muss. „Ja, habe ich, auf dem Weg hier her. Ich denke, mir bleibt nichts anderes übrig, außer zuzusagen."
Er nickt und sieht mich gleichzeitig mitleidig an. „Okay, dann werde ich nachher sofort anrufen. Wenn du möchtest, kannst du morgen nochmal Zuhause bleiben, damit du dich ausschlafen kannst, du siehst sehr erschöpft aus."
„Nein, ist schon in Ordnung. Ich werde morgen kommen."
„Einverstanden. Um sieben Uhr macht der Laden auf und wir müssen um halb sieben da sein. Sei bitte um viertel nach sechs fertig, damit wir fahren können, ja?"
Wieder nicke ich nur stumm. Die Vorstellung, dass ich ab morgen ein verdammter Mitarbeiter in einem Baumarkt sein werde, kotzt mich an. Vor einer Woche war ich noch ein halbwegs erfolgreicher Schriftsteller in New York und jetzt bin ich .... für mich ist das einfach nichts. Ich schreibe, ich räume keine Regale ein.
„Habt ihr vielleicht noch ein Handy für mich?", frage ich Mum und Robin, fast schon beschämt darüber, wie widerlich ich schnorren muss. „Meins ist letzte Nacht kaputt gegangen." Es ist mir nicht ganz ausversehen in den Whiskey gefallen, nachdem ich Raven angerufen habe.
Mum nickt. „Ja, ich habe noch eins. Aber das ist nicht mehr das neuste."
„Das macht nichts. Ich muss nur Leute erreichen können."
Es herrscht wieder Stille am Tisch. Es ist mir so scheiße unangenehm, dass ich hier sitze wie ein Haufen Elend und Robin und Mum mich anstarren, als hätten sie mich von der Straße geholt. Theoretisch haben sie das ja. Sie haben Mitleid mit mir und das nervt mich.
„Sag’ mal", sagt Mum nach einer Weile vorsichtig und spielt mit ihren Fingern. „Was ist eigentlich mit Ravely?"
Ich sehe sie nicht einmal an. Wie oft muss ich diese Scheiße noch aussprechen? „Sie hat sich von mir getrennt."
Ich höre meine Mutter nach Luft schnappen. „Oh."
„Ja", lache ich bitter auf. „Oh."
„Und ... Wieso?"
„Sie denkt, ich habe sie mit einer Kollegin betrogen."
„Und hast du?"
Ich sehe sie jetzt an. „Nein, natürlich nicht!"
Mum schürzt die Lippen. „Tut mir leid."
Ich will mir eine reinhauen. Ich will mir selbst aufs Maul hauen und mir die Prügel verpassen, die ich verdammt nochmal verdient habe. Jetzt meckere ich auch schon meine eigene Mutter an. Die, die mir ihr verdammtes Geld gegeben hat?
„Nein, sorry, Mum, mir tut es leid", seufze ich und stemme wieder den Kopf in die Hände. „Es ist einfach nur ... Es geht mir richtig beschissen."
„Das verstehen wir, Aiden", sagt jetzt Robin. „Und egal, was in New York passiert ist, wir sind immer noch hier. Deine Mutter und ich sind immer für dich da."
Leicht lächele ich ihnen zu, als meine Mutter nickt. „Danke ..."
Daraufhin erzähle ich ihnen alles. Von der Trennung mit Raven bis zu dem Verlust der Rechte meines Buches. Sie verstehen jetzt, wieso ich die neuntausend Dollar gebraucht habe und was mich noch mehr überrascht, sie sind nicht einmal böse auf mich. Ich dachte, meine Mutter würde in Tränen ausbrechen, wenn ich ihr erzähle, aus welchem Grund ich diese hohe Strafe zahlen musste, doch sie hat mich einfach verstanden.
Sie meinte, es sei normal, dass man sauer wird, wenn man wegen einem Fehler verlassen wird, den man nicht begangen hat, aber sie selbst würde daraufhin niemals eine riesige Firma stürmen, doch sie kann mich wirklich verstehen. Zwar erleichtert das mein Gewissen auch nicht wirklich, doch wenigstens bin ich jetzt nicht mehr ganz so ... allein.
Spät am Abend gehe ich mit meinen Taschen in mein altes Jugendzimmer und lasse mich auf mein Bett fallen. Wer hätte gedacht, dass ich wieder hier sein werde, weil ich am Arsch bin? Als ich das letzte Mal in diesem Bett lag, war ich noch zuversichtlich und hatte meine erfolgreiche Zukunft vor mir. Jetzt bin ich ein Mann, der alles verloren hat, was ihm verdammt nochmal wichtig war.
Ich denke darüber nach zu sterben, doch das will ich eigentlich gar nicht, nicht einmal annähernd. Eigentlich ist mein Problem das komplette Gegenteil. Ich will leben. Ich will endlich flüchten können. Diese ganze Scheiße scheint kein Ende zu nehmen und das einzige, das passiert, ist dass es von Tag zu Tag schlimmer wird. Von Tag zu Tag passiert mehr, dass mir auf den Schultern lastet. Und ich stecke einfach in dieser verdammten Blase des Kummers, die mich nicht herauslassen will. Ich weiß einfach nicht, was ich tun soll oder wie ich aus dieser beschissenen Blase verschwinden kann.
Und jetzt sitze ich hier und starre die Decke an, versuche nicht an all diesem Druck um mich herum zu ersticken, während Raven irgendwo da draußen ist und ich nicht weiß, was sie tut. Ich weiß nicht, wie sie auf meine Nachricht reagiert und ich weiß nicht, wie sie sich fühlt. Ihre Prüfungen müssten bereits vorbei sein und sie hat jetzt eine Woche keinen Unterricht, das weiß ich. Aber mehr ist es nicht. Mehr ist es scheiße nochmal nicht.
Mir bleibt nichts anderes übrig, außer in diesem Bett zu liegen und mir immer wieder das Video anzusehen, indem sie sagt, dass sie mich liebt. Sie fehlt mir so sehr, es brennt in meinem ganzen Körper. Wie konnte das alles nur so weit kommen?
Ich hoffe, dass Alec recht hatte, als er sagte, dass das Schicksal sie und mich zusammen führen wird. Ich war nie ein großer Verfechter des Schicksals, doch eigentlich bleibt mir nichts anderes übrig, außer daran zu glauben. Es ist die einzige Hoffnung, die ich noch habe, also sollte es mir besser beistehen. Das letzte Mal sehe ich um drei Uhr morgens auf die Uhr. Irgendwann schlafe ich ein.
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