Paul Lammers

Satirische Sketche 3


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dran ist, und du redest von Fenstern! Aber trotzdem danke, Funke. Nett, dass ich bei dir wohnen kann, denn von unserem Haus stehen nur noch einige Wände", meint Frau Meyer.

      Der Arzt mischt sich wieder ein: "Nach meinen Erkenntnissen wird der Patient, wenn er das Krankenhaus verlassen kann, in der ersten Zeit nur auf allen vieren kriechen können."

      Der Hauptkommissar guckt bedenklich. "Dann müssen wir, was die Arbeit angeht, uns den Umständen anpassen."

      "Nun, Herr Hauptkommissar", antwortete Funke. "Wenn nötig, wird der Kommissar auch auf allen vieren einsatzbereit sein, da bin ich ganz sicher."

      "Vielleicht", antwortet der Hauptkommissar. "Das bringt mich zur nächsten Frage. Denn wie ich hörte, hat bei der Sache auch Ihr Streifenwagen etwas abbekommen, oder?"

      "Nur der Außenspiegel, Herr Hauptkommissar."

      "Na, Gott sei Dank!"

      "Das nicht gerade, denn der Wagen liegt noch drauf."

      Frau Meyer sieht die beiden Polizisten an: "Nun, ihr zwei, mein Mann liegt fast in den letzten Zügen, unseres Haus wartet nur noch auf die Abbruchgenehmigung und ihr redet nur von der Arbeit."

      Funke hält Frau Meyer und dem Hauptkommissar die Dose Pralinen hin: "Bitte, versuchen Sie doch mal."

      Und auf einmal herrscht, außer dem Schmatzen, völlige Ruhe im Krankenzimmer, als Sie alle nur noch auf das Hinterteil des Kommissars Meyer schauen.

      Auch ein blindes Huhn findet mal ein Korn

       Es ist Nacht, als ein Mann sich im Gebüsch einer Hühnerfarm herumtreibt - und das nicht mit Hühnerfutter, sondern mit einer Flinte im Anschlag. Nicht dass er die Hühner erschießen will, denn er ist der Verwalter der Hühnerfarm. Nein, in letzter Zeit wurden ihm zahlreiche Eier geklaut und in der Gegend stieg der Verkauf von Eierlikör auffallend. Eines war sicher: Jemand schlich da nachts herum. Jemand, der es auf seine bekanntlich dicken Eier abgesehen hatte.

      Im Hühnerstall herrscht zu nachtschlafender Zeit absolute Ruhe, obwohl die Hühner schon bemerken, dass da jemand herumschleicht und die meisten deswegen mit einem Auge offen schlafen. Das gilt auch für den Verwalter, jedenfalls was das eine Auge offen an seiner Flinte betrifft.

      Aber aus Minuten werden Stunden und der Überwacher wie die Überwachten schlafen beinahe, als auf einmal einige Leute, offensichtlich nach einem Kneipenbesuch, die Ruhe stören. Und die Tatsache, dass die Betrunkenen andauernd Hühnergeräusche machen, führt dazu, dass sowohl der Mann wie die Hühner auf einmal die Ohren spitzen.

      Mit fröhlichem Schrecken halten die Feiernden an, als der Verwalter mit seiner Flinte aus der Dunkelheit tritt.

      "Wer von Ihnen hat heute Abend Eierlikör getrunken?", schreit der Verwalter.

      "He, das ist ja der Dicke-Eier-Franz!", ruft einer aus der Gruppe von zehn Leuten.

      "Ich heiße Franz Meyer, ja!", faucht er und richtet seine Flinte auf die Umherstehenden.

      "Einen Stram… Strammen Max habe ich ge… gegessen", lacht ein Betrunkener.

      Eine Frau aus der Gruppe fällt dem Verwalter um den Hals. "Lieber Herr Meyer, mein Hauptmenü war Hühnerbrust mit Weißwein!"

      Der Verwalter lässt seine Flinte sinken. "Hören Sie auf mit dem Quatsch … jemand hat es auf meine dicken Eier abgesehen." Er fühlt sich, als ob jemand ihm auf den Schlips treten würde, als die Gruppe weiterläuft und einige so tun, als würde ihre Hose im Schritt kneifen. Dass sie dazu lachen gefällt dem Verwalter erst recht nicht.

      "Ja, lacht ihr nur, aber ich werde den Dieb schon fassen!", ruft er der Gruppe nach, als seine Frau an der Hintertür des Bauernhofs erscheint.

      "Kommst du noch schlafen, oder wie steht's?", ruft sie ihm zu.

      "Ich werde den Dieb schon fassen!", schreit er nochmals, während die Gruppe langsam im Dunkeln verschwindet.

      "Du solltest im Hühnerstall besser eine Kamera aufhängen", ruft seine Frau ihm zu.

      "Keine schlechte Idee, was sage ich: das Ei des Kolumbus! Du bringst mich auf eine Idee; ich werde in dieser Sache mal meinen Bruder anrufen."

      "Deinen Bruder? Wieso? Zu dem hast du ja seit Jahren keinen Kontakt mehr."

      "Weiß ich ja … ich kann ihn trotzdem mal anrufen."

      "Wenn du meinst … aber komm nun schlafen!"

      "Ich komme gleich, nur mal gucken, ob die Hühner schon schlafen."

      "Du und deine Hühner! Gib einem Huhn deine Flinte und leg dich hin."

      Widerwillig geht er ins Haus und legt sich neben seiner Frau ins Bett - mit einem Auge offen, versteht sich.

      Am nächsten Tag, spätnachmittags, stehen Franz Meyer und seine Frau hinter dem Bauernhof, als ein Taxi für Krankentransporte eintrifft.

      "Hoffentlich läuft alles geschmiert, jedenfalls so, wie du es dir vorgestellt hast", sagt sie.

      "Nun, er klang am Telefon zuerst, als ob er auf eine Bombe getreten wäre, das habe ich durch sein Gestammel nicht richtig verstanden … dennoch war er freundlich und hilfsbereit", antwortet er und lauft zum Taxi.

      Nach etwas Geschiebe und Gezerre bekommen Funke und Franz mithilfe des Taxifahrers langsam die Tragbahre mit Kommissar Meyer aus dem Fahrzeug.

      "Hallo Heinz, gut dich wiederzusehen", sagt Franz, als seine Frau sich zu ihm stellt.

      "Ebenfalls, Franz, ebenfalls", stöhnt der Kommissar, der mit seinem Bauch über einer Erhöhung liegt.

      Funke stellt sich dem Franz vor: "Ich bin Polizeimeister Funke … nun, was ihren Bruder betrifft … nachdem er in seinem Garten eine Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg vorfand, die dann leider explodierte, kann mein Vorgesetzter seitdem nur noch auf allen vieren kriechen."

      Der Taxifahrer stellt auf der Tragbahre eine Tasche ab, mit einem kompletten Hühner-Outfit darin.

      "Dass dir so was passieren musste, Heinz, du als Kommissar von Osselröde", meint sein Bruder.

      Der Kommissar murmelt vor sich hin.

      "In diese Angelegenheit kommt die Sache mit der Bombe, so komisch es auch klingen mag, wie gerufen!", sagt Funke.

      Franz und seine Frau schauen ihn an, als würden sie Wasser brennen sehen. In der Zwischenzeit verabschiedet sich der Taxifahrer.

      Franz Meyer schüttelt seinen Kopf. "Wie es auch sei, Herr … Lunke … ."

      "Funke ist der Name, Funke, Herr Meyer."

      "Wie ich bereits sagte, uh … Funke … lassen wir alles vorbereiten für heute Nacht", schlägt Franz vor.

      Gesagt, getan.

      Der Kommissar wurde auf seiner Bahre in den Hühnerstall getragen, wo er mithilfe von Familie Meyer und Funke das Hühner-Outfit an bekam. Herrlich kuschelig wurde um ihn herum ein Strohlager mit mehreren Eiern angelegt. Außerdem bekam er in die eine Hand die Flinte und in die andere eine Flasche Bier.

      Die drei Anwesenden nehmen ein wenig Abstand und schauen sich die Lage mal richtig an.

      "Wirklich schön muss ich sagen!", meint Funke.

      "Genau meine Idee!", ruft der Franz.

      "Dennoch, ich vermisse etwas", meint Frau Meyer.

      Der Kommissar, richtig ausgestattet als großes Huhn, erhebt seinen Kopf und ruft laut: "KIKERIKI!"

      "Das meinte ich", sagt Frau Meyer.

      "Nun, Heinz, ich drücke dir die Daumen für heute Nacht", ruft ihm der Franz zu, während die anderen Hühner schon seit geraumer Zeit große Augen machen.

      "Hoffentlich fassen Sie den Täter bei seinen Eiern, Herr Kommissar", ruft Funke.

      Sie verabschieden sich alle drei beim Kommissar und verlassen den Hühnerstall, als es hinter ihnen