Paul Lammers

Satirische Sketche 3


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zu einem richtigen Huhn, oder?"

      "Kaum", meint Franz.

      "Der Dieb wird auf das Huhn … ich meine auf Heinz bestimmt hereinfallen", meint Frau Meyer, als Sie zu dritt ins Haus gehen und anschließend warten, was vielleicht kommen wird.

      Es wird langsam Nacht. Zu diesem Zeitpunkt ist es noch immer ruhig im Hühnerstall. Und obwohl die Hühner ja bekanntlich keinen Geist, doch desto mehr Instinkt besitzen, fühlen Sie, einige Eier inbegriffen, dass hier etwas richtig faul ist. Sie halten dann auch alle ein wenig Abstand zum großen Huhn.

      Auf einmal jedoch wird die Ruhe gestört durch ein ebenfalls, außerordentlich großes Huhn, das – gekleidet wie der Kommissar, jedoch aufrecht wie ein Mensch – durch den Hühnerstall schleicht. Sofort will der Kommissar in Aktion treten, als ihm auffällt, dass alle Beteiligten vergessen haben, dass er nur auf allen vieren kriechen kann. Als trainierter Polizist legt er seine Flinte an und ruft: "HÄNDE HOCH!" Das Huhn bleibt zuerst stocksteif stehen, in beiden Händen zwei Körbe voller Eier, und will dann Reißaus nehmen, als der Kommissar ohne zu zögern schießt. Genau auf die Eier. Um genau zu sein: auf die zwei Körbe voller Eier. Durch die explodierenden Eier schaut der Kommissar im Handumdrehen aus wie ein schlecht zubereiteter Strammer Max, so ohne Fleisch und Brot.

      Durch den Lärm angezogen, erscheinen in ihren Schlaffanzügen der Franz, seine Frau und der Funke im Hühnerstall, wo Sie ein komplettes Durcheinander vorfinden. Alle Hühner gackern total gestresst herum und das Eigelb läuft von allen Balken.

      "Was in Gottes Namen ist denn hier passiert?", ruft Franz.

      "Ist das dort nicht der Kommissar?", fragt Frau Meyer.

      "Ach Mensch, hast du jemals ein Huhn gesehen, mit einer Flinte und einem Bier, das gerade ein Ei legt?"

      "Ach, ich sehe ihn schon, dort, seht ihr?", ruft Funke, als sie zu dritt voller Mitleid dem Kommissar widmen, der da liegt wie ein gequirltes Ei. Aus dem Lauf seiner Flinte tropft Eigelb und die Flasche Bier hat sich in etwas verwandelt das aussieht, wie ein Radler über dem Haltbarkeitsdatum.

      "Ich denke, der Dieb ist ihm durch die Lappen gegangen", meint Franz und zeigt auf zwei leere Körbe.

      "Ja, und wie ich ihn so daliegen sehe, hat sich der Heilungsprozess bestimmt gerade um ein paar Monate verzögert."

      Frau Meyer, die um den Hühnerstall herumgeschaut hat, kommt gerade zurück, in den Händen noch ein Hühner-Outfit; aber komisch: der Schnabel fehlt!

      "So ein Klugscheißer." Franz ist fassungslos.

      "Ach wie", meint Funke. "Da gibt's genug Beweismaterial für die Kripo … lass uns erstmal der Kommissar ein wenig zurechtmachen, ein Taxi anrufen und ihn schleunigst ins Krankenhaus zurückbringen ."

      Noch am selben Tag wurden im Krankenhaus von Osselröde aus allen Löchern und Ecken des Kommissars die Ei-Reste entfernt. Und damit ist nur der körperliche Teil an der ganzen Sache gemeint, denn auch geistig hat er etwas abbekommen, erkennbar durch emotionelle Abwesenheit. Außerdem konnte er noch immer nur auf allen vieren kriechen und so wurde er auch ins Bett getragen; auf eine Erhöhung, Kopf zum Saal und Hinterteil zur Wand.

      An seinem Krankenbett sitzen sein Bruder, dessen Frau und der Funke. Durch eine Krankenschwester wird dem Kommissar gerade das Abendessen gebracht: pochierte Eier, Hackfleisch, Salat und Bratkartoffeln.

      "Nun, Herr Kommissar, da haben wir den Salat", fängt Funke an und sofort lässt der Kommissar der Salat links liegen. "Ein extra Hühner-Outfit, zwei leere Körbe und kein Täter."

      Der Franz streichelt sich über seine Stirn. "Noch heute kaufe ich mir für den Stall eine Kamera."

      "Gute Idee", meint Frau Meyer. "So schnappen wir uns den Dieb und machen Hackfleisch aus ihm."

      Sofort hört der Kommissar auf von dem Hackbraten zu essen.

      Zu diesem Zeitpunkt wird ein neuer Patient in einem Bett neben den Kommissar geschoben. Der Kommissar müht sich nun mit den Bratkartoffeln ab, während die anderen auf den neuen Patienten achten, bei dem das Eigelb aus den Ohren läuft. Außerdem, und das ist schon bemerkenswert, trägt er einen Hühnerschnabel.

      Das Ende dieser Geschichte kann man kurz zusammenfassen: Der Franz greift den Patienten bei den Eiern. Funke bevorzugt einen Strammen Max aus ihm zu machen. Die Frau Meyer möchte am liebsten Eierlikör aus ihm zubereiten. Und der Kommissar? Der nimmt seinen Teller, schmeißt die Reste seines Abendessens in den Eimer und macht laut: "KIKERIKI!"

      Kommissar Meyer? Nur über meine Leiche!

      In einem Biergarten in Osselröde gab es eines heißen Sommerabends jede Menge gegrilltes Fleisch und alkoholische Getränkeso viel, als würde das Meer angezapft. Auch Kommissar Meyer und Funke feierten bis nach Mitternacht mit den Kollegen vom Polizeipräsidium. Am nächsten Morgen jedoch stehen sie stark schwankend vor ihrem Streifenwagen und haben ein Problem …

      "Na dann, Funkgerät", brummt der Kommissar. "Funke und Handys aus und dann leg mal los und fahr uns zu einer Landstraße, hörst du! Keine Bundesstraße, aber eine Landstraße wo es Ruhe gibt und wir am Straßenrand ein Nickerchen machen können."

      "Ach, Herr Kommissar, wie Sie wissen kenne ich Osselröde ja wie meine Westentasche."

      "Worauf warten wir dann noch?", fragt der Kommissar, steigt mit schlotterenden Knien in den Wagen und nickt sofort ein. Um nun seinem Vorgesetzten eine Freude zu bereiten, tritt Funke richtig aufs Gas und fährt alles andere als schnurgerade durch Osselröde.

      Nach nicht allzu langer Zeit findet er, müde wie er ist, eine ruhige Landstraße und stellt sowohl seinen Sitz als auch den seines Vorgesetzten, der bereits schläft, in Liegeposition.

      Unter dem Gezwitscher einiger Vögel sinkt letztendlich auch Funke in den Schlaf und so befinden sich die beiden Polizisten gemeinsam in der Traumwelt. Eine Traumwelt, die weit, sehr weit weg ist von dem, was sich zu diesem Zeitpunkt unter ihre Nasen abspielt.

      So findet da ein Mord statt, wobei der Täter mit einer Spraydose die Umrisse eines Körper auf der Landstraße markiert und das Opfer, das zufällig vorbeikommt genau an dieser Stelle blutbefleckt hinfällt. Genau in dem Moment, als nicht weit vom Streifenwagen, auf der Landstraße alle Drogendealer ihre Geschäfte abwickeln und sämtliche Stechmücken vorbeijoggende Politiker piesacken. Außerdem finden noch Bauarbeiten statt, durch die die Landstraße verlegt wird, und wo einst die Landstraße war, gibt es nun eine Wiese; eine Änderung, die schon auf Google-Earth ausgewiesen wird.

      Und wie steht's nach längerer Zeit mit unseren Osselröder Polizisten? Nun, die liegen noch immer nur da und schnarchen so laut, dass man, wollte man sich zu ihnen setzten, einen offiziellen Gehörschutz bräuchte. Und während die Kühe an ihrem Wagen schnuppern, leuchtet das Display des Alkoholtestgerätes andauernd rot auf, vermutlich von den alkoholischen Dämpfen im Wagen.

      Und komisch, als die Dämmerung anbricht wird Funke genau dann wach, als zwei Lausbuben, mit etwas Schwarzem unter den Armen, Reißaus nehmen und eine alte Dame hinter ihrem Gehwagen sich mühsam einen Weg über einen Feldweg bahnt.

      Funke reibt sich die Augen, schaut auf die Szene und stoßt seinen Vorgesetzter an: "Herr Kommissar! Aufwachen! Ein Verkehrssünder!"

      "Wie? Wer? Wo?", ruft der Kommissar vor sich hin, als sie einander angucken und beide einen lauten Schrei von sich geben.

      "Um Gotteswillen, Herr Kommissar, Sie haben ja einen Bart!"

      "Und du ja auch, Funke!", schreit der Kommissar.

      Beide möchten sich im Rückspiegel vergewissern und knallen dabei mit ihren Köpfe zusammen. Sie beiden geben einen lauten Schrei von sich und durch den Schreck denkt der Kommissar, dass er hinter dem Lenkrad sitzt. Er will den Wagen starten, aber stellt stattdessen das Radio an. Eine Frauenstimme erklingt: … Und nun zu den Nachrichten für Osselröde und Umgebung … heute wurde am Rande unsere Kleinstadt, Richtung Drosseldude die alte Landstraße verlegt. Wir erhielten von einem aufmerksamen Bürger den Hinweis, dass sich dort schon seit geraumer Zeit auf einer Wiese ein