Paul Lammers

Satirische Sketche 3


Скачать книгу

man am Straßenrand …"

      "Und so auf der Wiese", ergänzt der Kommissar. "Wie lange haben wir denn um Gottes willen geschlafen?"

      "Lange genug, dass einem ein Bart wachst, die Straße verlegt wurde und uns bald der Verkehrssünder durch die Lappen geht", antwortet Funke.

      Mit noch immer trübem Blick schaut der Kommissar auf die alte Dame hinter ihrem Gehwagen. "Und kein Vorder- oder Rücklicht an dem Ding … na, Funke, worauf wartest du noch? Blaulicht an und hinterher!"

      Funke startet den Wagen wie befohlen, gibt Gas und pflügt sich sofort den Grasboden – nichts rührt sich.

      "Was zum Teufel …", ruft der Kommissar und beide Polizisten steigen knurrend aus. Mit einem Blick sehen sie, dass ihre beiden Hinterräder geklaut wurden. Im Gras liegt noch der Wagenheber.

      "Verdammte Lausbuben, wenn ich die erwische!", schimpft Funke und starrt in die Dämmerung.

      "Na, nun stehen wir da wie die Flaschen … und ich dachte schon als ich erwachte, dass der Wagen sich nach hinten neigt", erklärt der Kommissar, der zusammen mit Funke aussieht wie zwei gespenstische Kriminelle im zuckenden Blaulicht.

      "Mein Vorschlag wäre, dass du zu Fuß hinter der Dame hergehst und ich mich mal bei unserer Dienststelle erkundige", seufzt der Kommissar.

      "Mit dem Gehwagen ist sie bestimmt noch nicht weit gekommen", meint Funke.

      "Richtig, dann nichts wie los", antwortet der Kommissar und stellt das Blaulicht aus.

      Aus den Streifenwagen holt Funke sich eine Taschenlampe, aber die Batterien sind wohl leer.

      "Dann versuch's mal ohne Licht", meint der Kommissar und Funke macht sich auf die Suche nach der Frau auf den Feldweg.

      Der Kommissar schaut seinem Polizeimeister nach und ruft: "Bevor ich es vergesse, Funke … wenn ich es richtig gesehen habe, gibt es dort irgendwo auf der Wiese einen Graben."

      Kaum hat er das gesagt, hört er einen lauten Plumps. Er schaltet das Fernlicht ein und sieht, wie Funke sich mühsam und ziemlich nass aus einem Graben hocharbeitet. Er macht zudem sein Handy und das Funkgerät an.

      "Wagen vier … Kommissar Meyer, was ist los? Wagen vier, bitte melden!"

      Der Kommissar will reagieren, aber sieht er, wie das Funkgerät auf einmal anfängt zu qualmen. Als er hineinpustet, schlagen Flammen daraus hervor und das Armaturenbrett fängt Feuer. Er greift nach dem Löschgerät im Wagen, aber da der bereits Feuer gefangen hat, ist es schon zu spät und der Innenraum beginnt in Windeseile zu brennen.

      Der Kommissar nimmt gerade Reißaus, als sein Handy klingelt. "Meyer! Funke, du? Was ist los? … Ob Vollmond ist? Was soll der Quatsch? Nein, unser Wagen hat Feuer gefangen und gleich wird der Benzintank explodieren … aber wie steht es bei dir …?" Mitten im Satz fällt er, trotz des vielen Lichts von dem brennenden Wagen, vornüber in den Graben, in den zuvor der Funke gefallen war. Im Licht des Streifenwagens, der beim TÜV bestimmt nicht mehr durchkommen wird, geht er prustend unter.

      Und als dann auch noch ein Polizeihubschrauber auftaucht und mit eingeschaltetem Suchscheinwerfer über ihnen kreist, geht er vor Schreck gleich wieder unter.

      "Sie sind umzingelt … bleiben Sie wo Sie sind!", dröhnt es aus einem Megafon.

      Nach Luft schnappend kommt der Kommissar hoch. Er krabbelt mit letzter Kraft aus dem Graben und fällt, im Licht der Scheinwerfer des Hubschraubers, todmüde ins Gras.

      Am nächsten Tag sitzen zwei Polizisten im Büro im Polizeipräsidium und plaudern.

      "… das Ende vom Lied war, dass die zwei Lausbuben die zwei Hinterräder vom Streifenwagen irgendwie an den Gehwagen montiert und so fröhlich die alte Dame vor sich hergeschoben haben."

      "Trotz aller Streiche steckt in den Menschen auch meistens etwas Gutes … aber wie steht es eigentlich mit unserem Kommissar?"

      "Der Kommissar? Nun, der Hauptkommissar soll zu ihm gesagt haben: Meyer? Kommissar von Osselröde? Nur über meine Leiche!"

      "Ach, armer, armer Kommissar."

      "Ja, der tut einem leid, der arme Kommissar."

      Der Vorfall im Wald

      Um seine schlappen Muskeln mal zu strapazieren, geht ein Politiker im Eilschritt durch den Wald, in zehn Schritt Abstand gefolgt von einem Handwerker, der versucht durch Bewegung etwas von der Energie, die ihn die harte Arbeit des Tages gekostet hat, zurück zu bekommen.

      Lange aber dauert diese Scharade nicht, also dass ein Arbeiter hinter einem Politiker hergeht. Schon nach ungefähr einem Kilometer macht der Handwerker, erschöpft von der vielen Arbeit, schon ein wenig schlapp und der Politiker rutscht unglücklicherweise auf einer Ein-Euro-Münze aus. Der Handwerker will den Sturz noch verhindern, aber kann den Politiker nicht schnell genug erreichen.

      Dadurch, dass der Politiker unglücklich stürzt, liegt er nun auf dem feuchten Waldboden und reibt stöhnend seinen Fußknöchel.

      "Haben Sie sich wehgetan?", fragt der Handwerker ihn außer Atem.

      Der Politiker reibt stöhnend über seinen Fuß. "Ich glaube, er ist gebrochen."

      "Dies hier ist, glaube ich, der Schuldige", sagt der Handwerker und hebt den Euro vom Boden auf.

      "Natürlich! Wieder der verfluchte Euro!", ruft der Politiker. "Aber haben Sie das denn nicht kommen sehen? Ich meine, dass ich auf dem Euro ausrutschen würde?"

      "Irgendwie schon, denn schon von Ferne sah ich etwas glitzern, aber ich habe mir da weiter keine Gedanken drüber gemacht."

      "Falsche Antwort mein Lieber, denn ich bin ein wichtiger Politiker und werde Ihnen einen Prozess anhängen wegen Nachlässigkeit."

      "Einen Prozess? Wie meinen Sie?", fragt ihn der Handwerker entsetzt.

      "Sie hätten mich doch vor dem Euro warnen können, oder?" Um den Schmerz zu lindern dreht sich der Politiker auf den Rücken und sieht stöhnend zum Handwerker auf.

      "Ich bin nur ein einfacher Arbeiter und verdiene mir mühsam jeden Monat mein Gehalt, weiter nichts."

      "Nichtsdestoweniger hätten Sie mich schützen müssen, vor dem Sturz über den Euro", antwortet der Politiker jammernd.

      "Nun hören Sie mal her", sagt der Handwerker und wird langsam sauer. "Wir einfachen Leute sehen in unserer Gesellschaft krumme Sachen öfters schneller kommen als die, die das gelernt haben, außerdem lebt ihr ja von unseren Geldern, die wir mühsam erarbeitet haben … und dann mich für den Euro, über den Sie gestolpert sind, verantwortlich zu machen geht doch ein wenig zu weit, finden Sie nicht auch?"

      Der Politiker sucht mühsam nach seinem Handy. "Na, das sieht ja fast so aus, als würde ich Ihnen das Geld aus der Tasche ziehen …"

      "Im Großen und Ganzen fühlt der Arbeiter sich heutzutage schon abgezockt!", unterbricht der Handwerker ihn.

      "Ich verstehe, Sie möchten Ihre schlechte Laune an den Politikern abreagieren, nun, da sollten Sie stattdessen besser mal bei Ihrem Arbeitgeber anklopfen."

      "Meistens ist die Politik die Ursache vieler Qualen dieser Welt."

      "So was lasse ich mich nicht gefallen … ich werde alle, die als Handwerker tätig sind, sofort belangen."

      "Im Großen und Ganzen macht ihr das ja finanziell schon mit uns Arbeitern."

      "Bestimmt werde ich Sie aus all den Arbeitern herausfiltern, da können Sie Gift drauf nehmen."

      "Na, dann viel Vergnügen bei der Suche nach einem richtigen Handwerker … denn um die Steuer zu umgehen brauchen sie sicher noch ein paar Schwarzarbeiter, liege ich da richtig?"

      "Nun bekommen Sie erst recht einen Prozess angehängt, wegen der Behauptung, dass ich die Situation der Handwerker zu meinem Vorteil nutzen würde."

      Der Handwerker macht sich groß. "Leider, mein Lieber, ist zum ersten Mal in meinem