Joris Kreuz

Schwuler Sex – ein Tipp für Heteromänner?


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– später dazu mehr in diesem Büchlein – möchten wir erst einmal mit ein paar kleinen Kurzgeschichten einen Einblick ins Wesentliche geben. Wir sind sicher, dass es dann im Internet künftig häufiger solche Profiltexte wie diesen hier zu lesen gibt, den ein 26-Jähriger veröffentlicht hat: "Ich habe mich viel zu lange ausschließlich mit Frauen beschäftigt. Jetzt bin ich mit einem Mann im Bett gelandet und auf den Geschmack gekommen. Das war geil. Suche hier weitere Erfahrungen mit anderen Männern." Denn das, das ist längst noch nicht Alltag. Auch nach dem Coming Out des ehemaligen Profifußballers nicht.

      Verführerisch

       Verführerisch liegt er auf dem Bett, noch verhüllt. Ein hauchdünner Überwurf verdeckt die Konturen seines sportlichen Körpers. Ich weiß, ihm verlangt nach mir. Langsam, sehr langsam komme ich näher. Es wird heiß und er beginnt dahin zu schmelzen: Seine Augen – ein Blick, den ich schon oft bei ihm gesehen habe. Früher konnte ich mich noch beherrschen, aber jetzt, jetzt liegt er auf dem Bett, seitlich, mich mit den Blicken fest fixierend. Wie auf dem berühmten Silbertablett. Ich bin noch angezogen. Ich trete zu ihm. Mit einem kräftigen Händedruck bringe ich ihn in die Rückenlage. Schiebe den Überwurf zur Seite. Darunter: Nichts als nackte, glatte Haut. Unendlich zärtlich lasse ich dann meine Finger über seine Brust kreisen und entdecke seine Gefühle voller Sehnsucht dadurch, dass sein Herz wild zu pochen beginnt. Ich fahre mit meiner Hand über seinen durchtrainierten Oberkörper, der mich an eine Statue aus dem alten Griechenland erinnert. Ich nähere mich seiner Gürtellinie, setze mich zu ihm. Mit einer fast unmerklichen Handbewegung knöpft er dabei meine Hose auf und gibt das Beste was ich habe frei. Prächtige vorhautverhüllte 17 Zentimeter.

      Ich bin sein Liebling, ich weiß es, er liebt mein Aroma. Trippelnd machen sich seine Finger an meinem noch halbangezogenen Körper zu schaffen, streicheln, auch tiefer, bis ich ihm ergeben bin. Ich spüre sein Verlangen, nehme es in mich auf und verlange selbst. Hoffend bange ich, dass er sich Zeit lässt und kann mich doch selber kaum noch halten. Seine Berührungen sind Liebkosungen, die jede Stelle meines Körpers zum Vibrieren bringen. Warme Finger, die unter die letzte Hülle fassen die mir bleibt bringen mich zum Schwitzen. Jeder Blick seiner Augen, jeder Zug in seinem Gesicht sagt mir, dass ihm das Wasser im Mund zusammenläuft. Ich meine, die Vorfreude, die Erregung zu spüren, die in seinem Leib entsteht und sprunghaft ein Glücksgefühl in allen Fasern seines Körpers verbreitet. Seine Hände werden hitziger. Meine letzte Hülle fällt. Süß, verführerisch, ein einziges "Pack Mich!" schreiend liegt sein braungebrannter Körper vor mir. Ich genieße seine Blicke, ich genieße die Erregung. Seine Hände berühren mich, sie zittern. Sein Mund kommt näher. Ich weiß: Es ist nur einmal! Ich weiß: Er wird mir untreu sein! Ich weiß, dass dies mein Untergang sein wird. Dass ich abhängig werde, süchtig nach ihm und seiner unzähmbaren Lust werde. Ich weiß, dass ich seinen riesengroßen prächtigen Schwanz nie vergessen werde können. Aber ich will. Trotzdem. Ich will dass er sich mir hingibt. Ich verzehre seinen Freudenspender, sauge ihn tief in meinen Mund, lutsche und lecke, verwandle ihn in einen Vulkan aus dem am Ende weiße Lava spritzt. Dann nehme ich ihn ganz. Vernasche ihn vollends. Spieße ihn auf. Er stöhnt. Als mein Schwanz in seinem Arsch explodiert, ist es, als findet er den Zugang in ein neues Universum.

      Kalt wie Eis – Winter Wunderland

       Es ist Nacht. Und kalt. Minus fünf Grad. Gefühlt minus 15. Jörg friert. Selbst die Lederjacke mit Pelz am Hals, die er in dem Nobelladen an der Friedrichstraße gekauft hatte, schützt ihn nicht vor dem eiskalten Wind, der von Osten her durch die Häuserschluchten am Prenzlauer Berg weht. Hinter den Fenstern der zumeist aufwändig sanierten Häuser schimmern die unterschiedlichsten Lampen; ein buntes Farbenspiel, das ein wenig gute Laune in das triste Wintergrau projiziert. Vor dem Haus Schneeberge aus dem Niederschlag der letzten Tages; teils sauber, teils verdreckt vom Granulat das die Hausbesitzer gestreut haben. Jörgs Atem gefriert im Gesicht; er zieht sich die Wollmütze noch tiefer runter, fast über die Augen. Winter – grau, nervig, furchtbar. Die Häuser zwischen Schönhauser und Prenzlauer Allee haben wohl ihre beste Zeit; so frisch, so sauber und so lebendig sahen sie jahrzehntelang nicht aus. Sportwagen parken neben kleinen durchgerosteten Sparbüchsen; eine große Limousine versperrt den Bürgersteig. Kein Problem für Jörg; er macht einen Schlenker drumherum. Der vierzigjährige Mann arbeitet in einem Loft am Osthafen in einer Weingroßhandlung. Entsprechend der Inhalt in der Tasche, die er bei sich trägt. Eine Umhängetasche von JetBlue Airways; mitgebracht von seiner letzten Reise in die USA. Darin: Zwei Flaschen des heute eingetroffenen Tropfens. Er nähert sich dem Haus auf der Belforter Straße, greift in die Jackentasche und fingert nach dem Schlüssel. Doch exakt vor seiner Haustür – Nr. 49 – erwartet ihn eine Überraschung. Tief in sich gekauert sitzt da ein Mann. Noch jung. Etwa 27; nur eine dünne Jacke am Körper. Das zu beurteilen lässt das fahle Licht der Straßenbeleuchtung zu. Jörg macht sich bemerkbar, zögert aber: "Darf ich mal durch?" Der junge Mann rührt sich nicht. Jörg schaut skeptisch; Unsicherheit ergreift Besitz von ihm. Und das Kopfkino beginnt eine Vorstellung; eine Mischung aus Krimi und Horrorfilm in der der junge Mann aufspringt und Jörg ein Messer in den Leib rammt. Okay, einen Versuch noch. Jörg atmet durch: "Entschuldigung?" Der Mann sieht auf. Na also, geht doch. Ein hübsches, maskulines, freches Gesicht mit Dreitagebart; gekrönt von schulterlangem Haar. Doch gekennzeichnet von Frieren und Sorge. Jörg: "Danke." – "Sorry." Er wischt sich die Nase. Erhebt sich. Jörg schließt die Haustüre auf. Dreht sich um. Der junge Mann geht nur wenige Schritte und lehnt sich an die Hauswand. Deutlich geschwächt. Jörg betritt den wunderschön sanierten Hausflur, der mit vielen Farben von einer großen Liebe der Handwerker zum Detail zeugt – und von der Finanzkraft der Hauseigentümer. Jörg lässt die Haustüre ins Schloss fallen. Bleibt stehen. Schaut zur Tür zurück. Denkt nach. Der junge Mann lehnt indes weiter an der eiskalten Wand. Weint. Ein paar Sekunden später tritt Jörg wieder nach draußen, sieht sich um, entdeckt den Mann: "Geht es Ihnen nicht gut?" – "Natürlich geht es mir Bombe! Deswegen steh' ich bei der Scheiße ja auch hier draußen." Jörg sieht ein, eine echt blöde Frage gestellt zu haben: "Kann ich Ihnen irgendwie helfen?" – "Wenn Sie 'ne Kugel hätten mit der ich mir in den Kopp knallen kann, das wäre cool." – "Wie wäre es zunächst mal mit 'nem Kaffee?" Der junge Mann schaut Jörg jetzt ins Gesicht. Sein Dackelblick, seine Traurigkeit ... alles Leid der Welt scheint sich in seinen Augen wieder zu spiegeln. Dann nickt er dankbar.

      Wenig später befinden sich die beiden Männer in Jörgs Wohnung. Etwas Bauchweh hat der schon sich einen Typen von der Straße mit hoch zu nehmen, aber … was soll's? Sein Gast sieht sich derweil in der gemütlich eingerichteten Wohnung um. Viel Farbe auch an den Wänden dort; dazu Möbel aus Holz und Leder. In Regalen lagern Weinflaschen. Jörg kommt aus der Küche ins Wohnzimmer zurück; in der Hand zwei dampfende Becher Glühwein: "Ist vielleicht der bessere Drink jetzt." Ein Bild von einer gutaussehenden Frau steht auf dem Regal. Jörg: "Hier, bitte!" – "Danke. Bin übrigens der Patrick. Ist das da Deine Freundin?" – "Ex-Freundin. Hat nicht funktioniert mit uns beiden." Jörg betrachtet Patrick jetzt genauer. Die Klamotten sind sportlich leger, waren mal teuer, sehen aber ziemlich mitgenommen aus. Die Schuhe bewegen sich an der Grenze des Strukturverlusts. Patrick ist klar als sportlich durchtrainierter Typ einzuordnen, nur eben etwas vom offensichtlich häufigen Herumlungern auf der Straße gezeichnet. Sein wuscheliges Haar harmoniert gut mit dem Dreitagebart; das jungenhafte Gesicht hat eine Fröhlichkeit in sich, die selbst in dem Stresszustand, in dem Patrick sich befindet, noch zu erkennen ist. Patrick zeigt auf die Flaschen, grinst dabei: "Bist ein kleiner Alki oder Kenner?" Jörg erwidert das Lächeln: "Ein wenig von beidem." Ihre Blicke treffen sich. Man spürt; Patrick lockert etwas auf. Jörg: "Und Du?" Wohl die falsche Frage, denn Patricks Gesichtsausdruck verfinstert sich. Seine Stimme klingt bitter: "Job verloren, Wohnung weg. Und kein Schwein von meinen sogenannten Freunden will was von mir wissen. Hab keinen Cent mehr in der Tasche. Ist echt scheiße wenn man so abstürzt. Echt scheiße!" Jörg schluckt: "Trink erstmal und wärm' Dich auf!" Patrick nimmt einen Schluck. Die beiden setzen ihre Unterhaltung fort. Mit schleppenden Worten, dann etwas auftauender erzählt Patrick, was in seinem Leben schief gegangen ist. Jörg hört ihm aufmerksam zu, doch immer wieder muss er auf die Uhr schauen. Es wird spät. "Tja, bei dem, was Du durchgemacht hast, muss Dir jemand helfen, ganz klar." Patrick baut wieder nah am Wasser: "Mir hilft keiner mehr." – "Blödsinn. Jobcenter,