gemeldet und drei konnten dann teilnehmen. Ich habe auch Vorschläge für den Wiederaufbau unseres Schwimmstadions gemacht. Es wird teuer.“ „Aber in zwei Jahren finden doch die Spiele der kleinen Staaten in Andorra statt. Bis dahin wird es doch fertig sein?“ Davon geht Xavier aus. Und er erhofft sich genauso viele Medaillen wie in Montenegro: eine goldene und fünf bronzene. Für ihn sind allerdings die danach folgenden Spiele in Malta und Monaco wichtiger. Langfristige Planung kann nachhaltige Erfolge bringen. Natürlich müssen auch die Medaillengewinnerinnen aus Montenegro dabei bleiben. Die seien jetzt 26 und 22 Jahre alt. „Es ist alles eine Frage des Erfolges, ob sie weitermachen. Und neue Talente werden mit den Jahren kommen. Und die müssen dann hart arbeiten. Talent alleine reicht nicht. Es ist wie in der Musik, der Wissenschaft, der Medizin. Talent und Arbeit bringt den Erfolg!“
mit Xavier im Sportzentrum Ordino
Der Berg ruft
Es ist kurz vor 12.00 Uhr, als ich das Sportzentrum Ordino verlasse und zur Bushaltestelle komme. Von hier aus will ich zum Nationalpark Sorteny fahren, der sich nahe der Grenze zu Frankreich, ganz im Norden der Gemeinde Ordino, befindet. Um den Bewohnern seiner Gemeinden Mobilität zu gewähren, gibt es in Andorra Kleinbusse, die in den sieben Gemeinden des Zwergstaates auch die abgelegenen Dörfer anfahren. Punkt 12.00 Uhr kommt der Kleinbus nach Sorteny. Ich glaube meinen Ohren nicht zu trauen, als mir der Busfahrer den Preis nennt. „Zwanzig.“ Wie, hat er wirklich zwanzig gesagt? Zwanzig Centavos? „Na ja, das ist ein symbolischer Preis, zwanzig Euro-Cents. Sie fahren bei uns also eigentlich umsonst.“ Der Bus von Andorra la Vella nach Ordino war mit 1,75 Euro ja auch nicht sonderlich teuer, aber der kommunale Bustarif ist im wahrsten Sinne des Wortes nur sehr schwer zu unterbieten.
Nachdem in Sornas der erste Fahrgast, ein Schuljunge, ausgestiegen ist, sitzt außer mir nur noch eine Frau im Bus, die auf dem Weg zur Arbeit ist, wie ich aus dem Gespräch zwischen ihr und dem Busfahrer heraushöre. Durch eine sehr schöne Landschaft fahren wir hier. Vorbei an Arans und Llorts und dann steigt auch meine Mitfahrerin aus. Hinter El-Serrat verlässt der Bus die Hauptstraße, die übrigens vor einigen Jahren als zweite Verbindung nach Frankreich angelegt worden war. Da auf französischer Seite der Bau der Anbindungsstraße auf starken Widerstand stieß, verzichtete man dort auf den Bau derselben, so dass man von hier aus nach wie vor nur zu Fuß nach Frankreich gelangen kann. An der Schranke am Eingang zum Nationalpark müssen Autofahrer vier Euro Eintritt bezahlen, aber da ich ja schon den unglaublichen Fahrpreis für den Bus entrichtet habe, komme ich natürlich umsonst in den Park. Noch eineinhalb Kilometer, dann hat der Bus seine Endstation erreicht – den Parkplatz des Nationalparks Sorteny. „Lassen Sie sich an der Information dort drüben eine Karte vom Nationalpark geben. Die sind sehr freundlich und können Sie beraten, welche Tour für Sie die beste ist.“ Mit etwa diesen Worten verabschiedet sich der ebenfalls sehr freundliche Busfahrer von mir und wünscht mir dann noch viel Spaß beim Wandern.
Der Parkranger ist tatsächlich äußerst sympathisch und schlägt mir vor, zum Estany de l´Estanyó zu wandern, einem See am Fuße des 2915 m hohen Pic de l´Estanyó. „Der See ist von hier aus etwa vier Kilometer weit entfernt und liegt auf 2340 m Höhe, also 557 m höher als wir jetzt sind. Das sollten Sie in etwa zwei Stunden schaffen. Falls Sie nicht so hoch steigen möchten, können Sie auch nur bis zum Refugio laufen und von dort ins Nachbartal, vorbei an einem See und dann wieder hierher zurück. Auf diesem knapp fünf Kilometer langen Rundweg hätten Sie keine 200 Höhenmeter zu bewältigen. Der Weg hoch zum See zweigt kurz vor dem Refugio vom Rundweg ab, so dass Sie es sich unterwegs ja noch überlegen können, welche der beiden Touren für Sie die beste ist.“
Ich brauche nicht lange zu überlegen, der Berg ruft. Die Bedingungen sind ausgezeichnet. Warm, aber nicht heiß, so etwa 20, 21 Grad. Und es ist ja noch früh, 12.32 Uhr. Ich marschiere los. Nicht lange nach einer Wegkehre verlasse ich den Forstweg und klettere einen steilen Fußweg am Rand eines Flüsschens hoch. Noch zweimal quere ich den Forstweg und bin dann schon bald an einem winzigen Botanischen Garten angelangt. Meine Göttergattin würde jetzt mit Sicherheit hier ein Weilchen verschnaufen wollen, aber ich habe anderes im Sinn: Ich habe vor, die prognostizierten zwei Stunden deutlich zu unterbieten. Ich bin fit, gut drauf, habe ja in San Marino und Monaco so einige Höhenmeter zurückgelegt, von meiner legendären Athos-Wanderung ganz zu schweigen. Maximal eine Stunde und 45 Minuten, das ist mein Ziel. Vom Botanischen Garten aus geht es noch ein kleines Stück auf dem Forstweg weiter, bis dieser an einem Zaun endet. Kurz darauf zweigt der Weg zum See nach rechts vom Hauptweg ab. Ein kleines Stückchen bergab zum Flüsschen und dann, nach Überquerung desselben auf einer kleinen Holzbrücke, auf der anderen Seite leicht ansteigend bergauf.
Was für ein herrlicher Weg. Über eine Blumenwiese so ganz leicht bergan. Hinten sehe ich jetzt auch bereits den Pic de l´Estanyó. Viel näher, als ich dachte. Am Ende der Wiese wird es dann doch etwas steiler, durch den Wald wird es dann schon recht steil. Jetzt muss ich doch mein durchaus zügiges Tempo drosseln. Immerhin überhole ich zwei Familien, die wegen zweier älterer Damen nicht so recht vorankommen. Die zu den Familien gehörigen Teenager warten ein paar Kehren weiter oben. Als ich dem Jungvolk gerade berichten möchte, dass ihre Großmütter den Tross etwas aufhalten, hören wir von weiter unten einen Vater rufen. „Zurück, wir kehren um.“ Maulend trollen sich die Kids nach unten, ich höre etwas, was wie „Sch… -Idee“ oder so ähnlich klingt, aber vielleicht habe ich mich ja auch verhört. So langsam lichtet sich jetzt der Wald und es kommen immer mal wieder flachere Abschnitte mit Wiesen. Hin und wieder schieße ich mal ein Foto, aber meinen Proviant (fünf Aprikosen, ein halbes trockenes Croissant und eine kleine Flasche mit Wasser) rühre ich noch nicht an. Das hebe ich mir für oben auf, als Belohnung, wenn ich den See erreicht haben werde.
Steilere Abschnitte wechseln ständig mit fast ebenen Abschnitten ab und dann sehe ich auch schon so etwas, was wie eine Einzäunung aussieht. Dahinter muss der See sein. Ich schaue nicht auf die Uhr, denn ich will mich ja auch nicht unter Stress setzen. Aber ich bin sicher höchstens eineinhalb Stunden bis hierher gelaufen, höchstens. Voller Stolz und Freude steige ich über die Einzäunung und sehe dahinter – eine weitere Wiese. Na gut, dann kommt der See halt nach der nächsten Steigung. Und so geht es immer weiter. Steigung, Wiese, Steigung, Wiese. Kaum zu glauben, Ich bin doch schon so nahe am Berg. Die Landschaft ist wirklich traumhaft schön. Der Weg zieht sich am Flüsschen entlang, das mir über die Wiese entgegen gluckert. Sehr schön, aber so langsam muss doch jetzt nun wirklich der See kommen. Mein Ziel, eine Stunde 45 Minuten, habe ich schon lange aufgegeben, als ich oben am Ende eines erneuten Anstieges eine Erscheinung habe. Ich sehe ein Pferd, das reglos mitten auf meinem Weg steht. Einige Meter weiter oben erlange ich Gewissheit. Doch keine Erscheinung, da steht tatsächlich ein Pferd. Und weiter hinten noch viel mehr Pferde, eine Handvoll Wanderer, und – der See! Na gut, so viel mehr als zwei Stunden habe ich dann ja doch nicht gebraucht, denke ich.
Am ersten Pferd vorbei, gehe ich auf ein junges Paar zu, das gerade Selfies von sich und einem Pferd macht. Mein Angebot, dass ich sie doch mit ihrem Handy fotografieren könne, nehmen sie gern an. Gesagt, getan. „Möchten Sie auch ein Foto?“ Klar, auch ich möchte doch ein paar Pferdefotos haben. Ich hole mein Smartphone aus dem Rucksack und reiche es der jungen Frau. Äh, was habe ich da gerade auf dem Display gesehen? Ist es wirklich erst 13.52 Uhr? Nach dem sehr unterhaltsamen Fotoshooting (das Pferd findet großen Gefallen an meinem T-Shirt) erhalte ich mein Handy zurück und schaue noch einmal auf mein Display. Habe ich mich wirklich verguckt? Nun, ich schweige lieber, sonst halten Sie mich noch für einen Aufschneider. Mein selbstgestecktes Ziel habe ich jedenfalls erreicht, ich bitte um Applaus! Zur Belohnung gönne ich mir jetzt die Aprikosen. Ich setze mich auf einen Stein, öffne den Rucksack – und habe umgehend neugierigen (und wohl auch hungrigen) Besuch. Ich kann ja verstehen, dass das Pferd, das sich für das Fotoshooting neben mich gestellt hat, jetzt auch eine Belohnung möchte. Aber das sind mir hier jetzt doch zu viele Pferde. Ich packe also meine Siebensachen und wandere noch ein Stückchen weiter, fast bis an das andere Ende des Sees.
Hier oben weht mitunter ein kühles Lüftchen, aber in der Sonne, die sich jetzt wieder für eine längere Zeit sehen lässt, ist es traumhaft schön. Ich löse noch ein Versprechen ein und mache