Maat Walde

Einen Popstar liebt man nicht, Teil 1


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      Pete suchte schon seit Monaten nach einer bescheidenen Unterkunft in Europa, denn Luxus hatte er jeden Tag um sich, da wollte er zur Abwechslung mal richtig abschalten und sein Leben genießen können. Umso mehr hoffte er, dass diese Immobilie in Deutschland das Richtige für ihn wäre. In der nächsten Zeit hatte er vor, etwas kürzer zu treten und bloß ein paar wichtige Termine wahrzunehmen.

      James schüttelte selbstsicher den Kopf. „Nein, hat sie nicht. Woher sollte sie mich auch kennen? Wir leben in Down Under – in Europa kräht noch kein Hahn nach dir … Außerdem scheint die sowieso ein bisschen neben der Spur zu sein.“

      Pete sah ihn überrascht an. „Neben der Spur?“, wiederholte er ungläubig und griff nach einem Glas Champagner, das er auf dem Glastisch neben sich stehen hatte. Er nahm einen großen Schluck daraus und lauschte gebannt James Worten.

      „Na, du weißt schon – so ein richtiges Landei eben“, machte James sich über die junge Frau lustig. Er krächzte in sich hinein und reichte Pete den Mietvertrag hin, den dieser mit den Worten „Aha, also nichts Weltbewegendes“ sogleich sorgfältig musterte.

      „Rauschende Partys darfst du dort keine feiern, und die Wohnung liegt sehr abgelegen. Sogar das Dorf liegt noch mal ein paar Kilometer vom Haus entfernt. Ob du ohne dein ausschweifendes Partyleben so lange leben kannst?“

      Jetzt wurde Pete hellhörig. Er vertraute seinem Manager und Produzenten, wenn es darum ging, Verträge für ihn an Land zu ziehen und abzuwickeln. Doch ob James auch ein gutes Händchen für die richtige Immobilie besaß, würde sich erst zeigen.

      Pete kam es ganz gelegen, dass das nächste Dorf ein paar Kilometer vom Haus entfernt lag, so würde er sich wenigstens unbeobachtet fühlen. Schließlich stand er schon seit seinem vierten Lebensjahr auf der Bühne, wurde mit sechzehn entdeckt und führte seit acht Jahren ein Jetset-Leben. Nun war es an der Zeit für eine Veränderung, das spürte er deutlich. Er fühlte sich vollkommen ausgelaugt. Aus dem Koffer zu leben, machte ihm zwar nach wie vor Spaß, doch jetzt, mit vierundzwanzig, hatte er Bock auf ein kleines bisschen Normalität. Zumindest vorübergehend. Er hatte seiner Meinung nach einen Abstand vom Showgeschäft dringend verdient und auch bitter nötig, damit er in absehbarer Zeit wieder die Kraft zum Durchstarten aufbringen konnte.

      „Wie viele Wohnungen befinden sich im Haus?“ Erneut nahm Pete einen großen Schluck aus dem Glas und stellte es danach wieder zurück.

      „Soweit mir bekannt ist, nur zwei – das ist ja das Gute daran!“

      Petes Gesicht hellte sich auf. „Das hört sich ja schon mal perfekt an! Weißt du zufällig auch noch, wer der zweite Mieter ist?“

      James lachte laut. „Die graue Maus selbst! Sofern ich nichts Falsches verstanden habe, wohnt sie wohl direkt einen Stock über dir. Es ist ein einstöckiges Gebäude, und sie vermietet den gesamten unteren Bereich an dich. Ich denke also nicht, dass sich oben im Dachgeschoss noch eine dritte Wohnung befindet. Zumindest hat sie nichts davon erwähnt.“

      „Okay, also wohne ich im Erdgeschoss?“

      „Richtig!“ James nickte bejahend.

      „Das ist gut.“ Dennoch blieb Pete skeptisch. „Ist dir denn im Vertrag etwas Besonderes aufgefallen, was ich noch wissen müsste?“

      „Nein. Es ist ein herkömmlicher Mietvertrag. Du brauchst nur noch einen falschen Namen darunterzusetzen, und ich fliege dann zurück und bringe ihn ihr.“

      Pete begutachtete die erste Seite des Vertrages noch immer fasziniert und blätterte dann um. Doch bevor er seine Signatur über die richtige Zeile setzte, sah er seinen Manager noch einmal eindringlich an. „Aber da wäre noch etwas ...“

      James wurde hellhörig. „Was denn? Hast du deine Meinung etwa schon wieder geändert? – Glaub mir, ich habe das alles nur wegen dir gemacht. Ich könnte es wirklich verstehen, wenn dir doch eine Immobilie in der Stadt lieber wäre. Du bist doch kein Landmensch … Und – wie ich vorhin schon sagte – ohne Partys wird dir sicher bald so langweilig werden, dass du freiwillig wieder deine Koffer packst und nach Australien zurückkommst.“

      Pete schüttelte belustigt den Kopf. „Nein, das ist es nicht. Ich habe mir nur gerade überlegt, was passiert, wenn die graue Maus – wie du sie nennst – herausfindet, wer in ihr Haus eingezogen ist … Du weißt, dass ich privat keine Lust auf Presse habe. Wenn diese Vermieterin aber Geld braucht, wird sie beim geringsten Verdacht reden und mich verpfeifen. Dann habe ich dasselbe Problem wie bisher. Das will ich aber nicht. Früher oder später werden die australischen Medienfuzzis sowieso herausfinden, wo ich bin. Daher wäre es schön, wenn das klappen würde. Ich brauche einen Ort, wo ich mich mal kurz erholen kann.“

      James überlegte angestrengt, ehe er entgegnete: „Diese Tussi hat keinen Verdacht geschöpft. Ich bin schließlich Deutscher. Außerdem habe ich mich nicht unter meinem echten Nachnamen James Berger bei ihr vorgestellt, sondern lediglich mit James Walters … Und du unterschreibst doch sowieso unter einem Pseudonym. Wie soll sie das alles kontrollieren, wenn du aus Australien kommst? … Was regst du dich also auf? Dazu kommt dir zugute, dass dich bisher sowieso kein Schwein in Europa kennt … Und wenn du mich fragst, weiß die gar nicht, dass es so etwas wie berühmte Menschen überhaupt gibt!“ Er verkniff sich ein lautes Lachen.

      „Wieso?“ Nun grinste auch Pete schelmisch. „Ist sie wirklich so verpeilt?“

      James nickte feixend. „Mehr als das!“

      „Echt jetzt? Wie sieht sie denn aus?“ Pete wurde neugierig.

      „Die ist echt einzigartig, allein wie sie sich kleidet …“ James kriegte sich nun plötzlich vor lauter Lachen nicht mehr ein, was Pete zu einem Stirnrunzeln veranlasste. Das hatte James ja noch nie von einer jungen Frau behauptet!

      Einzigartig – was meinte er damit? Aber egal, es sollte ihn nicht im Geringsten interessieren. Schließlich wollte er nur mal raus aus Australien, weg vom stressigen Bühnenalltag, und für eine gewisse Zeit in Deutschland leben.

      „Und du bist dir absolut sicher, dass das gut geht?“ Pete ließ die angeblich verpeilte Vermieterin nicht los. Wie oft hatte er in Clubs erlebt, dass sich Mädchen und Frauen jeden Alters bewusst dumm gestellt und so getan hatten, als würden sie ihn nicht erkennen, nur, um an ihn ranzukommen? Darauf hatte er noch nie Bock gehabt! Aber vermutlich hatte James recht. In Europa krähte kein Hahn nach ihm. Also, warum machte er sich Sorgen?

      James` Dauergrinsen legte sich langsam wieder. „Eigentlich bin ich mir absolut sicher, aber wenn du es unbedingt willst, dann kann ich sie ja vorsichtshalber schriftlich darauf berufen lassen, dass sie dich nicht kennt. Das sollten wir sowieso machen. Ich setze noch heute einen Vertrag auf, der sie – für den Fall der Fälle – zum Schweigen zwingt, ansonsten wird sie auf ein hohes Sümmchen Schadenersatz verklagt. Und glaub mir, diese Einschüchterungstaktik funktioniert immer. Schließlich habe ich nicht umsonst Jura studiert.“

      Pete winkte mit den Händen ab. „Nein, das möchte ich nicht, das ist mir viel zu kompliziert. Ich hatte eigentlich etwas ganz anderes vor – warum unterzeichnest du nicht an meiner Stelle den Vertrag? Wir könnten zum Beispiel behaupten, dass die Wohnung dir gehört … Dann wäre der Presserummel – sollte sich jemand unerwartet an meine Fersen heften – wenigstens nicht so enorm …“

      James blickte ihn unstimmig an. „Auf was du immer kommst … Das halte ich für keine gute Idee, außerdem habe ich das mit der Vermieterin nicht vereinbart. Also lassen wir das, okay?“

      Pete seufzte. „Tja, dann bleibt mir wohl nichts anderes übrig, als dir zu vertrauen. Auch wenn ich misstrauisch bleibe ...“

      „Ich halte von der ganzen Aktion sowieso nicht viel!“

      Schnell wechselte Pete das Thema. „Wie alt ist sie denn, die graue Maus?“

      „Noch relativ jung. Ich würde sie – wenn überhaupt – auf knapp über zwanzig schätzen.“

      „Ach? So jung noch?“

      James schmunzelte schelmisch, als hätte er eine