Thomas Arndt

Eine Geschichte über rein gar nichts


Скачать книгу

und Einnahme seines Herzens durch dieselbe auf der anderen Seite nicht verborgen blieb, fand er keinen Ausweg aus diesem Dilemma. Und es wurde noch schlimmer: regelrecht versklavt durch diese Liebes-Idee, die sich in ihm eingenistet hatte und aus seinem Herzen langsam eine Schlangengrube machte, verlor er nach und nach die Fähigkeit, eine andere Liebe, die Liebe anderer Menschen, anzuerkennen.

      Sprosse um Sprosse erklomm er eine Leiter der Enttäuschungen. Jede Sprossen symbolisierte eine Frau. Stufe um Stufe verweilte er kurz und prüfte, ob er nicht die Liebe finden könnte, nach der ihm so sehr verlangte: eine selbstverständliche, bedingungslose, an nichts gebundene Liebe; eine durch nichts als sie selbst hervorgebrachte Liebe; eine Liebe so voraussetzungslos, tief und unergründbar wie die Liebe zweier smaragdgelber Kartoffelackerweizenfeldsteine und genauso unerklärbar und geheimnisvoll. Doch wie sollte er solch eine Liebe erkennen?

      Dann, als ihm das Wesen der Vorstellung seiner Art der Liebe zumindest teilweise klar wurde, stöhnte und seufzte er resignierend in einen Windhauch, der rein zufällig gerade in der Nähe war, ihn umwehte, und der, ob er wollte oder nicht, diese verzerrten Klänge, Töne, oder was auch immer für Geräusche das waren, mit sich in die Ferne trug. Denn Robert hatte erkannt, dass das, was er für seine Liebe hielt, weder Augen, noch Stimme, noch Ohren besaß: sie sah nicht und wollte nicht gesehen werden, sie sprach nicht und wollte nicht angesprochen werden, sie hörte nicht und wollte nicht angehört werden.

      Das also ist die wahre, reine Liebe, sinnierte er eines schönen Tages, die sich getrennt, losgelöst, befreit hat vom Geschwätz der Allgemeinheit, von all den Dummheiten, die jemals über sie gedacht, gesagt, oder geschrieben worden sind, und die von allen sie nur unzureichend beschreibenden, charakterisierenden und auch intentional verwendeten Begriffen, die die Menschheit jemals verwendet hat, um ihr beizukommen, doch nicht erfasst, erklärt, oder gar korrumpiert werden kann. Wenn man das Wesen der Liebe erkannt hat, sagte sich Robert an diesem schönen Tag, dann hat man gar nichts verstanden, und man hat alles verstanden, wenn man rein gar nichts verstanden hat.

      *

      Wie verwirrend Roberts Gedanken auch gewesen sein mögen, sie sind gerechtfertigt, weil sich vermutlich jedes heranwachsende Menschenkind Gedanken über die Liebe macht. Und Robert tat nichts anderes. Oder doch? Ja, vielleicht . . . aber nur vielleicht . . . und ich muss gestehen, ich bin mir nicht sicher. Schon längst ist mir der leise Verdacht gekommen, dass es gar nicht Robert war, der zu verstehen versuchte, wie seine Liebe beschaffen war. Hin und wieder kommt mir der Gedanke, dass Roberts Liebe auf der Suche nach ihrem Wesen ihn dazu benutzte, sich zu erkennen. Vielleicht erinnern Sie sich an Pauls Seele, die, um sich der schwersten Last für den Moment zu entledigen, ihn als Werkzeug benutzte, als Mittel zum Zweck, der – in diesem Augenblick nicht Herr über sich selbst – nicht wusste, was er tat, einen Befehl ausführte, den er als solchen nicht einmal erkannt hatte, einen Stift nahm und siebenundzwanzig Worte in vier Versen zu Papier brachte.

      Dieser Vergleich verdeutlicht die Vermutung, Roberts Liebe habe ihn für sich auserkoren, kontrolliere ihn, beherrsche ihn, zwinge ihm ihr Wesen auf, habe ein Eigenleben entwickelt, sich verselbständigt, sei sozusagen autonom, unabhängig, frei, stärker und mächtiger als er; zufällig ausgerechnet in ihn hineingelangt (unbemerkt, heimtückisch vielleicht, hinterhältig, auf jeden Fall im Verborgenen), hauste sie nun in seinem Herz, nistete in seiner Seele . . .

      . . . die Liebe die Liebe die Liebe . . . und Robert brauchte Jahre, bis er verstand, bis er seine Liebe verstand, sein Leben, also sich selbst, und es ihm gelingen sollte, vor einen Spiegel zu treten, sich zu betrachten und plötzlich in eine Metapher verwandelt zu sehen, für die er den wunderschönen Namen daneben fand. Aber bis dahin ist noch so viel Zeit . . . muss noch so viel geschehen . . . muss ein Satz (Heirate nicht die Erstbeste!) aus den Tiefen der Vergangenheit den Weg zurück zuerst in sein Gedächtnis finden . . . dann in sein Bewusstsein . . . muss immer wieder gedacht werden . . . muss weitere modrige Fetzen toter Augenblicke ins Jetzt zurückholen . . . stinkende Sekunden aus dem gurgelnden Morast grünschimmernd verwesender Ereignisse in den Schlamm des Heute ziehen . . . was niemand jemals wollen kann . . . auf das sich vermischen und untrennbar vereinigen zu einem abscheulichen Gebräu die Erinnerungen des Kindes und die ungewollten Erfahrungen des Heranwachsenden und die desaströsen Erkenntnisse des Robert, der sagte, die Prinzen seien bei den Prinzessinnen . . . des Robert, der vor lauter Liebe nicht bemerkt hatte, wie seine wahre, tiefe . . . wie die eine einzige Liebe sich in saure Milch verwandelte, gelb in seine Augen spritze und so für immer seinen Blick verdarb . . . ja die Liebe die Liebe die Liebe die ungeliebte Liebe . . . unerwidert . . . unverstanden . . . un . . . un . . . un . . . (Vorsilben enthalten bisweilen mehr als einen Hinweis auf die potentielle Grausamkeit der ihnen anhängenden Worte)

      Конец ознакомительного фрагмента.

      Текст предоставлен ООО «ЛитРес».

      Прочитайте эту книгу целиком, купив полную легальную версию на ЛитРес.

      Безопасно оплатить книгу можно банковской картой Visa, MasterCard, Maestro, со счета мобильного телефона, с платежного терминала, в салоне МТС или Связной, через PayPal, WebMoney, Яндекс.Деньги, QIWI Кошелек, бонусными картами или другим удобным Вам способом.

/9j/4AAQSkZJRgABAgAAAQABAAD/2wBDAAgGBgcGBQgHBwcJCQgKDBQNDAsLDBkSEw8UHRofHh0a HBwgJC4nICIsIxwcKDcpLDAxNDQ0Hyc5PTgyPC4zNDL/2wBDAQkJCQwLDBgNDRgyIRwhMjIyMjIy MjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjL/wAARCA0/CWADASIA AhEBAxEB/8QAHwAAAQUBAQEBAQEAAAAAAAAAAAECAwQFBgcICQoL/8QAtRAAAgEDAwIEAwUFBAQA AAF9AQIDAAQRBRIhMUEGE1FhByJxFDKBkaEII0KxwRVS0fAkM2JyggkKFhcYGRolJicoKSo0NTY3 ODk6Q0RFRkdISUpTVFVWV1hZWmNkZWZnaGlqc3R1dnd4eXqDhIWGh4iJipKTlJWWl5iZmqKjpKWm p6ipqrKztLW2t7i5usLDxMXGx8jJytLT1NXW19jZ2uHi4+Tl5ufo6erx8vP09fb3+Pn6/8QAHwEA AwEBAQEBAQEBAQAAAAAAAAECAwQFBgcICQoL/8QAtREAAgECBAQDBAcFBAQAAQJ3AAECAxEEBSEx BhJBUQdhcRMiMoEIFEKRobHBCSMzUvAVYnLRChYkNOEl8RcYGRomJygpKjU2Nzg5OkNERUZHSElK U1RVVldYWVpjZGVmZ2hpanN0dXZ3eHl6goOEhYaHiImKkpOUlZaXmJmaoqOkpaanqKmqsrO0tba3 uLm6wsPExcbHyMnK0tPU1dbX2Nna4uPk5ebn6Onq8vP09fb3+Pn6/9oADAMBAAIRAxEAPwD3+iii gAooooAKKKKACiiigAooooAKKKKACiiigAooooAKKKKACiiigAooooAKKKKACiiigAooooAKKKKA CiiigAooooAKKKKACiiigAooooAKKKKACiiigAooooAKKKKACiiigAooooAKKKKACiiigAoozRQA UUUUAFFFFABRRRQAUUUUAFFFFABRRRQAUUUUAFFFFABRRRQAUUUUAFFFFABRRRQAUUUUAFFFFABR RRQAUUUUAFFFFABRRRQAUUUUAFFFFABRRRQAUUUUAFFFFABRRRQAUUUUAFFFFABRRRQAUUUUAFFF FABRRRQAUUUUAFFFFABRRRQAUUUUAFFFFABRRRQAUUUUAFFFFABRRRQAUUUUAFFFFABRRRQAUUUU AFFFFABRRRQAUUUUAFFFFABRRRQAUUUUAFFFFABRRRQAUUUUAFFFFABRRRQAUUUUAFFFFABRRRQA UUUUAFFFFABRRRQAUUUUAFFFFABRRRQAUUUUAFFFFABRRRQAUUUUAFFFFABRRRQAUUUUAFFFFABR RRQAUUUUAFFFFABRRRQAUUUUAFFFFABRRRQAUUUUAFFFFABRRRQAUUUUAFFFFABRRRQAUUUUAFFF FABRRRQAUUUUAFFFFABRRRQAUUUUAFFFFABRRRQAUUUUAFFFFABRRRQAUUUUAFFFFABRRRQAUUUU AFFFFABRRRQAUUUUAFFFFABRRRQAUUUUAFFFFABRRRQAUUUUAFFFFABRRRQAUUUUAFFFFABRRRQA UUUUAFFFFABRRRQAUUUUAFFFFABRRRQAUUUUAFFFFABRRRQAUUUUAFFFFABRRRQAUUUUAFFFFABR RRQAUUUUAFFFFABRRRQAUUUUAFFFFABRRRQAUUUUAFFFFABRRRQAUUUUAFFFFABRRRQAUUUUAFFF FABRRRQAUUUUAFFFFABRRRQAUUUUAFBoooASloooAKKKKACiiigAooooAKKKKACiiigAooooAKKK KACiiigAooooAKKKKACiiigAooooAKKKKACiiigAooooAKKKKACiiigAooooAKKKKACiiigAoooo AKKKKACiiigAooooAKKKKACiiigAooooAKKKKACiiigAooooAKKKKACiiigAooooAKKKKACiiigA ooooAKKKKACiiigAooooAKKKKACiiigAooooAKKKKACiiigAooooAKKKKACiiigAooooAKKKKACi iigAooooAKKKKACiiigAooooAKKKKACiiigAooooAKKKKACiiigAooooAKKKKACiiigAooooAKKK KACiiigAooooAKKKKACiiigAooooAKKKKACiiigAooooAKKKKACiiigAooooAKKKKACiiigAoooo AKKKKACiiigAooooAKKKKACiiigAooooAKKKKACiiigAooooAKKKKACiiigAooooAKKKKACiiigA ooooAKKKKACiiigAooooAKKKKACiiigAooooAKKKKACiiigAooooAKKKKACiiigAooooAKKKKACi iigAooooAKKKKACiiigAooooAKKKKACiiigAooooAKKKKACiiigAooooAKKKKACiiigAooooAKKK KACiiigAooooAKKKKACiiigAooooAKKKKACiiigAooooAKKKKACiiigAooooAKKKKACiiigAoooo AKKKKACiiigAooooAKKKKACiiigAooooAKKKKACiiigAooooAKKKKACiiigAooooAKKKKACiiigA ooooAKKKKACiiigAooooAKKKKACiiigAooooAKKKKACiiigAooooAKKKKACiiigAooooAKKKKACi iigAooooAKKKKACiiigAooooAKKKKACiiigAooooAKKKKACiiigAooooAKKKKACiiigAooooAKKK KACiiigAooooAKKKKACiiigAooooAKKKKACiiigAooooAKKKKACiiigAooooAKKKKACiiigAoooo AKKKKACiiigAooooAKKKKACiiigAooooAKK