Jenna Ellen Hunt

Entfesselt - Gefährliche Leidenschaft


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Julienne nach einem kurzen Blick auf die Speisekarte. Zum Frühstück hatte sie ihr Müsli hastig hinuntergeschlungen, und das war Stunden her.

      Alan gab dem Kellner ein Zeichen, worauf dieser zum Tisch eilte.

      „Was darf ich Ihnen bringen?“, fragte der Italiener seine Gäste.

      „Wir hätten gern eine Portion Tortellini mit Tomaten, Mozzarella und Pesto. Außerdem nehmen wir eine Portion Rigatoni mit Sommergemüse. Dazu hätten wir gern eine Flasche Weißwein.“

      „Da kann ich Ihnen ‚La Segreta‘ empfehlen. Das ist ein edler Weißwein, sehr aromatisch.“

      „Okay, den nehmen wir.“

      „Danke sehr, wir werden Ihre Wünsche umgehend erfüllen“, sagte der junge Kellner zuvorkommend und eilte davon.

      Während sie auf das Essen warteten, blickten sie sich gegenseitig in die Augen, als hätten sie telepathische Fähigkeiten, einander ohne Worte zu verstehen.

      „Du kannst mir so lange in die Augen schauen, bewundernswert“, unterbrach er ihr Schweigen. „Die meisten schaffen das nicht.“

      Ich habe eben einen starken Willen“, erwiderte sie amüsiert. Wenig später brachte der Kellner zwei Gläser und die Flasche italienischen Wein.

      Flink öffnete er die Flasche und füllte eine Kostprobe in ein Glas.

      „Möchten Sie probieren?“

      Alan nahm das Glas und trank genussvoll die Weinprobe. Julienne studierte seine Gestik, das ebenmäßige Profil seines Gesichts. Er ist zweifellos ein Genießer, konstatierte sie.

      Anschließend reichte der junge Italiener beiden ein Glas mit dem köstlichen Wein.

      „Zum Wohl! Alla Salute!“

      „À ta santé!“, prostete der Millionär seiner Auserwählten zu.

      „Cheers!“, erwiderte sie seine Floskel und griente ihn verlegen an.

      Ihr Französisch hatte sie in den letzten Jahren etwas vernachlässigt. In ihrer Kleinstadt sprach niemand Französisch und ihre Reise nach Paris war lange her.

      Sein französischer Akzent hatte etwas Verspieltes und überaus Liebenswürdiges an sich.

      Julienne trank den süßlichen Wein, der ihre innere Erregung besänftigte.

      „Hast du Verwandte in Frankreich?“, wollte sie wissen.

      „Mein Urgroßvater kam aus Frankreich und verliebte sich in eine Frau aus Norddeutschland, meine Urgroßmutter. Beide heirateten und kauften sich später das Schloss. Das war um die Jahrhundertwende. Ich habe praktisch französisch-deutsche Wurzeln.“

      „Da hast du eine interessante Familiengeschichte“, stellte Julienne fest. „Und leben deine Eltern auch auf dem Schloss?“

      Um sie kennenzulernen, war Julienne noch nicht bereit. Davon abgesehen bezweifelte sie, ob ihre Beziehung überhaupt funktionieren würde. Dazu liebte sie ihren Schauspielberuf zu sehr.

      Sie hatte ihr Leben lang davon geträumt, eines Tages auf der Bühne zu stehen und hart dafür gearbeitet. Für nichts in der Welt würde sie darauf verzichten.

      „Nein, ihnen war das alles zu viel. Sie leben in einem Haus auf einer friesischen Insel.“

      „Je vis tout seul!“, erwiderte er und lächelte. „Et toi? Bist du Single?“

      „Yes, I am“, flüsterte Julienne erfreut.

      „Ja, wirklich? So eine hübsche Frau, allein?“

      „Ja! Du bist schließlich auch Single!“, verteidigte sie sich.

      Alan bemerkte, wie ihn Juliennes Statement innerlich aufwühlte. Diese umwerfende Brünette lebte allein.

      Inzwischen eilte der Kellner mit den frisch zubereiteten Gerichten heran.

      „Buon appetito!“, wünschte er seinen Gästen und entfernte sich.

      „Bon appétit!“, säuselte Alan seiner Auserwählten zu und verspeiste hungrig die toskanische Pasta.

      „Bon appétit! Enjoy!“, murmelte Julienne, wonach sie sich die frisch gegarten Tortellini mit dem fruchtigen Pesto schmecken ließ.

      Nach dem Essen in Alans Lieblingsrestaurant schlenderten sie zum feinkörnigen Strand, der in der frühen Nachmittagssonne schimmerte. Die Flut trieb die tosenden Wellen in Ufernähe.

      Ein heftiger Wind, der vom Meer herüber wehte, streifte Juliennes Haar, wodurch ihr die langen Strähnen ins Gesicht wedelten.

      „Hast du Lust, schwimmen zu gehen?“, fragte Alan spontan.

      „Eigentlich schon“, entgegnete Julienne. Für diesen Fall hatte sie sich vor der Abfahrt ihren Bikini unter das Sommerkleid gezogen.

      „Dann lass uns keine Zeit verlieren!“

      Alan streifte sich hurtig die schwarze Jeans und das hellblaue Hemd ab.

      Julienne fühlte sich von seinem athletischen Körper angezogen.

      Behutsam berührte er ihre Schultern, strich ihr sanft über den Rücken. Seine Berührung löste ein anregendes Prickeln aus, das sie innerlich erregte.

      „Komm mit mir!“, hauchte er ihr ins Ohr.

      Julienne legte das Chiffonkleid ab, warf ihre Schuhe in den Sand. Alan ergriff ihre Hand, um mit ihr in die stürmenden Wellen zu springen.

      Die eiskalte Strömung durchfuhr sie bis in die Fingerspitzen. Fröstelnd tauchte sie ihren Körper in das eisige Meereswasser. Sie spürte, wie ihr Herz von der Kälte immer heftiger schlug.

      Verfroren zog sie ihre Hand aus Alans Umklammerung und hüpfte zum Ufer, wo sie sich ins seichte Wasser setzte. Die glühende Sonne wärmte ihren zitternden Körper.

      Er schaute ihr irritiert hinterher, bevor er weiter hinauslief und mit einem Satz in die Tiefe sprang.

      Sekunden später tauchte er auf, kraulte durch die tosenden Wogen. Der Sechsundvierzigjährige sprang durch die Wellen, die mit ihrer Urkraft zum offenen Meer strömten.

      Erschöpft hüpfte Julienne aus dem knöchelhohen Wasser, hüllte sich frierend in ein wärmendes Badetuch.

      Mit einem Mal stand Alan hinter ihr und rubbelte ihren Rücken.

      „Du ungehorsames Mädchen, warum bist du einfach so aus dem Wasser gerannt?“, neckte er sie.

      „Es war so kalt im Wasser, ich habe es nicht länger ausgehalten“, erklärte sie ihrem verstimmten Begleiter.

      „Du bist ziemlich egoistisch“, kritisierte er sie, klatschte ihr auf den Po.

      Julienne verdrängte das unangenehme Gefühl. Sie bemühte sich um ein ungezwungenes Lächeln.

      Verwirrt setzte sie sich in den weichen Sand und sah Alan dabei zu, wie er sich mit dem Handtuch trockenrieb.

      „Du schaust so traurig aus“, überraschte er sie.

      „Warum hast du das getan?“

      „Pardon! Es war doch nur ein kleiner Klaps. Außerdem hat mich dein knackiger Po gereizt“, entschuldigte er sich und hockte sich neben sie. Behutsam streichelte er ihr Gesicht.

      „Du bist süß, wenn du schmollst. Tut mir leid.“ Alan schmunzelte sie an, um ihre Vertrautheit zurück zu gewinnen.

      Er legte seine Arme um ihre Schultern, schob sie näher an sich heran.

      „Ich bin glücklich, dass du gekommen bist“, flüsterte er.

      „Deine Annonce hat mich neugierig gemacht!“ Julienne dachte daran, wie aufgeregt sie war, als sie den ersten Brief an ihn schrieb, ihre Hände dabei zitterten.

      „Ich hoffe, dass es dir ein bisschen Spaß gemacht hat.“

      „Es