Helmut Atzler

Der direkte Weg zu Gott


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Schließlich hat man ja dafür bezahlt oder sogar einen Kurs besucht.

      Doch spätestens jetzt sollte man sich fragen, ob etwas angeblich „Göttliches“ so einfach zu konsumieren und wie eine Handelsware zu vertreiben ist, ob man sich seine Beziehung zu Gott so einfach und bequem erkaufen kann, ob man Gott nach Gebrauch wirklich so einfach in eine Schublade zurücklegen oder gar entsorgen kann.

      Für mich steht fest, dass all diese käuflichen „Energien und Produkte der Heilerszene“ mit Gott nichts zu tun haben.

      Durch den Kauf solcher Produkte geben die Menschen ihre eigene Verantwortung für ihr Leben, ihr Handeln, ihre Gesundheit und ihre persönliche Beziehung zu Gott an irgendwelche gekauften Gebrauchsgegenstände und Dekoartikel ab.

      Die direkte Beziehung zu Gott ist von einer ganz anderen Qualität!

      Wer diese einmal gespürt und erlebt hat, braucht keinerlei Hilfsmittel mehr, keine weiteren Einweihungen oder Energieanhebungen, keine weiteren Heilmethoden und auch keine energetischen Heilbehandlungen durch Energiearbeiter oder Geistheiler.

      Viele Energiearbeiter vertreten die Ansicht, dass Beschwerden oder Nebenwirkungen durch eine energetische Behandlung ausgeschlossen seien. Sollte es jemandem während oder nach einer Behandlung dennoch schlecht gehen, dann sei das bestenfalls als eine positive Erstverschlimmerung oder als Heilreaktion zu verstehen. Nun, das sind Dinge, die einem auf dem Weg der „geistigen Welt“ durchaus begegnen können.

      Auf dem direkten Weg zu Gott gibt es derartige Dinge nicht!

      Viele Energiearbeiter arbeiten mit „ICH BIN“ - Formulierungen.

      Eine ganz besondere ist: „ICH BIN Gott“.

      In einigen Heilerschulen wird den Schülern tatsächlich beigebracht, diese oder sinngemäß ähnliche Formulierungen regelmäßig aufzusagen. Zur weiteren Verinnerlichung steht sie sogar auf manchem Spiegel geschrieben.

      In der Heilerszene ist es durchaus logisch und normal, sich mit Gott auf eine Stufe zu stellen. Die genaue Begründung für diese Annahme ist an dieser Stelle gar nicht so relevant. Viel bedeutender ist, dass sich viele Energiearbeiter immer mehr in esoterischen und mystischen Riten, Einweihungen usw. verlieren, um so Gott angeblich noch ähnlicher zu werden. Manche setzen ihre Hoffnung dabei auch auf allerlei Symbole, geistige Helfer, Kristalle und sonstige Hilfsmittel. Sie sind regelrecht abhängig davon und süchtig danach. Ohne Zweifel hat die Vorstellung, „gottähnlich“ zu sein und Einfluss auf das Leben nehmen zu können, etwas Faszinierendes an sich.

      Würde aber die Annahme zutreffen, dass Gott und sie eins seien, müsste auch Gott wie sie sein und somit ebenfalls auf allerlei Hilfsmittel angewiesen sein. Die obige Formulierung müsste dann korrekterweise wie folgt lauten:

      „ICH BIN Gott, aber ohne meine Symbole und

      geistigen Hilfsmittel BIN ICH aufgeschmissen.“

      In der Heilerszene existieren Hierarchien, die vom einfachen Eingeweihten bis hin zu diversen Meistergraden reichen. Je höher der Grad, je mehr Einweihungen und Energieanhebungen, umso stärker sollen die Energien fließen.

      Ich habe oft erlebt, dass Energiearbeiter die Energien, mit denen sie arbeiten, mit Liebe verwechselt haben. Nicht selten verlangen die Menschen, die in der Hierarchie weiter oben stehen, auch mehr Geld für Ihre Dienstleistungen. Scheinbar ist die Liebe am oberen Ende der Hierarchie wertvoller als die am unteren Ende.

      Doch wahre Liebe kann man weder durch Rituale herbeiführen noch dosieren oder anheben. Die Liebe Gottes beispielsweise muss man einfach nur zulassen und hat sofort die vollen 100 %.

      Ich selbst war aus Überzeugung Geistheiler und der Meinung, anderen und mir selbst damit etwas Gutes zu tun. Heute weiß ich aus eigener Erfahrung, dass die Geistheilung und die „geistige Welt“ die Menschen von Gott fernhalten und deshalb für die Menschen schädlich sind.

      Es gibt den direkten Weg zu Gott und seiner Liebe, der für jeden Menschen als großes, kostenloses Geschenk bereit liegt.

      Es gibt den scheinbar bequemeren und unverbindlichen Weg der „geistigen Welt“, den man sich erkaufen kann, der aber von Gott wegführt.

      Beide Wege führen in unterschiedliche Richtungen. Man kann sich für einen Weg entscheiden. Entweder - Oder.

       Beides gleichzeitig geht nicht!

      Nach über vier Jahren in der Heilerszene habe ich mich von dieser wieder abgewandt, weil ich Gott in der „geistigen Welt“ nicht gefunden hatte. Doch wie sieht es mit der Kirche aus? Aus meinen Erfahrungen heraus, sind für mich Gott und Heilung untrennbar miteinander verbunden.

      Was steht also in der Bibel über Gott, Jesus und dessen Heilungen?

      Welche Informationen und Hilfestellungen konnte ich aus den Evangelien erwarten?

      Ich war sehr gespannt, ob mir das Lesen der Evangelien Argumente gegen einen Kirchenaustritt aufzeigen könnte. Aber anstatt nur einen Grund zu finden, der gegen einen Kirchenaustritt sprach, fand ich viele, die für einen Austritt sprachen. Und diese Gründe gab mir die Kirche selbst.

      Früher (als Kind und Jugendlicher) waren für mich die Bibel, Jesus und die Kirche sehr eng miteinander verbunden. Schlecht über einen Pfarrer oder einen anderen Gottesdiener der katholischen Kirche zu reden, gehörte sich einfach nicht. Selbst dann, wenn es gerechtfertigt erschien. Kritik an der Kirche kam irgendwie einer Kritik an der Bibel und Gott gleich. So empfand ich es jedenfalls. Irgendwie hatte es die Kirche geschafft, sich mit Gott nicht nur auf eine Stufe, sondern sogar über Gott zu stellen.

      Dazu ein einfaches Beispiel, wie schon die kleinsten Christen von Kindesbeinen an geprägt werden. Welcher Titel suggeriert einen höheren Stellenwert: „Vater“ oder „heiliger Vater“? In dem Gebet „Vater unser“ wird Gott mit einem einfachen „Vater“ angesprochen, und nur sein Name wird darin geheiligt. Der Papst jedoch lässt sich als gesamte Person mit „heiliger Vater“ ansprechen und thront zudem auf seinem prunkvollen „heiligen Stuhl“. Außerdem ist er aus der Sicht der Kirche der Stellvertreter Gottes.

      Bevor ich mit dem Lesen der Evangelien begann, musste ich zunächst einmal wieder für realistische „Machtverhältnisse“ in meinem Kopf und meinen Gedanken sorgen. Diese sahen wie folgt aus: Die Bibel, Jesus und seine Lehre sah ich von nun an als die Botschaft an, und die Kirche war lediglich der Überbringer dieser Botschaft. Botschaft und Überbringer sind nicht dasselbe.

      Des Weiteren nahm ich mir vor, der Botschaft mehr Glauben zu schenken als dem Überbringer. Nur hatte das auch einen kleinen Schönheitsfehler. Denn der Überbringer der Botschaft hat höchstpersönlich darüber entschieden, was in der Botschaft stehen darf und was nicht.

      Bei meinen Ausführungen geht es nicht darum, irgendetwas beweisen oder widerlegen zu wollen. Für mich sind es einfach nur Fakten, die jeder interessierte Mensch selbst nachlesen und selbst recherchieren kann. Wie jemand diese Fakten für sich selbst bewertet und ob er daraus persönliche Konsequenzen zieht, überlasse ich jedem selbst. Jeder Mensch ist für seinen Glauben selbst verantwortlich.

      Da ich als Katholik aufgewachsen bin, geht es bei meinen Betrachtungen in erster Linie um die katholische Kirche. Viele, der von mir angesprochenen Dinge lassen sich jedoch auch auf andere Religionen übertragen oder diese Religionen weisen andere bedenkliche Extreme auf.

      Wenn ich von der Kirche schreibe, dann meine ich damit nicht die Gläubigen, die auf der Suche