Volker Hohlbein

Mein Weg


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In Gedanken schickte ich tausendmal Dank in die Herberge nach Orisson. Das hätte sich der Wirt dort sicher nicht träumen lassen, dass er heute noch mein Retter wird.

      Als ich während des Essens meine Gedanken so schweifen ließ, musste ich mir selber den Vorwurf gefallen lassen, wie dumm es doch war, hierher zu kommen. Aber ich hatte es doch selbst gewollt und war doch trotz meiner 47 Jahre noch topfit, oder? Na ja, egal, durchnässt, durchgefroren und total k.o. schleppte ich mich weiter. Zum Glück hagelte es ja nicht mehr. Nein, es regnete wieder!

      Endlich erreichte ich den höchsten Punkt des Lopoeder-Passes. Mir war das aber in dem Moment total egal, ich wollte nur weiter. Vor mir tauchte plötzlich eine Pilgerin auf.

      „Oh, bin ich doch nicht alleine unterwegs!“, dachte ich.Sie wartete am Wegesrand und bat mich ihren Regenponcho über ihren Rucksack zu ziehen. Natürlich half ich gern und zog auch gleich mit forschem Schritt weiter. Meine Kräfte kamen nach und nach wieder. Es ging jetzt nicht mehr bergauf. Kurz vor Roncesvalles führte die Route dann drei bis vier Kilometer durch ein Waldgebiet bergab, so steil bergab, dass es sehr anstrengend für die Füße war. Mein Ziel rückte aber näher und mit ihm kam auch meine gute Laune wieder. Wenn ich das hier bewältigt habe, schaffe ich einfach alles!

       nach der langen Tour

      Um 15:00 Uhr erreichte ich frohen Mutes Roncesvalles. Der Ort besteht hauptsächlich aus einem Kloster und zwei Restaurants für Pilger und Touristen. Erst einmal ein Bett suchen. In der Herberge der Abtei gab es auch gleich den Stempel und dazu das ersehnte Bett.

      Plötzlich stand Hans aus Schweden wieder vor mir. Am Morgen war er vor mir aufgebrochen und jetzt stand er da. Ich glaube, er war genauso froh wie ich, dass wir es geschafft hatten.

      Die Herberge war 2011 erst neu eröffnet worden und gut eingerichtet. Als Erstes den Schlafsack auf „meinem“ Bett ausbreiten, somit weiß jeder Pilger, dass dieses Bett belegt ist. Der Schlafsaal selber bestand aus lauter einzelnen, abgetrennten Kabinen mit jeweils 2 Doppelstockbetten. Insgesamt waren es so ca. 100-120 Betten. Platz für Privatsphäre blieb da nicht. Ich überlegte: „Wie wird es diese Nacht werden, bei so vielen Menschen? Kann ich hier abschalten und erholsamen Schlaf finden?“

       Schlafsaal in der Abtei

      Doch jetzt war nicht die Zeit darüber nachzudenken. Ich war angekommen und das war das Wichtigste.

      Als Nächstes ging es unter die Dusche. Wie belebend so eine Dusche doch sein kann! Zu Hause ist das alles selbstverständlich und man macht sich gar keine Gedanken darüber.

      Meine Hose sah aus wie nach einer Schlammkur, also war nach meiner Reinigung das Equipment dran. Im Keller gab es einen großen Waschraum und so machte ich mich an meine erste Handwäsche. Ich war mit dem Ergebnis äußerst zufrieden, schleuderte alles und hängte es zum Trocknen auf. So, fertig! Jetzt noch die Bettstatt fertig machen und überlegen, was der Abend noch so bringt. Ganz oben auf meiner Liste stand die Nahrungsaufnahme.

      Im Hotel „La Posada“, unterhalb der Abtei, gab es um 19:00 Uhr das Pilgermenü. So ein Pilgermenü besteht immer aus drei Gängen, der Vorspeise (Primero Plato), dem Hauptgericht (Secundo Plato) und dem Nachtisch (Postre). Dazu erhält man meist noch Brot, Wasser und Wein. Für uns stand heute Macarones (Makkaroni mit Tomatensoße), danach Trucha (gebratene Forelle mit Pommes) und zum Nachtisch Flan (Pudding) auf der Menüliste. Wasser und Rotwein waren bei dem Preis von 9,- € inklusive. Das hielt ich für wirklich preiswert und ich war am Ende auch satt.

      Wir saßen bunt gemischt aus mehreren Ländern zusammen am Tisch. Ich würde dringend mein Englisch verbessern müssen, denn auf dem Camino wird scheinbar vorwiegend Englisch gesprochen. Wenn ich jeden Abend mein Essen mit so vielen Leuten einnehmen würde, werde ich wohl eine Vielzahl an Pilgern kennen lernen.

      Um 20:00 Uhr sollte dann noch die Segnung der Pilger in der Kirche stattfinden. Nicht alle Pilger gingen zur Messe, aber für mich war es heute ein tiefes Bedürfnis. Während der Messe ließ ich den Tag vor meinem inneren Auge Revue passieren. Mein erster „Wandertag“ ging zu Ende und ich stand hier unter so vielen fremden Menschen fernab der Heimat. Ich kam mir etwas einsam vor.

      Von der Andacht verstand nicht sehr viel, eher wohl gar nichts, außer „Peregrino“, „Compostela“ und „Camino.“ Ich denke aber, dass der Priester uns allen Gottes Segen und einen guten Weg nach Compostela gewünscht hat.

      Jetzt noch ein kurzer Gruß nach Hause und dann ins Bett. Ich weiß nicht genau, wo meine Grenzen liegen, aber heute war ich wohl verdammt nah dran. Die Stra-pazen des Tages vergaß ich aber schnell und ich freute mich schon auf den nächsten Tag.

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