des Modells zu beginnen. Für meinen Bruder hatte meine Mutter einen warmen Rollkragenpullover gekauft, weil sie von seinen Erzählungen wusste, wie kalt ein Arbeitstag im rauen Nordatlantik sein kann. Dazu gab es noch 2 Päckchen Zigaretten. Zum Naschen gab es für jeden einen bunten Teller. Meine Eltern hatten sich mit etwas Kleidung beschenkt und Papa bekam, wie mein Bruder, zusätzlich Zigaretten geschenkt. Aber das größte Geschenk war es, dass wir an diesem Weihnachtsfest alle gemütlich zusammen sein konnten. Bei einigen Bierchen und Schnäpsen ging bei angeregter Unterhaltung der Weihnachtsabend zu Ende. Am nächsten Morgen stand Mutter schon früh in der Küche, um für uns das Frühstück und vor allem den Festtagsbraten fürs Mittagessen vorzubereiten. Der Abschied von meinem Bruder stand schon wieder unmittelbar bevor. Schon am 2. Weihnachtstag sollte sein Schiff bereits wieder auslaufen. Am ersten Weihnachtstag sind wir alle am Abend noch mit ihm in die kleine Gastwirtschaft hinterm Deich eingekehrt, um mit ihm zum Abschied noch ein Bier zu trinken. Dann brachten wir ihn noch zum
Fähranleger, wo er dann die nächste Fähre bestieg, um nach Bremerhaven, zu seinem im Fischereihafen liegenden Schiff, zu fahren. Das sollte für lange Zeit, das letzte gemeinsame Weihnachtsfest gewesen sein. In den folgenden Jahren war ihm nie das Glück beschieden an Weihnachten zuhause sein zu können. Um mich von dem Abschied abzulenken begann ich mit dem zusammenbauen der „United States“. Immer, wenn ich mein Kinderzimmer betrat wurde ich beim Betrachten des Rettungsrings und der Lampe in Form eines Seehasen an ihn erinnert. Als nächstes schrieb ich meiner Oma einen langen Brief, in dem ich mich für ihr schönes Weihnachtsgeschenk bedankte. In der Woche bis zum Sylvester Tag hatte mich mein Schulfreund Hans zu sich nachhause zum Spielen eingeladen. Er zeigte mir stolz seine Weihnachtsgeschenke. Er hatte eine neue Lokomotive und einige neue Güterwaggons für seine Märklin Eisenbahn geschenkt bekommen. Dann hatte er noch einen neuen Bahnhofsbausatz bekommen und er wollte das wir den Bahnhof gemeinsam zusammenbauen. Das machte uns beiden viel Freude und wir waren die nächsten Tage damit beschäftigt. Am Sylvester Abend waren wir bei Bekannten eingeladen, um im Fernsehen eine Show mit Peter Frankenfeld anzuschauen. Meine Eltern nahmen die Einladung dankend an, denn wir besaßen noch kein Fernsehgerät und so war das für uns alle eine willkommene Abwechslung. Um Mitternacht zum Jahreswechsel gingen wir alle gemeinsam vor die Tür um das Feuerwerk um uns herum zu beobachten. Für eigene Feuerwerksknaller hatten meine Eltern kein Geld. Aber mir reichte es auch das Feuerwerk der anderen anschauen zu können. Nach dem Anstoßen mit einem Glas Sekt auf das neue Jahr, saßen wir alle noch eine halbe Stunde zusammen, dann gingen wir mit den geheimen guten Vorsätzen für das neue Jahr wieder nachhause. Ich hatte mich gefreut, dass ich, wie schon am Heiligabend, so lange aufbleiben durfte. Nun war es aber an der Zeit für mich ins Bett zugehen.
Der erste Schulausflug
Die Schule hatte lange wieder begonnen und die Tage und Wochen gingen dahin. An meinem Geburtstag bekam ich, diesmal nur eine Schachtel mit Legosteinen. Aber ich sollte, wenn das Wetter wieder wärmer und sonniger wird, nachträglich noch einen Roller bekommen. Endlich war es dann soweit, es war Ende März und das Osterfest stand vor der Tür. Die Osterferien hatten gerade begonnen und Mutter fuhr mitten in der Woche mit mir nach Bremerhaven. Wir gingen als erstes zu C&A, denn Mama wollte mir eine kurze Lederhose kaufen. In der Umkleidekabine wurden dann verschiedene Modelle anprobiert. Meine Mutter entschied sich für eine zünftige Wildlederhose mit Latz und Trägern. Die Hose war mit bunten Stickereien verziert. Ich freute mich sehr und behielt die Hose voller Stolz gleich an. Nun ging es weiter zu Karstadt und wir schauten uns nach einem Tretroller um. Meine Mutter ließ sich von einem Verkäufer beraten und es wurde dann ein luftbereifter Roller mit Klingel und Bremsen. Mutter bezahlte den Roller und ließ ihn dann zur Abholung zurückstellen, denn wir wollten noch andere kleine Besorgungen machen. Nachdem wir auch noch eine Kleinigkeit gegessen hatten holten wir den Roller ab. Stolz fuhr ich mit dem Roller immer ein Stück voraus und wartete dann immer bis Mama mich wieder eingeholt hatte. Nun noch mit der Weserfähre nach Blexen und nachhause. Dort angekommen blieb ich gleich mit meinem neuen Roller draußen. Auf unserer Straße vor dem Haus war so gut wie kein Verkehr, so dass ich dort gefahrlos mit meinem Roller fahren konnte. Dann kamen die Osterfeiertage und Papa hatte uns am Ostersonntag zum Essen eingeladen. Er wollte, dass die Mama mal nicht in der Küche stehen sollte, sondern sich auch einmal bedienen zu lassen. Wir hatten strahlenden Sonnenschein und auch die Temperatur war schon angenehm, so dass wir vorhatten draußen zu sitzen. Wir sind dann ins Bahnhofsrestaurant „Weserschlößchen“ gegangen. Der Besitzer war ein Bekannter meiner
Eltern. Das Restaurant hatte mit Blick auf die Weser, eine Außenterrasse, wo wir dann auch Platz fanden. Es gab dann einen gemischten Braten mit Salzkartoffeln und Rotkohl. Papa trank dazu ein Glas Bier und Mama und ich bestellten uns eine Limonade. Ich saß so, dass ich den Fähranleger im Blick hatte, so konnte ich den Fährverkehr beobachten. Nach dem Essen bin ich dann auch mal vor die Tür gegangen und habe die auf die Fähre wartenden Autos angeschaut. Als die Autoschlange auf die Fähren gefahren war bemerkte ich zufällig etwas im Rinnstein blinken. Ich bückte mich und ich hatte ein fünfzig Pfennig Stück gefunden. Nun dachte ich mir, wo ein Geldstück liegt finde ich bestimmt noch mehr. Ich ging den ganzen Rinnstein ab und man glaubt es kaum ich fand auf dem Weg bis zur Halteschranke vor dem Fähranleger noch weitere Münzen. Es waren jedoch meistens nur Groschen. Im nach hinein, konnte ich mir es nur so erklären, dass die Fahrzeuginsassen die Münzen beim Einsteigen, nachdem sie die Fahrkarten für die Fähre gekauft hatten, verloren hatten. Stolz ging ich zu meinen Eltern an den Tisch und berichte ihnen von meinem Fund. Immerhin waren es Münzen im Wert von 1,60 DM. Jetzt aber schickte meine Mutter mich erst einmal auf die Toilette, damit ich mir die Hände waschen sollte. Das Geld wanderte zuhause in meine Spardose. Wir gönnten uns dann noch ein Stück Erdbeerkuchen mit Schlagsahne. Papa bezahlte dann die Zeche und erzählte uns, dass er das Geld von seinem Taschengeld gespart hatte. So neigte sich wieder ein wundervoller Tag mit meinen Eltern dem Ende entgegen.
Nachdem die Osterferien zu Ende waren und der Schulalltag wieder begonnen hatte wurde mein erster Schulausflug geplant. Es sollte nach Walsrode in den Vogelpark gehen. Der Termin stand bereits fest und ich erzählte meinen Eltern von dem Ausflug. Mein Vater brachte mich an dem Tag zum bereitgestellten Bus und ich stieg mit meinen Klassenkameraden ein und schon ging es los. Das erste Mal das ich ohne meine Eltern verreist bin. Es gab viel zu sehen nur das Wetter war zweigeteilt. Bis zum Mittag regnete es vor sich hin aber danach wurde es doch noch ein schöner sonniger Tag. Zum Mittagessen hatten mir meine Eltern zwei Brote und eine Frikadelle eingepackt, die ich dann auch zu gegebener Zeit verzehrte. Am Nachmittag hatten wir dann auch noch Zeit, um uns auf dem im Park befindlichen Spielplatz zu vergnügen. Dann ging es zurück in den Bus und die Heimreise begann. Der Bus hielt vor unserer Schule und mein Vater wartete schon auf mich. Auf dem Heimweg erzählte ich meinem Papa von meinen Erlebnissen. Da mir der Vogelpark so gut gefallen hatte planten meine Eltern mit mir meinen ersten Zoobesuch.
An einem Sonntag fuhren wir nach Bremerhaven und gingen auf dem Seedeich spazieren. Als erstes kamen wir am Schlepperhafen vorbei. Hier zog es mich gleich an die Kaimauer, um die dort festgemachten Schlepper, die auf ihren nächsten Einsatz warteten, aus der Nähe anzuschauen. Hier konnte ich mich kaum losreißen, aber wir wollten ja noch in die Tiergrotten, dem heutigen Zoo am Meer. Das war dann auch ein wunderbares Erlebnis. Eisbären und Pinguine
in ihren Außengehegen faszinierten mich und
auch die Meerestiere, die in einem großen
Meerwasseraquarium lebten waren großartig.
Danach spendierten mir meine Eltern noch ein Eis und wir saßen auf einer Bank auf dem Seedeich und schauten den Schiffen auf der Außenweser zu.