ein altes Walfangschiff, ein großer Schlepper und die Dreimastbark „Seute Deern“. Es war einfach schön diese historischen Schiffe aus der Nähe betrachten zu können. Ich liebte diese Sonntagsausflüge mit meinen Eltern und man merkte gar nicht wie schnell dann die Zeit verging und es Zeit wurde den Heimweg anzutreten.
Interesse am Hausbau
In der Bremerhavener Straße, in der wir wohnten, war bereits auf einem freien Gelände unweit von unserer Wohnung entfernt, geplant ein neues Mehrfamilienhaus zu bauen. Die Größe und die genaue Lage für den Kelleraushub hatte man schon abgesteckt. Gespannt wartete ich schon auf die anrückenden Bautruppen. Als ich eines Tages aus der Schule kam, bemerkte ich das die ersten Baustellenfahrzeuge angerückt waren. Nachdem ich meine Hausaufgaben erledigt hatte zog es mich auch schon in die Nähe der Baustelle. Ein Tieflader hatte eine große Planierraupe angeliefert. Schon wenig später begann der Raupenfahrer den abgesteckten Bereich für das Fundament, auf dem später der Keller entstehen sollte, auszuheben. Nach und nach rückten immer mehr Fahrzeuge an, um Baumaterial anzuliefern. Ebenso wurden einige Bauwagen abgestellt. Einer von den Wagen war das Büro des Polier. Die anderen Wagen sollten den Arbeitern, zum Wohnen und Schlafen dienen. Jetzt begann für mich eine spannende Zeit. Von meiner Neugierde getrieben, war ich von der ersten Stunde an, immer dicht am Geschehen.
Beim Einrichten der Baustelle, war die erste Aufgabe der Zimmerleute, eine große Latrine mit angrenzendem Waschraum zu errichten. Dixi-Toiletten, wie sie heute üblich sind gab es damals noch nicht. Pausenlos kamen Lkw`s, beladen mit Bauholz und Baustahl, durch unsere Straße gefahren, um ihre Ladung vor der Baugrube abzuladen. Am nächsten Tag wurden dann Schienen vor der Baugrube verlegt und ich fragte mich wofür die wohl gebraucht würden. Aber die Antwort meiner Frage war vom Polier der Baustelle schnell beantwortet. Auf diesen Schienen sollte ein großer Baukran aufgestellt werden. In einzelnen Segmenten wurde der Baukran angeliefert und dann vor Ort montiert, auf die Schienen gestellt und später aufgerichtet. Das war für mich schon ein sehenswertes Schauspiel, dass ich aus sicherer Entfernung beobachten durfte. Der Bautrupp arbeitete die ganze Woche durch und nur zu den Wochenenden fuhren sie heim zu ihren Familien. Dann wurden noch eine große und eine kleinere Betonmischmaschine aufgestellt. Hinter der großen Mischmaschine wurde eine hohe Wand aufgestellt an der Oberkannte der Wand war ein Trichter angebracht, der in die große Mischmaschine mündete. Nun kam ein Kipplaster nach dem Anderen und brachte groben Kies, der hinter der hohen Wand abgeschüttet wurde. Wie ich später erfahren sollte, diente die große Mischmaschine dazu, den Beton für das Fundament und die späteren Decken, herzustellen. Fertigbeton, den man heute für solche Aufgaben anliefern lässt, gab es damals noch nicht. Ich war jede freie Minute in der Nähe der Baustelle, denn ich wollte nichts Spannendes versäumen. Die Zimmerleute waren mittlerweile mit den Einschalungen für das Fundament fertig geworden und wurden nun von den Eisenflechtern abgelöst. Diese verlegten zwei Lagen Stahlmatten in die fertiggestellte Schalung. Die beiden Mattenlagen wurden mit Abstandshütchen, die sie vorher selbst gebogen und mit Bindedraht verbunden hatten, auf Abstand gehalten. Somit sollte eine große Festigkeit des Fundaments erreicht werden. Immer wenn ich etwas nicht wusste, habe ich die Arbeiter gefragt. Sie gaben mir immer bereitwillig Auskunft und keiner schimpfte mit mir, obwohl ich so viele Fragen hatte. Bald kannte mich auf der Baustelle jeder und ich bald das Maskottchen der einzelnen Gewerke. Jeden Nachmittag verbrachte ich auf der Baustelle und verfolgte mit Spannung die einzelnen Arbeiten. Mein Vater musste mich oft am Abend ans Abendessen erinnern kommen, weil ich oft vor lauter Neugierde die Zeit vergessen hatte. Nun machte sich mein Vater mit dem Polier bekannt und sagte ihm, wenn ich zu nervig sein sollte, könnte er mich ruhig nachhause schicken. Der Polier freundete sich mit meinem Vater an und berichtete, dass er daheim selbst einen Sohn hat und daher viel Verständnis für meine Wissbegierde habe. Bei zukünftigen Einkaufsfahrten des Poliers, um bei örtlichen Baustoffhändlern Material nachzukaufen, durfte ich dann mitfahren. Der Polier hatte meinen Vater dazu um Erlaubnis gefragt. Bevor es zu solch kleinen Besorgungsfahrten los ging, musste ich der Mama nur Bescheid geben, damit sie sich keine Sorgen machen musste. Wenn ich an einem Tag mal keine Zeit hatte, um auf die Baustelle zu gehen, wurde ich von den Bauarbeitern schon vermisst.
Die Maurertruppe arbeitete im Akkord und sie waren auch immer durstig. Ich bin immer für sie einkaufen gegangen. Dazu sammelte ich die leeren Flaschen ein und bin dann zu einer Familie gegangen, die in der Nähe einen Heimverkauf betrieben, um für Nachschub zu sorgen. Als Lohn für den Einkauf durfte ich immer das Pfandgeld behalten und außerdem durfte ich mir eine Flasche Sinalco kaufen. Oft gab es zusätzlich auch noch ein kleines Trinkgeld. So konnte ich jeden Tag etwas in meine Spardose stecken. Die Arbeiter waren mir gegenüber sehr großzügig. Als der Rohbau fertiggestellt war und die Baustelle aufgeräumt und beendet wurde, war ich allen sehr ans Herz gewachsen. Ich hatte während dieser Zeit, spielerisch so viel Neues gelernt. Damals wusste ich noch nicht, dass ich einiges von dem Wissen über Hausbau noch einmal brauchen würde.
Unser Bolzplatz
Nach der Schule trafen sich meine in der Nähe wohnenden Schulkameraden zum Fußball spielen. Norbert der mit mir in eine Klasse ging, hatte noch drei Brüder. Alle waren im Fußballverein und zwar im TuS Einswarden. An den Nachmittagen trafen wir uns dann zum Bolzen auf einer in der Nähe befindlichen Koppel. Diese wurde regelmäßig gemäht, so dass das Gras kurz genug war, um auf ihr Fußball zu spielen. Nobert und seine Brüder waren die einzigen von uns Kindern, die einen echten Lederfußball besaßen. Wir anderen hatten nur Plastikbälle. Die waren leider, wenn es windig war, zum Kicken viel zu leicht. Also warteten wir natürlich auf Norbert mit seinem Lederball. Um die Tore zu markieren legten wir als Pfostenersatz auf jede Seite einen Pullover, den wir mit einem Stein beschwerten. Nun wurde aus allen Anwesenden zwei Mannschaften gebildet und schon begann das Spiel. Norberts Vater, der selbst ein begeisterter Fußballfan war, begann sich mit anderen Vätern zu überlegen, wie sie uns ein besseres Spielfeld herstellen konnten. Als erstes mussten richtige Tore gebaut werden. Die meisten Eltern spendeten einen kleinen Betrag, um das Holz für die Tore zu Kaufen und sie bauten aus den gekauften Balken die zwei Tore. Diese wurden noch mit weißer Farbe gestrichen, damit sie der Witterung besser standhalten konnten. Norberts Vater hatte einen guten Bekannten unter den Krabbenfischern. Von ihm bekam er ausgediente Netze überlassen. Die Netze wurden zugeschnitten und an den Toren befestigt. Von den alten Fischernetzen war noch so viel Material übrig, das es sogar noch für ein Fangnetz hinter dem einen Tor reichte. Auf dieser Seite mussten wir nämlich, wenn ein Schuss, das Tor verfehlte den Ball meistens erst wieder aus dem dahinter gelegenen Wassergraben fischen. Nun hatte unser Spielfeld schon richtig Form angenommen. Jetzt machte unser Fußballspiel doppelt Spaß und wir trafen uns dort, wenn das Wetter es zuließ, regelmäßig zum Spielen. Wir waren den Spendern und Helfern unendlich dankbar. Während einige Kinder, wie Norbert und seine Brüder, richtige Fußballschuhe und auch Trikots besaßen, hatte ich zum Spielen nur normale Turnschuhe. Ich musste auch pfleglich und vorsichtig mit meinen Schuhen umgehen, denn meine Eltern konnten mir nicht so häufig neue Schuhe kaufen. Das schränkte den Einsatz beim Spielen natürlich ein. Einige Mitspieler konnten das natürlich nicht verstehen und schimpften dann auch schon mal mit mir, wenn ich meine Gegenspieler nicht so richtig hart angriff. Aber lieber nahm ich die Kritik auf dem Spielfeld hin, als zuhause ausgeschimpft zu werden, weil ich mit kaputten Schuhen heimgekommen wäre. Die Freude am Fußball spielen ließ ich mir dadurch nicht nehmen. Weil ich im Umgang mit dem Ball natürlich, mit den Kindern, die im Verein spielten gelang nicht mithalten konnte, wurde ich bei der Bildung einer Mannschaft meistens als einer der letzten ausgewählt. Trotzdem gelang es aber auch mir, wenn auch nicht so oft wie bei denen, die im Verein spielten, den Ball ins gegnerische Tor zu schießen. Aber auch in der Schule war ich nicht die große Sportskanone. Ich tat mich im Sportunterricht besonders an den Geräten, wie Stufenbarren, Ringen oder auch am Schwebebalken besonders schwer. Das führte dazu, dass mir der Schulsport keine Freude machte und ich mich immer davor zu drücken versuchte. Sport war dem zu Folge das einzige Schulfach, wo ich über ein ausreichend als Schulnote nicht hinauskam. Da ich in allen anderen Schulfächern keine Probleme hatte und den Schulstoff leicht erlernte, war mir das egal. Gott sei Dank, sahen das meine Eltern ähnlich, und ich wurde von ihnen für meine schlechte Schulnote im Sport auch nicht bestraft. Mein Vater meinte dazu verständnisvoll, die Sportnote wirst du, um im Leben erfolgreich zu sein, nicht so zwingend benötigen.
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