Maria. Ich ging der Musik nach und sah einen Straßenmusikanten. Plötzlich nahm ich über der Straße in der Luft schwebend eine Madonnenfigur wahr. Ich sah sie in einer Art "inneren Schauung". Es war Maria mit dem Jesuskind, ganz festlich in Gold und Schwarz, in reich besticktem Stoff gekleidet . Beide hatten eine Krone auf dem Kopf. - Ich kannte dieses Bild nicht.
Einige Jahre später, als ich bereits über einen Internet-Anschluss verfügte, suchte ich bei Google nach diesem Motiv. Ich hatte es mir tief im Herzen eingeprägt. Es gibt eine ganze Reihe von Marien-Darstellungen, die dem Bild ähnlich waren, welches ich gesehen hatte. Plötzlich fand ich es. Ich war mir ganz sicher: Dieses ist es!
Es war das Gnadenbild der Schwarzen Madonna von Altötting!
Damals in Trier wusste ich das aber noch nicht. Ich kannte auch die Muttergottes von Altötting nicht. Erst viel später wurde mir klar, was dieses Bild mir sagen wollte: Es war der Hinweis, dass Gott mich nach Bayern führen würde!
MEIN WEG NACH ROSENHEIM
Als ich wieder eine neue Stelle antrat, verlief mein Weg zur Arbeit auf einer anderen Straße als bisher. Ich kam täglich an einer Plakatwand vorbei, auf der über sehr lange Zeit ein großes Werbeplakat hing. Darauf war eine idyllische Alpenlandschaft abgebildet. Vor der Bergkette ein Ort mit einem gelben Kirchturm. - Wie man sich einen typischen Ort in Bayern vorstellt.
Ich fand das Bild nicht besonders schön, aber ich habe es mir eingeprägt, weil ich täglich daran vorbei ging. Es war das Werbeplakat einer lokalen Molkerei.
Auf meinem täglichen Gang fiel mir noch etwas Besonderes auf: Ich sah überall, wo ich vorüber ging, weiße Rosen. Es war Sommer, und in jedem Garten blühten weiße Rosen. Als es Herbst wurde, gab es in den Gärten keine blühenden Rosen mehr. Stattdessen bemerkte ich in den Fenstern der Häuser in Vasen künstliche weiße Rosen. - Irgendwann fragte ich mich, warum überall so viele weiße Rosen sind. - Ich konnte es mir nicht erklären.
Im Herbst 1998 kam dann eine große Veränderung auf mich zu. Plötzlich ergaben sich äußere Bedrängnisse durch Menschen, die mir nicht freundlich gesonnen waren. Es wurde immer schlimmer; ich war wie eingekesselt. Auf einmal fühlte ich mich in Trier nicht mehr wohl und wollte nur noch weg. - Aber wohin?
In einer spontanen Aktion entschied ich mich, meinen Job zu kündigen, packte meine Habseligkeiten in zwei Reisetaschen, löste am Bahnhof eine Fahrkarte und fuhr nach Hause zu meinen Eltern. Dem Johannes hatte ich eine schriftliche Nachricht hinterlassen mit der Angabe, wo er mich finden könne. Ich wollte einen schmerzlichen Abschied vermeiden.
Nach ein paar erholsamen Wochen bei meinen Eltern wurde mir schnell klar: Hier habe ich keine Zukunft. Hier will ich nicht bleiben. Ich spürte den Wunsch in mir, mich in Bayern niederzulassen.
Irgendwie kam ich dann nach Rosenheim. War es Zufall? – Ich weiß es nicht. Dort fand ich schnell Arbeit und Unterkunft.
Ich sah mich erst einmal in dieser fremden Stadt um. Sogleich fiel mir das Wahrzeichen des Ortes auf: die Nikolaikirche mit dem gelben Kirchturm! Da dachte ich mir: "Das hab´ ich doch schon mal gesehen!" - Plötzlich fiel mir das Plakat in Trier wieder ein. Ich betrachtete die Alpenkette in der Ferne. Ich war mir sicher: Ja, das ist der Ort, den ich auf dem Plakat gesehen hatte!
Einige Zeit später bemerkte ich ein Werbeplakat der Brauerei Flötzinger, welches eine verblüffende Ähnlichkeit mit dem Plakat aufwies, welches ich in Trier gesehen hatte.
Als ich durch den Torbogen des Städtischen Museums schritt, stach mir das Stadtwappen von Rosenheim ins Auge: Es stellt eine weiße Rose dar! - Da war ich ganz ergriffen. Ich dachte sogleich an die vielen weißen Rosen, die ich in Trier gesehen hatte!
DIE MUTTERGOTTES VON FATIMA – VON ANFANG AN DABEI
Meine erste Unterkunft in Rosenheim war das Kolping-Heim am Ludwigsplatz. Obwohl es eigentlich ein Wohnheim für Männer ist, machte der Hausmeister eine Ausnahme und nahm mich auf, weil ich in meiner Not nicht wusste, wo ich eine Unterkunft finden könne. Dort blieb ich etwa ein Jahr, bis ich in eine kleine Mietwohnung umzog, wo ich wiederum etwa ein Jahr wohnte und zuletzt eine größere Eigentumswohnung bezog.
Schon im Kolping-Heim hatte ich die Fatima-Wander-Muttergottes meiner Mutter bei mir. Sie begleitete mich auf meinen weiteren Wegen. Zunächst hatte ich nur eine provisorische Gebets-Ecke. In der Wohnung errichtete ich dann einen richtigen Marien-Altar, vor dem ich regelmäßig betete. Schließlich, nach dem Umzug in das große Domizil, stellte ich die Fatima-Statue auf den Hausaltar.
Dass Maria tatsächlich bei mir eingezogen ist, bestätigte mir eine spätere Vision. Auch der folgende Weg nach München, zur Bürgersaalkirche, wurde unsichtbar von der Fatima-Madonna begleitet.
CHRISTUS PANTOKRATOR IN ROSENHEIM
Anfangs ging ich regelmäßig in die Nikolaikirche zum Gottesdienst. Nach ein paar Monaten zog ich in einen anderen Stadtteil um, und so führte mich Gott zu einer anderen Kirche, die ich bis dahin noch nicht gekannt hatte: St. Sebastian, die Klosterkirche der Kapuziner.
Als ich das Gotteshaus zum ersten Mal betrat, erschrak ich und ein kalter Schauer lief mir über den Rücken: Anstatt eines Hochaltares war da ein lebensgroßes Fresko an der Wand, welches einen Christus Pantokrator darstellt! - Mein spontaner Gedanke war: "Ja Herr, Du bist es! Der Pantokrator!"
Das Altarfresko stellt den Pantokrator als auferstandenen und siegreichen Erlöser dar, der die Arme ausbreitet.
An dieser Stelle möchte ich erwähnen, dass das Motiv des „Christus Pantokrator“ ein Bild ist, welches vorwiegend in der orthodoxen Kirche verwendet wird. In der katholischen Tradition kommt das Bild eher selten vor und ist insbesondere als Darstellung in Kirchen, gerade im deutschsprachigen Raum, äußerst selten anzutreffen!
Von da an besuchte ich regelmäßig den Sonntagsgottesdienst in diesem Gotteshaus.
Der auferstandene Christus
Ab dieser Zeit sah ich häufig das Bild des Auferstandenen (in der bekannten Darstellung von Matthias Grünewald). Damit zeigte mir Gott, dass nun die Zeit der größten Bedrängnisse vorüber ist. Das Bild des Pantokrator sah ich auch noch einige Zeit, bis es plötzlich verschwand. Nach meinem Umzug nach Rosenheim verschwanden auch ganz plötzlich die Bilder mit den weißen Rosen. So wusste ich, dass ich in dem Ort, wo der Ewige mich hinführen wollte, angekommen war.
Das Ende meines persönlichen Kalvaria
Nach etwa einem Jahr zog ich in eine größere Wohnung um, die in der Nähe der alten Bleibe lag. Ich richtete mich häuslich ein und spürte: Diesmal wird es für längere Zeit sein. Auch der Weg des Johannes kreuzte sich wieder mit meinem. Er kam nach einigen Monaten ebenfalls nach Bayern. Etwa 65 km von Rosenheim entfernt nahm er sich eine Mietwohnung. Wir sahen uns von da an oft und besuchten uns regelmäßig.
Meistens an den Wochenenden besuchte ich ihn. Hierzu musste ich erst mit der Bahn nach München und von dort mit der Schnellbahn weiter fahren. Die Landschaft an der Bahnstrecke erinnerte mich stark an die Umgebung des Dorfes, in dem meine Großmutter mütterlicherseits wohnte. Auch das Haus, wo er lebte, ähnelte dem Haus meiner