Ernst Meder

Gegen die Vergangenheit


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die Kraft und Freude bei jedem Sieg über ihre Gäste. Fritz hatte für jede Veranstaltung freien Eintritt, den er auch weidlich nutzte. Natürlich hatte er die Gelegenheit genutzt, als sein Gast die Wettkämpfe zu besuchen, dabei in der Nähe des Führers einen Platz zu erhalten.

      Dann war er ihr begegnet, ihr, die ihm seinen Sohn schenken sollte, die ihn, wo immer sie konnte, unterstützen sollte.

      Ilse war die Sekretärin von Fritz, begleitete ihn bereits seit zwei Jahren, während dieser zuerst bei der SA, später, nachdem Röhm ausgeschaltet war, bei der SS Karriere machte. Seine Nähe zu Himmler brachte bestimmt wertvolle Informationen, die immer sehr hilfreich sein würden.

      Ilse war fünf Jahre jünger als er, wenn sie lachte, sah man die kleine Zahnlücke. Damit wirkte sie, als ob sie immer noch ein Mädchen von sechzehn Jahren sei, während ihre braunen blitzenden Augen sich über etwas freuten. Die kurzen braunen Haare flogen, wenn sie wie ein Wirbelwind alles durcheinanderbrachte, ihre gute Laune verbreitete, oder sich beim Tanz vergnügte.

      Sie hatte ihm den Kopf verdreht, ihn verzaubert seinen bisherigen leichtenlebigen Lebenswandel von heute auf morgen abgestellt, ihn mit der Verantwortung geimpft, die er sich und seinem Führer schuldig war.

      Mit diesem Tag hatte er sein Interesse an den Siegen der Olympioniken verloren. Jetzt starrte er nur auf diese Frau, die so ungezwungen jubelte, die deutschen Athleten anfeuerte, um dann in einem explosionsartigen Ausbruch die Siege deutscher Teilnehmer zu genießen.

      Fritz, der amüsiert seinen Freund betrachtete, wie dieser seine Sekretärin anhimmelte, beschloss, die Prozedur des Kennenlernens zu beschleunigen, indem er beiden, getrennt voneinander, von der jeweiligen Zuneigung zueinander geheimnisvoll berichtete.

      Er fand diese Ilse auch sehr anziehend, aber seine Elfriede hätte bei ihm sämtliche Extremitäten mit einem stumpfen Messer entfernt, sodass er lieber auf Vergnügungen außerhalb seiner Ehe verzichtete. Außerdem gönnte er seinem Freund diese hübsche Frau, die ihm bestimmt wunderbare arische Kinder schenken würde.

      Eigentlich fand sie diesen Helmut Bloch ganz nett, vielleicht sah er etwas zu gut aus, mit seinen dunkelblonden Haaren, seiner klassischen Nase und seinem kantigen Kinn. Natürlich war ihr nicht verborgen geblieben, dass er sie nicht aus den Augen ließ, obwohl er das Interesse anderer Frauen auf sich zog. Aber dies stellte für sie kein Hindernis dar, schließlich wusste sie um ihre Vorzüge. Der einzigen Makel, den er aus ihrer Sicht hatte, er hatte sich gegen eine Parteikarriere entschieden, seine Unterstützung für den Führer schien auch nicht sonderlich stark ausgeprägt.

      Aber wenn jemand dies ändern konnte, dann sie, schließlich hatte ihr Name einen ausgezeichneten Klang in der Partei, auch wenn sie mit ihrem Namensvetter Rudolf Heß nicht verwandt war. Seine plötzlich häufig auftretenden Besuche bei dem Parteigenossen Pieper waren mehr als aufschlussreich, da sein Aufenthalt in seinem Büro sich auf Minuten reduzierte, während er bei ihr Stunden verbrachte.

      Seine Werbung schmeichelte ihr, aber auch wenn ihre Zuneigung fast ebenso groß wie seine zu sein schien, ließ sie ihn, auf Anraten ihrer besten Freundin, etwas schmoren, bevor sie sich mit ihm verabredete. Züchtig bestand sie darauf, dass er sie nach Hause brachte, wobei sie als äußerstes Zugeständnis, einen Kuss auf ihre Wange erlaubte. Ihre Zögerlichkeit machte ihn verrückt, seine Begierde wuchs mit jedem Treffen oder Tanzveranstaltung.

      Als sie auf einer Heirat vor ihrem ersten Austausch von Körperflüssigkeiten bestand, regelte er dies in einer Geschwindigkeit, die sie in Erstaunen versetzte, ihr aber auch die Ernsthaftigkeit seiner Zuneigung zeigte. Im November heirateten sie, bei ihrer Hochzeit wurde ihnen als Geschenk ihrer Heimat das Buch „Mein Kampf“ ihres gemeinsamen Führers mit den besten Glückwünschen überreicht.

      Endlich konnte er ihren nackten Körper genießen, spüren, wie fest ihre Brüste waren, sich in seine Hand schmiegten, während seine Erregung schier ins Unermessliche stieg. Als es endlich so weit war, überraschte ihn ihre Leidenschaft, mit der sie sich beteiligte, war sie doch unberührt mit ihm vor den Altar getreten.

      Ihre Glut, ihr Verhalten war die einer erfahrenen Frau, wenn sie sich unter ihm wand oder auf ihm reiten wollte. Die Explosivität ihres Orgasmus riss ihn so mit, dass er zuerst überrascht von ihrem Ausbruch war, dann verwundert ihren Schrei dabei hörte.

      Mein Führer, mein Führer explodierte es aus ihrer Kehle, während sie ihre Anstrengungen erhöhte, um ihre Lust zu steigern. Dabei wurde dieser Ruf immer lauter und lauter je näher sie sich ihrem Höhepunkt näherte um dann nur noch Führer, Führer, Führer zu wimmern. Mit dem Abklingen des Orgasmus sank sie zitternd und kraftlos auf seine Brust, um sich langsam von ihrer körperlichen Anstrengung zu erholen.

      Als er sie fragte, weshalb sie nach dem Führer rufen würde, wenn sie zu ihrem Höhepunkt kam, blickte sie ihn mit großen Augen an. Dann fragte sie ihn mit verständnislosem Ausdruck, was sie angeblich gerufen haben solle. Nichts war in ihrem Bewusstsein geblieben, sie hatte ihre orgiastischen Ausrufe nicht realisiert so versunken war sie in ihrer Ekstase.

      Ihr Ruf der Erregung war ihr besonderes Merkmal, auch später, als dieser Ruf nicht mehr opportun war, hatte sie sich ihren Ruf nach dem Führer bei besonderer Erregung erhalten. Dies sollte bei einigen späteren Gelegenheiten zu Missverständnissen respektive zu falschen Verdächtigungen führen. Nach der ersten Irritation empfand er dieser Lustschreie seiner Frau besonders stimulierend, sie sorgten für eine besondere Form des Koitus, wie er es bei anderen Frauen vorher als auch später nie wieder erlebt hatte.

      Dem Wunsch, ihrem geliebten Führer Kinder zu schenken wollte sie erst später nachkommen, zuerst sah sie ihre Aufgabe darin, sich um den Aufbau des Deutschen Reichs verdient zu machen. Fritz, der ihre Kompetenz in allen nahestehenden Fragen schätzte, sie geradezu drängte, weitergehende Aufgaben zu übernehmen, hatte die repräsentativen Aufgaben seiner Abteilung übernommen. Währenddessen versorgte ihn Ilse mit den neuen Aufgaben und Richtlinien, die zum Schutze des Deutschen Reichs erforderlich wurden.

      Ihrem Drängen hatte es das Reich zu verdanken, dass Himmler endlich gegen diese unseligen Homosexuellen vorging, dieses sogar mit zu der vorrangigen Aufgabe der Polizei machte. Seine Ilse hatte das Zepter in seinem Haushalt übernommen, sie wurde ihm zu einem Quell der Freude, sexuell, sowie des Ansporns, beruflich und politisch.

      Ilse drängte ihn, darauf zu achten, dass er ebenfalls zu dem Bereich der Begünstigten gehörte, wenn Juden das Reich verlassen wollten, dabei ihre Häuser und Geschäfte zurücklassen mussten. Als ihr Reichsführer von der „Entjudung des Reichs“ gesprochen hatte, schien dies ein Aufbruchssignal für einige Juden, die keine Zukunft für sich im Reich sahen. Sollten sie doch alle gehen, Ilse sagte dies bei einer kleinen Familienfeier bei den Piepers, während sie auf das große Unglück verwies, welche die Weltverschwörung der Juden verursacht hatte.

      Dann entwickelte sie einen Gedanken, der schon längere Zeit in ihr gegoren haben musste, denn sie überzeugte ihren Mann ebenso wie ihren Vorgesetzten, dass man doch davon profitieren könne. Schließlich war Fritz doch in der Position dies zu steuern und zu beeinflussen. Dabei entwickelte sie folgenden Plan, immer wenn ein Jude das Reich verlassen wollte, musste er eine Ausnahmegenehmigung beantragen. Diese konnte Fritz genehmigen, wenn dieser seine Besitztümer zurücklassen würde, oder versagen, wenn dieser dem Reich Schaden zufügen wollte.

      Hier nun kam ihr Gatte zum Vorschein, nach der Information von Fritz, sollte er dem Juden ein unverschämtes Angebot machen. Dabei konnte er erwähnen oder darauf hinweisen, dass sein Angebot von Tag zu Tag geringer werden würde, wenn es abgelehnt würde. Außerdem solle er ihm sagen, dass seine Ausreise abgelehnt werden würde, wenn er nicht an ihn verkaufen sollte. Triumphierend hatte sie hinzugefügt, sie haben keine Möglichkeit sich zu wehren, wir werden ihnen Feuer unter ihrem Hintern machen.

      Natürlich sollten sie nur die ganz besonders wertvollen Häuser kaufen, die ihnen dann gemeinsam gehören würde, die anderen, weniger interessanten Immobilien konnten auf andere Parteigenossen aufgeteilt werden. Sie wollte damit ihre schlimmsten Kritiker ruhigstellen, außerdem sollte vermieden werden, dass Neid ihnen ihr Geschäftsmodell torpedierte.

      Mit Interesse und Stolz verfolgten sie die Wiedererstarkung ihrer Heimat, die dank ihres Führers