Lucy Darkness

Blutige Finsternis


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an und verschwanden ...

      Ich hatte kein Mitleid. Warum auch. Ich wollte mit ihnen ins Bett, mir meinen Kick holen. Wie viele es waren, wusste ich nicht. Irgendwann hatte ich aufgehört zu zählen.

      Meine Geschäfte liefen. Ab und zu erzielte ich kleinere Verluste, die ich aber mit den Gewinnen wieder mehr als ausglich. Ich hatte meine Freunde, meine Seele schon lange für den Erfolg eingetauscht. Eigentlich störte es mich nicht. Ich hatte alles, was ich brauchte. Mein Bankkonto füllte sich von Woche zu Woche. Ich kannte keine Not und auch keine Einsamkeit.

      Dann lernte ich Jerina kennen. Ich sah sie eines Tages auf der Straße. Sie stand mit großen Augen vor einem Schaufenster und blickte auf die teuren Kleider dahinter. Sie war wie eine Blume. Jung, wunderschön und so zart. Sie stand in ihrer vollen Blüte. Es war an einem Freitag.

      Ich stand auf der anderen Straßenseite und bewunderte dieses einfache Geschöpf. Ihre langen dunklen Haare wehten leicht in dem Wind. Ihre Beine schienen unendlich zu sein. Gekleidet war sie mit einen bunten Rock, schweren Ohrringen und ein paar Blumen im Haar. So, als würde sie auf dem Jahrmarkt arbeiten. Immer wieder drehte sie sich scheu wie ein Reh in der Gegend um. Ich schätzte sie auf 20 Jahre. Sie bezauberte mich in allen Punkten und meine Jagdzeit war eröffnet. Die nächsten Minuten beobachtete ich sie. Sie starrte so fasziniert auf dieses Kleid. Ein Kleid, das sie sich vermutlich niemals hätte leisten können. Aber ein Kleid, das ihrer Schönheit schmeicheln würde und aus dem einfachen Straßenmädel eine Prinzessin gemacht hätte. Sie war ein einfaches Ziel für mich. Ich wusste schnell, wonach sie begehrte und nutzte das zu meinem Vorteil.

      Laut telefonierend näherte ich mich dem jungen Ding, das sich immer noch nicht von dem Schaufenster trennen konnte. Voller Absicht stieß ich mit ihr zusammen. Jerina drehte sich erschrocken um und zum ersten Mal konnte ich ihr tief in die Augen sehen.

      »Ohh entschuldige. Es tut mir leid. Habe ich Dich verletzt?« Fragte ich sie und starrte wie ein Liebestoller in ihre tiefen, dunklen Augen.

      Ich spielte den Verliebten und versuchte mir vorzustellen, wie sie wohl ohne diese Hippie-Kleidung aussehen würde. Sie schaute mich ein wenig verloren an, lächelte dann aber wie eine wunderschöne Blume, die soeben die ersten Knospen geöffnet hatte. Ihr Lächeln war das Schönste, was ich je gesehen hatte. Diese junge Frau war so ganz anders. Dennoch war sie so naiv wie alle anderen vor ihr..

      »Nein, mir ist nichts passiert ...«, antwortete sie mit einer tiefen, erotischen Stimme, die durch meinen ganzen Körper drang.

      »Darf ich das wieder gutmachen und Dich zu einem Essen einladen?«

      Ich schien ihr ebenfalls zu gefallen. Zaghaft machte ihr erste kleine Komplimente. Sie nickte und wir begaben uns lächelnd in einen kleinen Coffee Shop, der sich nur einen Block weiter befand. Wir stellten uns vor, lernten uns kennen. Ihr Name bedeutete Blumengöttin und kam aus dem Albanischen. Sie war fast zu perfekt. In ihren gerade einmal 20 Jahren spiegelte sich eine große Naivität, wenngleich sie auch wusste, wie sie das Leben zu nehmen hatte.

      »Ich habe bemerkt, dass Du die ganze Zeit in das Schaufenster gestarrt hast. Was hat Dir so gut gefallen?«

      Sie lächelte bezaubernd in ihrer Unerfahrenheit. Sie zögerte nur kurz und berichtete mir danach von diesem kleinen weinroten Kleid, das sie schon so oft gesehen hatte, sich aber nie hätte leisten können. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich sie bereits. Es war ein leichtes. Wir amüsierten uns, verstanden und so gut ... als würden wir uns seit Ewigkeiten kennen.

      Jerina verfiel mir. Ich wollte ihr etwas Gutes tun. Das Kleid ... ich wollte es ihr schenken. Zunächst lehnte sie höflich ab. Doch das Glänzen in ihren kleinen, dunklen Augen sagte etwas anderes. Nach einigen Minuten gab sie nach. Ich versicherte ihr, dass ich keine Gegenleistung wollte. Wenngleich ich wusste, dass sie mir eine solche mit Sicherheit erbringen würde.

      Ich hatte schon lange vergessen, was Glück bedeutete. Doch in diesem Moment, als Jerina vor mir stand und dieses edle Kleid trug, strahlte sie wie ein Diamant. Sie war so glücklich, dass sie mich kräftig umarmte und sich in meine Gedanken schlich.

      Eine Stunde später kam der Moment der Wahrheit. Ich verabschiedete mich von ihr und wollte gehen. Einfach so. Doch sie hielt meinen Arm und fragte mich, ob wir uns nicht wiedersehen könnten.

      Bereits am nächsten Tag, es war am Samstagnachmittag, trafen wir uns wieder. Jerina war so faszinierend, liebreizend. Sie war wirklich nicht wie diese naiven anderen Dinger, die ich jedes Wochenende mit einer puren Leichtigkeit in mein Bett ziehen konnte.

      Dennoch hatte ich mit ihr die genau gleichen Pläne. Sie hatte mir bereits erzählt, dass sie mit ihrer Familie von Jahrmarkt zu Jahrmarkt ziehen würde. Jerina blieb also nur wenige Tage in der Stadt. Idealer konnte es nicht laufen.

      Wir bummelten durch die Stadt, umarmten uns in den kleinen romantischen Gassen und ehe sie sich versah, stand sie in meiner Wohnung.

      Jerina genoss die Aussicht auf die große Stadt. Ich umarmte sie. Wie verloren uns.

      »Ich kann nicht ... ich bin jemandem versprochen ...«, raunte sie in mein Ohr, als ich sie in das Schlafzimmer ziehen wollte.

      Damit hatte ich nicht gerechnet. Doch so schnell wollte ich nicht aufgeben. Ich wollte sie. Nach ein paar Küssen und sanften Komplimenten, wurde es für sie immer schwieriger, sich mir zu entziehen.

      »Ich kann nur Dein sein, wenn Du mich auslöst und ich Dir versprochen werde ... Nur dann, wenn wir auf ewig zusammenbleiben ...«, raunte sie verliebt in mein Ohr.

      »Ich werde Dich auslösen und Dich als meine Frau nehmen!« In diesem Moment war ich so scharf auf sie, dass ich ihr einfach alles versprochen hätte.

      Jerina wirkte unsicher. Sie hatte Angst. Sobald sie sich mir hingeben würde, käme das einer Sünde gleich. Nur wenn ich ihr ewige Liebe schwören würde und sie sich meiner sicher wäre ... Ich wusste aus ihren Erzählungen, dass sie aus einer Zigeunerfamilie stammte. Sie erzählte mir, dass ihre Heirat mit einem Mann aus einer anderen Familie schon so gut wie sicher sei. Wäre sie dann keine Jungfrau mehr, würde man sie verstoßen.

      Ich fühlte ihre Unsicherheit, aber ich spürte auch meine Lust. In der Hitze meiner Erregtheit versprach ich ihr alles, was sie nur wollte.

      Die Nacht, die wir gemeinsam voller Intimität verbrachten, war wunderschön. Der Sex war so voller Magie, dass wir uns fast die ganze Nacht liebten und danach fertig und mit Liebesperlen übersäht zusammen einschliefen. Ich liebte ihren perfekten, zarten Körper. Jerina fühlte sich wohl. Sie ließ sich fallen und schenkte mir das, wonach ich begehrte. Sie blieb das ganze Wochenende bei mir. Erst am Montag schickte ich sie fort. Sie verstand mich nicht. Ihre Augen wirkten traurig. Erst wollte ich ihr Geld geben, doch ich bemerkte schnell, dass sie das ablehnen würde. Also versprach ich ihr, mit ihrer Familie zu reden und das zuvor Versprochene umzusetzen. Als sie ging, hatte ich längst vergessen, was ich ihr versprochen hatte.

      In den kommenden Tagen saß ich in meinem Home-Office und machte das, was ich am besten konnte. Jerina hatte ich bereits vergessen. Doch am Donnerstag klingelte es an meiner Tür. Sie stand vor mir. Ihre Augen wirkten verloren, sie schien blass zu sein. Sie drängte mich dazu, mit ihrer Familie zu reden. Ich lehnte ab.

      »Jerina, bist Du so naiv. Wir hatten ein paar schöne Tage. Es hat uns beiden doch gut gefallen. Aber mehr ist da nicht!«

      »Aber Du hast mir versprochen, dass ich Deine Frau werde!«

      »Sei doch nicht so dumm. Wie viel Geld willst Du, damit Du verschwindest?«

      In diesem Moment brach sie zusammen, weinte und jammerte. Ich kramte in meiner Brieftasche und warf ihr ein paar Hundert Dollar auf den Boden.

      »Warum hast Du das getan?« Sie schaute mich vorwurfsvoll an.

      »Du wolltest es doch auch?« Ich verstand das Problem nicht. Wir hatten Sex und fertig.

      »Nun verschwinde ...«, grummelte ich ihr zu.

      Sie