Stephane Rambicourt

Commandant Amédé räumt auf - Papa im Wald stinkt's


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wie ein Murmeltier.“

      Amédé grinste, als er das hörte, nahm Florentine in den Arm und küsste sie lang und innig.

      „Komm meine Liebste, dann machen wir es uns auch bequem“, lächelte Amédé und zog Florentine zum Sofa, wo es sich beide gemütlich machten.

      Am nächsten Morgen brachte Amédé seinen Sohn wie üblich in den Kindergarten und unterhielt sich auch kurz mit der Erzieherin. Anschließend fuhr er direkt zum Polizeirevier in Cogolin.

      „Gibt es etwas Neues?“, fragte er, als er im Büro von Madeleine war.

      „Nein, es hat sich keiner blicken lassen. Die Spurensicherung hat ihre Arbeit beendet und die Küstenwache ist auch wieder weg“, erstattete Madeleine Mora Bericht.

      „Gut wir sehen uns heute Nachmittag“, erwiderte Amédé und verabschiedete sich von Madeleine, seiner Nachfolgerin als Revierchefin in Cogolin.

      In der Präfektur ließ er seine für Umweltschutz zuständigen Mitarbeiter zu sich kommen und ließ sich über die Problematik der Entsorgung von Giftmüll informieren. Im Rahmen dieses Gespräches erkannte Amédé, dass die Polizeireviere mit diesem Problem völlig überfordert zu sein schienen, andererseits aber die Fachkompetenz für diesen Bereich gleichwohl in der Präfektur vorhanden ist.

      „Herr Dr. Schneiderlin, sie sind der Leiter der Abteilung Umweltschutz hier in der Präfektur. Sie haben promoviert. Darf ich fragen zu welchem Thema?“ erkundigte sich Amédé.

      „Das Thema meiner Doktorarbeit war die Entsorgung von umweltschädlichen Giften aus der Industrie“, antwortete Dr. Schneiderlin, knapp 35 Jahre, Nickelbrille, Typ Bücherwurm, und hochintelligent.

      „Sie sind jetzt seit rund 10 Jahren hier in der Präfektur und wissen sicherlich, ob es hier im Departement Var Probleme mit der Entsorgung von Giftmüll aus industrieller Produktion gibt“, wollte Amédé wissen.

      „Natürlich gibt es Probleme. Die Entsorgung von Schlacken, Lösungsmitteln usw. ist sehr, sehr teuer und auch wegen der Gefährlichkeit der Stoffe sehr bürokratisch genau geregelt“, entgegnete Dr. Schneiderlin.

      „Ich frage jetzt einfach mal direkt. Angenommen, eine Polizeistreife kontrolliert einen Lastwagen, findet eine grüne Flüssigkeit, die auf die Straße tropft. Der Polizist erklärt dem Fahrer, er muss dafür sorgen, dass das Tropfen aufhört, was dieser auch sofort erledigt. Der Polizist lässt den Lastwagen weiterfahren. Was würden sie als Fachmann sagen? Was würden sie tun?“ fragte Amédé provokant.

      „Aus Sicht der Polizeibeamten ist das sicherlich die einfachste und schnellste Lösung. Es ist aber keine Lösung. Es gibt genaueste Vorschriften, die für ganz Europa Gültigkeit haben. Das Fahrzeug muss entsprechend gekennzeichnet sein, da gibt es einen Nummernkatalog und der Fahrer muss, und das weiß auch jeder Fahrer ganz genau, gültige Papiere, Genehmigungen, Deklarationen, Angabe der Menge, die Klassifikationen dabei haben und vorlegen. Die allerwenigsten Polizisten wissen dies aber“, führte Dr. Schneiderlin aus.

      „Das dachte ich mir. Ist ihnen bekannt, wenn solche Transporte durch das Department fahren?“ hakte Amédé nach.

      „Nein, aber es gibt hier nur sehr wenige Betriebe, die solche Giftstoffe benutzen und der Transport kann eigentlich generell nur vom Midi weg in Richtung Norden, Osten oder Westen gehen. Die Betriebe hier, das kann ich mit fug und Recht behaupten haben wir im Griff. Das sind nur noch ein paar wenige Schiffswerften oder Krankenhäuser. Die werden ständig von uns kontrolliert. Also auf Plausibilität, Produktionsmenge zu Entsorgungsmenge und Entsorger. Es gibt hier im Süden auch nur ein einziges zertifiziertes Unternehmen für die Entsorgung, und das ist absolut seriös und auch vertrauenswürdig“, sagte Dr. Schneiderlin mit einem lächeln.

      „Das dachte ich mir. Danke Herr Dr. Schneiderlin. Ich weiß nicht, ob sie alle von den Morden auf See etwas gehört haben. Aber ich denke, dass diese Sache etwas mit Giftmüll oder so zu tun haben könnte. Ich möchte sie, Herr Dr. Schneiderlin, gerne heute Nachmittag beim Breefingtermin dabei und sie auch in dieser Sache an meiner Seite haben. Mittelfristig, bitte ich eine Fortbildung für alle Polizeibeamten der Police nationale auszuarbeiten und durchzuführen. Danke für ihre Ausführungen, wir sehen uns um 15 Uhr in meinem Büro“, erklärte jetzt ein sehr nachdenklicher Präfekt Amédé Ricard.

      Pünktlich um 15 Uhr erschienen die Polizeichefs aus Toulon, Saint Tropez, Cogolin und der Küstenwache sowie der Umweltexperte Dr. Schneiderlin, den Amédé den Polizeichefs kurz vorstellte.

      „Nun Vernon, was gibt es neues. Liegen die Berichte der Spurensicherung und aus der Gerichtsmedizin vor?“ eröffnete Amédé das Breefing.

      „Ja Chef. Die Ballistik hat vier verschiedene Waffen, alles Uzis, auswerten können. Also vier Schützen. Die Waffen wurden bereits früher bei einem Überfall auf einen Geldtransporter in Calais benutzt. Der Fall dort ist noch ungeklärt. Der Polizeichef von Calais schickt uns seinen ermittelnden Beamten mit der Akte her zur Unterstützung. Durchaus denkbar, dass unsere Toten da irgendwie involviert sind. Die drei Männer wurden jeder von mindestens 20 Kugeln getroffen. Die hatten keine Chance und waren selbst auch unbewaffnet. Der Anlegesteg bei Port Cogolin wurde erst vor kurzem benutzt. Die Spusi hat neue Kratzspuren am Pier entdeckt. Der Einsatz gestern Abend verlief ohne Kontakt zu jemandem. Auf dem Gelände der Werft, haben wir Spuren von Cyanid und anderen hochgiftigen Lösungsmittel gefunden und dazu frische Reifenspuren. Es kann deshalb davon ausgegangen werden, dass auf dem Werftgelände Aktivitäten stattfinden. Das Gelände gehört einem Bauunternehmen aus Cogolin, das von einem Jules Toscan geleitet wird. Ob und inwieweit er in die Sache verwickelt ist, wissen wir noch nicht“, führte Jules Vernon aus.

      „Für Kommissar im Ruhestand Jules Toscan lege ich meine Hand ins Feuer. Ich kenne ihn seit Jahren sehr gut, er war mein Partner und später mein Vertreter. Er war Polizist aus Leidenschaft“, nahm Amédé seinen Freund in Schutz und wurde dabei auch zusätzlich von Madeleine Mora unterstützt.

      „Aber, ich werde persönlich mit ihm sprechen. Ich denke eher, dass er nichts davon weiß, was auf dem Gelände abgeht“, erklärte Amédé, „wie geht es jetzt weiter?“

      „Mein Vorschlag wäre, das Gelände zu observieren“, schlug Madeleine vor.

      „Das ist meiner Meinung nach sehr gefährlich und würde unsere Leute in Gefahr bringen. Wenn es tatsächlich um Giftmüll geht, das Cyanid und die Lösungsmittel sprechen eindeutig dafür, ist sehr, sehr viel Geld im Spiel. Wie wäre es Kameras zur Videoüberwachung zu installieren?“ schlug Dr. Schneiderlin vor.

      „Wir könnten ein Schiff der Küstenwache postieren“, überlegte Jules Vernon.

      „Okay, vorerst keine Observierung. Videoüberwachung ja und zwar so schnell wie möglich. Ein Schiff auf die vermutliche Route zu setzen, ist auch in Ordnung. Aber sorgt dafür, dass die Bewaffnung stimmt“, legte Amédé fest, „wer kümmert sich um die Videoüberwachung? Wo ist die Aufzeichnung? Nein, lasst mal, da kümmere ich mich selbst drum.“

      „Die Videoüberwachung geht nicht ohne Jules Toscan. Er muss damit einverstanden sein“, wandte Madeleine ein.

      „Da kümmere ich mich drum“, erklärte Amédé, „und ich werde auch meine Kontakte aktivieren und die Videoüberwachung organisieren. Herr Dr. Schneiderlin, ich möchte sie unbedingt dabei in meiner Nähe haben. Sehen sie sich bitte die Laborbefunde genau an, vielleicht fällt ihnen etwas auf. Näheres morgen, gleiche Uhrzeit.“

      Amédé bat Madeleine zu sich ins Büro. Auf dem Weg in sein Büro telefonierte Amédé mit Jules Toscan, seinem Freund und Trauzeugen. Jules war bis vor vier Jahren Partner und Vertreter von Amédé als Polizeichef von Cogolin und ließ sich auf Wunsch seiner Ehefrau Emma in den Ruhestand versetzen, um die Leitung des Bauunternehmens ihrer Eltern zu übernehmen. Er war eine beeindruckende Persönlichkeit und mit seiner Körpergröße von fast 2 Metern und einer Statur Typ Kleiderschrank, eine Respektsperson.

      „Du Jules, ich habe ein Problem. Könntest du gegen 18 Uhr zu Madeleine ins Revier kommen? Wir sehen uns dann dort“, fragte Amédé.

      „Klar,