Ernst Meder

Es gibt kein Verzeihen


Скачать книгу

Bein fehlt, frag ihn einfach. Nachdenklich meinte er, dass mit dem Blut hat mich allerdings auch irritiert, es war kein Tropfen in der Tüte sichtbar, als hätte man das Bein vorher ausbluten lassen. Etwas ruhiger fuhr er fort, ich werde es trotzdem untersuchen, ob ich etwas herausfinden kann, was Dir hilft.

      Melzer blickte sich um dann fragte er in die Runde ohne jemand bestimmten anzusprechen, wo ist eigentlich der Finder unseres Körperteils.

      Bevor auch nur einer der umstehenden Personen etwas sagen konnte, fragte Nagel ihn, wieso, hast Du die Absicht ihm einen Finderlohn geben.

      Kopfschüttelnd ließ er ihn erst einmal stehen, der war heute bestimmt mit dem falschen Fuß aufgestanden, eigentlich kannte er ihn sonst eher als ruhig und zurückhaltend.

      Ein junger Beamter wartete sichtlich nervös, bis er endlich zu dem Beamten der Mordkommission treten konnte, um das loszuwerden, was ihn bedrückte.

      Ich habe die Adresse der Person, die das Objekt gefunden hat, er wartet zu Hause auf Sie, um ihre Fragen zu beantworten Herr Hauptkommissar. Er hat uns bereits gesagt, dass er den Müllsack angefasst hat und seine Fingerabdrücke sich darauf befinden müssten.

      Melzer nahm den Zettel aus der Hand des Beamten, danke haben Sie ausgezeichnet gemacht, aber jetzt sollten Sie sich um ihren Kollegen kümmern, der sieht etwas mitgenommen aus. Dabei zeigte er auf den zweiten Beamten, der immer noch blass auf dem Beifahrersitz des offenen Funkwagens saß. Mit stolz geschwellter Brust, das Lob schien ihn um Zentimeter größer werden zu lassen, verabschiedete er sich zackig, um zu seinem Kollegen zu gehen.

      Ein Blick auf die Adresse zeigt ihm, dass der Zeuge fußläufig in gut fünf Minuten erreichbar war. Dann überlegte er es sich, der Rückweg würde ja noch dazukommen, da war es schon besser, sich am Sonntag nicht zu viel zuzumuten. Langsam ging er wieder zu der Wartehalle, wo gerade ein Bus anhielt, die Türen sich mit einem schmatzenden Geräusch öffneten und ein älteres Ehepaar ausstieg. Neugierig traten sie an die Absperrung, während am Busfenster einige platt gedrückte Nasen interessiert auf die komisch aussehenden Personen blickten.

      War es die Sehschwäche oder der Befehlston seiner Frau die den alten Herrn veranlasste die Absperrung hochzuheben, als Melzer ihm in scharfem Ton Halt, bleiben Sie da weg zurief.

      Empört wandte sich die alte Dame an ihn, was fällt Ihnen ein, meinen Mann so anzuschreien. Wir wollen uns nur auf die Bank setzen, um uns auszuruhen, dabei nickte sie ihrem Mann, der stehen geblieben war, aufmunternd zu weiter zu gehen.

      Melzer wollte schon den Kopf schütteln über so viel Unverfrorenheit, dann meinte er süffisant, wenn Sie unbedingt neben einer Leiche sitzen wollen, nur zu.

      Aber das hätten Sie doch gleich sagen können erschrocken blickte ihn die alte Frau an. Energisch griff sie ihren Mann am Ärmel seines Jacketts, komm lass uns gehen, das hätte er aber auch gleich sagen können, wobei sie verständnislos mit ihrem Kopf wackelte.

      Während Melzer leicht lächelnd dem alten Paar nachblickte, kam Nagel aus der Wartehalle, dabei den Müllsack mit behandschuhten Händen vor sich hertragend.

      Den Müllsack schicke ich gleich ins Labor, da können sie ihn auf weitere Spuren untersuchen, wegen des Inhalts, ruf mich morgen an, dann kann ich Dir alle Fragen beantworten.

      Damit wandte er sich zu seinem Auto, wo er den Sack in einem noch größeren Sack verschwinden ließ, um ihn dann in den Kofferraum zu legen. Ohne sich weiter umzusehen, fuhr er von seinem Parkplatz, wobei er einem wüst hupenden BMW die Vorfahrt nahm.

      Der läuft heute aber erheblich neben der Spur murmelte er vor sich hin, dabei drehte er sich zu der Mitarbeiterin der KTU, die unerwartet direkt vor ihm stand. Erschrocken wich er etwas zurück, als diese bereits leise stimmt, sagte.

      Nach einem kurzen Zögern sagte er, ich brauche sie noch, Sie müssen bei dem Finder noch die Fingerabdrücke abnehmen. Suchend blickte er sich um, wo ist Ihr Fotograf, hat der sich bereits verabschiedet.

      Der ist bereits ins Labor vorgefahren, er wollte Ihnen die Bilder direkt auf Ihren Computer überspielen, damit Sie heute Nachmittag bereits darüber verfügen können.

      Fahren Sie am besten hinter mir her, dann können Sie im Anschluss daran direkt zur KTU fahren, während ich mir mal anhöre, was unser Finder so zu erzählen hat. Sie stand bereits neben ihrem Auto, als er noch seinen PKW in die Lücke rangierte, um den fließenden Verkehr nicht zu behindern.

      Verwundert starrte er sie an, wie konnte sie so schnell in diese kleine Parklücke gefahren sein, die er beim Vorbeifahren wegen ihrer Größe missachtet hatte.

      Der Türöffner der Haustür summte unmittelbar nach dem Druck auf die Klingel, sodass er vermutete, es müsse jemand an dem Türöffner darauf gewartet haben. Suchend blickte er sich nach einem Aufzug um, während die junge Kollegin bereits auf der Treppe nach oben verschwunden war.

      Seufzend folgte er ihr, nachdem er festgestellt hatte, dass kein Aufzug im Hausflur vorhanden war. Jetzt hoffte er nur, dass sich die Wohnung nicht auch noch in der vierten Etage befand, dazu fehlte ihm am heutigen Sonntag die Motivation. Als er über sich die Stimme der Beamtin hörte, wusste er, dass er noch einiges vor sich hatte, denn diese schien tatsächlich von ganz oben zu kommen.

      Als er endlich das Podest vor der vierten Etage erreicht hatte, kurz stehen blieb um sehnsuchtsvoll nach oben zu blicken starrte er auf ein knurrendes Untier, welches ihm den Zugang verwehren wollte.

      Waldemar klang aus der Wohnung eine helle Frauenstimme, die das Verhalten des Hundes sofort änderte. Kurz schien er zu überlegen, welchem Instinkt er folgen solle, zurückkehren zu der Person, die ihn gerufen hatte oder Verteidigung seines Terrains vor dem Eindringling. Nach einem nochmaligen Knurren entschied er sich jedoch zur Aufgabe des Terrains und zur Rückkehr zu seiner Herrin, wo vielleicht eine Belohnung auf ihn wartete.

      Lächelnd kam ihm die Beamtin entgegen, ich bin fertig, alle warten nur noch auf Ihren Besuch, leise fügte sie hinzu, sie sind schon sehr aufgeregt. Damit ließ sie ihn stehen, rief noch ein Tschüss in die Wohnung und ging leicht federnd die Treppe nach unten.

      Kopfschüttelnd drehte sich Melzer zu der Wohnungstür, wobei sich schwach die Erinnerung auf seinem Gesicht zeigte. Versonnen dachte er an die Zeit zurück, als er ebenso leicht und federnd den Aufstieg von Treppen bewältigt hatte.

      Die Ernüchterung holte ihn wieder zurück in die Gegenwart, als er auf das noch jüngere Paar blickte, das ihn erwartungsvoll aber auch mit Argwohn anblickte. Schnell wischte er sich mit dem linken Handrücken die Schweißperlen, die der Aufstieg in die vierte Etage hervorgerufen hatte, von der Stirn, dabei schloss er leise die Wohnungstür.

      Bitte entschuldigen sie mein etwas mitgenommenes Aussehen aber vier Etagen bei der Hitze an einem Sonntag sind auch für mich nicht so einfach zu bewältigen. Mein Name ist Melzer, dabei reichte er der jungen Frau seine rechte Hand, während er verstohlen den jungen Mann betrachtete.

      Nachdem die Prozedur des Vorstellens beendet war, ergriff Elke Habermann energisch die Initiative. Wollen wir uns nicht in die Küche setzen und ich gebe Ihnen einen Kaffee. Erleichtert stimmte er dem Vorschlag zu, um der jungen Frau in die Küche zu folgen.

      Wolfgang Heller, der immer noch mit einem Tuch versuchte, die Spuren des Fingerabdruckpulvers zu beseitigen, folgte ihnen, allerdings gestört durch den Hund. Dieser hatte es sich anders überlegt wollte unbedingt vor ihnen in der Küche sein. Melzer ließ sich auf den ersten Stuhl, der am nächsten zur Tür stand, fallen, um etwas theatralisch aufzustöhnen.

      Wie sie jeden Tag diese Treppen laufen können, bleibt mir ein Rätsel versuchte er anerkennend bei Beiden zu punkten, um bei dem folgenden Gespräch eine lockere Atmosphäre zu erzeugen.

      Dies hinderte die Gastgeberin jedoch nicht, ihm ihre Sicht der Vorkommnisse darzulegen. Ohne eine Pause zu machen versuchte sie zu erklären, wie ihr Lebensgefährte im Zusammenspiel mit ihrem Hund Waldemar das Bein gefunden hatte.

      Melzer unterbrach den Wortschwall, eine Erzählung aus zweiter Hand würde ihm hier nicht weiter helfen. Deshalb wandte er sich an den jungen Mann.

      Herr Heller Sie haben doch das Bein