Eomée Wächter

So weit weg uns doch ganz nah


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umzudrehen, um die vielen Wege, die sich mir zeigen, zu erkennen, wahrzunehmen,zu gehen, mit deinem wunderbaren Bruder Robin und unserem lieben Hund Sammy. Doch ich bin blockiert vor Schmerz und Ratlosigkeit. Mein Mutterherz brennt lichterloh und ich hoffe, dass das schmerzende undefinierbare Feuer mit der Zeit kleiner wird.

      Dieser Weg, der für uns, für dich, Robin, Sammy und mir zusammen bestimmt war, ist nun versperrt. Eine große Mauer – kein Durchkommen mehr. An dieser Wand stehe ich nun, bräuchte mich nur umzudrehen, doch die vielen Erinnerungen, dein wundervolles erfülltes Leben, dein Lachen, deine Stärke, dein Optimismus, lassen es nicht zu. Der Schmerz nagt in meinem Mutterherzen, Schmerzen, die nicht zu beschreiben sind. Du bist gegangen, viel zu schnell, zu jung. Unbegreiflich, unfassbar. Ich versuche nicht mehr zu fragen „Warum“?

      Du hattest deinen Lebensplan gesteckt, geplant und dich darauf gefreut. Deine große Lebensfreude spiegelte sich stets in deinen Augen. Dein Ziel: Neuseeland.

      Von dort habe ich dich im Januar 1994 mitgebracht, als wir, dein Vater und ich, aus einem langwöchigen Urlaub zurückkamen. Und dorthin wolltest du wieder – zu deinem Ursprungsland Neuseeland. Ich stehe an der großen Mauer und ich verspreche dir, dass ich mich baldigst umdrehe, mit Robin an der Hand und Sammy an der Leine unseren neuen Weg zu gehen. Dich stets in unserem Herzen begleitend, Du – unser Schutzengel auf unserem neuen Weg. Es werden uns deine Freunde, unsere kleine Familie und viele liebe Freunde begleiten, dessen bin ich mir sicher und dankbar dafür.

      Mein Verstand will es nicht begreifen, was geschah, deswegen spreche ich aus meinem Mutterherzen. Ich liebe dich bis in alle Ewigkeit, verspreche dir, dass wir nicht mehr viel weinen werden, denn du warst ein lebensfroher und mutiger junger Mann, von Kindheit an hast du gestrahlt. Deine Augen – deine Seele – deine Liebe. Ich, wir alle werden das niemals vergessen immer daran denkend.

      Du hast wundervolle zwei Brüder, Robin und Fabian, wunderbare Freunde, eine kleine Familie und schier endlose Bekannte und Wegbegleiter um dich herum, sie lieben dich, sie schätzen dich, deine Worte, Ideen und Wirken. Ich spreche in der Gegenwart, denn es gibt keine Vergangenheit oder Zukunft. Es gibt nur das HIER und JETZT!

      Ich weiß, du fehlst ihnen allen sehr, auch sie werden dich im Herzen tragen, auch Kraft daraus schöpfen, wenn sie eine Mauer vor sich stehen haben.Dann wirst du da sein, ihnen helfen, sich umzudrehen, ihnen den Weg zeigen, ihnen Mut zusprechen über ihr Herz. Dein Lebenswille, deine allumfassende Liebe, das wird uns Kraft geben, den neuen Weg zu gehen. Bald! Nicht jetzt! Nicht heute!! Wir lieben dich und ich danke dir für die wundervollen doch sehr kurzen Jahre, so ereignisreich, voller Erlebnisse … daran werden wir alle Kraft schöpfen können.

      Ich danke all den Freunden, Bekannten, die nun hier sind, auch den Wegbegleitern, die nun in Gedanken bei uns sind, weil sie aus verschiedenen Gründen heute nicht hier sein können.

      Timo, du wirst auf einer anderen Ebene uns begleiten, uns stärken, uns Mut zusprechen, vielleicht sogar in unseren Träumen – da bin ich mir sicher. Ich liebe dich, wir alle lieben dich.

      Du hast wahrlich dein Leben gelebt, in vollen Zügen, voller Heiterkeit, Optimismus und Freude. Und die letzten Wochen waren besonders für dich. Deine beiden Brüder wissen das zu schätzen, zu ehren und in Erinnerung zu behalten.

      Ich habe mir für dich einen Spruch von Erich Fried ausgesucht, dessen letzter Satz auf deiner Tafelinschrift am Grab wieder zu erkennen ist. Ich habe mir erlaubt, ihn zu erweitern. Es geht um die LIEBE, die bedingungslose große weite Liebe, die du in Überfluss versprüht hast mit großer Freude:

      Es ist Unsinn, sagt die Vernunft

      Es ist was es ist, sagt die Liebe.

      Es ist Unglück, sagt die Berechnung

      Es ist nichts als Schmerz sagt die Angst

      Es ist aussichtslos sagt die Einsicht

      es ist nicht erklärbar, unfassbar, sagt der Verstand

       Es ist was es ist, sagt die Liebe.

      Es ist lächerlich sagt der Stolz

      Es ist leichtsinnig sagt die Vorsicht

      Es ist unmöglich sagt die Erfahrung

       Es ist was es ist sagt die Liebe

      Ich wünsche mir, dass du deine Reise fortsetzt, auch wenn wir das Ziel nicht kennen, es reicht, wenn du es weißt und du glücklich bist.

      Wir lieben dich und tragen dich in unserem Herzen. Ich liebe dich und ich danke dir für die wundervolle liebevolle Zeit mit dir.

      Deine Mum.

      Es war still in der Halle, ich legte meine Zettel beiseite und ging zur Urne. Herr Baumüller überreicht dich an mich. Ich nahm dich fest in meine Arme, ein letztes Mal, ganz fest, wollte dich nicht mehr loslassen. Ein letzter Kuss auf die Urne an dich. Langsam, sehr langsam gingen wir hinaus zum Baum, jede Sekunde mit dir nochmal vereint, in meinen Armen … dann kamen wir an und ich musste dich endgültig loslassen, endgültig! Dein Vater übernahm dich und senkte dich sacht und sanft in die Erde, ein rotes Herz legte ich noch vorher oben auf.

      Viele Menschen waren da, begleiteten dich auf deinem letzten Weg, viele Umarmungen, doch wer alles da war, daran kann ich mich nicht mehr erinnern. Man möge mir verzeihen.

      Nun war es soweit, dich hier zu lassen, ohne dich auf deine Homeparty zu gehen, die ich dir versprochen hatte. Ich bat dich, dennoch bei uns zu sein, auf deine Art und Weise.

      Wir fuhren zu einer anderen Kirche, die einen großen Raum daneben hatte, den man anmieten konnte.

      Alle Tische waren schön geschmückt mit Blumen, ein großes Buffet war aufgestellt, jeder deiner Freunde brachte was mit. Mützi, Max und Michi und andere Freunde organisierten eine Dia-Show an einer Leinwand, spielten deine Musik ab und schon war sie da – deine Homeparty mit all deinen Freunden, viel mehr, als du in unserem Haus hättest je einladen können. Der Saal war voll.

      Auf einem anderen Tisch stellte ich Bilder von dir auf, deine erste kleine Lederhose, die du mit einem Jahr an deinem Geburtstag getragen hast, lag daneben. Spielsachen von dir und jeder konnte nochmal dorthin und dein kurzes Leben betrachten. Als dann ein Bild umfiel, obwohl niemand in der Nähe war, wusste ich, du bist da, du freust dich, dass deine Mum deinen letzten Wunsch erfüllen konnte, wie immer, mein Großer, wie immer …

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