Sven Röhr

Geschichten von Jar


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nicht alleine. Ich brauche dich, sonst schaffe ich es nicht.“

      Ricarda gab ihrer Tochter einen Kuss auf ihre Haare und streichelte den Kopf.

      „Ich bin ja bei dir. Und das bleibe ich auch. Seit dieser Kunde schwirrt mir der Kopf. Jar hier, Jar da. Ich muss auch erst einmal alles sortieren.

      Sie musste lächeln.

      „Aber wenigstens verstehe ich nun, was alle reden und ich brauche nicht mehr so dümmlich zu grinsen.

      Beide lachten.

      Johanna löste sich und stieg in die bereitgelegten Kleider.

      Es wurde an der Tür geklopft. Johanna bat den Störenfried herein. Es war Willehad. In seinem Gefolge waren drei Diener, die einen Wagen fuhren, der voll war mit allerlei Köstlichkeiten. Er verbeugte sich vor Johanna und Ricarda.

      „Majestät. Sie wünschen zu speisen? Ich habe Ihnen eine Auswahl der Küche vorfahren lassen. Ich denke, eure Majestät wünschen in Ruhe und alleine zu speisen. Haben Sie noch einen Wunsch?

      Er schaute erwartungsvoll von Johanna zu Ricarda.

      „Ja, Willehad. Unsere Zofen werden von allen weiteren hier im Schloss ausgenommen. Ich möchte nicht, dass sie in weitere Arbeiten eingebunden werden. Es werden schwere Zeiten kommen. Und es wird Zeiten geben, da brauche ich sie. Vielleicht könnten es einige als Schwäche auslegen, aber ich denke, das Ende wird zeigen, ob es so war. Schickt bitte Loussana zu mir.

      Willehad schaute auf Johanna.

      „Schwäche, Eure Majestät? Wer sich selbst kennt und weiß, wann er Hilfe benötigt, ist nicht schwach, er ist stark und vor allem weise. Euer Volk wird es auch so sehen. Wir hatten leider zu viele, die gedacht hatten, sie stünden über ihren Kräften. Nein, Majestät, Euer Volk weiß es und niemand wird Euch Schwäche unterstellen wollen.

      Willehad verbeugte sich tief und zog sich zurück.

      „Ich werde Eure Zofe zu Euch schicken.

      Damit schloss er die Tür hinter sich. Ricarda schaute zu ihrer Tochter.

      „Johanna, bist du sicher, dass du diesem allen auch wirklich gewachsen bist? Du bist erst 18 und jeder erwartet von dir hier Wunderdinge. Ich mache mir wirklich Sorgen um dich.

      Johanna drückte ihre Mutter fest an sich.

      „Nein, solange du bei mir bist werde ich es schaffen. Also bitte verlasse mich nie. Ich weiß, dass dort draußen Kel ist. Er, Katja und Whin haben die wirklich schweren Aufgaben vor sich. Den Krieg werde ich nicht führen, aber ich habe Angst vor ihm. Angst davor, was kommt. Angst davor, so viele Menschen sterben zu lassen.

       Welche Entscheidungen ich auch treffen werde, es wird Menschenleben kosten. Du musst bei mir sein, da ich mich davor fürchte sonst zu versagen. Zu versagen auch in dem Sinne die richtigen Befehle zu geben. Ich habe das Gefühl, dass Katja diese Angst nicht hat.

      Weißt du eigentlich, dass sie eine Wanderin ist? Was ist denn mit ihrem Vater? Was weißt du noch über ihn? Ach, das soll mir jetzt auch egal sein. Ich möchte erst einmal etwas essen.

      Es klopfte an der Tür und Loussana betrat den Raum. Sie verbeugte sich tief vor den Beiden und blieb vor Johanna stehen.

      „Hast Du heute eigentlich schon etwas gegessen, Loussana?

      Johanna schaute sie an.

      „Nein, Majestät. Ich bin noch nicht dazu gekommen.

      „Das habe ich mir schon fast gedacht.

      Johanna musste lächeln.

      „Dann nehme bitte Platz und iss mit uns. Ich möchte dir einige Fragen zu meinen Eltern stellen.

      Ricarda fühlte sich, als ob ihr jemand einen Dolchstoß versetzte. Sie wusste ja, dass Johanna nicht ihre Tochter war, aber es tat sehr weh, es so hart vorgesetzt zu bekommen. Johanna hatte es bemerkt. Sie lächelte Ricarda an, als sie ihr an den Arm fasste.

      „Keine Angst, du bist meine Mutter. Auch, wenn es nicht biologisch ist. Aber ich sollte doch etwas über meine richtigen Eltern erfahren. Wer sie waren und vor allem, wie sie waren.

       Das hat nichts mit dir zu tun. Auch, wenn du nicht meine wahre Mutter bist, hast du mich zu dem gemacht, was ich bin. Die anderen haben mich nur gezeugt. Ich glaube, man erwartet es auch von mir, dass ich mich damit beschäftige.

      Ich möchte sehr gerne, dass du mich begleitest, wenn ich ihre Gräber besuche. Ich möchte, dass meine Mutter dabei ist.

      Ricarda schaute Johanna überrascht an. Sie merkte, dass ihr diese Rede gut tat. Sie lächelte Johanna an.

      „Natürlich werde ich dich begleiten, denn auch ich bin sehr daran interessiert. Schließlich möchte ich ja auch gerne wissen, wessen Kind ich so sehr liebe und aufgezogen habe. Ich spüre jetzt ebenfalls einen fürchterlichen Hunger.

      Loussana, würdest Du mir bitte die Früchte und das Brot herüber reichen?

      Loussana schaute Ricarda ängstlich an und tat, was ihr befohlen wurde.

      „Kleines, sei nicht so schüchtern. Lass mal für eine Stunde die Majestäten weg und iss in Ruhe mit uns. Oder sehen wir so aus, als ob wir beißen würden?

      Ricarda lachte laut auf, als sie diese Worte sprach. Loussana schüttelte mit dem Kopf und langte dann auch zu. Sie tat sich etwas Braten, Obst und Brot auf den Teller.

      So aßen die drei gemütlich an der Tafel und redeten über die Könige vor Johanna. Loussana war eine gute Erzählerin und Johanna und Ricarda hörten ihr gespannt zu. Ab und an stellten sie Fragen, die Loussana so gut es ging beantwortete. Sie verlor so langsam ihre Scheu vor den beiden Frauen und taute langsam aber sicher auf. Sie lachte mit ihnen und ab und an scherzte sie auch mal. Es tat ihr richtig gut.

      Sie merkte, dass sie die Prinzessin und ihre Mutter sehr liebte. Sie waren so ganz anders, als man es ihr lehrte. Sie waren nicht streng und fordernd. Nein, sie behandelten sie sogar wie eine der ihren. Es kam ihr eher so vor, als wäre sie unter guten Freunden. Daher genoss sie dieses Essen über alle Maßen.

      Als sie mit dem Essen fertig waren, wollte Loussana aufstehen und die restlichen Speisen abräumen. Doch Johanna gab ihr zu verstehen, dass sie sitzen bleiben solle.

      „Du bist nur für mich persönlich da, Loussana. Und auch, wenn Du meine persönliche Zofe bist, möchte ich nicht, dass Du mir alles aus der Hand nimmst. Ich komme mir ja schon recht eigenartig vor, dass mir hier anscheinend jeder alle Arbeit abnehmen will. Lasse ich das zu, dann werde ich nur zu faul und vergesse zu schnell, wer ich wirklich bin.

      Wir werden einfach sitzen bleiben, weiter reden und das Geschirr da lassen, wo es ist. Ich denke nicht, dass es von selbst wegläuft.

      Alle drei lachten vergnügt.

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