Sven Röhr

Geschichten von Jar


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dunklen Ländern Verbündete zu finden. Nein, ich möchte nicht, dass du dich in so eine Gefahr begibst. Kel und Whin leben mit der Gefahr, aber ich habe Angst um dich. Du bist meine Schwester. Ich könnte die ganze Zeit an nichts anderes denken.“

      Johanna sah Katja verzweifelt an. Doch die schüttelte nur mit dem Kopf und gab Johanna einen dicken Kuss.

      „Schnickschnack. Hanna, ich liebe dich aber was sollte ich hier machen? Auch, wenn Kel und Whin es schaffen würden, so würden sie viel Zeit verlieren. Zeit, die wir eventuell nicht haben werden. Nein, ich werde mit ihnen gehen, denn ich habe das Gefühl, dass es genau das ist, was ich tun muss.

      Sie schaute zu den Wanderern und diese nickten voller Bewunderung den Kopf.

      „Also, Kleiner, das ist eine wundervolle Familie. Die Kleine ist der absolute Wahnsinn. Ein richtiger kleiner Dickkopf mit einem großen Herzen.

      Einar lächelte mild und schaute zu Katja. Diese funkelte ihn an.

      „Ja - und zwar ein richtiger Dickkopf, wie Du noch oft bemerken wirst, Du großer Bär.

      Katja boxte ihm sanft in die Seite. Einar musste laut lachen.

      Einar wandte sich an Johanna und Ricarda und sagte:

      „Diese Kleine ist in den besten Händen, die ihr Euch vorstellen könnt. Wenn ich könnte, würde ich alleine schon wegen ihr mit reiten. Sie ist eine wahre Wanderin.

      Bei diesen Worten zuckten Ricarda und Tom unwillkürlich zusammen. Beide sahen zunächst sich verdutzt an und dann Katja. Diese stand stolz da. Sie empfand Einars Worte als eine große Ehre. Nun trat Whin vor.

      „Sei gegrüßt, Schwester. Komme nun mit mir, Du sollst Dein Pferd bekommen. Bedenke, dass nicht Du Dein Pferd aussuchst, sondern das Pferd wird Dich aussuchen. Ihr werdet ein Bund für Euer Leben eingehen, so wie wir auch. Also, komm und folge mir.

      Katja sah zu Kel-Nor und Ricarda. Diese nickten mit schwerem Herzen und Kel-Nor lächelte, als er sie ansah.

      „Nun, anscheinend haben die Wanderer eine neue Schwester bekommen. Und, wahrlich, es ist eine sehr Würdige. Gehe mit Whin, Kleines. Wir sehen uns nachher.

      Katja ging zu Johanna und nahm sie fest in den Arm. Sie murmelten etwas und dann gaben sie sich einen Abschiedskuss. Als Katja sich von Ricarda verabschiedete, schossen ihr Tränen in die Augen. Dennoch zeigte sie sich tapfer und gab ihrer Tochter einen langen Kuss auf die Stirn. Diese drehte sich nun zu Einar um.

      „Und Du, Großer, wirst Dich um meine Familie kümmern, ansonsten bekommst Du es mit mir zu tun.

      Diese eher frech klingenden Worte meinte sie nicht so. Sie lächelte Einar verschmitzt an, der sich auf Katjas Spiel einließ und erschrocken tat.

      „Da werde ich ja wohl in Angst leben müssen.

      Katja und auch Einar mussten laut lachen.

      Katja wandte sich Whin zu und beide gingen in Richtung des Schlosses. Kel-Nor schaute den beiden nach. Ein Gefühl von Stolz durchströmte ihn. An Ricarda gerichtet sagte er:

      „Zwei wundervolle Töchter hast du. Beide sind wunderschön und stolz. Ganz wie ihre Mutter.

      Er winkte den Wachen zu, die in einiger Entfernung standen. Sie kamen herüber.

      „Bringt die Prinzessin und ihre Mutter ins Schloss. Seht zu, dass es ihnen an nichts mangelt. Dieser Riese hier wird für ihren persönlichen Schutz zuständig sein. Also hört auf das, was er sagt, ansonsten wird er ganz böse.

      Nein, im Ernst, er hat freien Zugang zu allen Teilen des Schlosses. Ihr, Hauptmann Bender, seid mir dafür verantwortlich, dass es alle Männer erfahren. Außerdem wird er, mit der Wanderin, weiterhin die Ausbildung Eurer Männer mit übernehmen. Ich befürchte, es steht uns ein großer Krieg bevor. Und ich möchte, dass Eure Männer nicht blind in etwas hineingeraten und unnötig ihr Leben verlieren.

      Der Hauptmann der Wache sah Kel ernst an.

      „Ich werde mich persönlich und sofort darum kümmern. Meine Männer würden mit Freuden ihr Leben für die Prinzessin lassen.

      Tom musste lächeln.

      „Euer Eifer in Ehren, aber jedes Leben ist kostbar. Daher sollte auch jedes, so gut wie es geht, geschützt werden. Der Prinzessin nützt es nichts, wenn sie kein Volk mehr hat. Also seht zu, dass Eure Männer mitmachen. Es wird hart werden, aber es wird Euer Leben verlängern.

      Kel wandte sich an Einar.

      „Großer, es wird kein Zwist zwischen uns geben. Ich werde wiederkommen, aber es wird nichts mehr so sein wie vorher. Das kann ich sehen. Also, verliere keine Zeit und versuche das Beste aus den Männern zu machen.

      Johanna und Ricarda waren bereits in die Kutsche gestiegen. Kel-Nor trat zu ihnen.

      „Ich werde nun gehen. Ich weiß Euch in den besten Händen, die ich mir vorstellen kann. Ricarda, Deine Tochter braucht Dich nun wie noch nie zuvor. Stehe ihr bei, wie Du es immer getan hast. Sie braucht eine starke Mutter, denn sie wird einige schwere Entscheidungen treffen müssen. Aber, das muss sein. Leider kann ich nicht bei Euch bleiben.

      Einar wird Euch zur Seite stehen. Und Ihr, Prinzessin, Ihr solltet schön auf Eure Mutter hören. Ebenso auf Einar. Ihr habt noch nicht alles, was nötig ist, aber er wird es Euch lehren.

      Ricarda saß mit feuchten Augen in der Kutsche und sah Kel-Nor traurig an.

      „Ricarda, wir werden uns wieder sehen. Ich weiß nicht wann es sein wird, doch ich werde wiederkommen. Mit Katja. Sie wird sicher sein. Auch, wenn diese Menschen hier Angst vor den dunklen Ländern haben, wir Wanderer sind auch dort zu Hause. Man kennt und respektiert uns dort. Sogar noch eher, als hier. Also, mache Dir um sie keine Sorgen.

      Ricarda nahm seinen Kopf in ihre Hände.

      „Ich mache mir keine Sorgen um Katja, denn sie ist bei dir in den besten Händen. Ich mache mir Sorgen um dich. Aber damit werde ich wohl immer leben müssen.

      Sie gab ihm einen Kuss und Einar stieg in die Kutsche. Kel-Nor löste sich von Ricardas Umarmung und gab dem Kutscher ein Zeichen.

      Die Kutsche setzte sich in Bewegung und Kel-Nor winkte den Dreien nach. Eine seltsame Leere erfasste ihn. Er sah sich um. Die Menschenmenge unten im Park war dabei sich zu zerstreuen. Überall bildeten sich zwar kleine Gruppen um über das, was passierte, zu reden, aber der Großteil ging wieder zu seiner Arbeit oder nach Hause.

      Die Kutsche entfernte sich. Er war alleine. Etwas, was er sein ganzes Leben gewesen war und was er immer wollte. Doch diesmal war es anders. Er empfand das Gefühl aufspringen zu müssen und der Kutsche nachzurennen. Gedankenverloren sah er ihr hinterher.

      Auf einmal hörte Kel hinter sich Hufe auf das Pflaster schlagen. Er schaute auf und drehte sich um. Whin und Katja kamen auf ihren Pferden angeritten.

      Daneben lief noch ein weiteres Pferd. Fenta. Ein stolzes und großes Pferd. Kels Partner und Reitgefährte. Niemals würde er es als Reittier bezeichnen. Es wieherte laut auf, als er Kel sah, doch Kel staunte nicht schlecht, denn Katja saß auf einem riesigen schwarzen Rappen.

      Er überragte Fenta und Sinah, Whins Reitgefährtin um einiges. Es war Heral, ein wahrer König der Pferde.

      Die Wanderer schlossen ein Bündnis mit ihren Reitgefährten. Sie nahmen sich die Pferde nicht einfach, sondern beide suchten sich gegenseitig aus. Und Heral hatte noch nie jemanden akzeptiert.

      Aber nun trug er ein elfjähriges Mädchen auf dem Rücken. Kel hatte schon immer