Jemal Nebez

Der kurdische Fürst MĪR MUHAMMAD AL-RAWĀNDIZĪ genannt MĪR-Ī KŌRA


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Gesetzgebung)“ des sunnitisch-ägyptischen Gelehrten al-Ḫūḍarī Beg118 stellt einen kurzen Überblick über die Geschichte der islamischen Gesetzgebung dar. Es diente mir als Beleg bei der Zitierung aus diesem Sachgebiet. Dieses Buch ist im Vergleich mit anderen Werken über das gleiche Thema als systematisch und konzentriert zu bezeichnen.

      5. Türkische Texte

      Aus der osmanisch-türkischen Literatur habe ich verwendet:

       „Sālnāme-i Vilāyet-i Muṣul (Jahrbuch der Provinz Mossul)”. Der Verfasser Tevfiq Fikret119 (geb. 1867) erzählt die Geschichte der Beseitigung Mīr-ī Kōras. Diese Quelle ist insofern wichtig, als sie die Ereignisse gestützt auf offizielle Quellen der osmanischen Regierung darstellt.

       Das „Siğill-i ‘Uṯmānī (Osmanisches Verzeichnis)“ ist ein wichtiges biographisches Lexikon über osmanische Persönlichkeiten. Darin ist jedoch nur eine kurze, allerdings wichtige Angabe über Sturz und „Absetzung“ von Mīr-ī Kōra, nämlich das Jahr des Sturzes bzw. der „Absetzung“ Mīr-ī Kōras. Der Verfasser dieses Lexikons war Mitglied der osmanischen höheren „Ma‘ārif Meğlisi“. Es ist in 4 Bänden in Istanbul erschienen.120

       Das „Siyāḥetnāme“ von Evliyā Čelebi121, der 1065h. (1654) Kurdistan bereiste, enthält verschiedene Berichte über die Politik des osmanischen Reiches gegenüber den kurdischen Emiraten. Das Werk stellt ferner eine gute Information über das osmanische Verwaltungssystem in Kurdistan dar und ist ein geographischer Führer für viele kurdische Gbiete. Als Reisebericht enthält es eine Menge wichtiger und interessanter Informationen.

       In diesem Zusammenhang ist das Werk „Ta’rīḫ-i Ğevdet (Geschichte Ğevdets)“ des bekannten osmanischen Wesir Aḥmed Ğevdet Pāšā (1822-1895) zu erwähnen. Es ist eine gute Quelle für die Beziehungen zwischen Osmanen und Qāğāren im 19. Jh. Aus diesem Werk habe ich einige Nachrichten über die erwähnte Zeit herausgezogen.122

       Ferner zitiere ich aus dem bekannten Lexikon „Qāmūs al-a’lām (Wörterbuch der hervorragenden Persönlichkeiten)“123 einige Male, ebenso aus „Ta’rīḫ-i Na‘īmā (Na‘īmās Geschichte)“124 einige Nachrichten, die sich auf das Sōrān-Emirat im 18. Jh. beziehen.

      6. Persische Texte

      Eine der persischen Quellen, die aus der Regierungszeit der Qāğāren stammt und für diese Arbeit in Frage kommt, ist das bekannte „Nāsiḫ al-tawārīḫ-i –qāğāriyyah“ von Mīrzā Moḥammad-i Kāšānī لسان الملك 125. Diese Quelle enthält einige Nachrichten über die Beziehungen zwischen dem Qāğāren-Staat und dem Sōrān-Fürstentum. Sie ist leider nicht besonders zuverlässig. Da solche Kompilationen von denjenigen geschrieben wurden, denen vor allem daran lag, den Herrschern zu schmeicheln, ist der tatsächliche Ablauf der Ereignisse dabei oft verloren gegangen. Auf jeden Fall habe ich einige Angaben dieses Werkes, allerdings sehr vorsichtig und kritisch, mit aufgenommen.

      Auch das Werk von Maḥmud Maḥmud126 über die Beziehungen zwischen England und Iran im 19. Jh. ist für den Erforscher des Sōrān-Emirates im 19. Jh. interessant. Der Verfasser dieses Buches stellt diese Beziehungen dokumentarisch dar und zieht daraus ein Fazit. Einige dieser Auffassungen halte ich für nicht zutreffend und gefühlsmäßig. Jedoch ist das Buch als Ganzes eine schätzenswerte Arbeit über den Qāğāren-Staat in der betreffenden Zeit.

      7. Sonstige Texte

      In diesem Abschnitt folgen einige Quellen, die sich auf Völker beziehen, die nicht wie die Araber, Perser oder Türken staatspolitische Beziehungen zu den Kurden hatten. Drei von diesen Texten sind hier erwähnenswert:

      1 “The Kurds and their country” von Captain Waheed.127 Der pakistanische Oberst Waheed besuchte Kurdistan 1953 und gibt an, dass sein Interesse für die Kurden und ihr Land “purely academic“ sei.128 In seinem Buch sammelte er viele historische Tatsachen, aber sein fanatisch-islamischer Blickwinkel ist deutlich erkennbar. Waheed betrachtet alle kurdischen Aufstände im 19. Jh., darunter natürlich auch die Bewegung Mīr-ī Kōras, als gegen das Osmanische Reich, und auch die im 20. Jh., als „antimuslimische Pläne“: ”The increased and well planned activities of the enemies of the Mussalmans to great friction among Muslim people, thus dissipate their strength by making them fight between themselves“. Dies ist bei Waheed einer der vier wichtigsten “Faktoren”, der die kurdische Geschichte in der fraglichen Periode gekennzeichnet hat: ”… more important basic factors shape the history of the Kurdish people during the nineteenth and the early part of the twentieth century”.129 Dieses Urteil ist meiner Ansicht nach nicht zutreffend, da die Engländer das Osmanische Reich gegen Mīr-ī Kōra130, die europäischen Regierungen aber das Osmanische Reich gegen den Fürsten Badir Xān unterstützten.131 Es ist klar, dass sich die kurdischen Aufstände im 20. Jh. teilweise wie Šēx Maḥmuds Aufstände, gegen die Engländer richteten und mit Hilfe der Engländer niedergeschlagen wurden, wie die Sekretärin des englischen Konsulats in Bagdad, Gertrude Bell, bestätigt.132

      2 ”Kurds and Kurdistan“ von Arshak Safrastian.133 Der armenische Wissenschaftler und Politiker Safrastian hat versucht, seine langjährigen Erfahrungen mit den Kurden und eigene Forschungen niederzuschreiben. Als ein national und religiös unterjochter Armenier findet er nur bei den kurdischen Nachbarn, die Jahrtausende mit den Armeniern zusammengelebt hatten, Ansätze für eine produktive Zusammenarbeit. Deshalb ist sein Buch durchaus mit Sympathie für die Kurden geschrieben, wobei seine Feststellungen durchaus mit Sachargumenten belegt werden. Dieses Buch, das auch einige Nachrichten über Mīr-ī Kōra enthält, ist unerlässlich für jeden der über die Kurden forschen will.

      3 “The Kurds“ von Hassan Arfa.134 Der Verfasser war 1944-1946 Stabschef der iranischen Armee. Er kämpfte gegen jene Kurden, die am 22.1.1946 die Mahābād-Republik bzw. die Republik Kurdistan gegründet hatten. Als Aserbaidschaner hatte er wegen der geographischen Nachbarschaft mehr Kontakt zu den Kurden. Die geschichtlichen Informationen, die er in seinem Buch gesammelt hat, entsprechen zwar zum Teil historischen Tatsachen, jedoch sind einige seiner Stellungnahmen nicht objektiv, z. B. die auch hier auftauchende „freudige Bekehrung der Kurden zum Islam“.135 Die Behandlung politischer Probleme der Kurden ist teilweise einseitig und lässt teilweise ein abschließendes Urteil vermissen. Die Nachrichten über Mīr-ī Kōra sind knapp.

      III. EINLEITUNG

      1. Überblick über die Geschichte von Sōrān bis Muṣṭafā Beg

      Nach den Quellenberichten zerfällt die Geschichte des Sōrān-Emirates in drei Abschnitte:

      Der erste reicht von der Gründung bis zur Regierungszeit von ‘Alī Beg (also 1005h. = 1596/7). Dieser Abschnitt wird im zurzeit ‘Alī Begs verfassten Šarafnāma136 ausführlich beschrieben. In diesem Šarafnāma, das die älteste Quelle sein dürfte, die über die frühe Zeit dieses Emirates berichtet, wird die Gründung behandelt und der Name „Sōrān“ volksetymologisch erklärt. Danach soll ein adliger Araber aus Bagdad namens „Kalōs“137, der in dieses Gebiet flüchtete und dort als Schäfer sein Leben fristete, drei Söhne gehabt haben. Einer davon namens ‘Īsā soll die Gelegenheit ausgenützt haben, sich zum Mīr zu erklären. Da die Umgebung der Festung Rawāndiz138 aus rotem Stein bestand und ‘Īsā und seine Anhänger zu Anfang deren Mauern durch Überklettern bezwangen, erhielten sie den Namen „Sang sōrḫī سنگ سرخی (die Männer der roten Steine)“.139 Dass die Kurden ihren Stämmen und ihre Führer, oft auch Nichtkurden (wie Persern), arabische Herkunft beigelegt haben, ist eine bekannte Tatsache.140

      Die Angaben bei anderen Geschichtsschreibern wie Zakī141, Mukriyānī142, Durrah143, Nikitine144 sind lediglich Wiederholungen des Šarafnāma, woraus zu schließen ist, dass auch diese Geschichtsschreiber und Autoren sich in Ermangelung anderer Berichte allein auf das Šarafnāma stützen konnten.

      Rōžbayānī