Jonathan Alnish

Der Klan


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      Der Klan

      Von Jonathan Alnish

      Kapitel I.

      Der Klan

      Im Jahre 2980 war die Erde ein zerstörter Planet. Die Menschheit hatte ihren Heimatplaneten längst verlassen und zuerst das eigene Sonnensystem besiedelt soweit das möglich war und war dann in andere Sonnensysteme aufgebrochen.

      Im Laufe der Jahrhunderte kristallisierten sich die ersten Anpassungen an die veränderten Lebensbedingungen auf den fremden Planeten heraus. Andere Schwerkraftverhältnisse, eine veränderte Zusammensetzung der atembaren Atmosphäre, klimatische Veränderungen, die Menschen passten sich biologisch an die neuen Bedingungen an.

      Es entstanden neue Kulturen, die sich diametral von den Kulturen auf der Erde unterschieden, neue Religionen entstanden.

      Als die letzten riesigen Auswanderschiffe die Erde verließen, hinterließen sie einen ausgebrannten, ausgeplünderten und fast lebensfeindlichen Planeten. Die wenigen Millionen Menschen die auf der Erde aus den unterschiedlichsten Beweggründen zurückblieben, versuchten aus dem, was man ihnen zurückgelassen hatte das Beste zu machen. Einigen gelang es, andere fielen in die Barbarei zurück, wieder andere starben, an Hunger, Krankheiten und an den feindlichen Lebensumständen.

      Das Klima der Erde hatte sich etwa ab 2050 dramatisch verschlechtert. Die Polkappen waren restlos abgeschmolzen, der Pegel der Weltmeere hatte sich um viele Meter gehoben. Riesige Landgebiete verschwanden innerhalb weniger Jahre im Meer. Stürme, Tornados, Hurrikane, Erd- und Seebeben verwüsteten die übrig gebliebenen Länder. Die großen Industrienationen begannen mit dem Bau von gigantischen Auswanderschiffen in den Umlaufbahnen von Erde, Mond und Mars. Der Exodus begann und dauerte fast 400 Jahre . . .

      Im Jahre 2980 war die Erde ein Glutofen, die Erde verbrannt, riesige Flächen wurden innerhalb weniger Jahre zu Wüsten, der ganze Süden Spaniens und Südfrankreichs war Wüste, ebenso Süditalien, Griechenland und die Türkei. Nur im Norden des Planeten und im äußersten Süden waren noch Gebiete, in denen man leben konnte weil hier Land- und Viehwirtschaft betrieben werden konnte, hier waren die Temperaturen noch halbwegs erträglich.

      Die Jahreszeiten waren nicht mehr vorhanden, es gab nur noch an den Polen einen erkennbaren Winter und der Frühling zeigte sich nur durch sintflutartige Regengüsse.

      Mit der zerstörten Erde schwanden auch die landwirtschaftlich nutzbaren Flächen und die zurückgebliebenen Menschen wurden durch Hunger weiter dezimiert.

      Die Nationalstaaten der Erde hatten aufgehört zu existieren, die überlebenden Menschen schlossen sich zu Stämmen und Gruppen zusammen.

      In Norwegen hatte sich eine große Gruppe von Menschen schon während der Auswanderwellen zusammengeschlossen. Sie hatten sich von vorneherein entschlossen auf der Erde zu bleiben und darauf eingestellt hier zu überleben. Im Hardangerfjord richteten sie sich ihre neue Heimat ein. Sie waren sich im Klaren darüber, dass sie sich hier auch gegen andere Zurückgebliebene auf der Erde abschotten und notfalls verteidigen mussten. Sie riegelten den riesigen Fjord ab und sprengten sich ihre Wohnanlagen in die steilen Felsen. Sie errichteten gigantische Wasserkraftwerke, die sie mit ausreichend Energie versorgten.

      Die südlichen Gebiete des Fjords wurden zu riesigen landwirtschaftlich genutzten Flächen. Hier wurde Ackerbau- und Viehzucht betrieben, eine eigene Gruppe, die unter dem Schutz der Gemeinschaft die sich 'Der Klan' nannte wurde hier angesiedelt.

      Man bewaffnete sich bis an die Zähne und legte Arsenale und gigantische Vorräte an. Alles wurde gehortet und gespeichert. Technik, Waffen und Munition, Fahrzeuge, Schiffe, Helikopter und Gleiter. Ein eigener Shuttle ermöglichte Flüge zu den Raumstationen und zum Mond aber auch Flüge in der Erdatmosphäre. Rechenanlagen mit enormen Speicherkapazitäten wurden in den herausgesprengten Stollen installiert, auf denen das gesamte Wissen der Menschheit gespeichert war, aber auch simple Konstruktionszeichnungen von Kaffeemaschinen oder Kühlschränken.

      'Der Klan' überlebte komfortabel. Man schottete sich brutal gegen alles ab. Wer später in den Klan aufgenommen werden wollte, musste besondere Fähigkeiten mitbringen, die für die Gemeinschaft von Nutzen war. Er musste also auf einem für den Klan nutzbaren Gebiet ein Fachmann sein. Ein von Anfang an integriertes Schul- und Ausbildungswesen sicherte dem Klan über die nächsten Jahrhunderte das Wissen um die Anlagen, Waffen, Fahrzeuge und Fluggeräte zu bedienen und auch zu warten und zu reparieren. Ein eigenes Forschungszentrum sicherte den technischen Fortbestand des Klans.

      Vor zweihundert Jahren kamen die ersten 'Besucher' der Auswanderer mit großen und schnellen Raumschiffen wieder auf die Erde.

      Sie suchten den Kontakt mit den 'Ureinwohnern' der Erde, nicht zuletzt um Handel mit ihnen zu treiben. Natürlich hatte auch 'Der Klan' intensiven Kontakt mit den unterschiedlichsten 'Besuchern' aus den Kolonien.

      'Der Klan' war von Anfang an nicht als demokratische Einrichtung gedacht, weil man Bedenken hatte, dass sich das in der schlimmen Zeit der Anfänge bewähren würde.

      Man hatte einen Klanführer vorgesehen, der mit absoluten Machtbefugnissen ausgestattet war. Der Klanführer wurde auf Lebenszeit gewählt und wurde erst nach seinem Tot durch einen neuen Klanführer ersetzt, der von der Gemeinschaft gewählt wurde, wobei der alte Klanführer noch vor seinem Tod einen Klanführer zu seinem Nachfolger bestimmen konnte, sehr oft ein Sohn.

      Zurzeit war Carl Christian Thorensen der Chef und das bereits seit 30 Jahren. Er hatte zusammen mit seiner Frau Elena zwei Kinder, Jana und Hermann.

      Carl + Elena

      Carl Thorensen bereitete Jana, seine Älteste Tochter auf seine Nachfolge vor. Probleme gab es allerdings, in der über 500jährigen Geschichte des Klans hatte es noch nie einen weiblichen Anführer gegeben . . .

      *

      Sigmund Taylor, alle nannten ihn nur ,Taylor' schob langsam den großen Hebel auf ,On' und die Palette der Lämpchen, Anzeigen und Bildschirme an der großen Wand erwachten zum Leben.

      Die beiden Androiden sahen ihn ausdruckslos an, als er »Yeahhh« losbrüllte, als die Balkenanzeige der Leistung kontinuierlich nach oben stieg.

      Er drückte auf einen Sensor an seinem Unterarm und sprach in sein Headset »Carl, die Turbine I läuft wieder, wir haben in 10 Minuten wieder 100 Prozent.«

      »Ausgezeichnet» kam es sofort zurück,« gratuliere, Taylor. Warum ist das Ding denn nun wieder ausgefallen, hast du dir da ein Bild machen können.«

      »Taylor sieht schlecht aus«, stellte der Klanchef fest, behielt das aber für sich. Nichtsahnend, dass seine Tochter Jana für die ungesunde Gesichtsfarbe seines Mitarbeiters verantwortlich war. Beide waren seit einigen Wochen zusammen gezogen und Jana forderte von Taylor alles im Bett.

      »Ja, die beiden Androiden haben an der Staustufe extrem viel Fremdmaterial entfernen müssen. Wir müssen dafür sorgen, dass die ,Farmer' wenn sie Bäume fällen nicht alles an Abfällen in den Fjord kippen. In der Regel soll das von den Gittern vor der Turbine aufgefangen werden, aber diesmal waren regelrecht Baumriesen dabei, die teilweise die Gitter durchschlagen haben. Wir haben einen regelrechten 'Pfropfen' sprengen müssen.«

      »Okay, ich werde Haron von den ,Farmern' ein paar eindringliche Takte erzählen. Carl Ende.«

      ,Farmer' so nannte der ,Klan' seine landwirtschaftliche Gruppe, die außerhalb der eigentlichen Gemeinschaft große Landwirtschaftsflächen bewirtschafteten und auch für die Viehhaltung zuständig waren. Sie lebten in Farmen oder Bauernhöfen außerhalb des Fjordgebietes und führten ein relativ selbständiges Leben. Beide Gruppen waren natürlich voneinander extrem abhängig und respektierten das auch. Die ,Farmer' brauchten den Schutz des Klans, technische Unterstützung, Energie und Treibstoffe. Der 'Klan' erhielt von den ,Farmern' Nahrung, Gemüse, Obst, Kartoffeln, Milch, Käse und vor allem Fleisch.

      *

      »Hallo Vater hier ist Jana, bitte melde dich«, ich ließ die Sprechtaste los und wartete auf eine Antwort die überraschend schnell kam.

      »Jana,