Jonathan Alnish

Der Klan


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diese Fähigkeit bei einigen Menschen sofort funktionierten sowie ich sie berührte, bei anderen Menschen war Totenstille, ich spürte nichts bei ihnen, wie zum Beispiel bei meinen Eltern, bei meinem Bruder war ich regelrecht in seinem Gehirn, wenn ich ihn berührte. Er vermied es seit seinem fünften Lebensjahr mich zu berühren, weil ich ihm einmal in einem Anfall von Ehrlichkeit alles erzählt hatte.

      Das was ich spürte waren nicht immer klare Gedankenstrukturen, oft waren es nur emotionale Signale wie Zuneigung, Liebe, Anerkennung, aber auch Hass und Abneigung, die ganze Skala menschlicher Emotionen, die auf mich einstürmten. Dann aber wieder konnte ich Gedanken erkennen, so klar, als hätte ich sie selbst formuliert. Im Laufe der Jahre lernte ich damit umzugehen. Niemand auf der Welt, außer Vater, Mutter und mein Bruder wussten davon und ich hatte mir geschworen, dass dies auch so bleiben sollte.

      Die schlimmsten Erfahrungen kamen dann, als ich in die Pubertät kam und Jungs sich für mich und ich mich für sie interessierte. Da begannen dann ganz neue Erfahrungen mit der PSI-Fähigkeit auf mich einzustürzen. Da waren dann Gedanken von Jungs auf einmal in mir wenn wir Knutschten oder auch bei Tanzen. Gedanken die sich mit meinen Brüsten, meinen Beinen, meinen Oberschenkeln und meinem Arsch befassten. Mit dem ersten Jungen mit dem ich Sex hatte, es war ein Schulfreund bei dem ich die Gedanken nicht lesen konnte, ich bin bis heute sicher, dass dies der Grund war, dass er mich deflorieren durfte.

      Ich sah meinen Vater erwartungsvoll an und lehnte mich im Sessel zurück.

      »Wir haben letzte Woche Besuch bekommen, du warst gerade mit der ,African-Queen' einen Tag raus, da landete ein Shuttle auf dem Plateau.

      Die Leute kamen aus dem Wega-System. Wir hatten schon einmal vor fast zwanzig Jahren Kontakt mit denen und waren eigentlich froh, als die wieder in ihr Schiff gestiegen sind und weg waren.«

      »Warum denn das«, fragte ich überrascht, »hatten die zwei Köpfe oder warum.«

      »Schlimmer«, war die überraschende Antwort meines Vaters.

      »Was? Was kann schlimmer als zwei Köpfe sein«, fragte ich entsetzt.

      Mein Vater lachte, »die Leute nennen sich 'Techmed' eine Kultur die eine mechanische und biologische Veränderung ihrer Körper fast zu einer Religion erhoben hat. Es gibt da ganz schlimme Ergebnisse, einige haben wir damals zu Gesicht bekommen.«

      »Ja und, wie muss ich mir das vorstellen«, fragte ich erstaunt.

      Mechanische Gliedmaßen, Arme, Hände, Füße, Implantationen von Zusatzmodulen am Körper, am Kopf, der reinste Horror. Das einzige was die noch nicht verändert haben, ist ihr Gehirn.«

      »Ja und was wollen die.«

      Mein Vater griff zum Schreibtisch und betätigte ein paar Tasten auf der integrierten Tastatur auf der Schreibtischoberfläche.

      Eine Minute später ging hinter mir die Tür auf und ich drehte mich um.

      Eine junge Frau trat in den Raum. Großgewachsen, blond, schlank, mit grazilen, katzenartigen Bewegungen kam sie herein. Als sie sich zu mir drehte, sah ich es, die ganze linke Seite ihres Kopfes, des Gesichts war künstlich, Eine filigrane Platte aus Metall. Sekunden später sah ich ihren rechten Arm, der ebenfalls künstlich war, aus dem gleichen verzierten Material wie an ihrem Kopf.

      »Darf ich dir Solair vorstellen, unser Besuch aus dem Wega-System«, stellte mein Vater sie mir vor.

      »Angenehm, ich bin Jana«, ich reichte ihr die Hand und zuckte etwas zurück, als sie mir den künstlichen Arm hinhielt und meine Hand ergriff.

      Ich zuckte nicht nur zurück weil mich ihr Implantat irritierte, sondern auch der Schwall von Gedanken und Emotionen, die auf mich einstürzten.

      Was für eine hübsche Frau, was für ein nettes Kind, das kann ja recht interessant hier werden, kam mir so klar wie selten entgegen.

      Sie lachte, ein angenehmes Lachen, »sie brauchen keine Angst zu haben, ich könnte damit ihre Hand zu einem Klumpen Brei zerdrücken, aber warum sollte ich das tun«, lachte sie. Eine angenehme Stimme, mit einem kleinen Akzent, sie rollte das »R» ein wenig.

      Sie ist selbstbewusst wie mir scheint, ein Alpha-Weibchen, dachte sie wieder.

      Mein Vater deutete auf den zweiten Sessel vor seinem Schreibtisch und sie setzte sich neben mich.

      Ich betrachtete sie verstohlen von der Seite, eine tolle Figur ohne weitere sichtbare Implantationen, aber unter den silbernen Kombinationen konnte natürlich einiges noch verborgen sein. Ich hätte fast gelacht, als sie das mit dem Alpha-Weibchen dachte. Also ein Alpha-Weib scheinst du mir aber auch zu sein, war meine Einschätzung von ihr.

      Sie griente mich an, »ich kann ihre Gedanken lesen, ob sich da noch weitere Implantate verstecken«, griente sie.

      Schätzchen, wenn hier einer Gedanken lesen kann, dann kann ich das.

      Ich griente zurück, »und sind sie?«

      »Nein, alles andere ist Natur«, meinte sie. Bis auf ein paar Kleinigkeiten, die du nicht unbedingt wissen musst Alpha-Weibchen, dachte sie amüsiert.

      »Wenn wir dann genug sondiert haben, können wir dann weiter machen«, meinte mein Vater etwas gereizt.

      Wir sahen beide Carl Thorensen erwartungsvoll an.

      »Solair bleibt erst einmal bei uns, sie soll uns bei unserem zukünftigen Geschäft beraten. Ich möchte dich bitten, dass du dich ihrer annimmst und ihr alles zeigst, was sie wissen muss«, meinte mein Vater zu mir.

      Ich nickte nur.

      Solair sah mich an als sie sich an mich wandte, »die Kolonisten in mehreren Systemen haben ein existentielles Problem, das wir lösen könnten, für uns einträglich lösen könnten - mit eurer Hilfe«, meinte sie ernst.

      Als ich nichts sagte fuhr sie fort, »seit langer Zeit ist es bekannt, dass viele Kolonien Probleme haben mit ihrer Bevölkerungsentwicklung. Dieses Problem wird von Jahrzehnt zu Jahrzehnt gravierender, jedenfalls bei einigen Planetensystemen, nicht überall. Bei einem guten Dutzend Systemen beginnt sich das zu einer Katastrophe zu entwickeln, mit zwei Ursachen, einmal sind die Spermien der männlichen Bewohner immer weniger zeugungsfähig und zweitens gibt es einen gravierenden Frauenmangel. Die Veränderung der Zeugungsfähigkeit mit der Veränderung der Spermien hat sich auf eine ungehinderte Einstrahlung aus dem Weltraum bei den meisten Planeten herausgestellt. Man beginnt Maßnahmen dagegen zu ergreifen, gigantische Abschirmungen, aber es ist bereits zu spät, die Entwicklung ist nicht mehr umkehrbar.«

      Ich begriff nichts und man sah es mir wohl deutlich an, denn mein Vater fuhr fort.

      »Wir können den Leuten helfen, gegen gute Bezahlung versteht sich.«

      Ich muss wohl unglaublich dämlich ausgesehen haben, denn Solair neben mir lachte, »nein, wir wollen nicht, dass du Kinder in die Welt setzt, man könnte meinen du könntest mit dem Gedanken spielen.«

      Mein Vater lachte, »nein, wir werden in großem Umfang Samen, zeugungsfähigen Samen auf der Erde einsammeln, und wenn es sich ergibt, auch junge, gebärfähige Frauen und diese in die Kolonien exportieren.«

      Nun war es raus, »wir wollen Sklaven- und Spermienhändler werden«, fragte ich ungläubig.

      Beide nickten und sahen mich erwartungsvoll an.

      Ich fing an zu kichern, dann bekam ich einen Lachanfall und konnte nicht mehr aufhören.

      »Ich stelle mir gerade vor«, ich konnte nicht mehr weiter sprechen, denn der nächste Lachanfall überrollte mich schon wieder,« ich stelle mir gerade vor, wie ich einem Kunden einen runterhole und in ein Reagenzfall abfülle.«

      Ich fühlte wie ich mich nass machte vor Lachen.

      »Wenn du dich wieder beruhigen würdest«, meinte mein Vater trocken und etwas verärgert, »dann können wir weiter machen. Das ist ein Bombengeschäft, wir stoßen in eine Marktlücke