Jonathan Alnish

Der Klan


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      Bernadotte führte uns einen Gang hinunter in eine großzügige Kabine in der Jason auf einem Bett lag und uns erstaunt, aber mit schmerzverzerrtem Gesicht ansah.

      »Was machst du denn für einen Scheiß Jason«, meinte ich zu ihm als wir in die Kabine kamen, »ich habe dir Hilfe mitgebracht, die Schiffsärztin der ,African-Queen' will sich deinen Arm einmal ansehen.

      »Seit wann habt ihr eine Schiffsärztin«, fragte mich Jason fassungslos, der meinen Scherz nicht verstanden hatte.

      Naomi hatte inzwischen den Medizinkoffer geöffnet und auf den Tisch gestellt.

      »Ich verschwinde dann mal«, murmelte Taylor, ich wusste, er konnte kein Blut sehen.

      Sollen sich doch die beiden Weiber mit dem Idioten beschäftigen, der Mann wurde mir immer unsympathischer und ich begriff es nicht mehr, wie ich mit dem einmal intim sein konnte. Damals jedenfalls hatte er solche Gedanken in meiner Gegenwart nicht.

      »Auch besser so«, stellte Naomi fest und erntete von Taylor im rausgehen einen bösen Blick.

      Naomis Gedanken strahlten Abneigung und Verachtung für Taylor aus.

      Der Medizinkoffer war das letzte, was die Unfallmedizin auf diesem Gebiet irgendwann um das Jahr 2700 herausgebracht hatte. Analysegeräte, die an den Patienten angeschlossen, das Blut untersuchten, Temperatur maßen, Atmung und Herzfrequenz überwachen konnte und über ein Display Analysen über den Zustand des Patienten ausgeben konnte.

      Naomi fand sich schnell zurecht und schloss die Adapter bei Jason an und wartete das Ergebnis ab, was das Display dort ausspuckte.

      Sie schüttelte den Kopf und murmelte etwas vor sich hin und begann dann aber die Druckmanschetten um den Arm von Jason zu lösen.

      Sie gab Jason eine Injektion mit einem Injektionsgerät aus dem Medizinkoffer, weil er anfing mit den Zähnen zu knirschen und zu stöhnen.

      Ich schrie erschrocken auf, als ich den freigelegten Arm sah, ein Knochen ragte aus dem Unterarm heraus, blutig und schon teilweise verschorft, die Wunde war eitrig und ganz entzündet.

      »Großer Gott«, murmelte Naomi, »was für ein Idiot hat denn das hier versorgt? Du wärst in drei Tagen tot gewesen, möglicherweise bist du es auch bis dahin.«

      Sie suchte in dem Medizinkoffer und kam erneut mit dem Injektionsgerät wieder heraus und wählte eine Einstellung auf der Tastatur.

      »Du bekommst jetzt eine Vollnarkose, ich muss den Arm operieren«, teilte sie Jason mit.

      Ich spürte Jasons Schmerzen fast körperlich, das war eine der unangenehmen Eigenschaften meiner Gabe, man konnte nicht nur die angenehmen Gefühle eines Menschen erleben, auch die unangenehmen und vor allem auch körperliche Schmerzen.

      »Aber bitte nicht den Arm abnehmen«, murmelte er unter Schmerzen.

      »Nein, warum sollte ich«, meinte Naomi lakonisch.

      Sie schloss weitere Adapter an Jason an, die seine Atmung und seine Herzfrequenz auf dem Display sofort anzeigten, dann setzte sie das Injektionsgerät an, zischend schoss ein Narkotikum in seinen Oberschenkel und Jason schloss die Augen und war innerhalb von zwei Minuten weggetreten und die Schmerzen in meinem Kopf verschwanden schlagartig und ich konnte mich wieder konzentrieren.

      »Du musst mir helfen«, meinte Naomi zu mir, »schieb den Tisch an das Bett und leg seinen Arm auf den Tisch und halte ihn stabil, er wird sich trotz der Narkose bewegen, du musst ihn absolut ruhig halten, sonst verletzte ich Nervenbahnen und er kann seinen Arm später nicht mehr richtig benutzen oder seine Finger nicht mehr bewegen, aber möglicherweise ist es auch schon zu spät.«

      Wortlos schob ich den Tisch an das Bett und Naomi legte den blutigen Arm von Jason auf den Tisch. Sie legte sterile Tücher aus dem Medizinkoffer unter den Arm und gab mir sterile Handschuhe, die ich mir anziehen sollte. Das alles ging völlig lautlos und routiniert vor sich. Meine Hochachtung vor dieser Frau stieg von Minute zu Minute. Sie wusste eindeutig was sie tat und sie tat dieses garantiert nicht zum ersten Mal.

      Sie selbst hatte schon sterile Handschuhe an. Sie deute auf den Arm, »so jetzt halte den Arm richtig fest, ich muss jetzt den Arm erst einmal richten und versuchen den Knochen in die richtige Lage zu bringen.«

      Sie nahm Jasons Hand und zog kräftig daran, ich hielt den Arm an der Schulter fest. Das herausragende Knochenstück verschwand wieder in der Wunde. Naomi fühlte an dem Bruch mit ihren Fingern, »wir bräuchten ein Röntgengerät, aber es muss auch nach Gefühl gehen«, murmelte sie.

      Sie schüttelte den Kopf, »der Bruch sitzt noch nicht, wir haben da Splitter, ich muss die Wunde aufmachen.«

      Sie nahm ein Skalpell heraus und mit einem vorsichtigen Schnitt öffnete sie die Wunde weiter. Mit einem Sauger aus dem Koffer saugte sie das hervorquellende Blut auf und warf immer wieder einen Blick auf die Anzeigen auf dem Display.

      »Er hält sich gut, ein kräftiger Bursche, er kommt wohl doch durch«, meinte sie.

      Sie beugte sich über die Wunde und begann wieder an dem Arm vorne zu ziehen. Jetzt konnte sie in der offenen Wunde die beiden Hälften der Knochen sehen. Mit einer Pinzette entfernte sie Knochensplitter aus der Wunde. Immer wieder saugte sie das Blut ab, das trotz der Blutdruckmanschette immer noch floss. Es klackte richtig ein wenig, als die beiden Hälften wieder zusammentrafen und ihren richtigen Platz einnahmen. Für mich sah das aus, als würden sie regelrecht einrasten.

      »Ja, das war es, die Muskeln haben den Knochen wieder in seiner richtigen Lage fixiert.«

      Sie nahm ein Gerät aus dem Koffer das aussah wie eine kleine Lanze. Nach ein paar Eingaben auf dem Tableau trat ein feiner, blauer Strahl aus dieser Lanze, ein blauer Laser vermutete ich. Sie verödete mit der Lanze einige Blutgefäße und begann den Knochen mit dem Laser zu bearbeiten.

      »Ich schmelze vorsichtig die Knochenstruktur an, um die Zersplitterung zu füllen, außerdem fixiert das den Knochen, damit sich trotz der Druckmanschette später nicht mehr verschieben kann«, erklärte sie mir.

      Es stank, es stank erbärmlich nach verbranntem Fleisch und als wenn Plastik verbrannt wurde. Sie arbeitete fast 15 Minuten lang konzentriert und wortlos.

      Dann begann sie die Wunde zu verschließen ebenfalls mit einem Laser, der die Wundränder regelrecht verschweißte die sie mit einer Art Zange in der Position hielt. Der Gestank steigerte sich weiter.

      Nachdem sie mit einem Tuch den Arm gesäubert hatte, war ich begeistert, der Arm sah für mich völlig gesund und unbeschädigt aus. Sie nahm eine Sprühflasche aus dem Koffer und sprühte den gesamten Arm mit einer goldbraunen Flüssigkeit ein.

      »Das soll Infektionen verhindert, bis die Wunde restlos auch bakteriologisch geschlossen ist. Er bekommt jetzt noch einige Injektionen gegen die Blutvergiftung die er schon hat und die Infektionen, damit hat er eine gute Chance durchzukommen.«

      Zum Schluss legte sie ihm wieder eine Druckluftmanschette um den Arm, die aufgeblasen wurde und den Arm mit dem Bruch fixierte.

      »Das war's, in zwei Wochen kann die Manschette wieder runter«, dann sollte er seinen Arm wieder gebrauchen können. Möglich, dass anfangs noch ein taubes Gefühl in den Fingern ist, aber das legt sich mit der Zeit. Irgendjemand sollte die Manschette alle zwei Tage entfernen und den Arm hier mit der Sprühflasche eindüsen und dann die Manschette wieder anlegen. Am liebsten wäre es mir, wenn er mit uns auf das Schiff käme.«

      »Danke, das war eine tolle Leistung«, meinte ich zu ihr und sah ihr dabei ins Gesicht.

      »Wie lange dauert die Narkose, wir können ja versuchen ihn auf die ,African-Queen' zu bekommen, hält die Manschette einen kleinen Stoß denn aus.«

      Naomi nickte, ja, wobei sich das wirklich nur auf einen kleinen Stoß beziehen sollte. Wenn er fallen sollte muss er unbedingt auf die rechte Seite fallen, also nicht auf seinen verletzten Arm. Er müsste eigentlich in 20 bis dreißig Minuten wieder voll da sein.«

      Ich drückte ihr die Hand, »du hast