Danian Stone

Nummer 14


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      Heute ging irgendwie alles schief und er hatte keine Lust, sich auch noch Ärger mit der Polizei zu holen, falls er falsch lag.

      Wer war so blöd und sollte ein Mädchen dort verstecken und es ausgerechnet dann wegschaffen, wenn auf der anderen Straßenseite, jemand auf dem Dach arbeitete.

      Ben stand auf und sah noch einmal hinüber. Alles schien still zu sein. Die Luke war verschlossen.

      Hatte er geträumt?

      Eigentlich waren es nur Schatten gewesen, die er gesehen hatte.

      Es könnte alles Mögliche gewesen sein.

      Plötzlich schüttelte er nervös seinen Kopf.

      Was es auch immer gewesen war, es hatte sich erledigt.

      Er schaute sich die Antenne an und machte sich daran, darüber nachzudenken, wie er am schnellsten einen neuen Mast hier hoch bekommen würde, damit er hier endlich fertig werden würde. Diese Straße machte ihm Angst und die Luke gegenüber, fing ebenfalls an, ihn zu ängstigen.

      Man könnte sagen, es war ein gewisses Ritual, das sich täglich abspielte. Ein immer wiederkehrender Tagesablauf und das, an jedem Wochentag, und so verging auch dieser Tag, wie schon die unzähligen davor und so wie es noch viele weitere geben würde.

      Gegen fünf Uhr, holten die letzten Eltern ihre Kinder im Hort ab. Und während morgens, vorwiegend Mütter ihre Kinder, in die Obhut der Erzieherinnen gegeben hatten, waren nachmittags die Väter in der Überzahl.

      Gegen fünf Uhr, öffnete auch das Lokal gegenüber und die ersten Gäste, meist Männer, strömten hinein.

      Während immer mehr Autos in der Straße einen Parkplatz suchten, was bei den wenigen Parktaschen, ein aussichtloses Unterfangen war.

      Um 19:00 Uhr, war dann fast alles Leben in der Straße erloschen.

      Die Geschäfte, der angrenzenden Passagen schlossen und auch der letzte Wagen, hatte endlich irgendwo eine Parkfläche gefunden.

      Nachdem Robert sich etwas zu essen gemacht hatte, setzte er sich vor den Fernseher und sah sich irgendeinen Film, über eine Frau an, die ihr Kind verloren glaubte, bis sie es schließlich wieder fand und sie sich beide, überglücklich in die Arme fielen.

      Danach gab es eine dieser Serien, deren Handlung man mit den Worten, einfach und oberflächlich, beschreiben konnte. Aber dennoch gelang es Robert nicht, einen Zusammenhang herauszufinden. Vielleicht hätte er eine der dreihundert Folgen davor sehen sollen, fragte er sich und schaltete genervt um.

      Von der Straße unten, hörte er Stimmen und ein beiläufiger Blick auf die Uhr verriet ihm, dass sich der Club der glorreichen fünf, vor dem Kiosk, längst aufgelöst hatte.

      Das taten sie jeden Abend um acht und morgen früh, um Punkt sieben, saßen sie dann alle wieder auf ihrem Bänkchen.

      Die Stimmen wurden lauter. Jetzt befanden sich die Personen, ziemlich genau auf der Höhe seines gekippten Fensters.

      Drei Personen, die sich darüber uneinig waren, wohin sie gehen sollten. Es wurden die Namen von einigen Lokalen genannt, die Robert nicht kannte. Dass es sich dabei um Lokale handeln musste, schloss er daraus, weil die drei bei jedem Namen, verschiedene alkoholische Getränke aufzählten, die es dort zu geben schien. Schließlich entbrannte eine heftige Diskussion und dann entfernten sich die Stimmen.

      Vermischten sich mit dem Krach, der aus dem Lautsprecher des Fernsehers drang und wurden dann plötzlich von einem anderen Lärm übertönt.

      Robert stellte spontan den Ton seines Fernsehers ab und lauschte ängstlich, den dumpfen Geräuschen.

      Seit über zwei Wochen ging das jetzt so und das fast immer zur gleichen Uhrzeit. Zumindest hatte er sich vor etwa zwei Wochen zum ersten Mal durch diese Geräusche gestört gefühlt und seitdem, reagierte sein Unterbewusstsein jedes Mal sofort, wenn er sie vernahm.

      Schwere Schritte. Als würde Jemand auf dem Speicher entlang gehen. Hin und wieder hörte es sich sogar so an, als würden mehrere Personen auf und ab laufen.

      Doch die Vorstellung war zu abwegig.

      Zum einen, sah er keinen Sinn darin, warum sich eine Gruppe, durch die schmale Deckenluke, die sich über dem Treppenabsatz, vor seiner Eingangstür befand, zwängen sollte, um sich auf dem Speicher zu treffen.

      Zum anderen, hätte er es gehört, wenn jemand die Deckenluke heruntergeklappt hätte. Das verdammte Ding machte einen derart unangenehmen Lärm, dass es unmöglich war, ihn in seiner Wohnung zu überhören.

      Dennoch wurde seine Neugier von Nacht zu Nacht größer und verdrängte dabei jede rationale Vorstellung. Dabei drängten sich ihm die unmöglichsten Erklärungen für dieses Phänomen auf.

      Rasch stand er auf und lief in den Flur.

      Er schob den Vorhang etwas zur Seite und späte durch den kleinen Spion in der Tür.

      Alles im Flur sah verzerrt und unnatürlich aus. Hinzu kam die Dunkelheit, die nur durch das spärlich einfallende Licht der Hoflaterne, die von unten durch die Flurfenster schien, etwas aufgehellt wurde. Doch was er sah genügte, um die geschlossene Luke in der Decke des Flurs zu erkennen.

      Er lief zurück ins Wohnzimmer und lauschte.

      Für einen Moment lang, war es still, dann hörte er es wieder!

      Dumpfe Schläge, so als würde Jemand mit enormem Gewicht dort oben auf und ab gehen. Es waren die Schritte von mehreren Personen. Robert drehte seinen Kopf, um sein rechtes Ohr auf die Geräusche ausrichten.

      Vielleicht gab es eine Verbindung vom Nachbarhaus, die hinauf, in den Bereich über seiner Wohnung führte, dachte er, während er immer noch lauschte. Das würde auch erklären, warum die Deckenluke geschlossen war, obwohl dort oben jemand entlang lief.

      Soweit er wusste, waren die Keller früher miteinander verbunden gewesen. Warum sollte das beim Speicher nicht auch der Fall gewesen sein und vielleicht war es heute noch so.

      Außerdem fiel ihm keine andere Erklärung ein.

      Dort oben gab es nichts.

      Nicht über seiner Wohnung.

      Plötzlich schüttelte er den Kopf und richtete die Augen auf die Decke.

      Diese Erklärung klang zu verrückt.

      Die Keller waren miteinander verbunden gewesen, weil sie im zweiten Weltkrieg als Bunker gedient hatten. Bei den Dächern war das mit Sicherheit nicht so gewesen. Wer hätte sich bei einem Bombenangriff auf dem Dach versteckt?

      Es musste eine andere Möglichkeit geben!

      Vielleicht war dort oben überhaupt niemand und der Lärm, entstand irgendwo anders. Der ungenutzte Hohlraum unter dem Dach, könnte den Lärm doch weitertragen. So wie diese Bechertelefone, die sich seine Kinder immer gebastelt hatten. Zwei einfache Becher, mit einem Loch im Boden durch das man eine Schnur steckte. Dort oben könnte es ein Bauteil geben, das ebenso die Schallwellen übertrug, wie eine Schnur und der ganze Speicher diente als Resonanzkörper.

      Für Robert schien dies im Moment die einzig vernünftige Erklärung zu sein und wenn das wirklich der Grund für diesen Lärm war, dann sollte er die Hausverwaltung über diese abendliche Lärmbelästigung informieren. Schließlich hatte er ein Recht darauf, nach acht Uhr abends seine Ruhe zu haben.

      Während Robert noch darüber nachdachte, fragte er sich, ob er der Sache nicht auf den Grund gehen sollte.

      Dabei ertappte er sich dabei, dass er die Entscheidung bereits längst getroffen hatte.

      Er suchte nach einem Nagel, den er durch den Stiel des Besens schlagen konnte, um so einen Haken, für die Öse zu basteln, mit der man die Luke hinunter ziehen konnte. Doch so lange er auch in seiner einfachen Werkzeugkiste suchte, er fand keinen.

      Dabei fiel ihm auf, dass es wieder still geworden war.