Danian Stone

Nummer 14


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sich.

      Nur das Flimmern des Fernsehers, der im Nebenzimmer stand, drang in den düsteren Flur und dann durchbrach der Lärm eines Autos, dass die Straße hinunter raste, die Stille in seiner Wohnung.

      Von oben war nichts mehr zu hören.

      Robert legte den Besen weg, ging zurück ins Wohnzimmer und setzte sich wieder vor den Fernseher. Er schaltete den Ton wieder ein und schluckte kurz.

      Dann verfolgte er einige Sendungen, während er unterschwellig immer noch lauschte.

      Doch es blieb ruhig.

      Donald Herb schleppte zu dieser Abendstunde wieder seinen Körper die Straße hinunter und obwohl es jetzt bergab ging, kam ihm der Weg fast genauso beschwerlich vor, wie heute Morgen.

      Vermutlich war es die Müdigkeit, die ihm so zusetzte. Zumindest redete er sich das ein.

      Er umschloss mit seinem Arm die Plastiktüte, mit den Bierflaschen, die sein letztes Geld verschlungen hatten und sah zu, dass er endlich nach Hause kam.

      Er würde noch ein bisschen Fernsehen und ein paar von den Bieren kippen, dachte er und dabei langsam einschlafen.

      So sah sein allabendliches Programm aus und er war froh darüber, denn so konnte er am leichtesten den Ärger vergessen, den er den ganzen Tag über zu schlucken bekam.

      Dabei spielte es keine Rolle, ob es der Ärger mit den Ämtern war, die ihn nicht verstanden, oder seinen Freunden, die über ihn lachten, wenn man sie denn überhaupt als Freunde bezeichnen konnte.

      Eigentlich hatten sie sich nur so zusammengefunden und ob seine Anwesenheit erwünscht war, konnte er nicht einmal mit Gewissheit sagen.

      Vielleicht gehörte er ja gar nicht zum Club!

      Vielleicht war er für sie nichts anderes, als so ein armes Schwein. Einer von denen, die er früher gequält hatte. Damals, als er noch ein echter Kerl gewesen war. Jetzt waren sie die echten Kerle.

      Don fluchte leise vor sich hin, wobei die Erinnerung an die alten Tage, ein verschmitztes Lächeln auf sein dickes Gesicht zauberte, das aber ebenso schnell verschwand, wie es gekommen war.

      Denn in seinem Innersten ärgerte er sich.

      Etwas weiter unten, machte die Straße eine kleine Biegung und mit einem Mal, hatte ihn das Dunkel der Nacht, gänzlich umhüllt und er kam sich fast lächerlich vor, als er sich dabei ertappte, wie ihn ein ängstlicher Schauer überkam.

      Ausgerechnet ihn, den schlimmsten Kerl der Stadt!

      Nicht er sollte Angst haben, sondern die Dunkelheit!

      Er warf einen verärgerten Blick nach oben und stellte fest, dass die beiden Laternen, die auf diesem Wegstück standen, nicht leuchteten.

      Eine glühte schwach, die dahinter leuchtete überhaupt nicht.

      Don legte eine kurze Verschnaufpause ein und stellte den Beutel ab, wobei er peinlichst genau darauf achtete, dass keine der Flaschen im Beutel umfallen konnte.

      Um dies zu bewerkstelligen, legte er eine schon fast akrobatische Fingerfertigkeit an den Tag. Während er die Tüte, mit Daumen und Zeigefinger festhielt, ertastete er durch das Plastik, nacheinander die einzelnen Flaschenhälse, mit den restlichen Fingern seiner rechten Hand und stellte sie so aufrecht hin, bevor er die Tüte los ließ.

      Mit seinen zittrigen Händen kramte er dann unter seiner Jacke, eine Zigarette hervor und warf das leere Päckchen achtlos hinter sich.

      Gerade als er im Begriff war, die Zigarette anzuzünden, kam ein leichter Windzug auf, der ihn daran hinderte, den Tabak zu entzünden.

      Es war nicht die Art von Wind, die er sonst verspürte.

      Vielmehr war es so, als fächele ihm jemand Luft zu.

      Eine freundliche Geste, dachte er und grinste innerlich.

      Dabei stand er schweigend da und versuchte herauszufinden, woher der Windzug kam.

      Suchend blickte er die Straße hinauf und hinunter, aber alles war ruhig. Der Luftzug war verschwunden und mit ihm, ein unangenehmer, fauliger Geruch, den er mit zu Don geweht hatte.

      Was zur Hölle konnte so erbärmlich stinken?

      Fragend stand er da.

      Der Geruch war so abstoßend und ekelhaft, dass ihn fast ein Brechreiz überkam, wenn er nur daran dachte.

      Alleine der Gedanke, brachte ihm diesen Geruch sofort wieder in die Nase, obwohl er ihn nur für den Bruchteil einer Minute bemerkt hatte.

      Vielleicht war es der Gestank aus den Kanälen, unter der Stadt. So in etwa stellte er ihn sich vor. Dabei schaute er sich immer noch fragend um, während ihn die Dunkelheit umhüllte.

      Er hasste diese verdammte Stadt mindestens genauso, wie sie ihn hasste. Warum sonst, war sein Leben so armselig verlaufen?

      Nur drei Straßen weiter war er aufgewachsen.

      Damals schon hatten ihn die Kinder immer nur fette Sau genannt.

      Specki!

      Allerdings hatten sie darauf geachtet, dass dann genügend Abstand zwischen ihm und ihnen lag, denn wenn er einen von diesen Jungs in die Finger bekommen hatte, dann kannte er keine Gnade und sie wussten das.

      Heute war keiner mehr von ihnen hier.

      Sie hatten es alle geschafft, von hier wegzukommen und eine vernünftige Arbeit zu finden. Don war der Einzige, dem dieses Glück versagt geblieben war. Rasch hob er seinen Beutel auf, klemmte ihn sich unter den Arm und zündete umständlich die Zigarette an.

      Dann ging er weiter. Immer weiter ins Dunkel der Straße.

      Er kannte die Stadt wie kein zweiter und er wusste, dass alle hinter seinem Rücken über ihn lachten. Keiner würde dies je zugeben, aber Don wusste es.

      Sie lachten, weil es kaum noch ein T-Shirt oder ein anderes Kleidungsstück gab, das seinen Bauch ganz überdeckte und sie lachten, wenn er sich bückte.

      Einmal hatte es einer gewagt, direkt vor Don zu lachen und auf ihn zu zeigen.

      Er hatte sich den Kerl geschnappt und ihn so verprügelt, dass er drei Tage lang im Krankenhaus gewesen war.

      Bei dem Gedanken daran, verzog Don seine speckigen Backen zu einem Lächeln. Eine Woche Sozialarbeit hatte ihm das eingebracht, aber das war es wert gewesen.

      Donald hatte jetzt fast das Ende der Straße erreicht und vor ihm lag die Kreuzung, als er plötzlich wieder von einem Luftzug überrascht wurde.

      Neugierig machte er kehrt, denn das helle Licht der Kreuzung, an der er stand, hatte seine Angst verschwinden lassen und seine Neugier geweckt.

      Er lief ein Stück zurück und je weiter er ging, umso intensiver wurde der kühle Luftzug und mit ihm dieser seltsame Geruch.

      Da war er wieder!

      Es war ein angenehmer, sonderbarer Wind, der ihn umgab, auch wenn er einen seltsam abstoßenden Geruch mit sich trug.

      Don blieb stehen und schaute sich um.

      Die Straße war menschenleer und nur bei einem Haus, brannte in einem der oberen Stockwerke, noch Licht.

      Beim Anblick der dunklen Häuserfronten, fühlte er plötzlich, wie ihn ein Angstschauer überkam, als er den Luftzug erneut spürte.

      Stärker und kühler war er jetzt und er kam von oben.

      Das angenehme Gefühl, das er eben noch erzeugt hatte, war verschwunden und der Gestank hatte zugenommen.

      Don schaute hinauf und alles was er sah, war ein riesiges Maul.

      Er fühlte einen beißenden Schmerz und dann wich das Leben aus seinem Körper.

      Klimpernd fiel sein Beutel zu Boden. Glas zerplatzte